29.11.2024
Geheimnis um Herstellungsprozess der Himmelsscheibe gelüftet
Im Landesmuseum in Halle/Saale begutachten wissenschaftliche Mitarbeiter die über 3600 Jahre alte „Himmelsscheibe von Nebra“. © dpa/Hendrik Schmidt
Sie gilt als einer der wichtigsten archäologischen Funde Deutschlands. Sie erbrachte den materiellen Beweis für meine Aussage über die luni-solare Jahresorganisation der Ur-Germanen, in meinem Runen-Fachbuch „ODING-Wizzod - Gottesgesetz und Botschaft der Runen“ (1993). Nun gibt es neue Erkenntnisse darüber, wie die Himmelsscheibe von Nebra hergestellt wurde.
Zum ersten Mal ist es Wissenschaftlern gelungen, den Herstellungsprozess der über 3.600 Jahre alten Himmelsscheibe von Nebra umfassend zu analysieren. Die Bronzescheibe gilt weltweit als die älteste Darstellung konkreter Himmelsphänomene. „Die Erkenntnisse beziehen sich auf den Guss- und Herstellungsprozess der Grundform der bronzenen Scheibe, nicht auf die Fertigung des Goldes auf der Scheibe“ (das aus dem Alpen-Raum gewonnen worden ist), sagte Landesarchäologe Harald Meller der Deutschen Presse-Agentur.
„Es geht also um das Grundmodell der Scheibe.“
Die metallografischen Untersuchungen ergaben, dass die Himmelsscheibe in einem aufwendigen Warmschmiedeprozess hergestellt wurde. Bis sie ihre endgültigen Ausmaße erreichte, waren ungefähr zehn Zyklen notwendig. Ein Zyklus umfasst das Erhitzen bis auf rund 700 Grad Celsius, das Ausschmieden und anschließendes Glühen, um das Metallgefüge wieder zu entspannen. Bronze ist eine Legierung, die hauptsächlich aus Kupfer und einem geringen Anteil an Zinn besteht.
Modernste Analyseverfahren bestätigen die Herstellungsabläufe
Neben Mikrostrukturanalysen an farbgeätzten Oberflächen mit dem Lichtmikroskop kamen zwei moderne bildgebende Verfahren zum Einsatz. Eine kleine Probe aus dem äußeren Bereich der Himmelsscheibe, die im Jahr 2002 erstmals für verschiedene archäometallurgische Forschungen entnommen und zwischenzeitlich wieder eingesetzt worden war, wurde abermals entnommen, neu untersucht und anschließend wieder eingesetzt. Zudem gab es Härtemessungen.
Die Himmelsscheibe ist einer der bedeutendsten archäologischen Funde Deutschlands. Sie war 1999 von zwei privaten Sportgräbern, auf dem „Mittelberg“ von Wangen an der Unstrut, nahe Nebra in Sachsen-Anhalt entdeckt worden. Zwei Hehler hatten den Schatz von den Gräbern erworben und wurden bei einer fingierten Verkaufsaktion im Februar 2002 in Basel von dem vorbildlich engagierten Prof. Dr. Harald Meller und schweizer Polizisten überführt und festgenommen. Die Hehler wurden später, nach Klärung aller Abläufe, rechtskräftig verurteilt.
Schmied fertigt Replik an
Der Kupferschmied Herbert Bauer aus Halle fertigte in einem experimentellen Versuch eine Replik aus einem gegossenen Rohling an. Im Ergebnis wurde klar, dass der gegossene Rohling des Originals etwas größer und dünner als derjenige gewesen sein muss, der für die Replik verwendet wurde.
Dass die Untersuchungen auch mehr als 20 Jahre nach der Sicherstellung der Himmelsscheibe noch derart grundlegende neue Erkenntnisse erbrachten, bezeugt nicht nur einmal mehr den außergewöhnlichen Charakter dieses Jahrhundertfundes, sondern auch, wie hoch die Kunst der Metallverarbeitung bereits in der ur-nordischen bzw. ur-deutschen Bronzezeit gediehen war.
Himmelsscheibe war Kalender und Kultobjekt
Für die Menschen der Bronzezeit war die Himmelsscheibe von unschätzbarem Verwendungswert und maximal 400 Jahre lang im kultischen Gebrauch. Das Material wurde Untersuchungen zufolge bereits in der Bronzezeit von mehreren Handwerkern untersucht - eine etwa sechs Zentimeter lange und einen Millimeter tiefe Kerbe auf der Rückseite der Bronzescheibe weist darauf hin. Auf der Vorderseite befinden sich goldene Abbildungen, die als Horizontbögen (rechts und links), Sonnenbarke, Mond, Sonne, Plejaden (Siebengestirn) und Sterne gedeutet werden. Die Forschungen an der Himmelsscheibe fanden in Kooperation zwischen dem Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Lehrstuhl für metallische Werkstoffe und der Firma DeltaSigma Analytics GmbH, Magdeburg, statt.