06.03.2022
Antike Germanen-Darstellungen - Von li. nach re.: 1.) Swebe vom „Sarkophag von Portonaccio“, 2.) Thusnelda, Ehefrau des Cherusker-Armin von der „Loggia di Lanzi“ zu Florenz, 2.) zwei Daker-Krieger von der Trajansäule, Rom, 4.) junge Germanin vom Winkelmann-Mus. Stendal, 5.) junger Germane aus Mus. Mainz.
 
AUF IDEALE KOMMT ES AN !
 
Auf die Ideale kommt es an,
die in einem Volk lebendig sind,
nicht jeder kann sie leben,
wenn er zu schlecht gesinnt.
 
Nicht jeder will sie achten,
feht ihm recht das Niveau,
Anstand hat nicht jedermann,
das ist halt leider so.
 
Ritterlichkeit und Minnedienst,
und Rücksicht auf die Frau’n,
sind nicht in jedem Land bekannt,
wo sind sie zu erschau‘n ?
 
Nur wo Germanen mehrheitlich
die Sitten und den Brauch
bestimmen, dort ist ja bestimmt
Achtung vor Frauen auch.
 
Die „Guten Sitten“ prägen
auch manchen Schurkenhund
und wär'n sie nicht vorhanden,
gäb‘s dafür keinen Grund.
 
Man kennt bei vielen Völkern
die Frauen-Achtung nicht.
Und lebt ein solcher Kerl bei uns,
neigt er zum Unhold-Wicht.
 
Nicht jeder Mann ist triebhaft,
sei deutsch er oder fremd,
nicht jeder ist ein Tugentbold,
gekämmt, ob ungekämmt.
 
Moralaposteln sind kein Ziel
des vorbildlichen Strebens,
doch Ehrerweisung jeder Frau
ist Teil des deutschen Lebens !
 
Publius Cornelius Tacitus (um 58-120 n.0) „Germania“, Kap. 8:1 - „Man erzählt Beispiele, dass Schlachtreihen, die schon wankten und halb geworfen waren, von den Frauen, dadurch wieder hergestellt wurden, dass sie beharrlich flehten, sich mit ihrer Brust entgegenwarfen und auf die ihnen nunmehr drohende Gefangenschaft hinwiesen, die sie für ihre Frauen mit noch viel größerer Unruhe fürchteten, so dass ein besonders wirksames Mittel, eine Gemeinde zu verpflichten, ist, wenn man ihr unter den Geiseln auch edle Jungfrauen abverlangt. (2) Ja sie legen ihnen sogar eine gewisse Heiligkeit und einen Blick in die Zukunft bei und weisen weder ihre Ratschläge zurück noch missachten sie ihre Aussprüche. (3) Wir haben unter dem verewigten Vespasian erlebt, dass die Veleda die lange Zeit bei sehr vielen als höheres Wesen galt. Aber auch schon vor Alters verehrten sie die Aurinia (Albruna) und mehrere andere Frauen als heilig, nicht aus Schmeichelei und ohne sie damit zu Göttinnen machen zu wollen.“
 
Kap. 18:1 - „Gleichwohl sind die Ehen dort streng und keine Seite ihrer Sitten möchte man unbedingter loben. Denn sie sind fast die einzigen unter den unzivilisierten Völkern, die sich mit einerFrau begnügen, ganz wenige ausgenommen, die sich nicht aus Sinnlichkeit, sondern ihres Adels wegen mit sehr vielen Heiratsanträgen umworben sehen. (2) Die Mitgift bringt nicht die Gattin dem Gatten zu, sondern der Gattin der Gatte. Zeugen dabei sind die Eltern und Verwandten; sie prüfen die Geschenke, die weder mit Rücksicht auf weibliche Liebhabereien ausgesucht sind noch um der Neuvermählten zum Schmuck zu dienen, sondern Rinder und ein gezäumtes Pferd und einen Schild samt Frame und Schwert. (3) Auf diese Geschenke hin wird die Gattin in Empfang genommen und bringt ihrerseits selbst auch dem Mann irgendetwas an Waffen zu. Das betrachten sie als stärkstes Band, dies als geheimnisvolle Weihen, darunter verstehen sie die Götter des Ehebundes. (4) Damit die Frau mutige Taten nicht außerhalb ihres Gedankenkreises und sich den Wechselfällen des Krieges enthoben glaubt, wird sie gleich durch die Eingangsfeier des beginnenden Ehestandes daran erinnert, dass sie als Gefährtin der Mühsale und Gefahren eintrete, um im Frieden wie auf dem Schlachtfeld Schicksal und Wagnisse zu teilen. Dies sagt ihr das Joch Ochsen, dies das aufgeschirrte Ross, dies die überreichten Waffen. So habe sie zu leben, so zu sterben; sie empfange, was sie unentweiht und in Ehren auf ihre Kinder bringen, was ihre Schwiegertöchter empfangen und wiederum auf ihre Enkel übergehen solle.“
 
Kap. 19:1 - „So leben sie denn in den Schranken der Sittsamkeit, durch keine lüsternen Schauspiele, keine verführerischen Gelage verdorben. Auf die Heimlichkeiten von Briefen verstehen sich Männer wie Frauen gleich wenig. (2) Fälle von Ehebruch sind bei dem so zahlreichen Volk eine große Seltenheit. Seine Bestrafung erfolgt auf der Stelle und ist dem Gatten überlassen. Mit abgeschnittenen Haaren, entkleidet, stößt sie der Gatte in Gegenwart der Verwandten aus dem Haus und treibt sie mit Schlägen durch das Dorf. Denn die Preisgabe der Keuschheit findet keine Nachsicht: nicht durch Schönheit, nicht durch Jugend, nicht durch Reichtum fände sie einen Mann. (3) Denn niemand lacht da über die Laster und verführen und sich verführen lassen heißt nicht Zeitgeist. Noch besser freilich steht es bisher bei den Stämmen, bei denen nur Jungfrauen heiraten und es mit der Hoffnung und dem Wunsch der Gattin ein für alle Mal abgetan ist. (4) So erhalten sie einenGatten, ebenso wie einenLeib und einLeben, auf dass kein Gedanke darüber hinausreiche, sich kein Verlangen weiter erstrecke, damit ihre Liebe nicht dem Gatten, sondern der Ehe gelte. (5) Die Zahl seiner Kinder fest zu begrenzen und eines der nachgeborenen zu töten gilt als schandbar; und mehr vermögen dort die guten Sitten als anderswo gute Gesetze.“