NACH THULE WEISEN DIE STERNE
 
Vielerlei Wege verführen nach Rom,
in die Fremde, die südliche Ferne,
doch nach Norden unter den Himmelsdom,
nach Thule, weisen die Sterne.
 
Sie kreisen im kosmischen Reigen,
um der Götter Thron und Altar;
was die Zeichen der Höhe erzeigen,
bleibt wahr und wunderbar.
 
Vom Nordberg schimmert die Irminsul
über braves Volk und der Wüste Brut.
Der Finsternismeister auf goldenem Stuhl
wirft Mammons Macht gegen Menschenblut.
 
Wer hält den Hort, wer greift den Gral -,
Held und Händler hadern im Ringe;
trifft des Lichtritters blitzender Eisenstrahl,
oder fasst ihn des Drachens Schlinge ?
 
Zwei Geisterheere steh’n im Streit:
Pflichttreue ringt gegen Hetze und Hohn.
Wird Chaos oder Gerechtigkeit -,
siegt Atlantis oder siegt Babylon ?
 
Breite Straßen lenken hinab nach Rom,
Babels Buhldirnen lachen und winken;
es lockt zum Bade der goldene Strom
und die Seelen, die Seelen ertrinken.
 
Im Osten geht sichtbar die Sonne auf -,
der Norden schenkt höheres Licht.
Das geht seinen ewigen Opferlauf -,
aber Thule stirbt nicht ! 
 
Abbildung: Diese goldene Scheibenfibeln fanden Arbeiter einer Ziegelei 1856/57 am Fuße der Hochburg von Haithabu / Schleswig. Eine Dame aus der Verwandtschaft des Ziegeleibesitzers erhielt sie als „herrenloses Gut“ zum Geschenk. Als Zeichen ihres Besitzes ließ sie ihren Namen auf der Rückseite der Brosche eingravieren. Das nur so nebenbei. Wichtiger ist, dass es sich dabei um eine der wenigen Darstellungen der germanischen bzw. sächsischen Irminsul handelt, der kosmischen All-Säule. Über der Doppelspiral-Säule sieht man den allegorischen Himmelsbogen, an dem die Sterne mit Bändern innerhalb ihrer begrenzten Bewegungsspielräume festgehalten werden.