01.05.2025 (aus Nov. 2014)

Walpurgisnacht_2a.JPG

 Walpurgisnacht vom spanischen Maler Luis Ricardo Falero, 1878.

WALPURGIS

Wigel-Wagel,
Zigel-Zagel,
auf dem Brocken
ist Frohlocken,
Hexenfliegen, Hexentanz,
Besenstil und Pferdeschwanz,
Geiß und Bock,
Loch und Stock,
Hex’ und Schratt,
nimmer satt !
Greif’ die Fidel,
Gagel-Gigel,
Fasel-Fusel,
Dasel-Dusel,
nimm den Spieß,
sei nicht fies,
steck’ hinein,
ins Gebein,
dreh’ den Braten,
dass geraten
Fraß und Suff,
piff-paff-puff -,
Hex’ und Schratt,
macht euch satt !
Nach dem Stecher,
hoch den Becher !
Dies und das,
Lust und Spaß,
Fasel-Freud’,
nie gereut !
Vom Freudenkreis,
 keiner weiß.
Soll’n die Frommen,
niemals kommen,
Kutten, Fräcke,
Pfeffersäcke,
Nonnenschleier,
Büttel, Geier -,
lasst sie draußen,
die Banausen,
ist kein Spiel -,
Stumpf und Stiel,
jagt sie fort
vom frohen Ort;
wünschet ganz
ihrem Hals,
Lenz zu Lenz,
Krätze, Gicht und Pestilenz !

Gruss_vom_Brocken.JPG

Die Walpurgisnacht (auch das Hexenfeuer) ist ein traditionelles vorchristliches nord- und mitteleuropäisches Fest, teilweise mit Feuerbrauch, am 30. April. Der Name des Festes leitet sich von der sog. heiligen Walburga ab, deren Gedenktag (Walburgi oder Walpurgi) bis ins Mittelalter am 1. Mai, dem Tag ihrer Heiligsprechung, gefeiert wurde. Die Walpurgisnacht war die Vigilfeier (lat. vigilia Nachtwache) des Festes. Als „Tanz in den Mai“ hat sie wegen der Gelegenheit zu Tanz und Geselligkeit am Vorabend des arbeitsfreien Maifeiertags auch als städtisches, modernes Festereignis Eingang in private und kommerzielle Veranstaltungen gefunden.

Der Name Walpurgisnacht leitet sich von der hl. Walburga (auch Walpurga oder Walpurgis) ab, einer aus England stammenden und im süddeutschen Raum wirkenden Äbtissin (710-779). Der Gedenktag dieser Kirchen-Heiligen wurde im Mittelalter am 1. Mai gefeiert (im deutschen Regionalkalender nun am 25. Februar, ihrem Todestag). Die neun Tage davor wurden als Walpurgistage bezeichnet, das Läuten von Glocken zur Abwehr der angeblichen Hexenumtriebe wird örtlich auch als Walpern beschrieben.

Traditionell gilt die Nacht vom 30. April auf den 1. Mai als die Nacht, in der die Hexen insbesondere auf dem Blocksberg (eigentlich „Brocken“), aber auch an anderen erhöhten Orten/Bergeshöhen, ein großes Fest abhielten. Diese Vorstellung ist beeinflusst von den Beschreibungen des Hexensabbat in der Literatur des 15. und 16. Jahrhunderts.

Als Fest des Frühlings, der Fruchtbarkeit und der Lebensfreude, wandelte sich die Anschauung zur Verschmelzung der Kirchenheiligen in die altgläubige schöne Tochter der Erdgöttin-, Göttin der Vegetation und ihrem Geliebten, dem strahlenden Sohn des Himmels, dem Sonnengott. Das Vollsbrauchtum holte sich in diesem Festgebaren aus dem Kirchenangebot eine Heilige ins Heidentum zurück. Die Kirche hat zähneknirschend hingenommmen.

Der Name Walpurgisnacht wurde auch durch Goethes Faust (Teil I, 1808) popularisiert; frühere Belege sind aus dem 18. Jahrhundert nachweisbar. Adelungs Wörterbuch (1774-1786) notiert unter Walpurgis: „der Walpurgis-Abend, die Walpurgis-Nacht u. s. f. im gemeinen Leben, der Walper-Abend, die Walper-Nacht. Da sich das Jahr bey den Deutschen sowohl, als den übrigen Europäischen Völkern, in den ältesten Zeiten mit dem ersten May anfing, so ist der in Ansehung der Walpurgis-Nacht bey dem großen Haufen noch herrschende Aberglaube vermuthlich ein Überrest davon, und der bey dem Jahreswechsel ehedem üblichen Gebräuche.“

Im 17. Jahrhundert erscheint bei Johannes Praetorius (Blockes-Berges Verrichtung, Leipzig 1668): „Ausführlicher Geographischer Bericht / von den hohen trefflich alt- und berühmten Blockes-Berge: ingleichen von der Hexenfahrt / und Zauber-Sabbathe / so auf solchem Berge die Unholden aus ganz Deutschland / Jährlich den 1. Mai in Sanct-Walpurgis Nachte anstellen sollen.“

Früher war der 1. Mai der Gedenktag der Apostel Philippus und Jacobus und wurde daher „Philippi Jacobi“ genannt. Johannes Coler schrieb 1603 in seinem Calendarium Perpetuum (S. 89): „Den nehesten Tag vor Philippi Jacobi zu Abend pflegen Zeuberer viel Teuffeley zu üben / damit sie die Leute viel beleidigen“, aber in demselben Abschnitt auch: „Wenn's an S. Walpurgis Abend regnet / oder die selbe Nacht / so hofft der gemeine Mann auf ein gutes Jahr.“