Copyright © Gerhard Hess - Ernting 7016 n.M. (August 2016 n.0)

 

ODING-WIZZOD-ERÖFFNUNG
 
 
Die rechts-beginnend ersten drei Runen - odalaz - dagaz - ingwaz - stehen als Sinn- und Heilszeichen zuerst einmal für sich, indem sie 1. die kosmische Ur-Seele (odal / Gott Od / Ur-Idee für Geist und Materie), 2. den Tag-Vater (Tuisto / Ur-Polarität) und 3. den Sonnen-Geist (Ingwaz-Ingo / Erlöser-Prinzip) repräsentieren. Sie transportieren zusammengelesen aber auch bereits eine Aussage, nämlich „OD-Kind“ und werden wie „O.D.ING“ gesprochen, so wie wir „ABC“ sagen, wenn wir den Gesamtverband von 26 griechisch-lateinischen Buchstaben meinen.
 
Das System der 24 Runen stellt die einzige in sich geschlossen literarische Quelle aus germanischer Urzeit dar und ist vom Runen-Schöpfer ausgeklügelt als Kodierung der von ihm verkündeten Wodinanz- bzw. Asa-Religion. Grober Zeitansatz der Entstehung ist Beginn unserer Zeitrechnung; möglicherweise ca. 50 Jahre zuvor, oder etwas nach dem römischen Sklavenaufstand (73-71 v.0) des Thrakers Spartakus, als sich Kelten und Germanen vom römischen Joch zu befreien versuchten und es etlichen gelang, über die freigewordene Nordpassage über Alpen in die Germanika und hinauf nach Jütland, zu entkommen. Der Runen-Schöpfer lehnte sich an KEINE der bestehenden Buchstaben-Reihen an, sondern konstruierte aus dem ihm bekannten Sinnzeichenfundus eine komplizierte Kalender-Mondfestfolge aus der die Grundzüge seiner religiösen Reform-Philosophie ablesbar sein sollten. 
 
Der Begriff WIZZOD (oder Witod) setzt sich aus WIZZ (Wissen / Weistum) und OD (Gut / Gott) zusammen und bedeutet Wissensgut, Heilige Schrift, Gesetzbuch. ODING-WIZZOD heißt folglich: Hl. Runen-Gesetz. Zu des Kaiser Ludwigs Zeiten war ein Gesetzgeber der Witutdraghere, der Gesetzesbrecher ein Wetbreker, der Richter ein Wethouder, der Gesetzesgelehrter ein Wetgheleerd.Otfrid von Weißenburg (um 780-875) schreibt in der Vorrede seines althochdeutschen Evangelienbuches, die er an den Bischof Solomo richtete: „Ungelonet ni bileip ther Godes Wizzode kleib“, was bedeutet: „Unbelohnt bleibt keiner der an Gottes Gesetz glaubt !“ Der Unterschied zwischen „Witot“ und „Wizzod“ ist so wie zwischen mundartlich „Water“ und „Wasser“.
 
Skandinavien um 550 n.0 nach Jordanes
 
Die nordgermanische Volks- oder Kultgruppe der ODING-Anhänger ist möglicherweise belegt: Der in Italien herrschende Ostgotenkönig Theoderich der Große beauftragte um 520 den römischen Senator Cassiodor mit einer Niederschrift der Geschichte der Goten. Dieses Werk in 12 Büchern wurde nach dem Tod Theoderichs (526) veröffentlicht. In Kenntnis dieses Werks, das er aber nach eigener Aussage nur drei Tage lang einsehen konnte, schrieb dann um die Jahrhundertmitte der gotische Gelehrte Jordanes in Konstantinopel eine eigene, stark gekürzte Version und ergänzte sie teilweise durch andere Quellen und um aktuelle Ereignisse -; inzwischen hatte der oströmische Kaiser Justinian zwei Kriege gegen die Goten geführt, und die Eroberung Italiens stand kurz vor dem Abschluss. Jordanes’ Version, De origine actibusque Getarum“ („Der Ursprung und die Taten der GOTHS“), kurz „Getica“ genannt, blieb erhalten. Aus diesem Werk erfahren wir, dass es eine Volksgruppe in Skandinavien gab, die sich „Otingis“ nannten. Jordanes zählt auch die Vinovilothen (Winowilothen / Vinophil-Othen ?) auf, deren Bezeichnung - ohne ernsthaften Anspruch auf Treffsicherheit - als „weinfreundliche Othen“ erklärt werden könnte. Die Bezeichnung „weinfreudig“ könnte sich auf die odinischen Kultfeiern der Wodan-Oding-Religion beziehen, denn die Rauschtrankfeten ihrer zumeist jugendlichen Anhänger sind auch durch weitere Quellen belegt. Mittels dieser Odrörir-Gottesdienste erhofften die Gläubigen Zugang zu den Zwischenwelten den Weisungen ihrer Gottheit zu erhalten, im Sinne des lateinischen Satzes: „In vino veritas“ (Im Wein liegt Wahrheit). Der röm. Historiker Tacitus beschrieb, wie Germanen bei Ratssitzungen üblicherweise Wein tranken, weil sie glaubten, niemand könnte effektiv lügen, wenn er betrunken ist. Dabei handelt es sich selbstverständlich nur um die eine Seite des beginnenden Rauscheffektes, dessen andere Seite die oftmals visionäre Verschärfung der Auffassungsgabe darstellt. 
 
Es heißt in der Getica: In den fruchtbaren Ebenen von Scandza siedelten die Stämme der Theusten, Vagothen, Bergio, Hallin und Liothida. Diese wurden daher oftmals von anderen Stämmen angegriffen. Nördlich von ihnen lebten die Ahelmil, Finnaithae oder Finnveden, die Fervir und die Gautigoten (Götaland), ein Volk von kräftigen und schnellen Kämpfern. Dann gab es noch die Mixi, Evagre, Otingis, die alle wie Tiere in Höhlen oder in den Fels geschlagenen Burgen hausten, die Ostrogothae, Raumarici, Aeragnaricii und die freundlichen Finnen, die friedfertiger als alle anderen Bewohner Scandzas waren und die den Vinovilothen ähnelten. Jordanes zählte des Weiteren die Suetidi, die größer als die anderen Völker waren. Zu den Dani, die ebenfalls ihre Wurzeln von diesem Stamm ableiteten, gehörten die Heruler, die alle Völker Scandzas überragten. Daneben gab es in ihrer Nachbarschaft noch die Granier, Augandzier, Eunixier, Taetel, Rugier, Arochier und die Ranier.
 
 
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Theophrast von Hohenheim (1493-1541), der sich selber Paracelsus nannte, schrieb in seiner Einführung zum „Herbarius“ dies:
 
 
„Weil ich sehe, daß die Arznei der deutschen Nation von fernen Landen mit großen Kosten, Mühe und Arbeit, und mit vieler Sorgfältigkeit kommt, hat mich solches bewogen, ein Argument zu nehmen, ob nicht die deutsche Nation solches selbst in ihrer Gewalt hätte und ohne die fremden Übermeerischen auch in ihrem Umkreis und Reich bestehen möchte. Dabei hat es sich gefunden, sehr wohl und mit genügenden Grunde, daß alle Dinge auf eigenem Boden, Gründen und Gütern, für eine jegliche Krankheit überflüssig genug, zu haben sind, wie ihr dieselben auch entgegen stehen und zuhanden kommen mögen. Und zudem noch viel mehr Arznei und bessere, als Arabia, Chaldaea, Persia, Graecia zu geben vermögen, so daß es billiger wäre, sie holten ihre Arznei von uns Deutschen denn wir von ihnen. Auch (ist sie) dermaßen gut, daß auch Italia und Gallia usw., sich dess‘ nit überheben können. Daß aber das eine solche lange Zeit nit an den Tag oder hervorgekommen ist, hat Italia getan, das ist eine Mutter der Unwissenheit und Unerfahrenheit; sie haben die Deutschen dahin gebracht, daß sie auf ihr eigen Gewächs nichts gehalten haben, sondern alles aus Italia zu nehmen oder übers Meer her. Das ist der Grund aber, daß ihnen der Nutz aufgegangen ist und demselbigen sind sie nachgegangen, und nicht brüderlicher Liebe, die doch in ihnen ganz oder doch nahezu  erkaltet ist. Nun ist es nicht minder, daß die Deutschen Doktoren welsch sind und nach der welschen Lehre handeln und machen uns Deutschen zu Walen, die wir doch deutsch sind, mit den Walen aber gar kein commercium, das ist Gemeinschaft haben. Aber das ist deshalb, 000,
 
weil die Bücher aus Graecia, Arabia usw. kommen, und weil sie dort gemacht sind, nehmen sie es auch von den Orten und wollen deshalb die selbigen Arzneien haben. So kommen Bücher und Arzneien aus e i n e m Nest, und weder ist es deutsch noch den Deutschen besser als das, das deutsch ist. Einem jeglichen Lande wächst seine Krankheit selbst, seine Arznei selbst, sein Arzt selbst. Es ist aber not, daß die welsche Verführung ausgerottet werde, wie ein Baum, der gar keine Frucht bringt. Drum muß ich wohl darüber lachen, daß die Deutschen arabisch, griechisch, chaldäisch usw. sind, und können das Deutsche nicht; wollen auf welsch arzneien und wissen auf Deutsch nichts, wollen übers Meer arzneien, und ein besseres ist im Garten vor ihrem Hause usw.“
 
Der große Arzt beschrieb mit der Fremdentümelei hier das Grundübel der deutschen Nation und erklärte auch treffsicher deren Grund und die anzuratende Abhilfe: Das frühe imperiale Übergewicht Roms und Italiens verführte die sich bildende deutsche Nation zum dauerhaften ehrfürchtigen, sowie auch hilfesuchenden Blick über die eignen Grenzen. Eine wirkliche Heilpflege deutscher Krankheiten wird aber nur mit deutschen Arzneien, deutschen Büchern, also deutschem „Kraut“ gelingen können. So wird einem entsprechenden deutschen Bedürfnis auch nur eine deutsche Esoterik, Spiritualität und Religion voranhelfen können -, eben die eigengeistige, runische, ODING’sche !