02.11.2021
Sternen-Schenke in Rappoldsweiler an der Elsässer Weinstraße - Deutsch-elsässisches Straßenbild und Schänke, vom Ende 15. Jahrhundert. - Bild aus dem Buch „Die Hohkönigsburg - Eine Fehdegeschichte aus dem Wasgau“ (1912), von Julius Wolff, mit Bildern von Hans W. Schmidt.
 
STERNEN-SCHENKE
 
Den alten deutschen Wirtshaus-Stern
hat mancher Trunkenbold zu gern,
lockt ihn das traute Sechsstern-Schild,
ihm gleich die durst‘ge Ader schwillt.
 
Kümmel, Körnchen, Schnaps und Bier
bekommt der ewige Zecher hier.
Diese höchst geistigen Getränke
vermittelt jede Sternen-Schänke.
 
Mancher Mensch fragt sich: „Warum,
warum ist die Banane krumm,
warum hat der Stern sechs Ecken,
warum trägt Mohrchen ihn am Stecken?“
 
Die „Sternsinger“ tragen ihn umher,
zur Weihnachtszeit, so ungefähr.
Denn der Sechsstern meint das All,
von Hoch und Tief, auf jeden Fall.
 
Aus Feuer und Wasser ist das Ganze,
vom Erden- bis zum Sternen-Tanze.
Im Irdischen eh, liebt jeder Prasser,
zum Saufgelag‘ das „Feuerwasser“.
 
Drum tut der Sechsstern Säufern wohl,
er steht ganz schlicht für Alkohol.
Wo er die Süchtigen lädt zum Trank,
dort gibt‘s den „Alkoholausschank“.
 
Dafür braucht's eine Konzession,
die gab’s, nach Prüfung, erst als Lohn
für saubere Betriebsamkeit,
in guter, alter deutscher Zeit.
 
 
Bild: Darstellung des Bierbrauers Herttel, mit „Brauerstern“, aus „Handbuch der Mendelschen Zwölfbrüderstiftung“, Bd. 1, Nuremberg, 1426-1549, Stadtbibliothek Nürnberg, Amb. 317.2°.