G. Hess oberhalb der Ausgrabungsstätte des Sonnentempels von Meisternthal
 
SONNEN-KALENDER-HOF VON MEISTERNTHAL
 
Am Isar-Donau-Winkel bei Meisternthal („Tal der Meister“) und in Goseck („Gottesacker“) in Sachsen-Anhalt sind die uns bislang ältesten bekannten Sonnenkalenderbauten der Welt errichtet worden. Dass Niederbayern eine der Wiegen europäischer Wissenschaftskultur sei, wagten bisher nicht einmal Lokalpatrioten zu behaupten. Und doch sind ausgerechnet im Niederbayrischen Lösgebiet die bisher ältesten Monumentalbauten der Welt entdeckt worden. Mitunter sind auf frisch gepflügten Äckern nach leichtem Schneefall oder einfach nur wenn die Sonne schräg am Himmel steht, eindeutige Strukturen zu erkennen. Entscheidend ist aber die Luftbildarchäologie seit Mitte der 30er Jahre des 20.Jhs. zu einer Standardmethode des Erkennens von verborgenen Bodendenkmälern geworden und neuerdings die Magnetometrie. Dr. Helmut Becker vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege ist sich voll bewusst, dass hier hohe mathematische sowie astronomische Kenntnisse der urdeutschen Erbauer entdeckt wurden. Allein sieben ca. siebentausend Jahre alte  jungsteinzeitliche Kreisgrabenanlagen sind in Niederbayern geortet worden. Sechs dieser Denkmäler liegen recht nahe beieinander, in einem Abstand von drei bis sechs Kilometern. Die sechs Rondelle liegen auf einer leicht geschwungenen Ost-West-Linie. Die Abstände zwischen den Anlagen werden Richtung Westen immer kürzer, zum Ende nur noch ca. 5 Kilometer. Die siebente liegt bei Viecht südlich von Landshut an der Isar, beim Weiler Meisternthal.
 
 
 
 
Der Sonnen- oder Kalendertempel von Meisternthal ist als exakte Ellipse auf Nord-Süd-Achse konstruiert, eine geometrische Überraschung. 181° beträgt die geringe Abweichung von einem Grad, was durch sieben Jahrtausende Pendeln der Erdachse erklärbar wird. Ihre Erbauer wussten vier Jahrtausende vor Pythagoras, dass die Summe der Entfernungen zu den beiden Brennpunkten von jedem Punkt eines Ellipsenringes gleich groß sein muss. Peilt man vom Mittelpunkt der Anlagen bzw. von den beiden Brennpunkten der Ellipse durch die Tormittelpunkte, sieht man jeweils eine Stelle, an der zu einem wichtigen Datum im Jahr die Sonne aufgeht. Die steinzeitlichen Konstrukteure hielten so ganz verschiedene Daten fest: Winter- und Sommersonnenwende, Tag- und Nachtgleiche, und die Tage, die genau zwischen Tag- und Nachtgleiche und Wintersonnenwende liegen. Weihnachten, Ostern, Lichtmess und Allerheiligen sind nur scheinbar christliche Feste, die diesen steinzeitlichen Festtagen entsprechen. Dazu wurde der Sonnenstand von 4.800 v. 0 zugrunde gelegt bzw. zurückberechnet. Der dortige Flurnamen „Himmelreich“ lässt aufhorchen. Sollte sich die Erinnerung seit Steinzeittagen von Generation zu Generation bis heute weitervererbt haben, dass sich hier eine heilige Stätte der Himmelsbeobachtung befunden hat ?
 
Die maßtechnische Überraschung: Als Institutsleiter Helmut Becker die Proportionen der Anlage untersuchte, kam er auf das Richt- und Grundmaß von 83,1 Zentimeter. Jedem Kenner historischer und megalithischer Bauwerke ist dieses Maß wohl bekannt: Es entspricht ziemlich genau dem, was vor einigen Jahren die Forschung in Stonehenge und an bretonischen Megalithanlagen als „Megalithisches Yard" entdeckt hatte: 82,9 Zentimeter (+/- 2 Millimeter Abweichung). Und vielleicht noch überraschender: Nur vier Millimeter mehr maß bis ins 19. Jahrhundert die „Bayerische Elle” mit 83,3 cm. Hier wird sich das Weltbild manches Historikers erweitern müssen ! Die bayerische Elle ist unverkennbar über fast 7.000 Jahre als Tradition in einer Folge von 280 Generationen weitergegeben worden --, warum sollten nicht auch die Begriffe „Gottes-Acker“ und „Meistern-Tal“ über diesen Zeitraum - dem Sinne nach - weitergereicht worden sein ?!