13.11.2014
 
Aus „Hugin und Munin“, Nr. 9./10. 1995/96, S. 8
 
 
ARMANISCH-SCHLEIPFER’scher RUNEN-ULK
 
 
Der „Armanen-Orden“ („AO“) ist eine 1976 aus dem „Goden-Orden“ hervorgegangene neuheidnische Vereinigung, die von den „Großmeistern“ Adolph Schleipfer und Ehefrau Sigrun Schleipfer („Freifrau von Schlichting“), geborene Hammerbacher, ins Leben gerufen wurde. Ihre Grundlage waren die Erarbeitungen des Hans W. Hammerbacher und des Guido List. Mit viel List’scher Sachkenntnis trug Adolf Schleipfer seine Darlegungen vor, während Sigrun in liebvoller Hingabe die Jahres-Things auf diversen Burgen zu erlebenswerten Festveranstaltungen ausschmückte. Insbesondere Sigrun setzte bei ihrer gesamten Götterlehre auf das sog. „Erberinnern“. Schon hier kann kaum ein vernünftiger Mensch bedingungslos Folge leisten, doch ganz schwierig wurde es, wenn die „Großmeisterin“ davon sprach, dass sie über ein ungewisses Thema erst kürzlich mit den Göttern Odin oder Feija eine aufklärenden Unterhaltung gepflegt hätte. In dieser großmeisterlichen Freizügigkeit und Bedenkenlosigkeit, hinsichtlich religionstheoretischer Fragen, verfuhr man im „Armanen-Orden“, so dass eine Reihe intellektuell potenter Köpfe den Orden wieder verließen, u.a. auch mein Lehrer und Freund der Frühgeschichtler Dr. Kurt Kibbert.
 
Als ich Anfang der 80er Jahre meine neue ODING-Runenerkenntnis bei den „Armanen“  vortrug, erkannte Sigrun Schleipfer deren Umfänglichkeit und innere Stimmigkeit, musste aber als „Gesprächspartnerin Odins“ die größten Probleme damit bekommen, dass sie von ihrem Gott über diese wissenschaftliche Runenschau nicht vor dem Gerhard Hess - welcher nicht einmal Mitglied des „Armanen-Ordens“ war - informiert worden ist.
 
Fieberhaft begann Sigrun bereits nach meinem ersten Runen-Vortrag ihr eigenes Runen-Konzept auszuarbeiten. Der Hauptanlass dazu  war, mein energischer Hinweis, dass die gesamte Guido-List’sche-Runen-Schau auf den in dieser Form frei erfundenen 18 Runen beruhte, die heute kein denkfähiger Mensch mehr erst nehmen könne. Es musste also schnellstmöglich ein „armanischer“ 24er Runen-Kalender - als Alternative zum ODING - den „Armanen“ nahegebracht werden. Wie albern und ohne jedes tiefere Runenverständnis Sigrun Schleipfer bei dieser Arbeit vorging, ersieht man allein daran, dass sie zwar nun unbedingt 24 Runen benutzen wollte, aber diese in einer völlig freien Reihenfolge zum Pseudo-Kalender zusammenflickte. Gleichzeitig schwadronierte sie, um das wissenschaftliche Ur-Runen-ODING zu relativieren bzw. abzuwerten, es gäbe ja doch über 40 Runen-Systeme und keiner wüsste, welches das echte und älteste wäre. Zudem dozierte sie, nicht Gott Odin sei der eigentliche Runen-Erfinder, vielmehr hätten die Nornen die Runen erfunden und deswegen bezeichnete sie ihr neues armanisches Runen-Kalender-Konstrukt „Norning“. Dergestalt wurde dem alten List'schen Runenulk ein junger Schleipfer'scher Runenulk an die Seite gestellt.
 
Jede vernünftige Diskussion war mit dieser Frau unmöglich, weil sie sich stur auf höhere Eingebungen, das Erberinnern und Informationen von „ganz oben“ berief. Eine „Großmeisterin“ bringt es unmöglich über sich, weniger zu wissen als ein „armanischer“ Laie und sich von einem ohne „Meister-Grad“ belehren zu lassen. Zum Nachteil der „Armanenschaft“ wurde und wird der Sigrun’sche Runen-Ulk, neben den Runen-Spinnereien vom Altmeister Gudio List, weiterverbreitet.