05.09.2024
Scene aus dem Film „Die Mongolen - Der Raubzug des Dschingis Khan“, 1961. Zwischen den Schauspieler-Köpfen von Dschingis-Kahn und seinem Sohn Ogotai, an der Zeltwand des Mongolenherrschers, das Emblem des orientalischen Lebensbaumes der mehrstöckigen Dattelpalm-Ikone -, ein Gebilde welches - in einfacher Form - eine Gruppe hirnrissiger deutscher Heiden, seit den diesbezüglichen selektiven Unsinnspredigten des Pfarrers Wilhelm Teudt (1860-1942) als ihre „germanische Irminsul“ bezeichnen.
Irgendein Filmausstatter nahm das assyrisch-semitische Zeichen (Baum des Gottes Aššur) als Schmuck des Mongolenzeltes hinzu, weil es ihm exotisch genug erschien, obwohl es sich nicht um typisch mongolische Ikonographie handelt, die Mongolen es aber bei ihren Raubzügen aufgenommen und verwendet haben könnten.
Redaktionskritik (aus dem Netz) Thema „Sturm über Asien“: „Historienfilm mit Busenstar Anita Ekberg - 1240 nach Christus: Ogo)tai (Jack Palance), Sohn des Herrschers Dschingis Khan, führt zwanzigtausend Mongolen, um Polen zu erobern. Doch Intrigen durchkreuzen den Plan… Das hirnrissige Supergemetzel dürfte wenig dazu beitragen, das Klischee des mordlüsternen Hunnen zu widerlegen, wie Arte vollmundig diesen Themenabend ankündigt. Dafür guckt man besser die anschließende Doku.“
Regisseure = Andre de Toth und Leopoldo Savona. Die Darsteller: Jack Palance = Ogatai - Anita Ekberg = Huluna - Antonella Lualdi = Amina - Franco Silva = Stephan von Krakau - Roldano Lupi = Dschingis Khan - Pierre Cressoy =Igor
André De Toth, geboren als ungarisch Endre Antal Mihály Tóth (1913-2002) war ein US-amerikanischer Regisseur ungarischer Abstammung. Der in Ungarn geborene André De Toth studierte Jura an der Péter-Pázmány-Königlichen-Universität Budapest. In seiner Studienzeit schrieb er mehrere Bühnenstücke, die die Aufmerksamkeit des Dramatikers Ferenc Molnár erregten. Dieser verhalf De Toth zu einem Engagement als Schauspieler am Theater. Das führte zu Spannungen in seiner Familie, die eine lange Militärtradition besaß – sein Vater war Kavallerieoffizier in der ungarischen Armee. Nach einigen Jahren wechselte de Toth dann ins Filmfach über. Dort war er nicht nur als Schauspieler, sondern auch als Drehbuchautor, Schnitttechniker und Regieassistent tätig. Zum Schluss konnte er als Regisseur arbeiten. Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges zwang De Toth, nach Großbritannien zu flüchten. Dort traf er auf Alexander Korda, der ihm Arbeit verschaffte. 1942 wanderte De Toth in die USA aus. Wiederum wurde er von Korda unterstützt, der ihn als Regieassistent bei Das Dschungelbuch (1942) arbeiten ließ. 1944 erfolgte De Toths Regiedebüt in Amerika. Er wurde bekannt für seine harten Filme, in erster Linie Western und Kriminalfilme. Wie später der Regisseur Budd Boetticher drehte er eine Reihe von sechs Western mit Randolph Scott. Für den Gregory-Peck-Film Der Scharfschütze (Nominierung für den Oscar für die Beste Story) lieferte er die Vorlage für das Drehbuch. 1953 drehte er mit Vincent Price den Film Das Kabinett des Professor Bondi, den er, als Einäugiger, in 3D drehte. Die sonderbare Tatsache, dass der Regisseur das Endprodukt bzw. den besonderen Effekt durch seine Behinderung nicht erkennen konnte, tat dem Publikumswohlwollen keinen Abbruch. Die Kritiker feierten den Film als wohl besten 3D-Film, der je gemacht wurde. 1987 wurde André De Toth mit dem Golden Boot Award ausgezeichnet, 1995 wurde sein Lebenswerk mit dem Career Achievement Award der Los Angeles Film Critics Association geehrt. De Toth war siebenmal verheiratet, unter anderem mit der Schauspielerin Veronica Lake, und war Vater von 19 Kindern. Eines davon ist der als Filmeditor tätige Nicolas De Toth. 2002 erlag André De Toth einer Arterienerkrankung.
Von den wahren historischen Abläufen scheint der Spielleiter André De Toth keine blasse Ahnung gehabt zu haben. Er erdichtete einen friedenswilligen Mongolen Kahn und eine böswillige blonde Germanin (Anita Ekberg), die ihn von hinten erdolcht. Die antigermanische Tendenz ist unübersehbar ! Die Polen bzw. das Polen-Heer wurde in Wahrheit von den Mongolen total zerschlagen und seine kläglichen Reste flohen nach Schlesien, wo der deutsch-schlesische Heerbann sich dem Mongolensturm entgegenstellte und ihm eine verheerende Abwehrschlacht lieferte, welche fast den gesamten männlichen Adel verschlang, aber auch den Asiaten derart das Fürchten lehrte, dass sie ihre weiteren Kriegsziele Richtung Westen aufgaben, nach Ungarn abdrehten und dort das gesamte Volk derart niedermetzelten, dass man von einer echten Fortdauer der Ur-Ungarn nicht reden kann und die heutigen Ungarn mehrheitlich als Nachkommen der deutschen Habsburg Monarchie anzusehen sind.
DIE MONGOLEN – Kritik
Einen Historienschinken der 60er gucken? In unserer schönen neuen Zeit der glatt polierten Epen? Lohnt sich das? Für den geneigten Betrachter scheint so ein Spektakel in doppelter Hinsicht interessant, da hier eine doppelte Diachronie vorliegt: zunächst präsentiert sich dem Beobachter ein Ereignis vergangener Jahrhunderte und gleichzeitig wird dieses durch Technik und Darsteller eines vergangenen Filmzeitalters realisiert. Die Betrachtung eines Historienschinkens kann sozusagen als eine doppelte Zeitreise zu einem großartigen Erlebnis werden. Ob auch der Klassiker Die Mongolen – Der Raubzug des Dschingis Khan so ein Erlebnis bieten kann, soll im Folgenden ausklamüsert werden.
Der Raubzug des Dschingis Khan aktiviert gleich in den einleitenden Szenen zahlreiche Stereotype einer europäischen Vorstellungswelt: Fernöstlich gekleidete Reiter, von der Steppensonne braun gegerbt, gallopieren auf wilden Pferden mit ebenso wilden asiatischen Gesichtszügen durch eine sattgrüne, europäisch wirkende, Landschaft. Dazu erklingt ein düsterer und stimmiger Soundtrack von Mario Nascimbene, der auch eine Invasion der Orks im gemütlichen Hobbingen beschreiben könnte. Die ersten Bilder sind in all ihrer Stereotypie erstaunlich ergreifend für einen sechzig Jahre alten Historienschinken. Insbesondere der einleitende Soundtrack verschmilzt nahtlos und brillant mit dem Hufgetrappel der nomadischen Pferdezucht. Gleich zu Beginn des Films wird deutlich, dass hier eine einwandfreie Übersetzung von Musik und Bild in moderne Formate gelungen ist. Natürlich kann der Film hinsichtlich Qualität mit den heutigen Standards nicht mithalten, gleichzeitig verleiht aber auch die mangelnde Schärfe der Aufnahmen und die verzerrte Musikwiedergabe dem Schinken ein besonderes Flair, das ein wenig an eine museale Attraktion erinnert.
Zudem werden schon in den ersten Minuten des Films Elemente sichtbar, die im heutigen Kontingent cineastischer Inszenierungen keinen Raum mehr finden. Der avantgardistische Stil des Soundtracks beschreibt anfangs mit rhythmisch-subtilen und bedrohlichen Klängen den Ritt der Mongolen, nach und nach mischt sich dann ein klassisches europäisches Thema in die rhythmische Beschreibung des Mongolensturms. Die Klänge vereinen sich und werden zu einer schrägen Fusion verschiedener Stilistiken. Bereits in den ersten Minuten passiert hier musikalisch mehr als sich heute irgendein Blockbuster trauen würde. So wird auch im weiteren Verlauf des Films Nascimbenes Komposition zu einer treibenden Kraft, die aber leider durch eine verzerrte Soundaufnahme und einen überzogenen Avantgardismus immer weiter ins Nervtötende abgleitet.
Dem wilden Mongolensturm der Anfangssequenz steht bereits in der zweiten Szene eine kühle europäische Versammlung entgegen. Die chaotischen Elemente der Introduktion weichen der europäischen Rationalität. Das Chaos muss weichen, wenn eine sachliche Abwägung zwischen Argument und Gegenargument stattfinden soll. Der genretypische Antagonismus zwischen den wilden, östlichen Steppenvölkern und der zivilisierten, europäischen Hochkultur wird so bereits in den ersten Szenen des Films vollständig bedient. Eine effektive Verstärkung erfährt diese jahrtausendealte Dichotomie durch die Wahl der Schauspieler: allen voran, kann Jack Palance in der Rolle des Ogatai Khan als reine Manifestation des Barbaren glänzen: Alles an ihm ist triebhaft und wild. Rationales Denken taucht bei Ogatai nur auf, um die Affekte zu verteidigen und ihnen freien Lauf zu lassen. Mit Aussprüchen wie “Ich lebe für den Krieg! Ich will keinen Frieden!” wird Palance zu einer zerstörerischen Gewalt, die auch durch seine wilde Gestikulation wie eine Feuersbrunst wirkt, die unsere zivilisatorischen Errungenschaften aufzuzehren sucht. Während andere Schauspieler hier noch in den statischen Bewegungen der alten Schauspielschulen ihre Dialoge herunter säuseln, wirkt Palance wie eine Galionsfigur des neuen Hollywood, die gerade eben aus dem Boxring gestiegen ist.
Anita Ekberg ist demgegenüber als Ogatais hintertriebene asiatische Sexsklavin vollkommen fehlbesetzt. Bei ihr ist so überhaupt gar nichts von irgendeinem wilden Nomadenstamm, dem sie als Hulina entspringen soll, zu spüren. Ganz im Gegenteil ist Ekberg die schwedische Herkunft ins Gesicht geschrieben, weder ihr Schauspiel noch ihre Züge enthalten irgendetwas von der Figur, die sie verkörpern soll. Auch andere Hauptdarsteller wie Franco Silva als Stephan von Krakau erscheinen blass und uncharismatisch neben Palance. Letztendlich wird so ein riesen Haufen rückständiger Elemente mit progressiven vereint: moralisch einwandfreie Edelmänner und holde Jungfern konservieren die Tugenden einer althergebrachten Schauspielschule und stehen neben einer musikalischen Komposition, die noch dem wildesten Avantgardisten die Haare zu Berge steigen lässt. Mittendrin steht der im Feuer tanzende Jack Palance, der alle Grenzen einer uralten Dichotomie mit seinem flammenden Schwert und männlich-barbarischer Gewalt einzureißen sucht.
Obowohl diese Bilder nun sechzig Jahre alt sind, haben die präsentierten Stereotype nichts an Kraft verloren. Auch heute zehren Epen wie die erfolgreiche HBO-Serie Game of Thrones mit Charakteren wie Khal Drogo von der gleichen Vorstellungswelt. Ogatai reitet heute als Drogo mit der goldenen Horde, die sich nun Dothraki nennt, kriegslüstern durch die Steppen und sehnt sich danach, den zivilisierten Westen zu unterjochen. Auch heute noch feiern die Dothraki-Mongolen wilde Feste, bei denen Massenvergewaltigungen und blutrünstige Schaukämpfe zur Tagesordnung gehören. Differenzierter wirken heute hingegen die Charakterzeichnungen der Barbaren: Khal Drogo wird wesentlich kühler und machtbewusster in Szene gesetzt. Der Barbarenführer ist heute nicht mehr rein affektiv und triebgesteuert, sondern verfolgt ähnlich wie sein zivilisierter Konterpart, einen kaltblütigen Plan während er nur eine ganz menschliche Schachfigur in einem noch viel größeren Spiel ist. Dennoch muss auch Khal Drogo von der westlich sozialisierten Daenerys zunächst korrekt erzogen werden, um eine Form der gleichberechtigten Sexualität ausleben zu können. Die Dothraki benötigen wiederum einen machtbewussten Herrscher westlicher Herkunft, der ihre Kräfte bündeln und organisieren kann.
DIE MONGOLEN – Fazit
Ich denke, dass eben diese fortlaufende Wiedergabe kultureller Stereotype alte Filme so sehenswert macht. Bei einer reflektierten Betrachtung können zahlreiche Parallelen beobachtet werden, die zeigen, dass jenseits der technischen Möglichkeiten die wirklichen Unterschiede zu aktuellen Titeln äußerst gering sind. Das ändert leider nichts an der Tatsache, dass der Unterhaltungswert des vorliegenden Mongolenschinkens aufgrund der zahlreichen Unzulänglichkeiten sehr niedrig ist. Auch die 60er Jahre können hier nicht als Entschuldigung für die schlechte schauspielerische Leistung, eine grauenhafte Storyline und eine wenig überzeugende Gesamtdarstellung vorgetragen werden. Schließlich sind Klassiker wie Spartacus von Stanley Kubrick oder Ben Hur mit Charlton Heston in der gleichen Filmepoche erschienen und in allen Bereichen der Filmkunst wesentlich besser gelungen.