DIE REICHSKLEINODIEN
 
 
Das Deutsche Reich ist niemals untergegangen, es kann nicht untergehen, weil es eine geistige Größe ist, eine Idee; Ideen können nicht sterben. Sie können sich mit Fleisch ummanteln, sie können materielle Gestalt annehmen oder sie können entleiblicht werden, doch sie können nicht streben. Das Deutsche Reich stirbt so wenig wie unser urdeutsches gallogermanisches ODiNG-Vermächtnis unwiederbringlich vergehen konnte. Es gibt eine Zeit im endlichen Sein und es gibt die Dauer im Absoluten, im Geistigen aus dem die Ideen wieder Gestalt annehmen wenn ihre Zeit wiederkommt. Wenn die Menschen danach rufen, kehren Ideen in ihre Weltlichkeit aus dem Bezirk des rein Geistigen zurück. Was waren die Zeichen des Reiches der Deutschen ? Der deutsche Kronschatz mit den Insignien, den Gewändern und Heiltümern wird „Nürnberger Reichskleinodien“ genannt, weil er jahrhundertelang von 1424 bis 1796 von der Reichsstadt Nürnberg gehütet worden ist.
 
Die deutschen Reichskleinodien lagern seit 1796 in der Schatzkammer der Wiener Hofburg. Das Jahr der jeweiligen Herstellung wird im Folgenden angegeben: 950 - Reichskrone, 800 - Heilige Lanze, 1050 - Reichsschwert, 1150 - Reichsapfel, - 1350 Zepter, 1024 - Reichskreuz, 800 - Reichsevangeliar, 830 - Stephansbursa,  850 Schwert Karls des Großen 1132 - Krönungsmantel,  1181 - Krönungsalba, 1140 - Tunicella, 1120 - Zeremonialschwert, 1220 - Handschuhe, 1350 - etc Div. Reliquiare
 
Des Reiches Krone
 
Das höchste Symbol des Reiches durch mehr als 800 Jahre war zugleich das hervorragendste Herrschaftszeichen Europas. Keine andere Krone macht das Gottesgnadentum so sinnfällig. Sie wurde bereits im zehnten Jahrhundert (967) geschaffen, als die altgermanische Tradition noch lebendig war, wennschon als offizielle Ausdeutungen christlich-klerikale Erklärungen herhalten mussten. Die Reichskrone ist eine oktogonale Plattenkrone. Sie wird gebildet durch acht rundbogigen, mittels Scharnieren verbundene Goldplatten, die mit Edelsteinen, Perlen und Figurenemails geschmückt sind. Bildplatten, figürliche Darstellungen in Zellenschmelzarbeit und Edelsteinplatten wechseln miteinander ab. Das Besondere und Außergewöhnliche an dieser Krone ist ihre oktogonale Form. Sie symbolisiert die Gottesbestimmtheit des Trägers. Die Achtzahl, die 8. Rune ist die Chiffre des indogermanischen Himmelsgottes, des germanischen Gottes Tiu/Ziu, altnord Tyr. Auch die mit Perlen und Edelsteinen besetzten Platten haben zahlensymbolischen Sinngehalt. In wohldurchdachter Zahlenharmonie sind die Perlen und Steine angebracht: ein ganzes theologisches Programm liegt ihrer Anordnung zugrunde. Die heilige Zahl Zwölf der germanischen Weltbaumrune spielt dabei eine entscheidende Rolle. Die Zahlen aller Perlen, der großen (144) und der kleinen (96), aller Edelsteine (insges. 120), groß wie klein (36), sind durch zwölf teilbar. Insgesamt ergeben sich ohne den späteren Bügel und das Kreuz 360 Perlen und Steine. Das ist die große (Welt-)Kreiszahl (vgl. G. Hess, „Die Weltbaumrune“). Der Schlüssel für das Geheimnis der Krone liegt in der altgerm. ODiNG-Symbolik. Ein Smaragd symbolisiert den Wodinischen Thron, vier Rubine die vier Jahreszeiten und Sonnensteine des Alljahres, sieben Rubine die sieben Fackeln der Erdmutter (vgl. 7. Mutter-Rune), zehn Saphire das Gegensatzpaar der Alki und 24 Rubine die 24 Runen. Unter den 84 (Quersumme 12) großen Steinen waren 60 Saphire (6, sie runische Rundzahl). Zusammen mit den ursprünglich zwölf Amethysten beherrschten sie mit ihrer blauen Farbe (Farbe des Sternenhimmelmantels Wodins) den Charakter der Krone. Der einstige Hauptstein der Stirnplatte, ein lichtblauer Milchopal von besonderer Größe und Schönheit, der auch von Walther von der Vogelweide besungene „Waise“ (Lichtauge) ist seit 1350 verschollen. An seiner Stelle sitzt heute ein grau-lila Saphir. Der Bügel und das aufgesteckte Kreuz gehörten nicht ursprünglich zur Krone. Das Kreuz über der Stirnplatte wurde erst im 11. Jahrhundert angefügt.
 
Der Reichsapfel
 
Als Zeichen ihrer universalen Herrschaft wurden schon in der Antike Herrscher mit der Kugel, dem Sinnbild für den Kosmos und auch für die Erde, in der Hand dargestellt. Der zum Reichsschatz gehörige Apfel entstand in der Stauferzeit gegen Ende des 12. Jahrhunderts. Die Kugel aus Goldblech ist mit einer festen Harzmasse gefüllt und von vier mit Edelsteinen, Perlen und Filigran besetzten Goldbügeln umzogen. Das in deren Schnittpunkt aufgesetzte, reich verzierte, in Lilien auslaufende Kreuz zeigt in der Mitte einen Saphir mit einem noch nicht entzifferten Monogramm. Neben diesem prunkvollen Apfel existierten noch zwei weitere einfachere und jüngere, die bei der Flüchtung der Reichskleinodien nach Wien (1796) leider verloren gingen.
 
 
Das Zepter
 
Die Kurzform des bereits im alten Germanien geläufigen Herrscherstabes, das Zepter, ist schon als Stab (mit Ring) auf dem Goldenen Horn von Rosengard-Gallehus (Anfang 5. Jh.) in Nordschleswig zu sehen, aber auch bereits im alten Orient als Herrscheremblem. Die einfache Arbeit aus vergoldetem Silber, ein Sechskantstab, der in sechs stilisierten Eichenblättern ausläuft, die eine Eichel umschließen, stammt in dieser Form aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Die Sechskantigkeit bezieht sich wieder auf die runische Allzahl 6, die Eichenzier auf den Himmelsgott Donar, dem die Eiche heilig war.
 
Das Reichsschwert
 
Dieses prunkvolle, auch nach dem sog. „Heiligen Mauritius“ (soll ein dunkelhäutiger Ägypter gewesen sein), dem Reichspatron seit Otto dem Großen, benannte Reiterschwert wurde mit der Spitze nach oben dem Kaiser im feierlichen Krönungszug voran getragen. Es stammt aus der Mitte des 11. Jahrhunderts. Der Schwertknauf ist, wie das Wappen ausweist, eine Zutat Ottos IV. (1208-1218). Die mit Goldblechplatten überzogene hölzerne Scheide zeigt in Treibarbeit 14 (auf jeder Seite 7) Herrschergestalten. Die Variierung der einzelnen Typen lässt darauf schließen, dass der Künstler eine konkrete Herrscherreihe (von „Karl d. Großen“ bis Konrad II.) darzustellen beabsichtigte. Die Zahl 14 ist im germanischen Zahlenmythos der Begriff für die tödliche Spitze (vgl. 14. Eis-Schwert-Todesrune). In diesem Sinne sollte auch das Schwert jeden treffen, der es wagte den herrscherlichen Lichtheros anzugreifen und zu gefährden. Vielleicht ist auch mit diesem negativen Symbolismus der dunkelhäutige Mauritus erklärbar. Das dunkle Prinzip und die unheilvolle Zahl 14 korrespondieren in auffälliger Weise. Hier liegt keine Lichtschwert-Symbolik zugrunde, wie in Siegfrieds „Balmung“ (Bal = Baldur), sondern die mystisch erhoffte Verfügungsgewalt über saturnische dunkle Kräfte der Schwarzalben, nach der alten Vorstellung „Similiar similibus curantur“ („Gleiches kuriert Gleiches“, also Gleiches mit Gleichem zu bekämpfen). Wer gegen das Dunkle kämpft, und alle Reichsfeinde sind von Natur dämonenhaft, muss sie mit gleicher Waffe, eben dunkelbösen Mitteln bekriegen. Dieser Fingerzeig sollte keinem Herrscher fremd sein.
 
Das Zeremonienschwert
 
Es steckt in einer mit Goldplatten, Emailzellenschmelz-Perlen und Rubinen reich geschmückten Scheide. Dieses Prunkschwert ließ Friedrich II. in Palermo um 1185 anfertigen. Der Knauf mit Reichsadler und böhmischem Löwen ist eine Ergänzung Kaiser Karls IV. Das Schwert wurde seit dem 15. Jahrhundert zum Ritterschlag nach der Kaiserkrönung unter anderem auch für die Krongesandten benutzt. Der Adler als Lichtvogel symbolisiert den heidnischen Göttervater und gleichzeitig die Sonne, den Geist und das allgemeine himmlische Lichtprinzip.
 
Die Gewänder
 
Der Krönungsornat erfuhr in der Stauferzeit seine größte Bereicherung. Fast alle Bekleidungsstücke stammen aus dem Erbe der normannischen Könige in Sizilien. Die prächtigen Gewänder, in denen sich unterschiedliche Einflüsse zu einer Einheit verschmelzen, wurden in der normannischen Hofwerkstatt von Palermo angefertigt. Das glanzvollste Stück ist zweifellos der feurig-rot-goldene Krönungsmantel ein dreieinhalb Meter breiter Umhang mit reichem Perlenbesatz, Edelstein- und Emailschmuck an den Schließen. Dargestellt sind zwei spiegelgleiche Löwen, von denen jeder ein Kamel schlägt. Zwischen den Löwen steht als Lebensbaum die Palme, die damals, nach den ersten Kreuzzugserfahrungen im Orient, auch in Deutschland als Lebensbaumsinnbild Verbreitung fand. Größer und weiter als die Dalmatica (und folglich über der Alba getragen) ist die Adler-Dalmatica aus Purpurseide mit Perlen und Adler-Medaillons. Sie wurde in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts in Süddeutschland angefertigt.
 
Die Heilige Lanze
 
Sie ist erster nachweisbarer Bestandteil der Reichskleinodien. Ihrem Typus nach ist sie eine Flügellanze aus karolingischer Zeit (8./9. Jahrhundert). Aus ihrem Blatt ist ein spitzovaler Teil ausgestanzt und ein angeblicher Nagel vorn Kreuz Christi eingelassen. Beim Ausstemmen des Spalts zum Einfügen des Nagels (vermutlich im 10. Jh.) zerbrach das Lanzenblatt ! Die Bruchstelle wurde von einem Eisenband zusammengehalten. Heinrich IV. ließ darüber eine silberne Manschette anbringen. Hier handelt es sich um einen historischen geradezu symbolhaften Unfall. Die Lanze ist das Zeichen des Volksgottes Wodan-Wodin, die alten Heerführer warfen ihre Lanzen über das feindliche Heer und riefen: „Wodan hat euch alle“, sie weihten damit den Sieg dem heimischen Geistgott. Als in die altheilige Lanze der christliche Nagel eingefügt werden sollte, zerbrach das Lanzenblatt, so wie die alte Germanenkraft unter christlicher Durchlöcherung und Durchdringung zum Großteil zerbrach ! Nach longobardischer Tradition diente die Lanze zur Einweisung in die Herrschaft. Lanze und Krone galten als gleichrangig. 921/922 übergaben der lombardische Graf Samson, damals einer der führenden Größen in Norditalien, und seine Parteigänger mit dieser Lanze dem Burgunderkönig Rudolf II. die Herrschaft über das „regnum Italicum". Von König Rudolf II. kam sie 926 oder 935 an König Heinrich I. gegen Überlassung der Südwestecke des „Regnum Theutonicorum“ (Reich der Deutschen) mit Basel. Sie verkörperte die Anwartschaft über Italien, dessen Besitz Voraussetzung für die Kaiserwürde sein sollte. Die siegbringende Waffe wurde unter den Ottonen als Heiltum und Herrschaftszeichen im Kampf mitgeführt. Der siegreiche Ausgang der Ungarnschlacht auf dem Lechfeld 955 wurde ihrer Kraft zugeschrieben. Otto III. ließ sie auf seinem Zug nach Rom 996 dem Heer voraus tragen. Anfang des 11. Jahrhunderts verlor die Heilige Lanze mehr und mehr ihre Bedeutung. Seit dem 13. Jahrhundert galt sie als Speer des römischen Hauptmanns Longinus, der mit ihr den Jesus erstach. Größere Bedeutung erlangte die Heilige Lanze wieder durch Kaiser Karl IV., der ein ihr geweihtes Fest einführte.
 
Die Sporen
 
Es gehörten ursprünglich zu den Reichsinsignien auch ein Paar Sporen, die aber 1792 verschwanden und nicht mehr aufgefunden wurden.