DIE FRIESIN

Jegliche Form ist der Fügung Gedeih,
die Seele erschafft sich den Spiegel.
Von innen nach außen ins Konterfei
prägt sie der Eigenart Siegel.

Friesische Seelen sind herb und stolz,
das weisen ihre Gestalten -;
Ruch von Seeluft und Plankenholz,
will ihre Wesen durchwalten.

Schalmaien-Töne erklingen nicht,
kein Sinn sucht das lockere Spielen,
des harten Tages fordernde Pflicht,
gemahnet zum züchtigen Zielen.

Doch in der Friesinnen Seele weh’n,
Winde von schlohweißen Stränden,
die weither über die Meere geh’n -,
die winken mit lockenden Händen.

Fernweh und Liebe zu Heim und Haus,
mischt sich zum rührigen Sinnen -,
bindet den eigenen friesischen Strauß,
wohl tief in den Herzen darinnen.

Was wär’ der Friesin besser vertraut,
als Freud’ an den schicklichen Farben,
am Lila vom Tausendgüldenkraut
und Strandflieders blassblauen Garben ?!

Einer Friesin war ich von Herzen gut,
wollt’ immer sie schauen und lieben.
Es war nur ein Schein ohne Lebensblut,
ich blieb einem Bildnis verschrieben.

 
Bild: „Die Friesin“ von Wilhelm Petersen