04.08.2022

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Ringheiligtum Pömmelte und Dorf der Leubinger-Kulturgruppe im Thüringer Becken

DIE UR-THURINGI

Die Ur-Kultur im Thüringer Becken
ist die Mutter der deutschen Kultur.
Der Fürsten-Grabhügel von Leubingen
zeigt der Urdeutschen hohe Statur.

Man heißt nach böhmischen Funden,
die „Aunjetitzer”-Kultgruppe gern,
doch die Leubinger waren ganz eigen,
sie folgten einem eigenen Stern.

An der Unstrut standen ihre Bauten,
lang und breit und gewaltiglich fest.
Vor 4.000 Jahren wuchsen die Eichen,
da saß einst der Uhu auf ihrem Geäst.

Große Totenhütten bauten die Fürsten,
den Ahnen zur Ehre, um Toten-Gunst.
Darüber häuften sie stattliche Hügel,
geübt und geschickt in vielerlei Kunst.

Feine Wolltuche webten die Weiber,
auch Schmiede verstanden ihr Werk.
Die wundersamsten Dinge aus Bronze
barg so mancher hehre Toten-Berg.

Weite Landwege dienten dem Handel,
geräderte Karren, Ur-Rinder davor.
Man pflegte Freundschaft und Wandel,
keiner träumte nur hinter dem Tor.

Auch wogten die gewitterige Weilen,
Feindvölker toben raubend heran.
Und Landesherr und Landesmutter
riefen zum Kampf jeden tapferen Mann.

Damals wurde deutscher Sinn geprägt,
jeder Deutsche spürt ihn noch heut‘.
Und falls er zu rechten Stunde schläft,
dann erweckt ihn der Ur-Vater Theut !

Der Germanenstrom aus hohem Nord,
der ins thüringische Becken floss,
war grundblütig von der gleichen Art,
jeder heile Mensch galt als Genoss‘.

 Ringheiligtum von Pömmelte

In der Nähe von Pömmelte wurde im Jahre 2006 ein Ringheiligtum freigelegt. Es handelt sich dabei um einen Kultplatz vom Ende des dritten Jahrtausends vor dem Beginn unserer üblichen Zeitrechnung. Gefunden wurden unter anderem Deponierungsgruben und Keramikreste sowie ein Rundbau mit gut 115 m Durchmesser. Womöglich berücksichtigte ihre Bauweise auch astronomische Erkenntnisse. Da der ehemals aus einzelnen Holzpfosten bestehende Rundbau nach seinem Verfall im Laufe der Zeit an den Stellen zu einer Änderung der Bodenbeschaffenheit und damit der dort wachsenden Pflanzen führte, ist er bei Beobachtungsflügen entdeckt worden.

Die Gemarkung Pömmelte liegt an der Elbe, südöstlich von Magdeburg in der sog. Magdeburger Börde. Lange Zeit war die Aunjetitzer Kultur in Mitteldeutschland (ca. 2.300-1.550 v.0) vor allem durch Grabfunde und Hortfunde bekannt. Heute wissen wir, dass das typische Haus der Frühbronzezeit in unserer Region ein rechteckiges, meist zweischiffiges Langhaus in Pfostenbauweise war. Die Standspuren dieser Pfosten sind genau das, was sich bei archäologischen Ausgrabungen als dunklere Verfärbung abzeichnet. Die Lücken zwischen diesen Pfosten wurden mit lehmverputzten Flechtwerkwänden gefüllt. Die Häuser besaßen eine Grundfläche von 80 bis zu 360 Quadratmetern und waren Ost-West ausgerichtet. Während sie im Westen, der Hauptwindrichtung geschlossen waren, waren sie auf ihrer Ostseite etwas leichter gebaut und konnten dort je nach Jahreszeit vielleicht sogar nach Bedarf geöffnet werden. Der Eingang befand sich auf der südlichen Längsseite. Ein solches Haus beherbergte sicherlich jeweils eine größere Gruppe an Menschen, die hier zumindest im Winter auch mit ihren Tieren unter einem Dach lebten. Eindeutige Hinweise auf kleinere Wirtschafts- und Speicherbauten fehlen bislang. Umgeben waren die Höfe von Feldern und Weideflächen. Diese Langhäuser reihen sich entweder als Einzelhöfe oder offene kleine Weiler in überschwemmungsfreien Lagen entlang der Wasserläufe auf. Der Abstand zwischen den Höfen beträgt vielfach nur wenige hundert Meter. Eine absolute Ausnahme ist bislang die Siedlung im Umfeld des Ringheiligtums von Pömmelte im Salzlandkreis. Bislang wurden hier an die 100 Häuser entdeckt. Es gab reine Männerhäuser (wie das von Dermsdorf), von ca. 100 Schlafstätten, die man als Kasernen bezeichnen könnte. Vor ihren, vom Fürst angeordneten militärischen Unternehmungen, bekamen die Männer ihre Waffen ausgehändigt, eine Vorstellung, die Depotfunde von um die 100 Bronzebeilklingen unterstreichen. Das „Haus von Dermsdorf“ der Aunjetitzer Kultur, Breite 10,5 m und 44 m lang, fand man bei dem Ortsteil von Kölleda im Landkreis Sömmerda, Thüringen. Man liest dazu von Archäologen: Unweit des berühmten Fürstengrabes von Leubingen gelang eine spektakuläre Entdeckung, sie fanden nicht nur ein außergewöhnlich großes Haus aus der Frühbronzezeit, sondern konnten zudem an einer der Giebelseiten ein großes Depot von etwa 100 Bronzebeilen bergen. Die Beile von unterschiedlicher Form und Herstellungsqualität waren vor etwa 3.800 Jahren in einem Tongefäß niedergelegt worden.

Die Himmelsscheibe vom Mittelberg bei Wangen/Nebra

Fundort Mittelberg - Der Finder sagt aus >>

https://www.youtube.com/watch?v=ZJ1rpP5SsA0

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Ursprüngliche Depotanordnung von Himmelsscheibe, Schwertern usw.

An einem Sonntag im Juli 1999 machen Sondengänger während einer illegalen Raubgrabung am Mittelberg unweit der Ortschaft Nebra den Fund des Jahrhunderts: die Himmelsscheibe. Zusammen mit ihr werden zwei Schwerter, ein Meißel, zwei Beile und Armringe brutal dem Boden entrissen und schnell an überregional tätige Hehler weiterverkauft. Herkunft und Zusammensetzung des Fundes sind von größter Bedeutung für den Echtheitsnachweis und Grundlage für die Sicherstellung der Himmelsscheibe für die Allgemeinheit. In einem langen Gerichtsprozess wurden durch detaillierte Befragungen und Gutachten der Zusammenhang des Gesamtfundes und der originale Fundort auf dem Mittelberg bei Nebra in Sachsen-Anhalt zweifelsfrei nachgewiesen. Die Erstbegehung des Fundortes durch das damalige Landesamt für Archäologie erfolgte am 4. Juli 2002. Im Jahr 2006, sieben Jahre nach der illegalen Ausgrabung, gehen der Finder Henry Westphal und der Landesarchäologe Harald Meller gemeinsam auf den Mittelberg. Henry Westphal schildert dabei detailliert, was an diesem Julitag 1999, der die Welt der europäischen Archäologie so nachhaltig verändert hat, dort geschah. Durch die Rekonstruktion der Fundlage der Himmelsscheibe und der Beifunde konnten zumindest einige wichtige Informationen für die Wissenschaft gerettet werden.

Fürstengrab von Leubingen

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Rekonstruiertes Grabhaus des Fürsten von Leubingen (Museum Weimar)

Das Fürstengrab von Leubingen ist das größte erhaltene frühbronzezeitliche Fürstengrab der Aunjetitzer Kultur. Es befindet sich bei Leubingen, einem Ortsteil von Sömmerda, Thüringen. Die Hügelgräber dieser Kultur bilden einen besonderen Grabtypus, der sich durch gewaltige, weithin sichtbare Großgrabhügel mit reichhaltigen Beigaben von den normalen Bestattungen seiner Kultur abhebt und Anlass war, einen ganzen Kulturkreis als „Leubinger Gruppe“ zu bezeichnen. Im Jahr 1877 wurden am Leubinger Hügel Ausgrabungen durchgeführt. Auf dem Bodenniveau stießen die Ausgräber auf eine unversehrte, zeltförmige Totenhütte aus starken Eichenbalken, die zwischen 2.200 und 1.600 v.0 datiert wurde. Der Fürstenhügel von Leubingen gehört zu den bedeutendsten Zeugnissen der Bronzezeit in Thüringen, er wird mittlerweile recht genau auf 1.942 v.0 datiert. Leubingen hat eine zentrale Lage im Thüringer Becken. Das Dorf liegt 6 km nördlich von Sömmerda und 4 km westlich von Kölleda. Der Fluss Lossa mündet bei Leubingen in die Unstrut. Im Fürstengrab, so beschrieb es der damalige Archäologe Universitätsprofessors Friedrich Klopfleisch, lag quer über den Hüften des Fürsten das Skelett eines etwa zehnjährigen Kindes. Doch es waren nur zwei Röhrenknochen der Arme erhalten, bei denen das Alter bestimmt werden konnte; andere Knochen des Kinderskeletts wurden nicht gefunden. Da Klopfleisch der Ansicht war, die fehlenden Knochen seien vergangen, zeichnete er sie in seiner Skizze mit ein. Zum Zeitpunkt der Graböffnung fand keine anthropologische Untersuchung statt, man konnte sich also nicht sicher, ob es sich um eine Totenfolge oder um ein gleichzeitig verstorbenes Kind handelte. Da aber nur die beiden Knochen gefunden wurden, ist anzuzweifeln, ob überhaupt ein Kind bestattet wurde, möglicherweise waren die Knochen nur als Beigabe mit im Grab. Die Zeichnung Klopfleischs von der Totenhütte zeigt demnach nicht die tatsächliche exakte Befundsituation, sondern bei den Skeletten eine Rekonstruktion nach Meinung des Ausgräbers. Der Grabhügel von Leubingen gehört zu den größten seiner Art. Ähnliche Grabhügel der Aunjetitzer Kultur sind das Fürstengrab von Helmsdorf, bei Gerbstedt (Kleinstadt im Lkr. Mansfeld-Südharz), mit ebenfalls 34 m Durchmesser und der Grabhügel von Dieskau (Ortsteil von Kabelsketal, Saalekreis). Weitere 13 Grabhügel sind im mitteldeutschen Raum nachweisbar. Eine Ausnahmeerscheinung stellt der 2010 wiederentdeckte Bornhöck bei Raßnitz dar, der mit einst 65 m Durchmesser und etwa 15 m Höhe die anderen bekannten Aunjetitzer-Leubinger Grabhügel Mitteldeutschlands deutlich überragte. Der Hügel befindet sich an einem schon damals genutzten Handelsweg in einer Talebene und stellt mit seiner Höhe einen prominenten Geländepunkt dar. Über die angebliche Kreuzlage der beiden im Leubinger-Grabhügel Berdigten wird heftig spekuliert.

Ein Kundiger schreibt, von mir nur minimal bearbeitet: „Vergleicht man die Funde aus der Frühbronzezeit mit der Kombination der Objekte aus Nebra, so fällt eine enge Übereinstimmung mit dem mehr als 300 Jahre älteren Fürstengrab von Leubingen auf. Dieser weithin sichtbare Großgrabhügel befindet sich etwa 30 Kilometer entfernt vom Fundort der Himmelsscheibe” (Harald Meller, 2005;). „Der Fürst von Leubingen wird auf Grund der Schmiedeutensilien, die seinem Grab beilagen, mit der Bronzeverarbeitung in Verbindung gebracht. Sein Todesjahr: 1.942 v.0. Dieser Mann hatte die Kenntnisse oder Fähigkeiten die Himmelsscheibe von Nebra herzustellen oder herstellen zu lassen” (Terra X, 2007;). Die Bestattung in diesem Grabhügel wurde von Prof. Dr. Friederich Klopfleisch (i.J. 1877) folgendermaßen beschrieben: „In der Längenrichtung von Süden nach Norden lag in der Mitte des Dielenfußbodens ein menschliches Skelett ausgestreckt, das von einem Greise herrührte. Quer über der Mitte oder Hüftgegend dieses Skeletts lag kreuzweise ein anderes, das aus den Beigaben als weibliches zu erkennen war, und das von einem jugendlichen Individuum im Alter von etwa 10 Jahren herrührte, . . . An derselben Stelle wie diese Dolchstabklinge, mit ihr gekreuzt, lag eine Dolchklinge, und weiter oberhalb, schon nahe dem rechten Knie fand sich noch ein Paar gekreuzter Dolchklingen. Die goldenen Gewandnadeln hingegen lagen, über der Kreuzungsstelle mit dem kindlichen Skelette, also über der Hüftgegend, auf den gekreuzten Körpern der Hauptrichtungen” (Höfer, 1906;). Zu den Gewandnadeln zeichnete Klopfleisch eine Skizze mit dem dazwischen befindlichen Spiralröllchen. Für die kreuzweise bestatteten Menschen und die drei gekreuzten Grabbeigaben könnte man, aufgrund der Erkenntnisse aus dieser Theorie zur Himmelsscheibe vom Mittelberg bei Wangen/Nebra, zu folgenden astronomischen Interpretationen kommen: Die Positionen der bestatteten Körper könnten die vier Haupthimmelsrichtungen symbolisieren, jene imaginären Linien, die sich auf der Erdoberfläche immer im Zentrum des Horizontkreises kreuzen, also sozusagen die durch den Beobachter verlaufenden Nordsüd- und Ostwestlinien. Die beiden gekreuzten Dolchpaare und die diagonal gekreuzten Gewandnadeln könnten für den Ostwestbogen des Himmelsäquators und die dazu rechtwinklige Zenit-Linie, sowie für die Hoch- und Flachstellung des Tierkreises beiderseits der Ekliptik, zu den Tag-und-Nacht-Gleichen und die westliche und östliche Extremstellung des Tierkreises zu den Sonnenwendterminen stehen. Der Fürst verkörpert die Hauptrichtung und nur durch einen weiteren Toten, in dem Fall ein Kind, das aufgrund seiner goldenen Ausstattungsgegenstände mindestens dem gehobenen gesellschaftlichen Stand angehörte, konnte die zweite Hauptrichtung veranschaulicht werden. Ein Dolch, quer über den Körper des Fürsten gelegt, wäre nie so aussagekräftig gewesen, als dass es sich um zwei ähnlich wichtige Linien handeln könnte. Aber zwei gekreuzte und gestreckte Körper müssten einen Betrachter zur Suche einer doppelten, gleichwertigen und wichtigen Aussage bewegen können. Zudem wurden die Menschen in der Frühbronzezeit eigentlich nur in seitlicher Lage mit angewinkelten Armen und Beinen, als sogenannte „Hocker“, bestattet. Die Bedeutung der Symbole der Himmelsscheibe könnte durch diese ungewöhnliche Bestattungsform vom vermutlichen Schöpfer an einen neuen Herrn der Himmelsscheibe weitergegeben worden sein, denn sonst hätten die Lebenden nicht versucht, die wichtigen Himmelslinien durch vier Kreuzstellungen anzudeuten. Die Nachwelt sollte, falls sie das Grab einmal öffnet, durch die ganz einmalige, besondere Grablegung im Idealfall einen Bezug zur Himmelsscheibe oder aber zumindest zu einem Himmelskundigen herstellen können.

Der Fürstengrabhügel Bornhöck

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Bornhöck - Auf der Suche nach dem Herrn der Himmelsscheibe >>
https://www.youtube.com/watch?v=JCu7YkDTXYs

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Darstellung des Bornhöck (Einfärbung von mir) auf der Karte vom Leipziger Kreis in Sachsen von Adam Friedrich Zürner (vor 1742)

Der Bornhöck war ein um 1.800 v.0 errichteter Grabhügel der frühbronzezeitlichen Aunjetitzer Kultur (2.300-1.550 v.0) bei Raßnitz, einem Ortsteil von Schkopau im Saalekreis (Sachsen-Anhalt). Mit einem Durchmesser von 65 Metern und einer Höhe von vermutlich 15 Metern war er einer der größten bronzezeitlichen Grabhügel Mitteleuropas. Bis ins 19. Jahrhundert prägte er die umliegende Landschaft weiträumig und markierte seit dem 18. Jh. die Grenze zwischen Sachsen und Preußen. Im Zuge der Braunkohleförderung östlich von Schkopau wurde 1844 die Genehmigung zur Abtragung des Hügels erteilt, die sich bis etwa 1900 hinzog. Seitdem galt der Bornhöck als vollständig zerstört. 2010 wurden auf einem Luftbild an seinem Standort unterirdisch erhaltene Strukturen festgestellt, die zwischen 2014 und 2017 ausgegraben wurden. Die Aufarbeitung der Grabung und die systematische Untersuchung des Umfelds der Fundstelle dauern zurzeit noch an. Nach den ersten Ergebnissen scheint es sich um die bedeutendste Begräbnisstätte der Spätphase der Aunjetitzer Kultur in Mitteldeutschland zu handeln; der Bestattete könnte einer der Besitzer oder sogar der Hersteller der Himmelsscheibe vom Mittelberg bei Wangen/Nebra gewesen sein.