Phönizische Inschrift, die die Verleihung eines Stück Landes durch „slprn“,
den Herrscher von „ylps“ an einen gewissen „msnzms“ bezeugt,
Archäologisches Museum von Alanya/Türkei.
 
RUNEN AUS PHÖNIZIEN ?
 
Mancher macht den Kopf sich schwer:
„Wo kommen nur die Runen her ?“
Er denkt daher, er denkt dahin,
auch Krudes kommt in seinen Sinn.
 
Für manchen Fehltritt gibt‘s Indizien,
so wie die „Runen aus Phönizien“.
Ableitungsthesen sind am Sprießen,
will man sie wacker nur begießen,
 
Unkraut sprießt besonders gut,
wenn man‘s auch noch düngen tut.
Als Favorit gilt heut‘ ganz klar,
die These „Out of Afrika“ !
 
„Der Urmensch war ein Afrikaner“,
so ist die Weisheit der Primaner.
Die Wissenschaft ist heut‘ zu Dritt,
der Mainstream steuert kräftig mit.
 
Aus Afrika kommt heut‘ der Segen,
schon der Grundeinstimmung wegen.
Grundsätzlich gilt Germanien nur
als Rom-Imperiums „Randkultur“.
 
Dorther darf kein Geniestreich kommen,
viel besser tät dem Zeitgeist frommen,
Runen aus Afrika zu orten,
mitsamt den ersten deutschen Worten.
 
Wie kann man das verstandlich packen ?
Jede Zeit hat ganz spezielle Macken !
 
Ein Herr Marcel Schwarzenberger publizierte am 06.12.2006 in „Chronik“ folgenden Text: „So viel ist klar: Die Runen sind das älteste Schriftsystem der Germanen. Über den Ursprung der Schriftzeichen sind sich die Sprachforscher uneins. Professor Theo Vennemann vom Institut für Deutsche Philologie an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München vermutet die Wurzeln im phönizischen Alphabet. Und zwar unmittelbar und ohne Umwege über andere Schriftsysteme, schrieb der Wissenschaftler im November in der Fachzeitschrift „Sprachwissenschaft“. Vennemann zufolge gebe es sprachliche und kulturelle Fakten, die für direkte Kontakte zwischen Germanen und Phöniziern sprächen. Laut Vennemanns Theorie ist die Runenschrift mit der westlichsten Variante des Phönizischen verwandt - wie es im karthagischen Reich in Nordafrika gesprochen und geschrieben wurde. Ein Beispiel: Im Karthagischen hatte der erste Buchstabe die Gestalt eines F. Im Germanischen hat dieser Buchstabe nicht nur die Gestalt, sondern auch den Lautwert eines F, da der Name des Buchstabens Aleph im Phönizischen wie in allen semitischen Sprachen „Rind“ bedeutet, was die Germanen mit „Fehu“ (Vieh) wiedergaben. Und auch das Runenalphabet beginnt zudem mit dem F. Vennemann vermutet, dass die Germanen das Schreiben direkt von den karthagischen Seefahrern gelernt haben. Vom Etruskischen oder Lateinischen - deren Schriftsysteme von anderen Wissenschaftlern als Ursprung der Runen in Betracht gezogen werden - unterscheidet das phönizische Alphabet vor allem der Gebrauch der Konsonanten. Dieser Unterschied sei auch im Runenalphabet nachweisbar, meint Vennemann. [Richtig ist jedoch, dass das Phönizier-Alphabet nur Konsonanten kennt, die Runen aber Konsonanten- und Vokalzeichen] Die ältesten Runenfunde entstammen zudem dem europäischen Norden, rund um Nord- und Ostsee, und nicht aus Regionen in Nachbarschaft zum römischen Imperium. Vennemann wurde durch seine Forschungen zur allgemeinen Sprachtypologie bekannt, aber auch zur sprachlichen Vorgeschichte Europas. Er formulierte Theorien von der vaskonischen Ursprache als Ursprache Europas und von den atlantischen Semitiden, welche kontrovers diskutiert werden. Ferner führte er langjährige Studien durch, die eine mutmaßliche Verbindung zwischen der Entstehung der germanischen Runen und dem Karthagischen zum Gegenstand haben." -
 
Was soll man unter dem Begriff „Atlantisch-Semitidische Sprache“ verstehen ? Es handelt sich dabei um eine hypothetische Sprachgruppe, die durch den Sprachwissenschaftler Theo Vennemann erfunden wurde. Gemäß seiner schrägen Hypothese fänden sich in germanischen und keltischen Sprachen Einflüsse afroasiatischer, insbesondere semitischer Sprachen, so dass ein sehr früher Sprachkontakt durch Besiedlung bzw. Kolonisierung der europäischen Atlantikküste durch die Karthager in der Mitte des ersten Jahrtausends v.0 bis zum Zweiten Punische Krieg anzunehmen sei. Vennemann geht von einer einwirkenden Sprache aus, die er als „semitidisch“ bzw. „atlantisch“ bezeichnet, und die sich angeblich als Superstrat-Einfluss im Wortschatz des Germanischen niedergeschlagen hätte. In der „Frankfurter Allgemeinen“ veröffentlichte ein Wolfgang Krischke zum gleichen Thema einen noch systemrelevanteren, deutlicheren Artikel unter der Überschrift: „URSPRUNG DES DEUTSCHEN: Runen aus Karthago“ (aktualisiert 21.06.2020). Darin heißt es: „Sprachwissenschaftler streiten über den Ursprung des Deutschen. Haben afrikanische Händler ihre Sprache und Schrift an die Nordseeküste gebracht ? Die Lehrbücher bieten drei Möglichkeiten: das griechische, das etruskische oder das lateinische Alphabet, die alle auf die phönizische Schrift zurückgehen. Dass nur diese drei als Vorbilder für die Runen in Frage kommen, darin immerhin stimmt die ganze Fachwelt überein. … Danach segelten die Punier, wie die Karthager von den Römern genannt wurden, von etwa 500 vor Christus an zu den Nordseeküsten im heutigen Schleswig-Holstein und Südskandinavien. Das sind tatsächlich die Regionen, wo auf Schmuckstücken, Waffen und Steinen die ältesten Runeninschriften – Namen, kurze Mitteilungen, Sprüche oder magische Formeln – gefunden wurden. Hier, so Vennemann und Mailhammer, legten sie Niederlassungen an, um Handel mit Bernstein, Holz und gesalzenem Fisch zu betreiben. Dabei kam es zwischen ihnen und den Germanen zu intensiven sprachlichen und kulturellen Kontakten. Sie dauerten mindestens bis zur Vernichtung Karthagos durch die Römer 146 vor Christus….“ Der brachiale Unsinn, wärmeverwöhnte Mittelmeervölker könnten das Bedürfnis entwickeln, sich im kalten Norden ansiedeln zu wollen und sich von ihren lukrativen, handelsintensiven Standorten trennen, zeigt das völlig fehlende Verständnis für die historischen Grundantriebsfedern des Menschen schlechthin. Ebenso haltlos wäre die Annahme, dass eine zahlenmäßig geringe phönizische Händlergruppe an der Nordseeküste die germanischen Sprachen hätten massiv beeinflussen können.
   
Völlig unbekannt ist dem Herrn Schwarzenberger, ebenso ganz offensichtlich auch seinem Vorbeter, dem Herrn Vennemann, dass das Ur-Runensystem mit dem „O“ beginnt und dem „F“ endet bzw. mit den Begriffen „ODING“ (= Geistkind) und „FUÞA“ (= Hintern). Das allein könnte schon die Vennemann-These gründlich widerlegen.
 
Dem Herrn Wolfgang Krischke scheint die verschrobene These ein besonderes Herzensanliegen zu sein, denn er schrieb in „DIE ZEIT“ vom 22.02.2007, Nr. 09 einen ähnlichen Artikel über Vennemanns Runen-Ulk. In der „Augsburger Allgemeine“ war  es eine Frau Gönül Frey die im Artikel „Die Karthager und die germanischen Runen“ (14.09.2013) Vennemanns Thesen auftischte. Vennemann will glauben machen, die Runen und die deutsche Sprache seien mit den Phöniziern in den Norden Europas gekommen. („Germanische Runen und phöniziches Alphabeth“, 2006, In: „Sprachwissenschaft“ 31.4, S. 367-429) Ich folge dem bearbeiteten Krischke-Artikel: Die Runen sollen nach alten Berichten von Göttervater Odin selbst stammen. Der bohrte sich zum Zweck der Bewusstseinserweiterung einen Speer durch den Leib und hing dann blutend und leidend im kosmischen Baum. Die Visionen, die er während dieser Extrem-Meditation empfing, lehrten ihn, wie man Runen (Sinnzeichen des Seins) ritzt - und ihre magische Macht nutzt. In der historischen Realität jedoch lässt sich die Frage nach der Entstehung der ältesten germanischen Schrift nicht mythologisch beantworten. Zwar sind sich die Wissenschaftler keineswegs einig, dass die Germanen die (nicht durchgehend) spitzwinkligen Zeichen nicht selbst erfanden, sondern eine Vorlage abwandelten. Ob es nun das griechische, etruskische oder lateinische Alphabet war, die alle auf die phönizische Schrift zurückgehen - darüber streiten die Gelehrten. Keine Variante setzte sich bisher durch, auch wenn die Mehrheit der Forscher heute die Latein-Lösung bevorzugt.

Bewegung war in der Runologen-Szene schon immer, nicht erst der Germanistikprofessor Theo Vennemann mit seiner skurrilen These, brachte frischen Wind in diese Wissenschaft. Die vielen Vermutungen über die Runenherkunft füllt ganze Bibliotheken. Nun sollen es weder Griechen noch Römer oder Etrusker gewesen sein, die die Germanen zum Runenschreiben inspirierten, sondern die Phönizier, genauer gesagt die Karthager. Bevor die Großmacht von den Römern am Ende des 3. Jahrhunderts vernichtend geschlagen wurde, beherrschte sie mit ihrer starken Kriegs- und Handelsflotte Teile Nordafrikas, Spaniens und die großen Inseln des westlichen Mittelmeers. Vom heutigen Cádiz aus unternahmen die Karthager auch Expeditionen in den atlantischen Norden. Die Konsequenzen der Karthager-Theorie sind beträchtlich. Man datierte bislang die Geburt der Runenschrift auf das 2. Jahrhundert nach Null, anzunehmen ist aber eher das erste Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung. Vennemann verlegt ihren Beginn in die Zeit zwischen 500 und 200 vor Null. Wo aber sind belegende Funde ? Sie fehlen völlig !

Belegt ist, dass die Karthager in dieser Epoche Expeditionen zu den Britischen Inseln unternahmen, wo Metallvorkommen (Zinn) lockten. In Vennemanns Szenario gründeten sie außerdem Handelsniederlassungen an der kontinentalen Nordseeküste und kamen so in intensiven Kontakt mit der germanischen Bevölkerung. Deren Elite übernahm von ihnen nicht nur die Buchstaben, sondern lernte auch die phönizische Sprache, die wie Arabisch zur semitischen Sprachfamilie gehört. Vennemanns Theorie erklärt auf elegante Art einige Besonderheiten der Runenschrift, durch die sie sich vom griechischen, etruskischen oder lateinischen Alphabet gravierend unterscheidet. So beginnt die Reihe der germanischen Buchstaben nicht mit einem A, sondern mit einem F. (ODING-Wissende haben bessere Kunde !) Außerdem hat jede Rune einen Namen mit einer konkreten Bedeutung. Er beginnt mit dem Laut, für den das jeweilige Zeichen steht. Die F-Rune beispielsweise bedeutet fehu, das heißt „Vieh“. Solche Buchstabenbegriffe gab es weder bei den Griechen noch bei den Römern. Die Zeichen hießen ohne konkrete Bedeutung Alpha, Beta, Gamma oder einfach nur A, B, C. Warum die Germanen ein Alphabet wie das lateinische so radikal verändert und „runifiziert“ haben sollten, statt es einfach zu übernehmen, konnten die Runenexperten bislang nicht befriedigend erklären. Vennemann verweist stattdessen auf die direkten Parallelen zum phönizischen Alphabet. Hier hatte der erste Buchstabe ebenfalls die Gestalt der F-Rune, und er trug, wie alle anderen Buchstaben auch, einen Namen: ’Aleph, also das „Rind“, woraus später im Griechischen das bedeutungsleere Alpha wurde. In Wirklichkeit stand ’Aleph bei den Phöniziern allerdings gar nicht für den A-Laut, sondern für einen ganz am Anfang des Wortes stehenden Kehlkopflaut, den die Germanen - und auch die Griechen und Römer - gar nicht hatten. Die Germanen orientierten sich deshalb nicht am Lautwert, sondern übersetzten das Wort ’Aleph mit fehu. Das F-Zeichen setzten sie dann für den Laut ein, der am Anfang dieses Wortes stand. Ein fachmännischer Kritikerschreibt dazu: „Bei den anderen Zeichen ist er nicht so erfolgreich und es gelingt ihm mit viel Mühe und Phantasie noch einige Runenzeichen oder Namen der Zeichen zusammenzubringen. Das größte Problem seiner These ist die vollkommene Abstinenz von archäologischen Belegen, dass es überhaupt irgendwelche Kontakte zwischen Karthago und dem Nord-/Ostseeraum gegeben hätte.“

Noch andere Eigenarten der Runenschrift scheinen nach Vennemann dafür zu sprechen, dass die Germanen direkt bei den Phöniziern in die Schule gingen. Ebenso wie die Phönizier verzichteten sie darauf, Doppelkonsonanten zu schreiben oder M und N vor ähnlich artikulierte Konsonanten zu setzen. Im Gegensatz zur Lateintheorie könnte das Vorhandensein karthagischer Schriftmeister im Norden auch erklären, warum die ältesten Runenfunde in Südskandinavien gemacht wurden statt in der Gegend des Limes nahe dem Römischen Imperium. So Vennemann. Eine plausible Erklärung stellt meine Runenvater-Erul-These dar:
 

Bei seinen Fachkollegen stößt Vennemann berechtigterweise auf Skepsis. „Ich glaube nicht, dass diese Theorie viele Freunde gewinnen wird«, sagt Wilhelm Heizmann, Runenforscher aus München. Er verweist auf einen entscheidenden Schwachpunkt. Die archäologischen und historischen Belege für die phönizischen Nordseestützpunkte sind außerordentlich dünn. Nachgewiesen sind lediglich die Expeditionen zu den Britischen Inseln. Noch schwerer wiegt angeblich, dass es keine Runenfunde aus der Zeit vor der Mitte des 2. Jahrhunderts nach Null gibt. Diese Aussage ist falsch, wir haben einen Runenfund aus Heide-Holstein vom Anfang des ersten Jahrhunderts. Für Heizmann spricht bislang alles dafür, die Runen als Teil einer kulturellen Blüte zu deuten, die die skandinavischen Germanen der Kaiserzeit im engen Kontakt mit den Römern durchlebten. Die von einigen Sprachforschern vertretene These, die Germanen hätten die lateinischen Buchstaben umgestaltet, um sie für magische Zwecke einzusetzen, klinge allerdings weiter hergeholt als Vennemanns Vorschlag. „Er hat da sicher den Finger auf einen wunden Punkt gelegt“, räumt Wilhelm Heizmann ein. Die archäologische Leere erklärt Vennemann mit den zahlreichen Überflutungen, die die Küstenlinie der Nordsee in den vergangenen zweieinhalb Jahrtausenden radikal verändert haben. Dass auch die schriftlichen Quellen so wenig zur karthagischen Nordkolonisierung sagen, könnte an der Geheimhaltungspolitik der karthagischen Handelsmarine liegen, die verbürgt ist. „Zum anderen muss man bedenken, dass Rom als Sieger über Karthago die Überlieferung weitgehend geprägt und die Rolle des Feindes eher heruntergespielt hat“, sagt Vennemann. Das trifft sicher zu.

Dafür stützt der Münchner Germanist seine Runenthese mit weiteren linguistischen Argumenten, die für einen intensiven Sprachkontakt zwischen Germanen und Karthagern sprechen. Vennemanns Ansatzpunkt ist, dass sich angeblich etwa ein Drittel des germanischen Wortschatzes nicht auf indogermanische Wurzeln zurückführen ließe. Viele dieser Wörter leitet Theo Vennemann von phönizischen, also semitischen Lehnwörtern her. Dazu gehören so zentrale gesellschaftliche Begriffe wie „Volk“, „Sippe“ oder „Adel“, aber auch Alltagswörter wie zum Beispiel „Münze“ oder „Apfel“, „treffen“ oder „messen“. Der sprachliche Einfluss der phönizischen Handelsherren reichte möglicherweise bis in die Grammatik. Das System der Ablaute, das gerade im Deutschen bei den starken Verben eine so große Rolle spielt, könnte von ihnen stammen. Denn während diese grammatischen Muster in der indogermanischen Sprachfamilie eine Besonderheit darstellen, sind sie ein Hauptkennzeichen der semitischen Sprachen. Die phönizischen Siedler, so lautet Vennemanns Theorie, lernten zwar Germanisch, stülpten ihm aber unbewusst ihr eigenes Ablautschema über. Ihr Prestige sorgte dafür, dass dieses „Ausländer-Germanisch“ allmählich auch von den Einheimischen übernommen wurde. Ein zusätzliches Argument bezieht Vennemann aus zahlreichen religiösen Übereinstimmungen. Dazu gehört zum Beispiel Odins Sohn Balder, dessen Name und Charakter als „sterbender Gott“ verdächtige Ähnlichkeiten mit dem semitischen Ba’al aufweist. „Die Berührungspunkte zwischen der germanischen und der semitischen Sprach- und Kulturwelt waren den Wissenschaftlern des 19. Jahrhunderts durchaus bewusst“, sagt Theo Vennemann. „Dass sie im 20. Jahrhundert weitgehend ›vergessen‹ wurden, hatte ideologische Gründe.“

Der theoretische Ansatz des Herrn Vennemann scheint zunächst mit den Haaren herbeigeholt, jedoch besieht man ihn mit nüchternen Augen, so könnte er ein Weg in die etwas korrigierte bessere Richtung schon sein. Dann allerdings könnte etwas geradezu Gegensätzliches als Endergebnis dastehen. Die Phönizier waren bekanntlich die Urenkel jener „Seevölker“, die im 13. vorchristlichen Jahrhundert aus dem Norden kommend, mit Ägypten Krieg führten und sich in Palästina dauerhaft niederließen. Von ihnen, den Philistern der Bibel, lernten die Hebräer die Eisenverhüttung, die Schrift und vieles mehr. Es wäre denkbar, dass die nordische Oberschicht der Phönizier-Philister ihre Schrift aus dem Norden mitbrachte und somit Alphabet und Runen zwei Gebilde aus der gleichen urnordischen Wurzel sind. Dadurch würden sich sämtliche von Vennemann angesprochenen Übereinstimmungen ganz zwanglos, aber völlig anders, erklären lassen. Für eine so frühe - also schon bronzezeitliche - Existenz der Ur-Runenreihe gibt es keinerlei Anhaltspunkte und Funde, obgleich einzelne (!) der runischen Begriffszeichen bereits in nordischer Stein- und Bronzezeit auffindbar sind. Die Beweise aber, dass die Philister-Phönizier, oder einige ihrer ethnischen Gruppen, aus dem europäischen Norden kamen und keine Mittelmeer-Leute waren, beispielsweise Minoer, liegen seit neuester Zeit vor; das Genom der biblischen Gegner der Althebräer ist aus Knochenfunden der Philister-Grabstätte von Akkon entschlüsselt.
Siehe zum Gesamtthema: Jürgen Spanuth, „Die Philister : das unbekannte Volk ; Lehrmeister und Widersacher der Israeliten“ (1980) und Die Phönizier: Ein Nordmeervolk im Libanon“ (1985).