DIE HEXE
 
Kein Kaiser und König im Zepter-Wahn,
hat so viel Böses dem Volk getan,
wie dieses Weib, das in kurzer Frist,
zur schlimmen Hexe gewachsen ist.
 
Ein Incubus paarte sich mit der Frau,
der Dollar ist grün, die Nacht war grau;
was hatte der Satan ihr zugeraunt:
„Nie waren Banker besser gelaunt !“
 
Wir dachten, den Teufel gäbe es nicht,
hatten ihn aus dem Register gewischt,
doch barg er sich teuflisch im Narrennest
und feiert aufs Neue sein Wiegenfest.
 
Weibern pickt er nach Schoß und Schopf,
ein rot gefiederter Wiedehopf,
er quakt im sumpfgrünen Kröten-Rock,
meckert als schwärzlicher Ziegenbock.
 
Das Scheusal ist wie ein bunter Schalk,
sein Bankert wuchert als Wechselbalg
den Weibern unter dem Hexen-Hemd,
bis er sich los, aus der Enge stemmt.
 
Dann ist wieder frei, eine Spottgeburt,
die mit jungen und dummen Trinen hurt.
So mehren sich Hexe und Hexen-Kind,
des Satans schwärmendes Hofgesind.
 
Und die Oberhexe das Zepter schwingt,
da im Hexensabbat der Kreis sich ringt.
Sie kreischt die Parole bei Jubelgebraus:
„Mordet das Volk durch Vermischung aus !“
 
 
Worterklärung:
 
Als Incubus, Plural Incubi, (von lat. incubare = aufliegen) wird in der Mythologie ein männlicher Dämon/Teufel bezeichnet, der sich mit einer Frau/Hexe paart -, mitunter auch nachts unbemerkt, oder in Gestalt eines Lusttraumes.
 
Der Wiedehopf ist König der Vögel in Aristophanes „Die Vögel“ und ihr Anführer. Im Koran ist er der wertgeschätzte Bote zwischen Sulaiman/Salomon und der Königin von Saba. In der Mittelalterdichtung gilt er als böse. Der Wiedehopf galt als übler Nestbeschmutzer und wegen seines unangenehmen Geruchs versinnbildlicht er falschen Glauben und Unzucht, wegen seines prächtigen Federkleides besonderen Hochmut. In Achim von Arnims „Die Kronenwächter“ wird geschimpft: „Ihr Wiedehopfe, die ihr euer eignes Nest besudelt“.