16.02.2025

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Der Weg der Westgoten bis nach Spanien, mit den Daten ihrer Schlachten -  Und König Alarich erobert Rom (Quelle: picture alliance/akg-images).

 KÖNIG ALARICH

In den Gauen den Ostens der Gote gebot,
wer sich nicht fügte, geriet in Not.
Ihre Schiffe kreuzten im Schwarzen Meer,
auf Heimfahrt erbeuteter Schätze schwer.

Die „Goldenen Goten“ ihr Name war,
als Bootsmannschaft oder als Reiterschar.
Sonnenhell und stattlich war ihr Gesicht,
wie ein Sommermorgen, blauäugig und licht.

Doch es kam eine düstere Winternacht,
hat der Goten Glanz fast blind gemacht.
Aus den Steppen kam es wie Hagelschlag,
vor den hässlichen Hunnen die Welt erschrak.

Schlitzäugig, kurzbeinig, mit Raben-Schopf,
der einzelne Hunne, ein niederer Tropf.
Aber in Masse, den Bogen zur Faust,
als berittene Horden, dass es gar graust.

Die Westgoten schwärmten zur Donau hin,
in die Balkan-Berge, dem Lebens-Gewinn.
Und durch Griechenland bis nach Korinth,
wo sie reich mit Schätzen gesegnet sind.

Goten-Führer war der adelige Alarich,
ein Volkskönig, herrlich und jugendfrisch.
Er führte sein Volk nach Italien hinein,
Westrom war längst ohne Glorienschein.

Dies Land war germanischer Bürger voll,
den Romanen wuchs daraus ein ekliger Groll.
Drum fielen sie mordend die Deutschen an
und erschlugen im Hass vieltausend Mann.

Und Alarich stand mit den Goten vor Rom,
er bestrafte das schändliche Römer-Pogrom.
Im August 410 drang er ein in die Stadt,
die Germanen so grausam geschadet hat.

Rom wurde geplündert, aus großem Recht,
endlich erging es auch Römern schlecht.
Doch viel zu zaghaft war die gotische Art,
sie verschonten Christen nachsichtig-zart.

Im Süden Italiens König Alarich starb,
nachdem er um Eroberung Afrikas warb.
Seine Goten marschierten nach Spanien aus
und erbauten sich dorten ihr Heimat-Haus.

Alarich I. (gotisch Alareiks, All-Herrscher, Herrscher für alle, um 370-410), aus dem Adelsgeschlecht der Balthen (die Hellen) war der erste sicher bekannte Anführer der frühen „Westgoten“ bzw. „Wisigoten/Visigoten“ (ein „V“ kennt die germ. Sprache nicht), mit der Bedeutung „Visi Goths“ = „die weisen Goten“. Er wurde im Jahre 410 zum ersten germanischen Heerführer, der seit rund 800 Jahren, die Raub-Stadt Rom ausrauben ließ. Zur Zeit seiner Geburt siedelten viele der gotischen Terwingen („Waldleute“), nach ihrem Ausweichen vor dem Hunnen-Überfall (375), am südlichen Donauufer in der römischen Eroberungsregion „Diözese Thrakien“. Der Name der Terwingen wandelte sich im Bereich des Imperium-Romanum zu „Visigoten“.

Im Jahr 394 diente Alarich zeitweise als Befehlshaber der Visigoten in einer terwingischen Söldnerarmee in römischen Diensten (foederati). Unter Kaiser Theodosius I. nahm er am Bürgerkrieg gegen den Usurpator Eugenius teil, der die Macht im westlichen Reichsteil erlangt hatte. In der entscheidenden Schlacht am Frigidus, die im Tal der Vipava in den südöstlichen Alpen bei Triest gekämpft wurde, mussten Alarichs Visigoten einen besonders hohen Blutzoll entrichten (laut Orosius starben 10.000 Krieger), aber die Elite der weströmischen Armee wurde dabei von den Goten vernichtet. Die Kaiser dieser Zeit verließen sich vielfach auf germanische Föderaten-Truppen, die als besonders loyal galten, zudem noch weniger kostspielig waren als die regulären römischen Soldaten.

Als Theodosius Anfang des Jahres 395 starb, wurde die Herrschaft im Römischen Reich auf seine beiden Söhne aufgeteilt. Arcadius erhielt die östliche und Honorius die westliche Hälfte. Zwischen den beiden Kaiserhöfen kam es bald zu Rivalitäten und Konflikten. Das Bündnis (foedus), das Theodosius I. mit den Terwingen geschlossen hatte, wurde von Honorius und dessen Beratern nun offenbar als unwichtig angesehen, und man wollte die Hilfstruppen („foederati“) entlassen, ohne sie zu entschädigen. Dieser Vertragsbruch und Betrug an den Goten  führte zu einem Aufstand, an dessen Spitze sich Alarich stellte. Der halbgermanische Heermeister Stilicho ging daraufhin im Namen des Honorius gegen die Meuterer vor, die begonnen hatten, sich angesichts des Fehlens von staatlicher Versorgung durch Plünderung zu ernähren; aber als Arcadius verlangte, dass die oströmischen Kontingente, die Theodosius nach Westen gefolgt waren, nun wieder in den Osten überstellt werden sollten, fehlte es dem weströmischen Heer an genügend Soldaten, um die Visigoten Alarichs zu schlagen.

Jedem Heerführer musste es darum gehen, die Versorgung (annona militaris) seines Kriegerverbandes zu sichern, und in der Spätantike war dies ohne Rückgriff auf die römische Infrastruktur so gut wie unmöglich. Im Jahr 397 griffen die Visigoten unter Alarich nun oströmisches Gebiet an und rückten bis Konstantinopel vor. Der oströmische Hof warf Stilicho vor, er habe die Visigoten aufgehetzt, vielleicht nicht zu Unrecht. Da Alarich aber nicht in der Lage war, eine Belagerung der stark befestigten Stadt durchzuführen, zog er weiter nach Thessalien und über die unbewachten Thermopylen ins Innere Griechenlands. Die genauen Details dieses zweijährigen Feldzuges sind nicht bekannt. Er bereicherte sich jedenfalls in Attika, verschonte Athen, das sich ohne Gegenwehr ergab, rückte bis in die Peloponnes vor und eroberte deren wichtigste Städte Korinth, Argos und Sparta. Hier endete sein Siegeszug, denn nun griff ihn Stilicho an. Dem erfahrenen General gelang es, die Visigoten zwischen den Bergen von Pholoe, an der Grenze zwischen Arkadien und Elis, zu stellen. Die Visigoten konnten mit Schwierigkeiten entkommen, vielleicht auch mit Stilichos Duldung. Alarich und seine Visigoten überquerten den Golf von Korinth und zogen mit ihrer Beute nordwärts nach Epirus.

Aus unklaren Gründen kam es bald zu einem Wandel. Wahrscheinlich war der oströmische Hof der Ansicht, Stilichos Operationen im Balkanraum seien als Angriff zu verstehen. Kaiser Arcadius’ Minister boten nun Alarich an, sich mit seinen Kriegern und deren Angehörigen in der wichtigen Präfektur Illyrien niederzulassen und dort mit „annona“ versorgt zu werden. Er wurde zum „magister militum per Illyricum“ ernannt und ließ seine Truppen durch die oströmischen Arsenale aufrüsten; Konstantinopel wollte die Visigoten nun gegen Stilicho einsetzen, den man zum Staatsfeind erklärt hatte. Bald nach 400 kam es aber wieder zum Bruch zwischen Alarich und Konstantinopel, vielleicht im Zusammenhang mit dem Putschversuch des Gainas. Um das Jahr 401 herum, genaue Daten sind nicht bekannt, rückte Alarich das erste Mal nach Italien vor. Durch seine Teilnahme an der Schlacht am Frigidus wusste er um die Schwächen der „Claustra Alpium Iuliarum“ („Sperre in den Julischen Alpen“), des Verteidigungssystems, das im Gebiet des Birnbaumer Waldes im heutigen Slowenien den Zugang von und nach Italien absicherte.

Alarich wollte nun einen Föderatenstatus mit Westrom erzwingen, um seine Männer zu versorgen. Er verwüstete Teile Norditaliens und brachte Schrecken nach Rom, bis Stilicho ihn in einer Schlacht bei Pollentia Ostern 402 besiegte. Nach einer weiteren verlorenen Schlacht bei Verona verließ Alarich Italien wieder, vermutlich im Frühjahr 403. Diese Schlacht muss nach Claudian auf westgotischen Seiten einen derart hohen Blutzoll gefordert haben, dass Alarich angeblich nur mit der Duldung Stilichos seine Armee neu ordnen und ausrüsten konnte. Vermutlich wollte Stilicho Alarichs kampfkräftigen Verband nicht zerschlagen, sondern für künftige innerrömische Auseinandersetzungen zu einem Bündnisgenossen gegen Ostrom aufbauen.

Alarich war nicht bis Rom gekommen, doch sein Angriff verursachte größere Änderungen im Imperium: Die Kaiserresidenz wurde im Jahr 402 von Mailand nach Ravenna verlegt, die 20. Legion musste aus Britannien abgezogen werden, und wahrscheinlich erleichterten die Kämpfe in Italien es den Vandalen, Sueben und Alanen, nach Gallien vorzudringen, wodurch Westrom zeitweilig die Kontrolle über die Provinzen in Gallien und Spanien verlor. Das nächste Mal wird zum Jahr 407 über Alarich berichtet. Die Regierungen West- und Ostroms waren inzwischen derart verfeindet, dass ein Bürgerkrieg drohte. Stilicho verbündete sich mit Alarich, um die Ansprüche des Honorius auf der Präfektur Illyricum durchzusetzen. Doch zu einem Krieg kam es nicht, da in der Neujahrsnacht 406/07 die Rheingrenze kollabierte und Stilicho eiligst Truppen zusammenziehen musste, um dieser neuen Bedrohung Herr zu werden. Im Jahr 408 versöhnten sich Honorius und Arcadius wieder, doch Alarich, der bereits nach Epirus vorgedrungen war, verlangte nun die Erstattung seiner bisherigen Kosten. Die Summe, die er forderte, 4.000 Pfund Gold, war sehr hoch, doch auf Druck Stilichos genehmigte der Senat die Bezahlung, um Alarichs Visigoten gegen den Usurpator Konstantin (III.) einsetzen zu können, der inzwischen Britannien und Gallien kontrollierte.

Drei Monate später ließ Kaiser Honorius seinen Schwiegervater Stilicho, dessen Vater ein Wandale war, ermorden, indem man ihm Hochverrat vorgeworfen hatte. In den darauf folgenden Unruhen wurden die Frauen und Kinder der germanischen Hilfstruppen („foederati“) in ganz Italien ermordet. Zugleich wurde das „foedus“ mit Alarichs Visigoten aufgekündigt. Als Folge lief eine rund 30.000 Mann starke germanische Truppeneiheit zu den Visigoten Alarichs über. Im September 408 erreichte Alarich Rom, das nun keinen General vom Format Stilichos mehr zu seiner Verteidigung hatte, und belagerte die Stadt. Vom Hunger gequält stimmten die Bürger Roms einem Lösegeld von 5.000 Pfund Gold, 30.000 Pfund Silber und tausende Pfund von kostbaren Seiden- und Ledergewändern sowie Pfeffer zu (Zosimos 5, 41). Zu dem Pogrom kam es, weil die römische Bevölkerung über Jahrhunderte hinweg mit den staatlichen Meldungen getäuscht wurde, die nördlichen Nachbarn, die Germanen, seien zugrunde gerichtet und würden keine Gefahr mehr bedeuten. Tatsächlich betrieb Rom eine konsequente Intrigen- und Vernichtungspolitik gegen Germanien. Umso erstaunter waren römische Bürger, als von immer sensationelleren germanischen Einbrüchen ins Imperium zu hören war. Zudem drängten in geradezu erdrückender Anzahl loyale und römisch-angepasste Germanen ins römische Heerwesen und die Verwaltung ein. Daraus entwickelten sich fremdenfeindliche Strömungen der Romanen, die sich in Momenten in denen die öffentliche Ordnung schwächelte oder zeitweise zusammenbrach, in mörderischen Attacken gegen die germanischen Ausländer entluden. Angeheizt  wurde die fremdenfeindliche Hass-Stimmung auch immer, ebenso später in Spanien gegen die Westgoten, von Seiten des katholischen Klerus, weil der Katholizismus im Arianismus der Germanen eine fluchwürdige Ketzerei erblickte.

Von Honorius forderte Alarich nun die „annona“ aus dem Gebiet zwischen der Donau und dem Golf von Venedig und den Titel eines „Heermeisters der kaiserlichen Truppen“. Honorius, der sicher in Ravenna war, lehnte Alarichs Forderungen ab. Nach einer zweiten Belagerung Roms stimmte der Senat Alarichs Forderung zu, einen neuen Kaiser, Priscus Attalus, auszurufen, und ließ Alarich zum ersten Mal in die Stadt. Attalus schloss im Namen Roms das gewünschte „foedus“ mit den Goten, erwies sich aber ansonsten als ungeeignet. Ratschläge Alarichs ignorierend verlor er die Provinz Africa, die Kornkammer Roms, an Honorius-treue Einheiten unter dem comes Heraclianus. Dieser stoppte die wichtigen Getreidelieferungen nach Italien. Hunger, vormals eine Waffe Alarichs gegen Rom, wurde nun gegen Alarich eingesetzt. Attalus weigerte sich jedoch, einer militärischen Invasion Nordafrikas zuzustimmen. Nachdem Honorius durch oströmische Truppen verstärkt worden war, setzte Alarich Attalus ab. Erneute Verhandlungen mit Honorius scheiterten, und es kam zur dritten Belagerung Roms. Alarich, dessen Männer von Hunger geplagt wurden, befand sich in einer verzweifelten Lage und wusste sich nicht anders zu helfen, als Rom zu plündern, um sich die nötige Nahrung zu beschaffen.

Vermutlich am 24. August 410 drangen die Goten in Rom ein, nachdem man ihnen die Tore geöffnet hatte. Die Goten plünderten die Stadt drei Tage lang, verschonten jedoch, da selbst zum Teil Arianische-Christen, die Kirchen und alle, die darin Zuflucht gesucht hatten; insgesamt kam es wohl kaum zu größeren Verwüstungen. Dennoch hatte die Einnahme Roms, die erste seit 387 v.0, eine deutliche Schockwirkung auf die römische Welt. Die Heiden glaubten, dass das Christentum an dieser Katastrophe schuld sei, während Augustinus von Hippo in seinem Hauptwerk „De Civitate Dei“ eine Erwiderung auf diese Vorwürfe formulierte. Wenn es kein Racheakt für seine ermordeten germanischen Brüder und Schwestern war, hatte Alarich nicht unbedingt geplant, Rom zu plündern – man bedenke, dass er schon seit Monaten im Umland stand und dazu jederzeit die Gelegenheit gehabt hätte. Letztendlich in Handlungszwang war err erst durch das sture Verhalten des Honorius in geraten. Nun zog er weiter südwärts nach Kalabrien, um die reiche römische Provinz Africa zu erobern. Die vorangegangenen Ereignisse hatten ihm gezeigt, wie bedeutend die Kontrolle dieser Region war. Seine Schiffe wurden jedoch durch einen schweren Sturm zerstört und viele seiner Soldaten starben.

Kurze Zeit später starb er bei Cosenza an einem Fieber - wahrscheinlich der Malaria – und wurde der Sage nach im Busento beigesetzt. Dazu sei der Fluss vorübergehend umgeleitet worden, damit Alarichs Grab niemals gefunden werden sollte. Die zeitgenössischen Quellen - etwa Orosius - berichten allerdings nicht von einem Grab im Flussbett; diese Geschichte erscheint erst über 100 Jahre später bei dem gotischen Historiker Jordanes.

Alarichs Schwager Athaulf folgte ihm von 410 bis 415 als Anführer des Verbandes. Er führte seine Krieger nach Gallien und heiratete die Kaiserschwester Galla Placidia, die Alarich 410 aus Rom entführt hatte, um so Anschluss an die herrschende Dynastie zu finden, wurde jedoch ermordet. Theoderich I., Alarichs Schwiegersohn, führte den Verband der Westgoten dann von 418 bis 451 als rex (König). Ein neues foedus wies ihnen Aquitanien als Siedlungs- und Versorgungsraum zu. Hier gründeten die Westgoten ihr „Tolosanischen Reich“ oder „Reich von Toulouse“, mit der Hauptstadt Tolosa, das für die Zeit von 418 bis 507 Bestand hatte.

Der Meister der „Etymologie“ war Bischof Isidor von Sevilla. Er griff um 600 den Gedanken früherer Autoren auf, entledigte ihn endgültig seiner negativen Bedeutung und führte die Goten Spaniens ehrfürchtig auf „Gog und Magog“ zurück. Obwohl oder weil er selbst ein katholischer Römer und Bischof war, feierte er die Goten als sittsame Befreier Spaniens vom üblen römischen Joch (Isidor, Origo Gothorum 1 f. und 66, sowie Additamentum 1 und ders., Etymologiae IX 2, 27; 62 f.; 89 f. XIV 3, 31, und 4, 3). Die widersprüchlichen Vorstellungen, die sich die Spätantike von den Goten machte, verkörperte der bedeutendste gotische König, Theoderich der Große (471-526). Einmal nahm er die Gestalt Konstantins des Großen an, ein andermal wurde er in einen Vulkan gestürzt oder war als „Wilder Jäger“ dem Teufel verfallen oder gar dieser selbst. Noch Karl der Große und sein Sohn Ludwig der Fromme waren zutiefst darüber uneins, ob Theoderich ein Vorbild oder ein dämonischer Ketzer sei. Während Kaiser Karl eine Statue des Heldenkönigs von Ravenna nach Aachen bringen und dort aufstellen ließ, hatte Ludwig der Fromme nach des Vaters Tod nichts Eiligeres zu tun, als das Denkmal zu zerstören (Walahfrid Strabo, „De imagine Tetrici.“ MGH Poetae Latini 2, 370-378). Und dennoch konnte auch er nicht verhindern, dass die Sage jenen Gotenkönig Theoderich als „guten Dietrich von Bern“ in Erinnerung behielt. (Herwig Wolfram „Die Goten und ihre Geschichte“, S. 11)

(Ein Großteil des vorstehenden Textes folgt im Wesentlichen den Ausführungen bei Wikipedia, denen keine Fehler nachgewiesen werden konten.)

 

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Dichter August Graf von Platen-Hallermünde (1796 - 1835)

Nächtlich am Busento lispeln, bei Cosenza, dumpfe Lieder,
Aus den Wassern schallt es Antwort, und in Wirbeln klingt es wider!
Und den Fluß hinauf, hinunter, ziehn die Schatten tapfrer Goten,
Die den Alarich beweinen, ihres Volkes besten Toten.


Allzufrüh und fern der Heimat mußten hier sie ihn begraben,
Während noch die Jugendlocken seine Schulter blond umgaben.
Und am Ufer des Busento reihten sie sich um die Wette,
Um die Strömung abzuleiten, gruben sie ein frisches Bette.


In der wogenleeren Höhlung wühlten sie empor die Erde,
Senkten tief hinein den Leichnam, mit der Rüstung, auf dem Pferde.
Deckten dann mit Erde wieder ihn und seine stolze Habe,
Daß die hohen Stromgewächse wüchsen aus dem Heldengrabe.


Abgelenkt zum zweiten Male, ward der Fluß herbeigezogen:
Mächtig in ihr altes Bette schäumten die Busentowogen.
Und es sang ein Chor von Männern: Schlaf in deinen Heldenehren!
Keines Römers schnöde Habsucht soll dir je dein Grab versehren!

Sangen’s, und die Lobgesänge tönten fort im Gotenheere;
Wälze sie, Busentowelle, wälze sie von Meer zu Meere!