Mein langer Weg nach Hause
(Der Bericht einer jungen Frau )
 

Wenn man mit offenen Augen durch die Gegend läuft, stelle ICH jedenfalls fest, daß so viele Menschen auf der Suche sind. Auf einer Suche nach einem Platz, wo sie hingehören, nicht nur im Alltag, sondern vor allem geistig und religiös. Ist ja auch kein Wunder nach jahrhundertelanger Entwurzelung durch das Christentum. Ich will euch nur mal so nebenbei am Rande erzählen, wie meine Suche verlief.
 
Also: Aus Versehen getauft („weil das eben damals so üblich war“ -1957) wuchs ich total atheistisch auf und hatte nicht die geringste Ahnung vom Christentum. Mit 25 landete ich in einer Evangelischen Studentengemeinde, weil die eben in der DDR ein kleiner Freiraum für eigene Gedanken unter dem Schutz der Kirche war. Dann wollte ich diese Religion kennenlernen, las die Bibel, studierte intensiv die ganze Kirchengeschichte und auch für 1 Jahr das heutige Judentum, wobei mir eine Freundin aus der Leipziger Gemeinde viel half. Ich wurde evangelisch und nach 5 Jahren wechselte ich zur Katholischen Kirche über. Mein größtes Hobby war immer, mit Priestern, Mönchen, u.ä. über heikle Themen zu diskutieren und sie zu testen, wie sie wohl auf meine oft gegenteiligen Meinungen reagierten. 10 Jahre danach war ich mir ganz sicher, daß dieser Weg falsch und schon gar nicht meiner war. Den Anstoß, nun endlich gründlich darüber nachzudenken gab mir merkwürdigerweise meine Vorliebe für die Pagan- u. Black Metal Musik. So wanderte ich am Neujahrstag 1998 durch die Wälder und dann schrieb ich folgendes in mein Tagebuch:
 
Zitat Anfang: Ich denke, daß jede Religion eigentlich nur Einbildung ist und ein künstlich erschaffener Halt, wenn man sonst keinen mehr findet. Für die Kinder sind es die Eltern oder der Teddybär, dem man alles anvertraut, für die Erwachsenen die Religionen. Letztens meinte einer in ner Metalzeitschrift:
 
„Religionen sind nur was für Kinder und Schwache. Und je länger ich darüber nachdenke, muß ich ihm Recht geben. Für viele der letzte Halt, an den sie sich klammern und weil die Vorstellung zu schön ist, daß es einen Gott gibt und ein Leben nach dem Tod. Es ist vielleicht nur Angst und Flucht vor der Wirklichkeit, denn es gibt nur ein einziges Gesetz, dem wir alle unterworfen sind und ohne das wir nicht existieren können: Das Gesetz der Natur. Und das ist realistisch und oft erbarmungslos hart. Ich glaube, daß es überhaupt keine Götter gibt und gerade das Christentum kommt aus einem Volk, was uns - mir ziemlich fremd ist bis heute. Es war damals eine Religion für diese Gebiete und Völker, die man aber nicht auf alle anderen übertragen, geschweige aufzwingen kann, - was ja auch die ganze Kirchengeschichte beweist. Für mich war es damals auch wichtig, einen Halt zu haben, aber war das im Grunde nicht alles auch Einbildung ??? Wenn Gott wirklich existiert, wieso können da Verbrecher Unschuldige quälen u. töten und z.B auch Satansanbeter u. die wüstesten Gotteslästerer ein gutes Leben führen, wo sie doch eigentlich der Blitz aus heiterem Himmel treffen müsste ? Und wenn Gott nicht eingreifen will, da er uns sonst die Selbstständigkeit nimmt, wo gibt es da noch einen Grund, an ihn zu glauben ? Da ist es doch dasselbe als ob es gar keinen gibt. Also doch alles nur Einbildung ? Ich bin jetzt rausgekommen aus der Zeit, wo ich einen Halt brauchte und will nun lernen, auf eigenen Beinen weiterzugehen. Und ich habe nur noch Respekt vor den Gesetzen der Natur und will danach leben. Alles andere sind Luftschlösser, Legenden, Geschichten, wenn auch mit vielen guten wie schlechten Auswirkungen...Praktisch müßte ich nun konsequenterweise aus der Kirche austreten, denn sie hat keine Bedeutung mehr für mich....“ Zitat Ende. Was ich auch tat.
 
Ich entfernte mich innerlich immer mehr vom Christentum und je mehr Zeit verging, umso absurder erschien es mir in so vielen Dingen. Aber auch jeder Atheist, der sich nicht selbst betrügen will, und weiter auf der Suche bleibt, wird eines Tages mit der Frage konfrontiert, ob er nicht nur eine Seite des Lebens sehen will und für alles, was nicht greifbar u. erklärbar scheint einfach die Augen zumacht. Mir war klar, daß es viele Dinge gibt, die noch lange nicht erforscht sind (zum Glück), die aber da sind und auf uns einwirken. In dieser Zeit bekam ich die CD von Hagalaz Runedance in die Hand und von einem Interview dieser Andrea M. Haugen war ich so fasziniert, daß ich beschloß, mich nun auch mal mit der Nordischen Mythologie zu beschäftigen. Ich spürte vorher schon, daß mich das verändern wird. So wanderte ich in unsere hiesige Bücherei und fand ein sehr gutes Buch über die ganze Götterwelt. Für jeden, der sich auch neu damit beschäftigen will, ist das das ideale Werk. "Götter und Mythen der Germanen" von R. Derolez, 1976. Es war für mich wie ein Tor, in eine andere doch irgendwie vertraute Welt. Ein Tor, das schon lange da war, das ich aber nie gesehen hatte. Und ich fühlte, daß es mich nicht kalt ließ und wie ein Ruf unserer Ahnen aus den Tiefen der Vergangenheit rief: Hier bist du zu Hause, du mußt es nur neu kennenlernen. Ich hatte sehr große Zweifel, ob man diese alte Religion wieder hervorholen und in unserer Zeit leben kann, ohne gleich belächelt und als abgedrehter Spinner bezeichnet zu werden. Es faszinierte mich aber so sehr und ließ mich nicht mehr los, so daß ich eines Tages beschloß, daß mir das alles egal ist und ich es versuchen wollte, auch wenn ich ganz alleine damit stünde. Ich war es ja schon gewöhnt, als Träumer angesehen zu werden. Ich las noch mehrere Bücher und suchte dann aber nicht nur tote Blätter, sondern Menschen, die sich auch damit beschäftigten. Es war sehr schwer, denn wo sollte ich suchen ? (Hatte noch kein Weltnetzanschluß). Die schönsten Bücher nützen nichts wenn man den Inhalt nicht mit Leben erfüllt und die Menschen es in sich tragen u. weitergeben. Wenn man die Germanische Religion richtig kennenlernen will, kommt man nicht drumherum, sich mit den Runen zu beschäftigen und so wanderte ich wieder in die Bücherei u. fand das ODING WIZZOD. Das Buch zeichnete sich aus, durch eine gute übersichtliche Gliederung und ich beschloß, das als erstes zu studieren. Beim Lesen merkte ich, daß es nicht nur nüchtern und sachlich, sondern auch mit dem Herzen u. innerlichem Feuer geschrieben ist und es steckte mich an. Ich fragte mich, was der Autor für ein Mensch ist, u. wollte ihn kennenlernen. So schrieb ich an Gerhard Heß und bekam bald eine Einladung zum Hochjulfest, wo er einen faszinierenden Vortrag hielt. So erfüllte sich mein Traum, doch noch (wieder) in unserer heutigen Zeit Menschen zu finden, die diese alte Religion wieder neu beleben konnten und die Krönung war für mich die Gründung unserer G.O.D. Hier fühle ich mich am Ende meiner Suche, aber es gibt immer noch so viel zu lesen u. studieren.
 
Allen Menschen, die weiter denken als bis zu ihrer Haus- oder Gartentür, werden in der geistigen Welt herumirren und ihren Platz suchen, wo sie hingehören. Viele finden ihn nie und verirren sich im Labyrinth der Religionen und Sekten oder geben auf und sterben innerlich.
 
Diesen Menschen sage ich, daß es so einfach ist: Jeder hat seinen Platz da wo er geboren, aufgewachsen und geliebt wird und auch NUR in der Religion seiner Ahnen und Kultur seines EIGENEN Volkes. Aber auf mich hört ja keiner ! Allen, die noch auf der Suche sind, wünsche ich, daß sie es wenigstens mal damit versuchen und ihr werdet sehen UND fühlen, daß es das ist. -
 
Heil Euch, Eure Eldrid