12.01.2025
Der Überflieger Hans-Joachim Marseille und sein filmischer Darsteller Joachim Hansen
Der Berliner Hans-Joachim („Jochen“) Walter Rudolf Siegfried Marseille (13.12.1919-30.09.1942) war ein deutscher Jagdflieger-Offizier in WK II. Als Fliegerass mit den meisten Abschüssen auf dem nordafrikanischen Kriegsschauplatz wurde er unter dem Namen „Stern von Afrika“ bekannt. Der damalige General der Jagdflieger, Adolf Galland, beschrieb in seinen Lebenserinnerungen Hans-Joachim Marseille als den „unerreichten Virtuosen unter den Jagdfliegern des 2. Weltkrieges“, und setzte hinzu: „Seine Leistungen galten bislang als unmöglich und wurden nach seinem Tode von niemand übertroffen.“ Hans-Joachim Marseille erzielte bis zu seinem Tod 158 Luftsiege in 388 Einsätzen. Die US-Amerikaner schickten ihre Piloten nach 50 Einsätzen in Pension. Mit vier Ausnahmen handelte es sich bei seinen Opfern um Jagdflugzeuge. Damit gingen über zehn Prozent aller Abschüsse der deutschen Luftwaffe in Nordafrika auf sein Konto. Alle seine Erfolge erzielte Marseille mit einem einzigen Flugzeugtyp, einer Messerschmitt Bf 109 in verschiedenen Versionen, wobei eine gelbe 14 als Rumpfmarkierung sein „Markenzeichen“ war. Nach dem Krieg wurde Marseilles Leichnam exhumiert, nach Tobruk ins dortige „Ehrenmal des Afrikakorps“ überführt und dort beigesetzt. An der Stelle seines Absturzes bei Sidi Abd el-Rahman wurde zu seiner Ehre die „Marseille-Pyramide“ errichtet.
Aus welcher Blutlinie Hans-Jochim kam erweist das ehrenwerte Leben seines Vaters. Seine Eltern waren Siegfried Georg Martin Marseille und Charlotte Marie Johanna Pauline Gertrud geb. Riemer. Sein Vater war während des Ersten Weltkriegs Offizier gewesen und wechselte kurz vor der Geburt seines Sohnes in den Polizeidienst. 1935 wurde er als Oberst wieder in das Heer übernommen und bis Juni 1942 als Kommandeur des (zum Wehrkreis X gehörigen) Wehrbezirks Bremen II eingesetzt. Im Jahr 1941 wurde er zum Generalmajor befördert. Er fiel am 29. Januar 1944 im Kampf gegen Partisanen.
Im Jahr 1938 meldete sich Hans-Joachim freiwillig zur Luftwaffe. Während seiner Ausbildung in der Jagdfliegerschule C (FFS C, später FFS C8), die auf dem Flugplatz Wiener Neustadt/West stationiert war, stand er unter dem Kommando von Ex-k.u.k.-Fliegerass Hauptmann Julius Arigi. Bereits bei seiner Ausbildung stellte sich sein fliegerisches Talent deutlich heraus, jedoch hatte er Probleme mit der Disziplin. Im August 1940 wurde Marseille nach einer intensiven Vorkriegsausbildung als Oberfähnrich zum Lehrgeschwader 2 an die Kanalküste versetzt, wo er seine erste Feindberührung hatte. Während der Luftschlacht um England gelang ihm gleich an seinem ersten Kampftag, dem 24. August 1940, ein Luftsieg. An seinem zweiten Kampftag schoss er seinen nächsten Gegner ab und erhielt dafür das Eiserne Kreuz 2. Klasse, nach seinem fünften Abschuss, drei Tage später, erhielt er das Eiserne Kreuz 1. Klasse. Er gelangte zum Jagdgeschwader (JG) 52, wo er aber mit seinem Chef, Johannes Steinhoff, nicht zurechtkam. Insgesamt gelangen ihm als Angehörigem des JG 52 sieben Abschüsse, aber er selbst wurde auch viermal abgeschossen. Im Februar 1941 wurde Marseille auf Betreiben Steinhoffs zum „Jagdgeschwader 27“ versetzt, und zwar vorerst zur Fliegerschule Döberitz.
Von dort ging es dann im April 1941 nach Nordafrika, auf den Flugplatz Gazala. Im Mai 1941, nachdem Marseille 13 Abschüsse zu verzeichnen hatte, wurde er zum Leutnant befördert. Kurz darauf musste er nach schweren Treffern im Niemandsland notlanden und erreichte erst nach einem langen Fußmarsch unverletzt die eigenen Linien. Er gewann immer mehr Diszipin über sein Einzelgängertum und wirkte in Luftkämpfen immer mehr mit seinen Kameraden zusammen. Er akzeptierte nunmehr militärische Grundregeln weitestgehend. Zum Rottenführer ernannt, eignete er sich in unzähligen Einsätzen eine beachtliche Trefferpräzision an. Er gehörte zur Gruppe der sogenannten Scharfschützen, das heißt, er versuchte, den Gegner durch geschickte Wahl eines Vorhaltewinkels in der versetzten Bewegung und gegebenenfalls aus der eigenen Bewegung zu treffen, was ihm immer häufiger gelang. Dadurch erzielte er seine späteren Siege mit sehr wenigen Schäden an der eigenen Maschine und einem außergewöhnlich geringen Munitionsverbrauch. Er traf weiterhin besonders häufig die Kabine des Gegners von der schwächer geschützten Seite, was häufig zum Ausfall des gegnerischen Piloten durch Tod oder Verwundung führte. Am 22. Februar 1942 erzielte Marseille als erfolgreichster Pilot seines Geschwaders den 50. Abschuss, wofür er mit dem „Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes“ ausgezeichnet und zum Oberleutnant befördert wurde. In den folgenden Monaten erzielte er meist zwei bis fünf Feindabschüsse pro Einsatz. Marseille war nicht nur in Deutschland zu einer Berühmtheit geworden, sondern auch bei seinen Gegnern. Er war der erste Jagdflieger, der die Marke 100 gegen westalliierte Piloten erreicht hatte. Die darauf folgende Verleihung der Schwerter zum Ritterkreuz mit Eichenlaub fand direkt in Berlin statt. Bis dahin war diese hohe Auszeichnung erst an 12 Soldaten verliehen worden.
Am 30. September 1942 kehrte seine Staffel von einem Einsatz zurück, als Marseilles Messerschmitt Bf 109 G-2, wegen eines technischen Defektes Feuer fing. Da die Scheiben der Kabine mit Öl verschmiert waren, wurde er von seinen Kameraden dirigiert, um sich auf von Deutschland kontrolliertes Territorium zu retten. Als schließlich jedoch ein Absprung erforderlich war, drehte er das Flugzeug mit einer halben Rolle in Rückenlage, um nicht Gefahr zu laufen, vom Leitwerk getroffen zu werden. Wegen der starken Rauchentwicklung bemerkte Marseille, während er sich von den Anschnallgurten befreite, allerdings nicht, dass die Maschine in den Sturzflug übergegangen war, so dass er beim Absprung trotz seiner Vorsichtsmaßnahmen vom Leitwerk getroffen wurde. Er war entweder sofort tot oder verlor zumindest das Bewusstsein; zum Ziehen der Reißleine des Fallschirms kam Marseille nicht mehr. Hans-Joachim Marseille wurde unbesiegt nach seinem Heldentod mit allen militärischen Ehren in Derna beerdigt.
Seine Auszeichnungen:
Eisernes Kreuz (1939) II. und I. Klasse am 9. bzw. 17. September 1940
Ehrenpokal für besondere Leistung im Luftkrieg am 3. Oktober 1941
Ehrendolch des Heeres
Deutsches Kreuz in Gold am 24. November 1941
Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes mit Eichenlaub, Schwertern und Brillanten
Ritterkreuz am 22. Februar 1942
Eichenlaub am 6. Juni 1942 (97. Verleihung)
Schwerter am 18. Juni 1942 (12. Verleihung)
Brillanten am 2. September 1942 (4. Verleihung)
Flugzeugführer- und Beobachterabzeichen in Gold mit Brillanten im August 1942
Italienisches Flugzeugführerabzeichen
Italienische Tapferkeitsmedaille in Gold am 18. August 1942
Frontflugspange für Jäger in Gold mit Anhänger Einsatzzahl „300“
Ärmelband Afrika am 7. Juni 1943
Die Leistungen des großen Fliegers sind in mehreren Büchern gewürdigt worden, wie z.B.: „Hans-Joachim Marseille. Der erfolgreichste Jagdflieger des Afrikafeldzuges“ 1. Januar 1995, von Franz Kurowski. Der Spielfilm „Der Stern von Afrika“ ist ein deutscher Historienfilm, der von Alfred Weidenmann als Schwarz-Weiß-Film inszeniert wurde und biografische Lebensabschnitte des deutschen Jagdfliegers Hans-Joachim „Jochen“ Marseille und dessen Einsätze im Zweiten Weltkrieg zum Thema hat. Der Film wurde am 13. August 1957 in Hannover uraufgeführt. Der Film lief in den Kinos sehr erfolgreich, obwohl die linken Filmkritiken typischweise überwiegend zurückhaltend bis negativ ausfielen. Für einige der Darsteller, unter anderem für den Hauptdarstteller Joachim Hansen, Hansjörg Felmy und Horst Frank, war dieser Film der Durchbruch zu einer erfolgreichen Schauspielkarriere.
Die heutige Filmbeurteilung fällt recht positiv auf: „12 Jahre nach Kriegsende wurde dieser Film gedreht, der die deutsche Luftwaffe und hier speziell den Hauptmann Hans-Joachim von Marseille zu Thema hat. Als Regisseur wurde Alfred Weidenmann verpflichtet, der bereits mit CANARIS (1954) Nachweise seines herausragenden Könnens geliefert hatte. Weidenmann, der Mitglied der NSDAP war und in Diensten der UFA stand, hatte das richtige Gespür für diese Art von Kriegsfilm. Er konzentrierte sich von Anfang an auf junge Schauspieler, die vom Theater kamen. So z.B. Joachim Hansen, der seine Karriere beim Theater begonnen hatte. Oder auch Hansjörg Felmy, der vom Theater kam und hier seine erste Filmrolle hatte. Weitere Newcomer waren Werner Bruhns, Horst Frank, Christian Doermer, ferner Peer Schmidt. Außerdem Carl Lange, Alexander Kerst, Marianne Koch u.a.
Die Außenaufnahmen wurden mit Hilfe der spanischen Luftwaffe in Maspaloma auf Gran Canaria gedreht. Das Drehbuch stammt von Herbert Reinecker, die Musik von Hans-Martin Majewski. Der Film zeigt den Alltag einer Staffel Messerschmitt 109 Jägern in Nordafrika, Marseille schaffte insgesamt 158 Abschüsse, obwohl er noch keine 25 Jahre alt war. Er wurde mit dem Eisernen Kreuz, dem Ritterkreuz und Eichenlaub mit Schwertern ausgezeichnet. Anslässlich der Auszeichnungen war er in Berlin und wurde vom Führer persönlich empfangen. Auch Mussolini überhäufte ihn mit Orden. Bei einem dieser Berlin-Besuche besuchte er auch sein altes Gymnasium und lernt dort die Lehrerin Brigitte (Marianne Koch) kennen und lieben. Sie fahren gemeinsam nach Italien, wo Marseille seine Orden entgegennimmt. Doch anschließend muss er wieder nach El Alamein zurück, wo die Staffel einen verzweifelten Kampf gegen die Briten führt. Beim Rückflug von einem Fronteinsatz trifft Marseille ein Motorschaden und er ist gezwungen, mit dem Fallschirm abzuspringen, wobei er tödlich verunglückt. Er hatte insgesamt 158 Luftsiege errungen. - Die DVD enthält umfangreiches Bonusmaterial und zwar ein umfassendes Booklet, ein hochinteressantes Interview mit Hauptdarsteller Joachim Hansen in Farbe, ein Beitrag „Im Kreuzfeuer der Kritik“, Starinfos und den Trailer. Der Film ist ein filmisches Heldendenkmal des deutschen Nachkriegsfilms - von Alfred Weidenmann perfekt in Szene gesetzt.“ Die 65-jährige Mutter des verstorbenen Jagdfliegers Hans-Joachim Marseille war Ehrengast bei der Berliner Premiere am 15. August im Berliner Zoo Palast.
Der Film weist einige Schwächen und Verdrehungen der Realität auf. Marseille wird als schwacher Schüler bzw. nicht gerade als schulisch helles Licht verzerrt. In Wahrheit galt er als ein hochbegabter junger Mann, der zwar in der Schule ursprünglich nachlässig war, andererseits gelang es ihm, bereits mit 17 Jahren das Abitur am Prinz-Heinrich-Gymnasium in Berlin-Schöneberg zu absolvieren. Vor dem Hintergrund der Scheidung seiner Eltern hatte er weder zu seinem Vater noch zu seinem Stiefvater ein dauerhaft gutes Verhältnis, wenngleich er zeitweilig mit seinem Vater korrespondierte. Jedenfalls war Hans-Joachim familiären Belastungen ausgesetzt. Seine zwei Jahre ältere Schwester Ingeborg kam 1941 in Wien gewaltsam ums Leben, möglicherweise wurde sie von einem eifersüchtigen „Verehrer“ ermordet. Marseille bekundete, dass dieser Mord und die Trennung seiner Eltern die beiden Ereignisse in seinem Leben waren, die ihm am meisten zusetzten.
Mit dem Schauspielerneuling Joachim Hansen gelang dem in technischer Hinsicht sehr sorgsamen Regisseur Alfred Weidenmann ein glücklicher Griff, er verkörperte das Flieger-Ass hervorragend und überzeugend. Joachim Hansen hieß eigentlich Joachim Spieler (1930-2007). Er war der Sohn des Lehrers und Schulrektors Alfred Spieler und dessen Frau Agnes, geb. Radtke. Er betätigte sich nach dem Abitur in Frankfurt an der Oder zunächst im Gleisbergbau. Dann siedelte er nach West-Berlin über, wo er an einer Sprachenschule das Dolmetscher-Diplom in Englisch und Französisch erwarb. Zudem erwarb er auch Sprachkenntnisse in Italienisch. Was an dem Film anstößig auffällt war mit Sicherheit dem Zeitgeist geschuldet. Der Regisseur musste darauf achten, dass er seinen Film durch die antideutschen Kontrollratskremien brachte. Schon in der ersten Einstellungs-Sequenzen heißt es, „dann kam der Krieg“, kein Wort darüber, wie es zum Krieg gegen Deutschland gekommen war, kein Wort von den kriegswütigen Polen, die propagierten, sie wollten innerhalb von 14 Tagen in Berlin stehen, kein Wort von den Engländern, deren Kriegserklärung vom 03.09.1939 an das Reich schon im August geschrieben worden war, weil sie den großen Vernichtungskrieg, mit der versprochenen Rückendeckung durch die Roosevelt-USA bewusst lostreten wollten. Und ausgerechnet der „Gallische Hahn“, die Franzosen, die den geringsten realen Grund für ihre deutsche Gegnerschaft hatten, ließ man im Film als Friedensengel auftreten, und zwar in Gestalt des älteren Billardspielers (Erich Ponto), der dem Marseilles von der Wichtigkeit des Friedens seinen Sermon sagt. Auch das deplacierte Wort von „Paris ist wunderbar, die Hotels in Paris sind wunderbar“ verwundert mich, da ich mich persönlich an ein verwanztes, dämmriges Hotelzimmer bei den Markthallen erinnere.
Als der Krieg kam, mit Abfall, zerschossenen Häusern, Schutt und Trümmern „in Polen und dann in Frankreich - und schon flogen deutsche Flugzeuge über den Kanal nach England“, wird unterschwellig eine deutsche Angriffs- und Zerstörungswut impliziert, ohne die anderswo liegenden Kriegsursachen auch nur anzudeuten. Als Resüme heißt es: „Es begann die Tragödie der deutschen Jugend, die blind und gläubig ins Verderben lief.“ Diese deutsche Jugend von 1939 war jedoch weniger blindgläubig als die heutige verlinkte, idiotisierte und gegen die eigenen Lebensinteressen verführte Jugend, nach 80 Jahren fremdgelenkter Umerzieheung, wie man es am AfD-Parteitag zu Riesa (11./12.01.2025) anhand des linken Protestermobs wieder erleben konnte. Und für das im Kern bessere Gesellschaftsmodell - gegen den bolschewistischen Klassenhass und die Volksauflösung zu einer kriminellen Verluderung einer Mischmasch-Verpöbelung - kämpften sie auch. Ob Frankreich, England, Restdeutschland, überall zeichnen sich heute die Auflösungserscheinungen ab, die damals schon absehbar waren und leider vergeblich verhindert werden sollten. Die deutsche Jugend ging ohne jeden Enthusiasmus in den Krieg, aber im Bewusstsein, sich einer böswilligen, üblen Welt von Feinden entgegenstellen zu müssen; und sie war hervorragend in ihrer Pflichterfüllung für Volk und Vaterland. Und auch schon den Alibi-Neger brachte Spielleiter Alfred Weidemann in seinem „Stern von Afrika“ (1957) unter, als den von den Alliierten gewünschten Beweis für Vielfalt und Antirassismus. Es war der dunkelhäutige kubanische Harlekin im Film namens Mathias bzw. Roberto Zerquera Blanco (1937-), der sich zu einem fröhlichen Schlagerstar der BRD entwickelte. Positiv anzumerken ist, dass sich Weidemann nicht von der geschmacklosen Versuchung anstecken ließ - wie viele spätere Spielleiter - seinen deutschen Film von einem englischsprachigen Geplärre unterlegen zu lassen. Für die ansprechende Musik war Hans Martin Majewski zuständig.