19.12.2021
 
DAS WELTEN-WEIB
 
Schönstes Rätsel des Kosmos ist
das holde Weib, mit seiner List.
Doch ist herab im Erden-Tal
nicht jedes Weib ein volles Ideal.
 
Die Spitzenweiber aber sind
viel mehr als Wodins Hofgesind,
mehr als die Disen und Walküren,
der höchsten Weisheit goldne Türen.
 
Das große Weltenweib ist Eins,
des absoluten Sonnenscheins,
das Licht das allen Tiefen leuchtet,
gleichzeitig seine Saat befeuchtet.
 
Es steht als Mutter am Beginn,
durch alle Jahre geht sie hin,
zu segnen all‘ die Runen-Stäbe;
sie strickt damit das Weltgewebe.
 
Sie ist identisch mit der Zeit,
sie wechselt nur ihr Sonntagskleid.
Und in des Glaubens altem Baue
galt sie als mächtig hohe Fraue.
 
Auch heiligen Odings Runen-Lehr‘,
erklärt des Weibes „Was und Wer“.
In Urform ist‘s ein Zwitter-Wesen,
will später ganz zu sich genesen.
 
Sie galt als Teil vom Urraum-Od,
der einst dem Werde-Wink gebot.
Bis heut‘, aus jedem jungen Weibe,
lockt dieser Wink aus ihrem Leibe.
 
Das pythagoreische und erilarische (Runenmeisterliche) Narrativ lautete: „Die Zahl ist das Wesen aller Dinge und symbolisiert ihr Grundprinzip“ in dem Sinne: „Wenn Gott die Welt erwirkt, rechnet er“. Als Pythagoreer bezeichnet man im engeren Sinne die Angehörigen einer religiös-philosophischen, auch politisch aktiven Schule, die Pythagoras von Samos in den zwanziger Jahren des 6. Jahrhunderts v. 0. in Süditalien gründete und die nach seinem Tod noch einige Jahrzehnte fortbestand. Der Annahme von zahlenmythologischen Bedeutungen in den Realitäten des Weltgefüges folgten Pythagoras Anhänger, die offenbar vorhanden waren bis in die nördlichen keltischen und germanischen Lebensräume hinein. Pythagoras folgte gewissermaßen den Traditionen früherer Philosophen, die versucht hatten, die Welt auf ein Grundelement, das Urprinzip aller Dinge - griech. Arché - zu reduzieren. So hatte Thales von Milet (ca. 624–546 v.0) das Wasser für das Grundelement gehalten, Heraklit von Ephesos (um 520-460 v.0) das Feuer, andere waren der Überzeugung, dass es vier Grundelemente gebe: Feuer, Luft, Wasser und Äther. Auch der bronzene sog. „Kultwagen von Strettweg“, den man 1851 nordwestlich von Graz/Steiermark/Österreich fand und aus dem 7. Jh. v.0 stammt, folgt schon der alten Zahlenmystik. Die schlanke „Göttin der Wiedergeburt“ steht auf einer 11-speichigen Rosette ! Sie hält den „Kessel der Wiedergeburt“, den man später in den nordwesteuropäischen Legenden den „Gral“ nannte, über ihrem Kopf.
 
 
Die 11. Oding-Rune „perðo“ („o“ ist germ. femininer Ablaut) zeigt die Schale der Wiedergeburts-Göttin „Peratha/Perchta“
 
Die ODING-Runenlehre zeigt uns 4 runische Jahresfestzeiten welche eindeutig Frauencharakter tragen. Es sind alles mutterkultische Schwarzmondfeste bzw. Kalenden. Es handelt sich um die 1., 7., 11. und 19. Rune. Bei Addition dieser 4 Runen ergibt sich die Zahl 38 und über deren Quersummenziehung, die Primzahl 11. Die 11. Rune, zur schönen Maienzeit („Marien-/Frauenmond“), ist ein um 90° aufgestelltes Schalen- oder Kessel-Sinnbild, des Namens „perðo“, worunter die bekannte keltisch-germanische Göttin Peratha (die Weiße) zu verstehen ist.
 
Der vorchristiche Jahresbeginn lag Anfang bis Mitte Januar und wurde regional nach dieser Göttin auch benannt. Der Perchtentag steht in unmittelbarem Zusammenhang mit der Gestalt der „Perchta“ und zwar überwiegend in einer Bedeutung als „Lichtgestalt“ (ahd. peraht ‚hell, glänzend‘, womit ‚die Glänzende‘), die in diesem Motiv das neue Jahr „Hochneujahr“ begrüßt. Zugleich ist ihre Gestalt jedoch auch an die gesamte Zeit der Rauhnächte zwischen dem 25. Dezember und dem 6. Januar geknüpft, hier mit Motiven einer vorchristlichen richtenden Gottheit, die Nachlässigkeiten bestraft und Fleiß belohnt – es spiegelt sich darin also offensichtlich der Volksglaube einer Art Hüterin der Rauhnächte wider, die in diesem Sinne einen stark vorbereitenden Charakter auf das neue Jahr hin erhalten hat. Nach Überlieferung wird der 6. Januar als „Perchtentag“ (auch oft mit „B“ geschrieben), manchmal in seiner mit den Rauhnächten verbundenen Bedeutung als Perchten-Nacht bezeichnet. Erste bewahrte Quellen stammen aus 13. Jhd. Der Perchtentag wurde zum besseren Verständnis oft mit den weiteren Bedeutungen genannt, die sich mit dem 6. Januar verbinden. Beispiele: „der Perchtentag was da ist der Oberste“, „Großes Neujahr“, „Großneujahr“, „Oberster“, „Öberster“, „der Perchtentag oder auch Driu Könige genannt“, „die Perchtennacht vor Epiphanias“. „Hochneujahr“ bezeichnet traditionell den 6. Januar, vor allem im süddeutschen und alpinen Raum, aber auch im thüringisch-sächsischen Kulturraum, und entspricht einer vorchristlich-volksgläubigen Neujahrsvorstellung, die sich durch Brauchtum und Bauernglauben überliefert hat.
 
 
Keltischer Kultwagen von Strettweg, 6. Jh. v.0, mit der 11-strahligen Bodenplatte auf der die Göttin steht. Und ebenso werden von der Grundplatte 11 Lichtfenster gebildet. Der flachen Halteschale, die die Göttin stützt, liegt der eigentliche Gral, ein großer kultischer Mischkessel auf.
 
Die Schwertscheide von Hallstatt und der Kultwagen von Strettweg >>
https://www.youtube.com/watch?v=Yi_BecQAQPE - ab 8:39 = Besprechung des Kultwagens
 
Die Zahl 11 wird auch mit einer ostasiatischen Göttin, der Guanyin, verbunden. Sie gilt im Buddhismus als ein weiblicher Bodhisattva des Mitgefühls. Ursprünglich war sie der männliche Bodhisattva Avalokiteshvara. In Japan wird sie oft als Jūichimen Kannon mit elf Köpfen dargestellt. Diese symbolisieren die Eigenschaft, in alle Richtungen zu sehen (allsehend zu sein). Die 11-köpfige Kannon des buddhistischen Tempels Yakushi-ji in Nara ist eine der berühmtesten. Diese Bilder sollen die Idealvorstellung einer Gottheit ausdrücken, die alles sieht und jedem hilft und deshalb äußerst beschäftigt ist. Kannon ist die beliebteste Gottheit im buddhistischen Pantheon. Seit der Ankunft des Kults in Japan, zum Ende des 6. Jahrhunderts, suchen die Menschen bei ihr Trost und Glück.
 
Frau Perchta im Brauchtum
Frau Perchta-Maske in Bad-Gastein
 
Seit dem 14. Jahrhundert wird bei Salzburg das Bad-Gasteiner Perchtenlauf-Brauchtum, vom 1. bis 6. Jänner, erhalten. Dazu gehört die „Frau Perchta“, mit ihrem mythologischen Symbolismus, des Guten und Bösen in einer Figur. Ein schönes, freundliches Frauengesicht auf der Vorderseite, und ein fratzenhaftes, furchterregendes Gesicht auf der Rückseite. Sie geht freundlich auf umstehende Personen zu, reicht die Hand und dreht sich dann ganz schnell um und zeigt ihr anderes Wesen. Frau Perchta trägt ein langärmeliges Dirndlkleid mit orangener Schürze und Halstuch, die böse Seite ist mit einem Baumwollkittel aus verschiedenen Stoffresten bekleidet. Auffällig ist auch der spitze Kegelhut und eine „Poppin“, die sie als Fruchtbarkeitssymbol in der Hand hält. Seit 1982 ist diese - bis zu diesem Zeitpunkt lange nicht mehr vorhandene Figur - wieder mit dabei.