06.09.2014
 
Mein unten stehender Artikel ist ca. 10 Jahre alt, aber noch immer herrscht Verwirrung um die Person des A. Naujocks. Laut Wikipedia wurde er 1911 geboren und starb 1966 in Hamburg. Obwohl er etliche Morde zur NS-Zeit begangen haben soll, habe er unangefochten bis zu seinem Tod im Hamburg gelebt, aber ich unterhielt mich mit ihm noch 1975. Völlig unsinnig sind offiziell vorgetragene Legenden von der Art: „Am 19. 10. 44 lief Naujocks, den US-Publizist Shirer als ‘intellektuellen Gangster‘ bezeichnete, zu den Amerikanern über. Berühmt als ‘der Mann, der den Zweiten Weltkrieg auslöste‘, wurde er dennoch in einem Kriegsverbrecherlager interniert, konnte nach Aussage im Nürnberger Prozess jedoch fliehen, lebte als Geschäftsmann in Hamburg und wurde nie gerichtlich zur Verantwortung gezogen.“ Einer der „den Weltkrieg auslöst“ und dem „Nürnberger Gerichtshof“ entkommt, um dann unverfolgt von einer BRD-Staatsanwaltschaft vor sich hinzuleben, kann nur ein modernes Märchen sein. Was alles darüber hinaus stimmt möglicherweise nicht in der US-vorgeformten Wikipedia-Biographie ? - Oktober 2016
 
Willy Brandt, 1937
 
DAS GEEIGNETE „LEITBILD“ ?
 
VORGESCHICHTE
 
 
Der mit seinen typisch norddeutsch offenen Gesichtszügen nie unsympathisch wirkende Willy Brandt (1913-1992) wurde in der Phase vor seiner Wahl zum Bundeskanzler von seinen Parteigängern wie ein Messias gehandelt, es liefen junge Leute durch die Stadt mit den runden Willy-Brandt-Ansteckerchen auf Hemden und Krägen. Mir erschien er wegen seines Pseudonyms ein interessanter Forschungsfall zu sein. Warum hatte der Mann seinen Namen geändert, den echten Namen unter dem er aufgewachsen ist, abgelegt, wenn es ein ehrenwerter gewesen wäre ? Das ist zwar in Künstlerkreisen nicht selten, doch bei einem redlichen bürgerlichen Menschen eher ungewöhnlich. Ich versuchte dem Rätsel nachzugehen, stellte aber schon bald fest, dass es kaum möglich ist als Privatmann, und selbst als Journalist, letzte Klarheit über den Lebensweg des Mannes zu gewinnen. Meiner dithmarscher Schwiegermutter waren die Familienverhältnisse Brandts nicht ganz unbekannt. Schleswig-Holstein ist ein kleines versipptes Ländchen, da hört man viel zwischen der Ostsee- und Nordseeküste. Ich trug alles was ich hörte zusammen und lege hier das Ergebnis vor. Für Korrekturen meiner Recherche oder Ergänzungen bin ich immer sehr dankbar ! -- Über den leiblichen Vater des unehelichen Herbert Karl Ernst Frahm ist kontrovers spekuliert worden, in Rendsburg meinten die Einheimischen den Schwängerer, der selbst unehelich geborenen Magd Martha Ewert, der späteren Verkäuferin im Konsumverein, genau zu kennen, sie nannten den groben Kerl nur „Hans-Schlachter“, ein über Land fahrender Metzger (Aussage der Anneliese Vester aus Hademarschen, 1968). In den Schulzeugnissen Herberts wurde regelmäßig der Stiefvater seiner Mutter, der Knecht Ludwig Frahm, als Vater angegeben. Erst als Frahm-Brandt nach dem Krieg die politische Karriereleiter hinaufgehievt wurde, hat man sich 1948 nach einem vorzeigefähigen Vater umgeschaut und bezeichnete offiziell einen aus Hamburg stammenden John Möller, der als gelernter Buchhalter bis 1933 im Lehrdienst gestanden haben soll. Dessen vage Existenz offenbarte Brandt erst in seinem letzten Memoirenband von 1989. Eine glaubwürdigere Version zu Frahm-Brandts Vater brachte Joachim Siegerist bei, der Frahms Stiefschwester und Stiefmutter als Zeuginnen dafür aufrief, dass es der deutsch-nationale Amtsgerichtsrat Otto Carstens aus Bad Schwartau sei, bei dem er hin und wieder zu Besuch sein durfte, der aber im Frühjahr 1930 „seinen Sohn wegen der ekelhaften roten Hetz-Tiraden aus dem Haus warf.“ Die 18 Jahre junge Mutter Herberts, hatte sich während einer Kirmes in Lübeck mit dem 39-jährigen Carstens eingelassen, diesen Fehltritt hatte er vor seiner Heirat mit Magda Ella Elisabeth Carstens eingestanden. („Willy Brandt ohne Maske“, 1998, S. 26)
 
KRIMINALOBERSEKRETÄR AUGUST NAUJOCK
 
In der heißen Phase des Parteienhaders der 60/70-er Jahre zwischen der geschickt und aggressiv agierenden Sozialdemokratie und der eher hilflos erscheinenden Union gingen die Beschuldigungen hinüber und herüber. Die einen operierten mit dem Schlagwort „alte Nazis“, die anderen mit „Volksverräter“. Das war mein objektiver Eindruck als parteiloser junger Mann. Meine Mutter war völlig unpolitisch und mein Vater enthielt sich strikt, nach 11 Jahren Krieg und mörderischer russischer Gefangenschaft, jeder parteilichen Äußerung und Tätigkeit. In dieser Zeit fiel mir über den als makellosen Heiligen gehandelten Politiker Willy Brandt ein Informationsblatt in die Hand das ihn mehr oder minder deutlich einer Mordtat bezichtigte, korrekter gesagt, sie durch ihn begangen für möglich hielt. Als Urheber firmierte ein Hamburger Kriminalobersekretär August Naujock, welcher angab, Brandt sei als Jugendlicher hauptsächlich deshalb aus seiner Heimatstadt Lübeck nach Skandinavien geflohen weil er wegen eines Deliktes befragt werden sollte und nach seiner Flucht in den Fahndungslisten als unter „Mordverdacht“ geführt worden sei. Die Frage erhob sich, ob es sich hier um böswillige Propaganda handelte und ob die Anschuldigungen als unbegründet widerlegt werden könnten ? Der, wenn es gilt denkbare Schmutzflecken im mittleren und rechten Parteienspektrum aufzuspüren, so überaus eifrige investigative Journalismus des Magazins SPIEGEL, berichtete nur lustlos-lapidar, dass „ein unzurechnungsfähiger ehemaliger Gestapo-Mann namens August Naujock den Kanzler beschuldigt, am 31. Januar 1933 in Lübeck einen SA-Mann erstochen zu haben. Der Brief, dessen Verbreitung vom Hamburger Amtsgericht untersagt wurde … wurde in Duisburg und Krefeld von CDU-Mitgliedern und Honoratioren unter die Leute gebracht.“ (47/1972) Es fragt sich sehr ernsthaft und grundsätzlich, ob jener Naujock-Hinweis, dass ein unbestreitbar Flüchtiger - der naheliegenderweise wegen eines kurz vor seiner Flucht geschehenen Mordes, welcher im Milieu des Geflohenen geschah, gesucht wurde - derart leichtfertig als abstrus abgetan werden durfte --, völlig gleichgültig was für ein Mensch der Hinweisgeber ist ?! Mit dem Autor dieser Texte versuchte ich Verbindung aufzunehmen, weil ich zunächst der Überzeugung war, es handele sich lediglich um anonyme Hetzschriften von Seiten Brandts politischen Gegnern. Doch erhielt ich unerwartet schließlich persönliche Briefe von einem real existierenden Mann, es war ein Herr August Naujock, seine Anschrift: „Krim.Ob.Sekr.z.Wv., 2050 Hamburg 80, Gojenbergsweg 81 ptr.“. Naujock war mit Polizeiinspektor- sowie Justizinspektorprüfung als Kriminalbeamter der Mord- und Terror-Kommission in Hamburg tätig gewesen. Seinen Angaben nach war er Ostpreuße von Geburt, hatte in Weltkrieg I. bei Verdun gegnerische Gasangriffe miterlebt und überlebt, kämpfte 1921 als Freikorpsmann in Oberschlesien gegen polnische Mordbanden, wurde im Weltkrieg II. in polizeilichen Außenstellen des tschechischen Kolin eingesetzt, leitete seit Mitte September 1943 die Außen­stelle der deutschen Sicherheitspolizei im dä­ni­schen Kolding, dann bis Kriegsende jene in Esb­jerk, wo er gefangen und 1950 begnadigt und entlassen worden ist. Die öffentlichen Angaben verwechseln August Wilhelm Naujock (geboren am 28.12.1896) mit Alfred Helmut Naujocks (geboren am 20.11.1911). Genaue Klarheit zu gewinnen, ist wegen dieses Durcheinanderwerfens mehrerer (?) Personen, nur sehr erschwert möglich. Alfred Helmut Naujocks soll ebenso wie August Naujock in Dänemark/ Esbjek als Gestapo-Mann stationiert und 1966 gestorben sein (Naujocks am 04.04.), ich korrespondierte mit August Naujock noch im Monat August 1974. Mithin können die beiden nicht die gleiche Person sein. In den heutigen Darstellungen über die „Hamburger Staatspolizeileitstelle, Abteilung II Innerpolitische Polizei“ wird als zuständig für „Marxismus außer Kommunismus“ - ein „Kriminalsekretär Hermann Naujock“ geführt, der mit August Naujock identisch sein dürfte --, aber warum der Vorname Hermann ? Noch einmal: Laut verwirrender Netzauskunft soll Alfred Helmut Naujocks (1911-1966), angeblich „ein hoher Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes der SS (SD)“, am „Überfall auf den Sender Gleiwitz“ beteiligt gewesen, nach Kriegsende an Dänemark ausgeliefert und dort 1950 begnadigt worden sein. Ebenfalls soll ein August Wilhelm Naujock (1896-1966) ebenfalls am Überfall auf Sender Gleiwitz beteiligt, „Chef der Gestapo in Kolding“ gewesen und ebenfalls 1950 aus dänischer Gefangenschaft entlassen worden sein. Demnach müssten, zusammen mit dem August Naujock mit dem ich noch 1974  korrespondierte, der aber auch 1950 aus dänischer Haft entlassen wurde, drei verschiedene Naujock/Naujocks in Kolding zur Kriegszeit ihren Sicherheitsdienst absolviert haben. Dazu kommt der Hermann Naujock, Kriminalsekretär mit Zuständigkeitsbereich für Marxismus bei der Hamburger Sicherheitspolizei. Dass das alles so nicht stimmen kann ist klar, aber was ist nun die Wahrheit ? - Nach der Ernennung des Heinrich Himmler, zum Chef der Deutschen Polizei 1936 wurde Reinhard Heydrich Chef der Sicherheitspolizei, in der die Kriminalpolizei und die Geheime Staatspolizei zusammengefasst worden waren. Die Hamburger Gestapo (geheime Staatspolizei) erhielt als „Staatspolizeileitstelle“ im Wehrkreis X Bedeutung für ganz Norddeutschland, da sie den örtlichen „Staatspolizeistellen“ übergeordnet war. Was zu August Naujocks Auslandseinsatz anzumerken ist, wäre, dass jede kriegsführende Besatzungsmacht der Besatzungsbeamten bedarf, deren Aufgabe es ist, Sabotageaktionen der besetzten Nation abzuwehren, dass es dabei auf beiden Seiten Verluste, Opfer, Übergriffe auf Unschuldige gibt, liegt in der fürchterlichen Natur eines Krieges. Wenn wir an die Massenmorde der alliierten Besatzung in Deutschland nach 1945 - sowohl im Westen wie im Osten - denken, ist zu erkennen, dass Rigorosität der Handlungsmaximen und menschliches Versagen kein Spezifikum der deutschen Besatzungen war, was ein Bewertungsmoment, keine Entschuldigung darstellt. Am 19.09.1944 wurde die dänische Polizei durch deutsche Kräfte entwaf­fnet, dabei fielen, wie Naujock angab, ihm die gesamte Emi­grantenkartei in die Hände, in der auch Herbert Frahm - mit dem Vermerk „Mordve­r­dacht“- geführt wurde. (Naujock-Brief, 06.08.1974 an G. Hess). August Naujock sei Polizeiinspektor mit Justizinspektorenprüfung gewesen, unter „den Nazis“ ein Querulant, der seinen Mund nicht halten konnte, wenn er meinte, eine Sache sei nicht in Ordnung und blieb diesem Laster auch nach dem Kriege treu. Einen Mordanschlag mit Giftgas gegen ihn habe er an den General der Polizei, Reinhard Heydrich, nicht gemeldet, um keine Repressalien heraufzubeschwören; dafür habe er einen Rüffel bekommen. Dass er in der Nachkriegshaft gelitten hat und massiv bedroht wurde, ist ihm zu glauben. Er berichtete beispielsweise, dass ausnahmslos alle seine verbliebenen Kameraden vom Standort Kolin, mitsamt ihren Frauen und Kindern von den Tschechen „viehisch umgebracht“ worden sind. Trotzdem schien er geistig nicht gelitten zu haben bzw. abnorm zu sein.
 
Nachdem er seine Angaben in wenig professioneller Weise ausgesprochen und publiziert hatte, versuchte man ihn offensichtlich unschädlich zu machen. Zuerst einmal wurde der Kriminalist August Naujock als „ehemaliger Gestapo-Angehöriger“ bezeichnet, um ihn ins Abseits und an den Pranger der Diskreditierung zu stellen, dann wurde ein „Sachverständigengutachten wegen völliger Unzurechnungsfähigkeit“ eingeholt, um ihn zunächst ohne gültigen Einweisungsbeschluss, erst ab 1964 mit Beschluss Landgerichts Hamburg - (47) 13/64 -141 KMs 1/64 - in eine „Heil- und Pflegeanstalt“ wegzusperren. Vom 01.11.1962 bis 17.04.1964 verblieb er in der Irrenanstalt Hg.-Ochsenzoll ohne reguläre Einweisung, danach erst rechtskräftig bis ins Jahr 1966. Naujocks spezieller Gegner scheint der kaufmännische Angestellte und Hafenarbeiter Walter Schmedemann (1901-1979) gewesen zu sein, der als „Widerstandskämpfer“ nach dem Kriege, ab 1945 bis 1962 stellvertretender Vorsitzender der Hamburger SPD war und sogar von 1957 bis 1967 zum Gesundheitssenator hoch gehievt wurde. Naujock hatte eine Indiskretion über diesen Amtsträger von sich gegeben, worauf die Verfolgungen möglicherweise erst begannen. Man legte Naujock in der Irrenanstalt nahe, zu widerrufen. Naujock antwortete dem Dr. Lindner: „Ich widerrufe nicht und wenn ich hier verrecke !“ Schließlich wurde er, nach vier Jahren eines dubiosen Freiheitsentzuges, aufgrund der Engagements der Amtsärzte Dr. Lindner, Dr. Klinke und der Landgerichtsdirektoren Dr. Prinz und Dr. Danzer entlassen. Naujocks Pflichtverteidiger war RA Dr. Otté, aber auch Landgerichtsdirektor Dr. Danzer, der später ins Bonner Justizministerium versetzt wurde, brachten sich für die Befreiung von Naujock massiv ein. Der verfolgte Naujock erhielt seine Rehabilitierung und volle Geschäftsfähigkeit vom Amtsgericht Hbg.-Bergedorf im Oktober 1966 zurück. Frei kam er aufgrund von Bemühungen jener erwähnten im Staatsdienst stehenden Mediziner bzw. Amtsärzte die ihn als unauffälligen, tüchtigen Beamten bereits in den 30/40-er Jahren kennengelernt hatten. Der „Fall Naujock“ ist aber nur ganz zu verstehen als Nebengeplänkel im größeren Zusammenhang mit der personellen Umgruppierung nach dem Kriege, der Ausrangierung bisheriger Amtsträger und der einsetzenden Nachkriegspöstchenschieberei. Auch Juristen und Richtern aus der NS-Zeit legte man den Amtsverzicht nahe, sie sollten bis zum 30.06.1962 aus dem Dienst entfernt werden. Nicht jeder Betroffene war einsichtig und wurde deshalb zwangsweise suspendiert. Dazu zählte auch der Hamburger Landgerichtsdirektor Dr. Otto Prinz, welcher gegen seine Entlassung zu klagen beabsichtigte und A. Naujock, der als Kriminalbeamter bei der Mordkommission jahrelang die Mord- und Terrorsachen bearbeitet hatte, als Zeugen in seiner Sache aufzurufen. Naujock sprach von 6, der SPIEGEL (29/1962) von 5 Juristen die sich damals querstellten. Das zu Gebote stehende Belastungsmaterial gegen die Richter war - durch die Kriegs-Bombenbrände der Stadt - sehr unvollständig, es war teilweise vom Osten bzw. den Sowjetzonen-Behörden angeliefert worden, hätte mithin sogar gefälscht sein können. Es fanden sich angeblich Unterschriften des Richters Dr. Otto Prinz unter Todesurteilen bei Nichtigkeitsdelikten. Wie hemmungslos die kommunistischen Machthaber mit Fälschungen zu Gange waren, ist längst offenkundig. Die neue Hamburger Justiz konnte an einer detailreichen Beleuchtung und Aufarbeitung ihrer diffusen und unappetitlichen Vergangenheit nicht interessiert sein und gedachte möglichst zügig und ohne längeren Medienrummel über das Personalproblem wegzukommen. Landgerichtsdirektor Dr. Otto Prinz hatte sich für Naujock verwandt, Naujock sollte u.a. die Zwangslage der Richter in der Kriegszeit bestätigen, also schob man ihn als „Irren“ aufs tote Geleise.
 
1958 hatte sich Naujock im Hbg. Hafenkrankenhaus amtsärztlich untersuchen lassen, weil er seine Pensionierung anstrebte. Er wurde aber als gesund bzw. uneingeschränkt arbeitsfähig abgewiesen. Er tat bis 1960 seinen Dienst als „Beamter W.v.“ („zur Wiederverwendung“) beim Landgericht Hamburg, dann - aus welchen Gründen auch immer - für den Justizdienst als nicht geeignet erklärt und fristlos entlassen. Also hatte Naujock sieben Jahre beim Hbg. Landgericht ohne sich das Geringste zu Schulden kommen zu lassen als sog. „131er“ Dienst getan. „131er“ wurden umgangssprachlich die Staatsdiener genannt, die infolge der Nachkriegsgeschehnisse und -maßnahmen (Vertreibung der Ostdeutschen / Entnazifizierung) beschäftigungslos geworden waren und Anspruch auf Weiterbeschäftigung erhoben hatten. Es konnten nur Menschen sein, die in den Entnazifizierungsverfahren nicht als Hauptschuldige oder Belastete eingestuft worden sind ! Seine Entlassung, in Kombination mit den Anzweifelungen seines geistigen Gesundheitszustandes, fänden eine plausible Erklärung im Umstand, dass den damals in Ämtern sich breitmachenden „Herren Widerstandskämpfern“ (z.B. Fall Walter Schmedemann) - wie Naujock sich als Insider ausdrückte - das Wissen des alten Kriminalbeamten zu gefährlich erschien und man ihn gern in einer Irrenanstalt auf Dauer kaltgestellt hätte. Nach der erwähnten Rückerstattung seiner staatsbürerlichen Rechte, reichte 1971 Naujock eine Klage beim Hbg. Verwaltungsgericht, um Wiedergutmachung und Zu- und Anerkennung seiner Beamtenrechte ein. (Brief 31.07.1974 von A. Naujock an RA Manfred Roeder/Bensheim)
 
Erst durch den Fall Gustl Mollath wurde die breite Öffentlichkeit darauf aufmerksam gemacht, wie leichtfertig hierzulande ein Mundtotmachen unliebsamer Menschen möglich ist. Auf der Fachtagung in Gießen („Die Richter und ihre Denker“ - 26.08.2013) wurde es so formuliert: „Über die grausige Strategie des Staates bzw. seiner willfährigen und fehlgeleiteten Justiz, der sich seiner (unbeliebten) Beamten mit Hilfe der Psychiatrie entledigt.“ Dort wurde u.a. ausgeführt: „Mollath ist die Spitze eines Eisberges von Justiz- und Missbrauchsopfern, unter dessen sichtbarem Erscheinungsbild sich der eigentliche Berg unter Wasser erst auftut. Mit seiner Geschichte und deren Eröffnung wird Mollath zu einer eisenbeschlagenen Spitze eines Pfluges, der die betonierte und totgeschwiegene Grabes-Landschaft Deutschlands von Heerscharen an ‚psychiatrisierten’ Betroffenen aufritzen wird. - Eine Landschaft gespickt mit Verbrechen an wahrheitsliebenden und aufrichtigen Menschen, deren Schicksal in der Psychiatrie oder im Gefängnis endete - ausgeliefert einer unreflektierten Kette von Befehlsempfängern. Hatten wir ein solches Erscheinungsbild nicht schon einmal ?“ Über die Vergangenheit und die Glaubwürdigkeit der Person machte ich mir damals in den 60/70-er Jahren weiter keine Gedanken, Naujocks Berichte klangen im Detail informiert, sachlich, also glaubwürdig. Ich studierte alte Zeitungen und alle für mich erreichbaren Informationen zu dem Menschen Herbert-Willy Frahm-Brandt.
 
Dass August Naujock, aufgrund seines Lebenslaufes, ein national denkender Mensch war, der sich um sein Vaterland Sorgen machte, ist nicht zu bestreiten bzw. zu bezweifeln, doch dafür, ihn als einen Irren hinzustellen, fehlten hinreichende Verdachtsmomente. Unmittelbar nach der mörderischen Kriegskatastrophe waren viele Menschen zeitweise mehr oder minder verwirrt, bis sie sich wieder fangen konnten. Im Brief vom 06.08.1974 schreibt Naujock einem Absatz welcher ganz und gar nicht wie der eines geistig Umnachteten klingt: „Lassen Sie mich zum Schluß noch die Gründe nennen, die mich zu meinen Tun (das darum nicht etwa mit unwahrhaftigen Mitteln geschieht ) veranlassen: Es ist die Sorge, daß unser Staatsschiff in eine Lage manövriert werden könnte, die eine freiheitliche Selbstbestimmung unseres Volkes nicht mehr ermöglicht, sondern an deren Ende eine Linksdiktatur steht mit Abhängigkeit und Bevormundung seitens der Sowjetunion. Ich kann nicht glauben, dass bei der Mentalität eines Herrn Brandt und Wehner, bei den Vorstellungen, die ihnen in der Vergangenheit im Sinne kommunistischer Ideologie eigen war, sich im Innersten ein Wandel vollzogen hätte, die eine Abkehr von diesen Zielen anzeigten. Die Bundesdeutsche Wirklichkeit läßt solche Annahme nicht zu. ,Anerkennung von Wirklichkeit’ ist eine ambivalente Ausdrucksweise; Denn Wirklichkeit setzt etwas ,Bewirkendes’ voraus. In diesem Sinne ist Wirklichkeit nicht etwas Konstantes, sondern Wandelbares, je nach dem, wie das Ziel der bewirkenden Kräfte aussieht. Das soll nur ein Hinweis an die Verantwortlichen sein, sich über die ,Wirklichkeit’ und das ,Bewirkende’ einmal tiefere Gedanken zu machen.“
 
Der angeblich irre August Naujock lag mit seiner Diagnose zumindest nicht ganz verkehrt. Die DDR-Kontakte und landesverräterischen Absichten des Herbert Wehner bescheinigte noch die letzte Frau des Willy Brandt, Brigitte Seebacher, in ihrem Buch „Willy Brandt“, 2004. Die zynische „Ostpolitik“ mit „Ostverträgen“ der SPD unter den Alt-Marxisten-Kommunisten Willy Brandt und Herbert Wehner, mit ihrer „Zwei-deutsche-Staaten-Theorie“ und der brachialen Hetze ihrer Partei gegen jegliche Hoffnung auf Wiedervereinigung, war weitgehend identisch mit der sowjetischen Westpolitik. Im Dezember 1970 kniete Bundeskanzler Willy Brandt in Warschau vor einer Opfer-Gedenkstätte. Es war eine Geste, die die Welt freudig bewegte, schließlich sah man in dem Mann das gesamte deutsche Volk knien, ein Anblick auf den germanophobe und besonders slawische Mächte Jahrhunderte gewartet hatten. Ein Regierungschef der Deutschen, der sich vor den Opfern der Deutschen verneigt -, wunderbar ! Dass auch einige hunderttausend Deutsche dort im Osten abgeschlachtet worden sind, riesige deutsche Siedlungsräume buchstäblich ausgemordet wurden, kein Gedanke daran -, die Schuldigen atmeten auf. Die Westpolitik des Ostens war am Ziel. Die Welt dankte Willy Brandt, die Deutschen haben ihm um so weniger zu danken. Aus der wortreich artikulierten und aggressiv propagierten Sichtweise dieser Partei der 60er/70er Jahre war jeder der von Wiedervereinigung sprach, ein Nazi. „Ein guter Deutscher kann kein Nationalist sein“, sagte Willy Brandt. Die Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten lag ihm keine Sekunde im Sinn. Ich erinnere mich an eine der sog. „Elefantenrunden“ von Parteivorsitzenden vor einer Bundestagswahl in den 70er Jahren mit Brandt, Kohl, Vogel, Scheel, Schmidt war glaublich auch dabei. Nach einem Bekenntnis Helmut Kohls, dass die Wiedervereinigung eine unverrückbare Aufgabe der dt. Politik sein müsse, erhielt er von keiner Seite Beifall, im Gegenteil, Willy Brandt zog geradezu angewidert weit seine Augenbrauen hoch und gab zum Besten, „Wiedervereinigung“ sei ein „faschistoider Begriff“, man könne bestenfalls - wenn das jemals in Betracht käme - von einer „Neuvereinigung“ reden. In seinen Lebenserinnerungen hatte er davon geschrieben, dass die Wiedervereinigung wohl eine Lebenslüge sei. Die Sozialdemokraten - vorneweg zahlreiche Prominente - taten sich fürchterlich schwer mit der friedlichen Revolution Mitteldeutschlands -, sie wollten die DDR reformieren und damit unbedingt als zweiten deutschen Staat erhalten. Das ist die historische Wahrheit ! -- Die kommunistische Bedenkenlosigkeit der Mittel zeigte sich auch beim Misstrauensvotum im Jahre 1972, wo der „Heilige Brandt“, der unantastbare „Saubermann“, mit Hilfe seines Parlamentarischen Geschäftsführers Karl Wienand, der gleichzeitig DDR-Agent war, mit Geldern aus der DDR einige Unionspolitiker bestechen ließ, um die Abstimmung im Bundestag zu manipulieren und im Amt bleiben zu können. Nur durch diese kriminellen Machenschaften der Stimmenkäufe vermochte er weiterregieren. „Ein Mann mit menschlichem wie politischem Anstand hätte unter solchen Umständen das Amt nicht angenommen“, schreibt Joachim Siegerist in seinem Buch auf S. 245. Dem konservativen niedersächsischen FDP-Bundestagsabgeordneten Wilhelm Helms wurden 100.000 Mark geboten und nach erfolglosem Drängen sogar ein Blanko-Scheck, wenn er seine Stimme für W. Brandt abgäbe, trotzdem blieb der sture überzeugungstreue Niedersachse fest und stimmte für Barzel gegen Brandt. Der weniger standfeste CDU-Mann Julius Steiner gestand später ein: „Dafür habe ich von Karl Wienand 50.000 Mark bekommen.“ (Siegerist-Buch, S. 239 ff) Brandt hat sich die Macht gekauft.
 
LINKSRADIKALER SCHLÄGER
 
Was ich herausfand bzw. was als sicher gelten darf, war dies: Herbert Frahm galt als junger Wilder, war ein Rabauke, war der „Anführer eines wilden Haufens“. Schon 1930 stand der Schüler „wegen Körperverletzung“ in Lübeck vor Gericht, wurde lediglich „mangels Beweisen“ freigesprochen. Ab 1929 wurde Frahm Mitglied der Lübecker Gruppe „Karl Marx“ der „Sozialistischen Arbeiter-Jugend“ (SAJ), in der er einen hyperlinken Kurs vertrat. Die SPD war diesen Extremisten nicht radikal genug. Ende 1930 schrieb er im SAP-Organ: „Der Wandlungsprozess in uns hat sich soweit vollzogen, dass wir der SPD nicht mehr näher stehen als irgendeiner anderen proletarischen Partei. Im Gegenteil, vielleicht stehen wir der SPD am wenigsten nahe.“ (SPIEGEL, Nr. 36/1976, S. 77) Wofür sein Herz schlug blieb nie ein Geheimnis. In einem Abituraufsatz von 1932 des Herbert Frahm heißt es in klug verhaltenem, aber durchschimmerndem Enthusiasmus für die Zustände in der Sowjetunion: „Aus Rußland kommt uns ein neues Schulsystem, oder wenigstens der Versuch. [...] In Rußland Erziehung zur Gemeinschaft. Das ist keine utopische Angelegenheit. [...] Politisch hat Rußland das Sowjetsystem, die Diktatur des Proletariats. Also Erziehung in diesem Sinn. Wirtschaftlich leisten die Sowjets Ungeheures. Und das macht das Wesen ihrer Herrschaft überhaupt erst aus, daß sie aus einem rückständigen Agrarland ein fortschrittliches Land mit modernster Technik, mit vollendeter Industrialisierung machen. Man hat ihnen 15 Jahre lang Untergang prophezeit. Sie marschieren vorwärts. Darauf ist natürlich die ganze russische Erziehung eingestellt. Die Heranbildung von tüchtigen Menschen der Wirtschaft, der Industrie, ist die Hauptsorge der Sowjets. Für die technischen Universitäten geben sie mehr aus als für die übrigen Universitäten. Dieses ist also der andere Weg aus der Haltlosigkeit unserer Lage.“ (in: „Von der Höheren Bürgerschule zum städtischen Gymnasium“, S. 293) Schlau hängt er seiner Schwärmerei - im Hinblick auf die bürgerlich empfindenden Lehrer - noch an, dass die Schulmodelle für Europa auch anders aussehen könnten. Herbert war Anführer der die SPD links überholenden Jugendorganisation der Sozialistischen-Arbeiter-Partei (SAP), die zwangsläufig den Kommunisten nahe stand. Dass der lang aufgeschossene Herbert bei den politisch motivierten Straßenrangeleien der Jugendlichen in Lübeck handfest mitmischte war in den Kreisen der Politischen sehr wohl bekannt. Es gab „erbitterte Saal- und Straßenschlachten mit der SA“. Wo exakt die SAP stand ist klar ersichtlich, ihr damaliger Vorsitzender, Max Seydewitz, wurde 1945 erster Rundfunkintendant des kommunistischen Senders in Ost-Berlin und später Ministerpräsident von Sachsen. Frahm schrieb auch solche Sachen wie: „Als Schüler von Marx und Lenin wissen wir, dass es zum Kampf der Arbeiterklasse einer zielbewussten und revolutionären Partei bedarf … Das Ziel dieser Arbeit ist es, in Deutschland eine wahrhaft kommunistische Partei und in der Welt eine wahrhaft kommunistische Internationale zu schaffen.“ („Tribüne“ Nr. 5, Oktober 1936) Wenn Frahm-Brandt, in seinem unerfahrenen jungendlich-tollen revolutionären Überschwang, sich zu derartigen Äußerungen hinreißen ließ, lässt es sich entschuldigen, doch bedenklich stimmt, wenn man hört, wie er in seiner Rede am 09.12.1971 auf der Pressekonferenz zur Friedens-Nobelpreis-Verleihung in Oslo sagte: „Ich glaube, meine grundlegenden Überzeugungen haben sich nicht geändert.“
 
Es war also keineswegs so, dass die „Rechten“ die Wölfe und die „Linken“ die Hasen gewesen wären, es gab rote und braune Wölfe und in den norddeutschen Küstenstädten waren die Roten deutlich in der Überzahl. Im August 1932, während einer der nicht seltenen Keilereien, ist der national gesinnte Willi Meinen in der Lübecker Hundestrasse, wohnhaft in der Kleinen Burgstraße, von Kommunisten erstochen worden. Der Täter konnte nicht aufgespürt werden. Der zentrale, antinationale Lübecker Aktivist, bei dem die sozialistischen-sozialdemokratischen Fäden zusammenliefen, war der Reichstagsabgeordnete Dr. Julius Leber, der die dortige Organisation „Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold“ (linker Verein, gegründet: 24.02.1924 „zum Schutz der Republik“) leitete. Zudem war er Mitglied der Freimaurerloge „Zur aufgehenden Sonne“, verfügte also über weitreichende Geheimverbindungen. Seit 1921 war er Chefredakteur des Parteiblattes „Lübecker Volksboten“, für den auch der Schüler Herbert Frahm schrieb, bevor er sich weiter nach links orientierte bzw. radikalisierte. Leber galt als verbissener Gegner des deutschnational eingestellten Lübecker Bürgermeisters Johann Martin Andreas Neumann. Mit hartnäckiger Dauerkampagne in seiner Zeitung führte Leber 1926 dessen Rücktritt herbei. Leber war ein aggressiver, streitbarer Mann, der selbst handfest an Auseinadersetzungen mit Kommunisten und Nationalisten teilnahm. Am Dienstag, dem 31.01.1933, im Anschluss an einen Fackelzug deutschnationaler Menschen aus Freude über die Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler, kam es zu schweren Zusammenstößen zwischen der sie beschützenden Polizei und den Gift und Galle sprühenden Mitgliedern opponierender linker Gruppen, darunter Dr. Lebers Reichsbannerleute. Außer dem Wutgeheul flogen Steine und Flaschen in die Reihen des nationalen Freudenumzugs. Am gleichen Abend hatte auch Dr. Leber zu einer Versammlung seines „Reichsbanners“ aufgerufen in der er zum gewalttätigen Widerstand aufgerufen haben soll, was seinem kämpferischen Naturell entsprechend, so gut wie sicher ist. Der mit ihm befreundete Frahm ist mit Sicherheit dabei gewesen. In seiner Autobiographie bestätigt W. Brandt sein Wissen um die Vorkommnisse: „Auf dem Heimweg von einer Sitzung war (Julius Leber) von einem SA-Trupp überfallen worden. Die Kameraden vom Reichsbanner, die ihn zu seinem Schutz begleiteten, wehrten sich erbittert. Leber wurde schwer verletzt, mit durchschnittenem Nasenbein, abtransportiert. Einer der Angreifer blieb tot auf dem Platz …“ Dr. Lebers Reichsbanner-Kampfkader, zusammen mit dem SAJ-Schlägertrupp des Herbert Frahm sei auf dem harmlosen Nachhauseweg und rein zufällig von einem allgegenwärtigen „SA-Trupp überfallen“ worden, das klingt nach Schutzbehauptung und absolut unglaubhaft. Die Redaktion des „Ost-Holsteinisches Tageblatt“ lieferte die glaubwürdigere Version. Die volle Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte beider Berichte. Nach ihrer „Sitzung“ sind die von Dr. Leber wieder einmal fanatisch aufgeputschten jungen Linksradikalen hinaus auf die Straßen, um ihren Dampf abzulassen. Dr. Leber rempelte einen neben ihm stehenden Reisenden namens Schwohn an und forderte ihn auf „Freiheit !“ zu rufen. Dieser kannte Leber und antwortete ablehnend: „Wenn ich etwas sage, dann Heil Hitler !“ Daraufhin entwickelte sich ein Wortgefecht, in dessen Verlauf Leber dem Schwohn auf den Kopf schlug und sein Leibwächter, Willi Rath, bedrohlich das Messer zückte. Schwohn flüchtete, um Freunde zum Schutze herbeizurufen; die Gruppe setzte sich per Auto in Richtung Burgtor ab. Dort, in der Großen Burgstrasse, kam es jedoch erneut zu Attacken seitens rot-sozialistischer Randalierer. Dr. Leber war wie rasend, er soll seine Leute angefeuert haben: „Stecht zu !“ Der national gesinnte 23-jährige Seemann Rudolf Brügmann erhielt schließlich im Gemenge einen tödlichen Messerstich, er sank gekrümmt auf den Kantstein, bevor er zur Seite kippte und in gleicher Nacht verstarb. Der noch in der Gefängniszelle tobsüchtige Dr. Leber ist - trotz seiner Mordanstiftung - wieder auf freien Fuß gesetzt worden, doch sein messerschwingender Leibwächter Willi Rath blieb inhaftiert (Bericht des „Ost-Holsteinisches Tageblatt“ vom 03.02.1933). Rath, welcher naheliegend als Täter zu verdächtigen war, wurde jedoch aus der Untersuchungshaft zunächst entlassen; wer der wirkliche Mörder war, blieb offen. Rath wurde zu einem Jahr, Dr. Leber als „geistiger Urheber [der Gewaltexplosion]“ nur zu milden 18 Monaten Gefängnis verurteilt. Von 1935 bis 1937 wurde er als hartnäckiger, uneinsichtiger Regimegegner in Besserungslagern festgehalten, danach arbeitete er getarnt als Kohlenhändler in Berlin-Schöneberg unverdrossen in der Wühlarbeit des Widerstandes gegen den nationalen Staat, bis er schließlich - im Zusammenhang mit dem Attentat auf das Staatsoberhaupt - erneut festgenommen, dem Volksgerichtshof überstellt und zum Tode verurteilt wurde (am 05.01.1945 vollstreckt). In den Putschplänen der Umstürzler um Stauffenberg war Leber als Innenminister vorgesehen, sogar als zukünftiger Kanzler soll er im Gespräch gewesen sein. Lebers aggressiver Leibwächter, Willi Rath, ist nach 1945 - wohl um sein Schweigen zu erkaufen - als Kriminalbeamter bei der Lübecker Polizei eingestellt worden. Er gab eine eidesstattliche Versicherung ab, dass Frahm-Brandt bei dem Mordgeschehen „weder anwesend war“ noch es veranlasst hätte oder davon Kenntnis besaß („Frankfurter Rundschau“ vom 07.04.1973). Ein seltsam desorientierter oder bewusst falsche Fährten legender SPIEGEL-Artikel vom 08.12.1986 versuchte in der bekannten flapsigen Schnotterton-Manier die Vorwürfe als frei erfunden abzutun: Brandt habe, so behauptete damals der greise Naujock, ,am 31. Januar 1933 in Lübeck in der Hundegasse’ bei einer nächtlichen Keilerei zwischen Sozialdemokraten und SA-Leuten dem Zivilisten Willi Meinen ,von hinten ein Klappmesser in den Rücken’ gejagt. Meinen sei sofort tot gewesen, deshalb habe Brandt ins Ausland fliehen müssen. … Wegen ,Raufhandels’ standen der damalige SPD-Reichstagsabgeordnete Julius Leber, der durch Messerstiche im Gesicht verletzt worden war, als ,geistiger Urheber’ und der Reichsbanner-Mann Willi Rath als eigentlicher Täter vor Gericht. Rath, pensionierter Kriminalbeamter, versicherte 1972 an Eides Statt, Brandt sei bei dem Vorfall weder dabeigewesen, noch habe er davon gewußt.“ Der „greise Naujock“ hatte nie vom Mord an Willi Meinen in der Hundegasse am 31. Januar 1933 gesprochen, vielmehr sprach er zu diesem Datum vom Mord an Rudolf Brügmann. Dass Dr. J. Leber selbst auch Messerstichverletzungen im Gesicht von seiner Streiterei davongetragen haben soll, scheint ein dramaturgisch passender, aber freier Zusatz des Spiegel-Redakteurs zu sein, denn davon findet sich kein Hinweise in den diesbezüglichen Nachrichten. Es heißt nämlich, dass einer der bedrängten SA-Männer sich in Notwehrsituation den Schulterriemen herunterriss, damit zurückschlug und dem Julius Leber durch den Karabinerhaken eine Verletzung im Gesicht zufügte. Auffällig ist, dass nach Auskunft der Staatsanwaltschaft Hamburg, die diesbezüglichen Unterlagen nicht mehr auffindbar sein sollen. Jene Aussage des Willi Rath - auf die der SPIEGEL wie auf ein unumstößliches Moument hinweist - ist historisch wertlos, denn wie hätte der Mann eine anderslautende Aussage machen dürfen, nachdem die politische Macht im Lande und die öffentliche Meinung klar auf Seiten der Sozialdemokraten lag, die sich gerade im Glorienschein ihres ein Jahr zuvor zum Friedensnobelpreisträger gekürten Oberhauptes sonnten ?! Der Mann wäre bei entgegen gesetzter Zeugenaussage von den Tendenzmedien geteert und gefedert worden und seine Rentenansprüche hätte er in den Wind schreiben können.
 
Man muss zugestehen, dass es völlig unrealistisch wäre, wollte man annehmen, dass der engagierte, linkssozialistische Straßenschläger Herbert Frahm in der heißen Lübecker Krawall­nacht des 31.01/01.02.1933 weder die abendliche „Sitzung“ des Dr. Leber noch die nächtlichen Schlägereien miterlebt hätte. Davon, dass er möglicherweise kurzzeitig krank gewesen sei und deshalb in diesen Tagen zu Hause das Bett hätte hüten müssen, war nichts in Erfahrung zu bringen. Mitte März 1933 nahm er an einem geheimen Reichsparteitag der SAP in einer Dresdener Vorstadtkneipe teil. Angeblich hat er noch an Demonstrationen gegen die Inhaftierung Dr. Lebers teilgenommen. (SPIEGEL Nr. 36/1976, S. 77) Die Lübecker Polizei fahndete immer noch nach den Mördern des Willi Meinen und des Rudolf Brügmann. Die seit Anfang Februar 1933 mit der Macht­er­greifung der national-sozialistischen Bewegung bemächtigte Lü­becker SA - unter Leitung SA-Stan­dartenführers RA Dr. Währer - startete eine Unter­su­ch­ungsaktion, um die Mordfälle Mei­nen/Brügmann endlich einer Auf­klärung zuzuführen. Kommunisten wurden festgenommen und befragt, insbesondere die in Tatnähe wohnten. Es ergaben sich Hinweise, dass die zum SAJ-Kader gehörenden Fick und Käding als Täter in Betracht kamen. Als die beiden per Fährschiff nach Schweden zu flüchten versuchten, erfolgte ihre Festnahme. Laut Bericht von Kri­minalsekretär August Naujock, sei aufgrund der Untersuchungsergebnisse bzw. Aussagen der Verdächtigten, Her­bert Frahm Mittäter und eigentlicher Rädels­führer bei der Ak­tion gewesen. Käding beging in der Untersuchungshaft Selbstmord, Fick wurde verurteilt und erschossen. Der damals dienst­tuende Kriminalkommissar Gehde sei beauftragt gewesen, Frahm in der Nacht zum 01.04. im Hause des Dr. Leber, wo er sich versteckt hielt, zu verhaften. In diesem für ihn persönlich hoch brisanten Augenblick, vor dem Hintergrund des neuen Milieus nationalstaatlicher Domi­nanz, wurde Herbert Frahm, dem rot-fanatischen Angestellten der Reederei Bertling, der Bo­den in seiner kleinen Heimatstadt zu heiß. Nach eigener Aussage, „Anfang April 1933“ (nach Zeugen­aussagen 01.04.), floh der 19-jährige Frahm - acht Wochen nach der genannten Mordnacht - mit Hilfe des Fisch­ers Paul Stoß aus Schlutup bei Lübeck - in dessen Kutter nach Dänemark. Brandt gesteht über seine Flucht Rich­tung Skandi­navien in seinen „Erinnerungen“: „Ich war von mei­ner un­mittelbar bevor­stehen­den Verhaf­tung ge­warnt worden und musste aufgrund lokaler Ge­ge­ben­heiten mit dem Schlim­msten rech­nen...“ Willy Brandt nennt es „lokale Ge­ge­ben­heiten“, womit er nur die turbulenten Vorkommnisse in der Nacht zum 01.02. meinen konnte. Wenn er sich keiner Schuld bewusst gewesen wäre, warum eigentlich hätte er flüchten sollen ? Schließlich konnten und wollten die Behörden nicht jeden der vielen ixbeliebige nach linkshin tendierende Jugendlichen allein aufgrund des politischen Umschwungs verhaften. Da hätten ja Hunderte verhaftet werden müssen ! Der nationale Staat beabsichtigte aber möglichst nicht zu verhaften, er wollte die linksgedrehten jungen Leute umorientieren. Mein Vater war Kommunist und dazu noch bekennender Katholik, wie er das fertigbrachte sei dahingestellt, aber für 14 Tage inhaftiert wurde er erst, als er mitten im Krieg über einige private Übergriffe der Besatzungsorgane in der Tschechoslowakei lautstark lästerte. Gesucht und möglicherweise verhaftet wurde allein bei konkretem Anlass eines Tatverdachtes. Nach Herberts Abtauchen wurde das elterliche Wohnhaus - nach späterem Bericht der Betroffenen - von der Staatspolizei sehr gründlich un­ter­­sucht, förmlich „auseinandergenommen“. Welche Motivation für die Ver­haf­tung des 19-jährigen könnte vorgelegen haben ? Absolut sicher ist, dass die Polizei den SAJ-Anführer zu dem diffusen Tathergang befragen wollte. Definitiv konnte er erst nach seiner Flucht als „Mordverdächtiger“ eingestuft werden, weil in den Augen von Untersuchungsbehörden eine Flucht immer als Verdachtsmotiv zu werten ist. Neben dem, bezüglich jener Mordnacht der Rädelsführerschaft beschuldigen H. Frahm, stand in erster Line der Leibwächter und Messermann des Dr. Leber als Täter im Visier der Polizei. Kriminalsekretär a.D. Naujock gab in einem Schreiben an alle offiziellen Stel­len der BRD vom 11.12.1972 an, dass erst als sich in der Untersuchungshaft die Unschuld des Verdäch­tigen Willi Rath herausstellte, nicht er sondern Herbert Frahm sei für den Mord an Brügmann verantwortlich, wäre Erstgenannter wieder auf freien Fuß gesetzt wor­den. H. Frahm sollte dingfest ge­macht wer­den, weil er als mög­licher Messerstecher in Frage kam, das steht fest. Doch scheint ihn sein Gesinnungs­genosse Willi Rath gedeck­t zu haben. Diese Vermutung drängt sich auf, ist aber objektiv nicht zu beantworten. Gab sich Herbert Frahm später den neuen Vornamen Willy aus dankbarer Pietät ge­genüber Willi Rath ? Gesetzt den Fall, das Erwogene träfe zu, so hat H. Frahm seinen Kampfnamen „Willi Brandt“ nicht ungeschickt aber lösbar codiert, um seinem Schützen- und Deckungshelfer Willi Rath eine angemessen Ehrung zu leisten. Denn von dem Wunsch den roten Welten-„Brand“ zu entfachen waren beide jungen Genossen damals überzeugt, was sich bei Frahm in Gestalt zumindest wilder roter Brand-Reden äußerste und beim geistig schlichteren Rath durch seine wilde Messer-Fuchtelei. Im gewählten Namen „Brandt“ steckt nämlich der Namen „Rath“ vollends drin. Nimmt man das Anfangs-„B“ und das „n“ (des verzichtbaren / gemeinsam geschmähten „N“ationalismus) aus dem Begriff heraus, bleibt „Rat“ übrig, bei Wegfall des ohnehin stimmlosen „h“.  So könnte eine hypothetische Ausdeutung des Brandt’schen Gedankenpuzzles gelautet haben.
 
Ganz außerordentlich erstaunlich ist, dass Wikipedia wagt, zu veröffentlichen, der Mörder sei W. Rath gewesen (08.09.2014): „Dabei stach Lebers Reichsbanner-Leibwächter Willi Rath den SA-Marinesturmmann Rudolf Brügmann nieder, der diesen Verletzungen erlag.“ Wäre Dr. Lebers Faktotum Rath der Mörder, wie vermochte er der NS-Justiz entgehen und wie erklärt es sich, dass er nach 1945 in der Hamburger Justiz reguläre Anstellung fand ? Ein Vorkriegs-Mörder in einer demokratischen Nachkriegs-Polizeibehörde auf Mörder-Fang ?! Damit erscheinen die Erinnerungen des Kriminalsachbearbeiters August Naujock vom Hamburger Mord-Dezernat in einem ganz und gar nicht mehr so zwielichtigen Licht. War Rath der wahre Täter, hat er seinen Kopf nur retten können, indem er vor den NS-Vernehmungsbeamten überzeugend eine andere Person der Täterschaft bezichtigen konnte -, eine - aufgrund der Umstände - damals nicht mehr ergreifbare. Nebenbei bemerkt, handelte es sich bei dem Ermordeten übereinstimmend um einen jungen Seemann, einen Zivilisten, wenn er als „SA-Marinesturmmann“ diskriminiert werden soll, so muss festgehalten werden, dass er weder in eine Uniform gekleidet war, noch an dem pro-nationalen Fackelzug der SA und SS aktiv teilgenommen hatte, sonst wäre er nicht normal gekleidet gewesen. War Rath aber nicht der Mörder, so erklärt sich zwanglos seine Freilassung nach Ableistung der Strafe als Randalierer. Dass er den Mörder gekannt haben muss, steht ganz fraglos fest, denn er war während des Tatgeschehens wahrscheinlich mit Herbert Frahm unmittelbar vor Ort. Wer also war es, so steht die historische Frage im Raum, wen Willi Rath gedeckt hat ? Jene politischen Gruppierungen, die nach dem Kriege in Hamburg an die Macht gelangten, müssen von einem elementaren Interesse gedrängt worden sein, dem W. Rath ein Pöstchen zu verschaffen, sein Schweigen zu erkaufen und ihn der Nachwelt als Messer-Mörder präsentieren zu dürfen - möglicherweise entschuldigt und sogar glorifiziert als „Helden der Kampfzeit“ (hätte er doch „nur einen SA-Mann“ getötet). Das alles, um von einem für ihre Parteiung wichtigen Mann jeden Verdacht abzuwenden. Das dürfte etwas mehr gekostet haben als nur die Anstellung bei einer Behörde. Wer diese einflussreiche oder historisch unverzichtbare Person gewesen ist, bleibt das Geheimnis des W. Rath und seiner Gönner. Nach eigener Aussage Brandts hat er noch kurz vor seiner Flucht über die deutsche Grenze an einer politischen Demonstration für Dr. Leber teilgenommen. Losgelöst von allem linkssozialistischen Pathos muss nüchtern festgestellt und festgehalten werden, dass Frahm/Brandt also zugegebenermaßen für die Freilassung bzw. gegen die Inhaftierung eines Anstifters zum Mord demonstrierte, was ein Schlaglicht auf die geistige Verfassung dieses jungen Mannes wirft. Recht gesichert ist, dass der SPD-Abgeordnete Dr. Leber, „stecht zu !“, gerufen hatte. Und wenn heute sein Wachhund Willi Rath als Messermörder bezeichnet wird, dann muss auch beigefügt werden, dass dieser Hiwi niemals etwas getan hätte, ohne die vorangegangene Aufforderung und mithin Deckung durch seinen Chef. Der Einpeitscher und Taturheber war der damalige intellektuelle Rädelsführer Dr. Leber. Ich betone noch einmal, dass für die Tat - war es nicht Willi Rath - objektiv nicht allein Willy Brandt in Frage kommt ! Mir liegt es fern, die Meinung verbreiten zu wollen, dieser Mord wäre dem Herbert Frahm anzulasten, dafür fehlen die konkreten Nachweise bzw. Zeugenaussagen noch lebender Personen. Ebenso wenig ist allerdings auch, nach sorgfältiger Prüfung aller Berichte und Lage der Dinge, eine Tatbeteiligung definitiv auszuschließen.
 
SPION FÜR DEN WELT-KOMMUNISMUS
 
Nach der Flucht des Herbert Frahm, der bald unterschiedliche Tarnnamen benutzte, u.a. Willy Brandt, Willy Flamme, Karl Martin, Leber usw., war er als Reisender in Sachen Weltkommunismus überaus fleißig. Der kommu­ni­stisch-sow­jet­freund­licher Klassenkämpfer-Korrespondent berichtete 1937 vom Bürgerkrieg in Spani­en. Nicht für Demokratie, sondern für die Diktatur der proletarisch-revolutionären Kräfte setz­te sich Frahm-Brandt in Wort und Schrift ein. Die schwedische Staatspolizei führte in ihren Ak­ten die ihr bekannten Personen, welche der Zusammenarbeit und der Spionage für den Kommunismus in den Ostblockstaaten zu verdächtigen waren; da­runter befindet sich umfangreiches Material aus der Weltkriegszeit über Frahm/Brandt. Unter dem Decknamen „Polarforscher“ kundschaftete Frahm-Brandt für den sowjetischen Geheim­dienst (KGB) Interessantes über das deutsche Schlachtschiff Tirpitz aus, das schließlich im Novem­ber 1944 durch englische Fliegerbomben zerstört wurde, wobei 1.204 Seeleute den Tod fanden (FOCUS 15/99). 1942 brachte Frahm-Brandt das Buch „Guerilla­krieg“ heraus, ein Ratgeber für Heck­en­­schützen, mit dem er sich eindeutig gegen die „Haager Landkriegsordnung“ und „Gen­fer Kon­ventionen“ stellte. In einem Bericht an den amerikanischen Geheimdienst vom 22.05.1944 forderte Brandt die Enteignung von Großgrundbesitz zugunsten der Gewerk­schaften und die Verstaatlichung der deutschen Banken sowie der Schwerindustrie (QUICK-EXTRA, 1974). Erst in sei­nem 1946 veröffentlichten Buch „Verbrecher und andere Deut­sche“, spricht er sich für De­mo­kratie aus und bezichtigt im gleichen Atemzug so gut wie 99 Prozent der Deutschen anti­de­mo­kra­tische, verbreche­rische Handlanger der „Nazi-Diktatur“ gewesen zu sein. Er schreibt, allein „die Antinazis, die wirklichen demokratischen Antinazis ... sind nicht schuldig“. Dass er selbst fanatisch die Dik­tatur des Proletariats an­streb­te, ver­schweigt er von Stund an diskret, dass er zu den „demokra­tischen Antinazis“ in der heißen Phase nie gezählt hat, blendete er von nun an geflissentlich aus. Der spätere „Huma­nist“ Frahm-Brandt schreibt an anderer Stelle seines Machwerkes, „dass es notwendig sein wer­de, eine ganz große Anzahl von wertlosen nazistischen Leben auszulöschen“. Unter seinem Decknamen Gunnar Gaasland kehrte er als norwegischer Kriegsberichterstatter nach Deutschland zurück, um vom Nürnberger Schauprozess zu berichten. Bundeskanzler Dr. Konrad Adenauer sprach es im Wahlkampf 1961 einmal kurz an, indem er in Regensburg sehr zurückhaltend und voll zutreffend ausführte: „Wenn einer mit der größten Rücksicht behandelt worden ist von seinen politischen Gegnern, dann ist das der Herr Brandt alias Frahm" und in der Obus-Abstellhalle von Bonn erinnerte er daran, dass sich Brandt bei einem illegalen Treffen in HollandWilly Flamme“ und ein andermal während eines illegalen Aufenthalts in Berlin zur NS-Zeit auch „Martin“ genannt habe. (SPIEGEL 35/1961)
 
FRAM-BRANDT UND DIE FRAUEN
 
Soviel zur - emotionslos nüchtern und objektiv gesehen - fana­tisch-unmenschlich-tendenziösen Weltanschauung des Mannes. Eine verliebte Gertrud Meyer war Herbert/Willy Frahm/Brandt im Juli des Fluchtjahres 1933 nach Norwegen, Oslo, gefolgt. Die Beziehung wurde zugunsten einer Carlota Thorkildsen beendet, die nach Eheschluss die gemeinsame Tochter Ninja gebar. Sie erhielt bei Exilanten ihr Auskommen und unterstützte den zunächst anstellungs- und mittellosen Frahm, mit dem sie bis 1939 zusammenlebte. Durch ihre Scheinehe mit einem norwegischen Studenten wurde sie zur Gertrud Gaasland und konnte noch effektiver und offener für den Kommunismus und Freund Frahm hilfreich sein. Sie hätte sich - wie aus ihren Briefen hervorgeht - eine Würdigung ihrer Mitarbeit erhofft, als Frahm-Brandt 1971 den Friedensnobelpreis in Oslo erhielt. Doch auch dieser Frau gegenüber übte der Mann seine wiederholt gezeigte schnöde Undankbarkeit. Er lud Gertrud nicht zu den Feierlichkeiten ein. Ihre Briefe an ihn belegen die Verbitterung und Enttäuschung darüber. Der Freundin Carlota Thorkildsen folgte schon bald eine Rut Bergaust, deren Mann gerade in einem Sanatorium weilte und, nach Scheidung von Carlota, Ruth Frahm wurde. Drei Söhne hatte die oft Betrogene mit Willy, bis sie im Frühjahr 1979 von der Beziehung ihres Mannes mit Brigitte Seebacher erfuhr und die Scheidung einreichte. Brigitte Seebacher lüftete schließlich einen Schleier bezüglich Ex-Kanzlers und Ex-Ehemannes Bonner Geliebten seit Mitte der 60er Jahre, es war die „Stern“-Reporterin Heli Ihlefeld. Was Brandts un­mo­ralischer Umgang insbesondere mit dem anderen Geschlecht anbelangt, so gibt darüber nicht allein das Buch von Susanne Sievers „Da war auch ein Mädchen“ (1961) er­schüt­ternde Aus­kunft. „Dieser Mann“, sagte Herbert Wehner, „hat wenig mehr im Kopf als Pferde, Frauen und Champagner“ (BUNTE, März 1976, S. 36) Das Buch der S. Sievers wurde binnen weniger Tage „wegen Einbruchs in die Privatsphäre“ beschlagnahmt, doch natürlich nie widerlegt. Zwar gab es eine Schmutzkampagne gegen die Sievers, um sie unglaubwürdig erscheinen zu lassen, doch schließlich hat man sie sogar als Mitarbeiterin im Bundesnachrichtendienst angestellt, was nicht für ihre „Unglaubwürdigkeit“ spricht, sondern eher für die Brisanz ihres Wissens und den Versuch sie im politischen Ränkespiel zwischen SPD und CDU zu neutralisieren. Ein linkstendenziöses Nachrichtenmagazin versuchte die so peinliche wie undurchsichtige Angelegenheit auf seine Weise auszudeuten (SPIEGEL 20.05.1974). Seit mindestens Frühjahr 1951 hatte der verheiratete Bundestagsabgeordnete Willy Brandt eine Liebesbeziehung zu der schönen rothaarigen Frau. Auf einer gemeinsamen Reise nach West-Berlin wurde sie von DDR-Organen gefangen und am 11.12.1952 wegen angeblicher Spionage für das Ostbüro der SPD und für die USA zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt. Auch der sich unwissend gebende und nachweislich unkorrekt berichtende DDR-Chef-Spion Markus Wolf strickt in seinen Memoiren an der Sievers-Legende mit. Sie habe als „Lydia“ einen gut besuchten Salon geführt, in dem „Abgeordnete und Politiker sich zwanglos einfanden“, wo sie für die Lauscherohren der DDR mitgehört habe (FOCUS Magazin Nr. 27, 1997). Es fragt sich aber, wenn das in vollem Umfang zuträfe, warum man sie abfing und einige Jahre in ostzonaler Haft hielt ?! Angeblich, weil sie sich in Willy verliebt hatte und deshalb ihr Informationen über ihn zu dürftig flossen. Susanne sah sich von ihrem untätigen Geliebten verraten. Als sie erst im August 1956 wieder frei kam und bei dem „Regierenden Bürgermeister von Berlin“ vorsprach, wollte der sie nicht mehr kennen und schob sie mit einem Taschengeld - das er ihr durch einen Bediensteten zustecken ließ - eiskalt ab. Als Kanzleramtsminister Horst Ehmke das Ausmaß des möglichen Image­schadens er­kannte, zahlte er - aus Steuergeldern versteht sich - eine sechsstellige Ab­fin­dungs­summe an die rüde behandelte Exfreundin Brandts.
 
Wie sträflich leichtfertig Bun­des­kanzler Willy Brand mit Alkohol, Freundinnen und der Ostpolitik umging zeigte sich in schreck­licher Verdichtung im „Fall Günter Karl Heinz Guillaume. Der Lauscher des Ostens saß ab Januar 1970 im Kanzler­amt. Früh wurde vor dem Ostspion gewarnt, doch die Genos­sen wischten, von der Hochstim­mung einer eingebildeten neuen ewigen Friedensära beflü­gelt, alle ernsthaft-sachlichen Bedenken bei­­seite. Was nach der Enttarnung dann die Ermittler aufgrund Guillaumes Aussagen proto­kollierten war purer Sprengstoff. Schlagartig wurde erkennbar, dass der Bundeskanzler auf­grund seines - dem Osten bekanntgegebenen - dubiosen Privatlebens erpressbar geworden war. Alko­hol­konsum und sexuelle Affären kamen zur Sprache. Genosse Guillaume wurde als derjenige gehandelt, der Brandt „Frauen zugeführt“ habe. Und dieser Mann drohte „auszupacken“ wenn man ihn nicht unbestraft nach Hause in die DDR entließe. Horst Herold vom Bundeskriminalamt illustrierte zunächst einige wenige Fällen von Zuführungen der Mädchen“. Bei Reisen mit dem Kanzler-Sonderzug waren es eine Schwedin und eine Französin die nachts ins Chef-Abteil vorgelassen wurden. Bei Hamburg-Aufenthalten erschien eine „Stern“-Redakteurin in der Hotelsuite, in Berlin handelte es sich oft um eine Jugoslawin, in Paris um eine bekannte Publizistin. Auch Prostituierte waren im Spiel. Schließlich kam es zu dem hochbrisanten Dossier, einem amtlichen Protokoll, mit dem Bundesinnenminister Hans-Dietrich Genscher seinen Ministerialrat Klaus Kinkel per Hubschrauber von Bonn ins Hotel „Atlanti“ nach Hamburg geschickt hatte, um es Brandt am 1. Mai 1974 beim Frühstückstisch vorzulegen. Detailliert waren Brandts Schäferstündchen als sog. „Zuführungen“ dutzendweise aufgeführt. Der Unersättliche hatte in Anflügen von Dringlichkeit so oft es irgend ging danach verlangt, doch über die Protokollierungen im sog. „Herold-Papier“ - benannt nach dem damaligen Präsidenten des Bundeskriminalamts Horst Herold - war er entsetzt, besonders über die unwürdigen Detailgenauigkeiten. Etwa der Eintrag über einen mehrtägigen Hotelaufenthalt des Kanzlers in München. Der Security-Chef habe da einen neuen Mitarbeiter angewiesen: „Wenn ich mal weg bin, und der Chef braucht was, dann gehst du runter in die Halle und nimmst eine von denen, die da rumsitzen. Du fragst nach dem Preis und schickst sie dem Kanzler rauf. Der Referent bezahlt dann alles.“ Die Triebhaftigkeit des SPD-Kanzlers vollzog sich unter den Augen der DDR-Staatssicherheit, denn NVA-Hauptmann und West-Spion Günter Guillaume war in alles eingeweiht. Ausgerechnet jener Referent Brandts, der in den meisten Fällen den Damen die Tür zum Kanzlergemach geöffnet hatte, war wenige Tage zuvor als Top-Spion entlarvt und verhaftet worden. Der Kanzler-Kumpel soll sich laut Protokoll gelegentlich selbst Frauen in den Zug geholt haben. Höchstwahrscheinlich auch nicht auf eigene Rechnung. Ahnungslosigkeit war dem SPD-„Messias“ nicht einmal zugute zu halten. Seit einem Jahr war Brandt darüber informiert, dass gegen Guillaume ermittelt wurde, er war in Kenntnis gesetzt, dass der Verdacht hart war und die Verhaftung unmittelbar bevorstand. Trotzdem überließ er dem Spion noch weitere Wochen den Job der Frauenzufuhr in bewährter Manier zu gestalten. Hatte bei dem illustren Whiskytrinker endgültig der Schwanz über das Hirn gesiegt ? „Horst Herold, Generalbundesanwalt Buback, Justizminister Jahn, Innenminister Genscher, Verfassungsschutzchef Nollau sowie SPD-Zuchtmeister und -Fraktionschef Wehner - sie alle schlugen die Hände über dem Kopf zusammen. Nollau bat Wehner, Brandt davon zu überzeugen, dass sich die Bundesrepublik keinen erpressbaren Bundeskanzler leisten könne.“ Jedenfalls trat Brandt kurz darauf zurück. („Welt Online -18.04.2013“)
 
Brandt gab sich höchst mokiert über den „Blick durchs Schlüsselloch" seitens der „Sicherheitsintriganten“. Sein Umfeld musste aber fürchten, dass diese Pikanterien im kommenden Wahlkampf vom po­litischen Gegner für Medienkampagnen ge­nutzt würden. Am Abend des 04.05.1974 erkannte Brandt, dass sein Rücktritt unum­gänglich war. Der innere Führungszirkel der SPD - vor allem Herbert Wehner - kam zu dem Schluss, dass dem führensschwachen, erschöpften, durch De­pres­sionen, Krank­heit und Alkoholprobleme ge­schwäch­­ten „Linken Messias“ die nötige Kraft zum Wei­termachen fehlen würde. Seine Führungsschwäche, Seichtheit und Genuss­sucht wurden bedeutend früher Gegenstand öffentlicher Kritik. Sie gipfelte in Wehners süf­fisanten Aus­fällen gegen Brandt während einer Mos­kau­reise im Herbst 1973: „Der Herr ba­det gern lau“ und „der Regierung fehlt ein Kopf“. Am 1. Mai 1974, eine Woche nach der Verhaftung des DDR-Spions, war Willy Brandt auf seiner letzten Reise als Kanzler unterwegs, ein lang geplanter Ausflug nach Helgoland. Kurz zuvor hatte er durch Innenminister Genschers Büroleiter Klaus Kinkel in Hamburg eine Liste präsentiert bekommen, in der die Aussagen seiner Leibwächter über angebliche Treffen mit Damen verzeichnet waren, die ihm Guillaume „zugeführt“ haben soll. Die mitreisenden Journalisten ahnten von dieser Liste nichts. Es wurde ein Schunkelabend mit viel Alkohol. Mitten im trunkenen Trubel starrte er plötzlich auf seine Hände. „Scheißleben !“, murmelte er. Am nächsten Morgen hatte Brandt wieder einmal einen dicken Kater und erschien mit einer Anzugjacke die nicht zur Hose gehörte. Unmittelbar darauf erklärte Brandt in einem auf den 6. Mai 1974 datierten handschriftlichen Brief seinen Rücktritt, der vom NDR am folgenden Tag publik gemacht wurde. -- Dass sich eine politische Partei, die eine integrierende bedeutende „Volkspartei“ sein möchte, ausgerechnet diesen Mann zum Leitbild erwählt hat - mit dessen unschön-entstellender übergroßer Bronzeplastik sie ihre Parteizentrale verschandelt - ist das nun als Eulenspiegelei zu werten oder proletarische Geschmacklosigkeit oder induziert-emotionelle Bescheidenheit ?
 
Nachtrag zum SPD-Leitbild Willy Brandt: „Focus“ 6/2000, S. 280 - „Nixon Tonbänder enthüllen, was Amerikas Präsident 1971 tatsächlich von Willy Brandt gehalten hat. Der US-Präsident macht keinen Hehl aus seiner Abneigung gegen den Gast aus Bonn: „Guter Gott, wenn das Deutschlands Hoffnung sein soll, dann hat Deutschland keine große Zukunft“, meint Richard Nixon spöttisch zu seinen Sicherheitsberater Henry Kissinger. Es war der 15. Juni 1971. SPD-Bundeskanzler Willy Brandt war auf inoffiziellem Besuch in Washington, um seine Ostpolitik mit Nixon und Kissinger zu diskutieren. Nixon hatte eine Angewohnheit, die ihn 1974 in der Watergate-Affäre zum Rücktritt zwingen sollte: Er nahm jedes Gespräch im Oval Office heimlich auf Tonband auf. […] … schimpft er [Nixon] am nächsten Tag zu Kissinger: „Und kein Wort sagt er darüber, wie freundlich wir ihn empfangen haben.“ […] Bahr [Brandts jüdischer Berater]: „Ich bin ganz entsetzt.“ Kissinger ist beruhigt. Er (Brandt) wird sich benehmen“, versichert er Nixon. Kissinger: „Das Hauptproblem ist, dass er nicht sehr helle ist. … Brandt ist dumm und faul.“ Nixon: „Wirklich ?“ Kissinger: „Und er trinkt.“ Die deutsche Presse kommentiert Brandts US-Visite später als Erfolg: „Nahtlose Übereinstimmung.“ (Ende des Artikels)