BEGEGNUNG IM WALDE
Ich wanderte Wege zum Sommerwald,
goldgelb hing die Linde in Blüte.
Ich bog eine Ranke hinab und roch
den betörenden Duft ihrer Güte.
„Mutter Linde, ich achte die Göttin in Dir,
die uralte, schützende Reine,
die in allem Linden und Liebenden lebt,
was immer auf Erden erscheine.
Meine Ahnen hielten Dich hoch in Acht,
so will ich es geradezu halten -,
Lindengöttin, gewähr‘ mir die Huld,
in Deinem Wohlsinnen zu walten.
Ich ehre die Wesen in Wald und Flur,
die Heimchen, die Alfen und Elfen.
Wer immer sie achtet dem zeigen sie sich
ihr Anblick - so hieß es - mag helfen.“
Vom Waldessaum riefen die Tannen mich,
die Wächter im dunklen Gewande:
„Walle nur zu, Du wirst sie gewahr,
was wir lieben hat uns am Bande !“
Still ruhte der Forst, keines Vögleins Laut
unterbrach die Andacht der Fichten,
sie hoben die Häupter zur Höhe hinan,
ihre Wipfel wogten im Lichten.
Längst kam ich querab, tief in den Hag,
der Duft von Pilzen und Moosen,
gemischt mit wolligen Waldgrases Schaum,
das schien wie ein Streicheln und Kosen.
Und da saß Eine, die winkte mir zu,
das Herzblut schoss heiß mir zur Wange.
Gute Geister spenden denen die Gunst,
die da suchen im süchtigen Gange.