Der Kreis ist das Sinnbild der „Ewigen Zeit“ und des „Endlosen Raumes“. Das Hineinkonstruieren eines Sechsecks (Hexagon) und des Hexagramms (Sechssterns) in den Kreis bietet sich förmlich an -, drängt sich auf. Dadurch erhielt das Hexagramm die identische Sinnbildfunktion wie der kosmisch verstandene Kreis.  
 
Über die einfache Methode, des Abtragens des Radius auf dem Kreis ist schlicht und einfach das Hexagramm zu konstruieren. Nochmals: Man zeichnet einen Kreis und trägt auf dem Kreisbogen sechsmal den gleichen Radius ab. Die Verbindungslinien der Schnittpunkte bilden ein Sechseck. Oder man zeichnet mit dem Lineal eine waagerechte Linie durch den Mittelpunkt des Kreises. Dann wird ein rechtwinkliges Mal-Kreuzüber den Mittelpunkt des Kreises so gezogen, dass dieser in 6 gleiche Abschnitte von Dreiecksform unterteilt wird. Nachdem die 6 Punkte die jetzt den Kreis berühren mit dem Linien verbunden werden, entsteht das Hexagon. Verbindet man die Kreispunkte zu zwei gegeneinander gerichteten Dreiecken, entsteht das Hexagramm.Mit Zirkel und Lineal lässt sich aus einem Kreis ein reguläres Sechseck auch darstellen, durch das zweimalige Abtragen auf dem Kreisrand. Die fehlenden Ecken können dann über die Geraden durch den Mittelpunkt des Umkreises und die bereits bekannten Ecken konstruiert werden.
 

 
Die runisch-gnostische Lobezahl ist die 6. Die 5. Rune aber ist zum 6-Stern, dem Hexagramm, zu erweitern. Hierin drückt sich das antike Verständnis von der Gleichwertigkeit von 5 und 6 als den Kosmoszahlen aus. Auch rechnerisch ist diese Sichtweise nachvollziehbar, denn die 5 beinhaltet die 6, die 5 weist aus ihrem Zahlenkörper auf die 6 - der perfekteren Kosmoszahl - hin: 1+2+3+4+5 = 15 = Quersumme 6.
 
AUSTAUSCHBARKEIT von 5 und 6
 
 
Es ist nur folgerichtig wenn in den altertümlichsten Tarotspielen (ca. Mitte 15.Jh.), dem „Venezian.-T.“, „Visconti-Sforza-T.“ sowie „Bologna-T.“, die 6. Karte „Die Lieben­den“ oder „Die Liebe“ heißt, während die Karte dieses Namens im „Minchiate v. Flo­renz“ die 5. ist. Da sehen wir wieder jene Ambivalenz und die Austauschbarkeit zwi­sc­h­en dem Sinn von 5 und 6.
 
Auch aus dem gezeig­ten Holzschnitt des „Rosarium Philoso­ph­orum“ (siehe Abb.), ein zah­lenmystisches Schlüsselbild ersten Ranges, ist sie herauslesbar: Drei Grund­kräfte vereinigen sich in den Gestal­ten von Männlichem, Weiblichem, dazu dem Geist­vogel der göttlichen Belebungs­kraft. Er und Sie reichen einander den Blü­tenstengel mit jeweils zwei Blüten (4 Elemente: zwei männliche, zwei weibliche) zur Kreuz­ung/Mischung entgegen. Der Geistvogel, der aus dem göttlich-vollkommenen Sechs­stern herab fliegt, gibt die seg­nende 5. Blüte (Quinta Essentia) hinzu, damit sich das hexagonale Stengelgebilde der Allvereinigung bilden kann. (C.G. Jung, „Die Psy­cho­logie der Übertragung“, 1946, S. 78ff)
 
Dieses sich kreuzende Urpaar entspricht dem Bildkürzel der 5. Mannaz-Rune () ebenso wie beispielsweise dem 6. Blatt des „Vis­conti-Sforza-Tarot“, auf dem sich Mann und Frau die Hände reichen wäh­rend der Vereinigungsgeist (Cupido) über ihnen seinen Pfeil nach dem Liebespaar abschießt. Unmis­sverständliche Aufklärung über den Sym­bolismus um die Gegensatzver­eini­gung, Mensch und Hexagramm bietet auch eine Darstellung in dem alchemi­stischen Werk von Michael Majer „Scrutinium Chymicum“ (geschrieben 1619, Erstdruck Frank­­furt, 1678), das zur Bibliothek der Leopoldina Halle/Saale gehörte, doch (neben 8.000 anderen dort von den Russen geklauten Werken) zu den kriegbedingten Ver­lusten zählt. Es handelt sich um das „Emblema XXI“, das die Quadratur des Zirkels, die zwei Geschlechter zur Ganzheit zusammen­fassend, zeigt. Das Menschenpaar steht inmitten des Quadrats (Sinnbild der 4 Ele­mente) und des Dreiecks (Vergeis­ti­gung), rundherum wird ein Zirkelschlag der All­vereinigung geführt; dessen Plange­dan­ke sich im linken Bildvordergrund als „Hexa­gramm im Kreis“ verdeutlicht findet.
 
Das „Rosarium Philosophorum“ verspricht: „Ma­che aus Mann und Frau einen runden Kreis und ziehe aus diesem das Viereck und das Dreieck aus. Mache einen runden Kreis, und du wirst den Stein der Philo­sophen haben.“ (C.G. Jung, Psychologie und Alchemie, 1944, S.182f) Wer diese Gedankengänge durchschaut, hat auch die Grund­lage der Runenzahlen­ordnung be­griffen, denn die Alchemie benutzte nichts anderes als die Sprachbilder spätantiker Religion. Ihre Ver­ständnis­kon­tinuitäten be­zog sie direkt und bruchlos aus der antiken Alchemie, die sich vom 1.-7, Jh. n.0 da­tieren lässt. Prakti­ziert wurde sie in Tempeln und deren Werkstätten, aber auch von profanen Männern und Frauen. Bereits hier gab es ein gegenseitiges Durch­drin­gen von Theorie und Praxis: man verband den chemisch-technischen Bereich mit einem religiösen Weltbild. Das prak­tische Ziel war die Transmutation („Umwandlung“) un­edler Metalle in Gold oder zu­mindest Sil­ber -, spirituell wurde gleichzeitig die Ver­vollkommnung des Geistes und die Läuterung und der Seele des Alchemisten an­gestrebt.
 
Dem englisch-stämmigen US-Bürger George Phillips Odom (geb. 1941) gelang die Konstruktion des Goldenen Schnittes mithilfe eines gleichschenkligen Dreiecks und dessen Umkreises, sowie im Jahre 1982 die Konstruktion eines regelmäßigen Fünfecks aus einem Sechseck.
 
 
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Schon der einfache Kreis ist Sinnbild des Ewigen, doch zusammen mit der Symbolik der sich ständig verjüngenden Schlange, stellt der Zirkelschluss des Tieres eine aussagekräftige Metapher einer zyklischen Wiederholung des Lebendigen dar, beispielsweise den Kreislaufes der Zeiten, der Weltuntergänge und Neuschöpfungen, des Sterbens und der Neugeburt, im abgeleiteten Sinn eben der Ewigkeit. Ouroboros (oder Uroboros), die alchemistische Schlange, leitet sich von den griech. Begriffen „ourá“ = „Schwanz" und „bóros“ = fressend / verzehrend ab, heißt also „Selbstverzehrer“ bzw. „Schwanzverzehrer“. Die schwanzverschlingende Schlange ist eines der ältesten Bildsymbole der Alchemie, das man bereits in der antiken Mythologie und Philosophie findet. Er erscheint auch mehrfach in den ägyptischen Zauberpapyri. Es handelt sich um eine Schlange, die sich in den eigenen Schwanz beißt und dadurch einen geschlossenen Kreis bildet. Es ist das Sinnzeichen eines in sich geschlossenen und wiederholt ablaufenden Wandlungsprozesses der Materie. Die Schlange, die sich selbst in den Schwanz beißt, hat keinen Anfang und kein Ende, sie verschlingt und erneuert sich selbst. Leben und Tod sind ein unendlicher kreisförmiger Prozess, aus dem einen entsteht das andere. Daher handelt es sich um ein Symbol der Unendlichkeit, der Ewigkeit. Die griechische Weisheit, des „Alles im Einen“, steht oftmals bei solchen Darstellungen dazu geschrieben. Die Alchemisten benutzten das uralte Symbol des Ouroboros, um diese Erkenntnis zu betonen. Schon im alchemistischen Werk „Chryospoeia“ (griech. für Goldmachen) der hellenistischen sog. „Kleopatra die Alchemistin“ aus Alexandria (1./4. Jh. ?) ist der Oroboros abgebildet. Ihr Werk ist in einer Handschrift aus dem 10./11. Jh. in der „Biblioteca Marciana“ in Venedig erhalten (Codex marcianus graecus 299). Die alchemistische Ouroboros-Schlange wurde u.a. von Theodoros Pelecanos im Jahre 1478 im alchemistischen Traktat „Synosius“ gedruckt. Auch Michael Maier in „Atalanta fugiens, Oppenheim“ (1618) zeigt die Ouroboros-Schlange. In „Donum Dei“, einer alchemistischen Arbeit (1735) von Abraham Eleazar (Eleazaris, R. Abrahami), gibt es die Gravur, da beißen zwei Drachen (Schlangen) sich gegenseitig die Schwänze und bilden damit den Ouroboros. Die obere Schlange ist geflügelt und trägt eine Krone. Der Doppel- Uroboros  meint den Repräsentanten des Bösen, Teuflischen und den des Guten, Göttlichen, die miteinander verbunden sind. Oder einfach Leben und Tod ! Aus „Aurea catea Homeri. Francoforti et Lipsiae“ (1763) von Ludovico Fasrat, sind die beiden Drachen ebenfalls abgebildet. Dazu kommentiert W.W. Meisner: „Versinnbildlicht durch zwei Drachen umschließt das 'Fliessende' des oberen Abgrundes zusammen mit dem 'Festen' des unteren Abgrundes in einem Kreis(laufe) alles Irdische (Animalische - Vegetabilische - Mineralische) und Himmlische (Planeten). Der Inferior-Uroboros  hat satanische, der Superior-Uroboros trägt mit Flügeln und Krone himmlische oder göttliche Züge.“ Die eine Hälfte des Tieres ist meist weiß und die andere schwarz (vgl. Yin und Yang). Es ist ein Symbol für die Unendlichkeit, die ewige Wiederkehr und die Vereinigung von Gegensätzen (wie hell/dunkel oder aktiv/passiv). Die sich in den Schwanz beißende Schlange deutet an, dass dem Ende ein neuer Anfang in ständiger Wiederholung entspricht, dass der Abschluss eines Weges oder Prozesses einen Neubeginn bedeutet. In der alchemistischen Symbolik ist der Ouroboros das Bildsymbol eines in sich geschlossenen und wiederholt ablaufenden Wandlungsprozesses der Materie, der im Erhitzen, Verdampfen, Abkühlen und Kondensieren einer Flüssigkeit zur Verfeinerung von Substanzen dienen soll. Dabei wird die zum Zirkel geschlossene Schlange oft durch zwei Wesen ersetzt, die Maul und Schwanzende verbinden, wobei das obere als Zeichen der Flüchtigkeit (Volatilität) wie ein geflügelter Drache wiedergegeben ist. Nach Auffassung von Kennern stand die Ouroboros-Symbolik schon im alten Ägypten auch für das ewige Leben und die Wiedergeburt. Entspreche Abbildungen legen nahe, dass der Archetyp „Mutter“ gemeint ist. So umschließt die Kreislauf-Schlange den jugendlichen Sonnengott Horus, der am Ende des Tages in sie eingeht, sich in ihr verjüngt und wieder zum Kind wird, um erneut aus ihr geboren zu werden. Das Symbol verdeutlicht den Doppelcharakter von Bedrohung und Schutz des Mutterarchetyps: „Die Mutter gebiert und verschlingt“.