15.11.2023

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Halfdan Egedius: Illustration zur Olav-Trygvasons-Saga. Snorre 1899-Ausgabe. Der grausame Heiden-Mörder und Bekehrer-König Olaf Tryggvason leistet seinen letzten Kampf an der Spitze seines mächtigen Langschiffs Ormen-Lange (Lange Schlange) in der Schlacht von Svolder, westlich von Rügen. Olafs 11 Boote starke christlich-norwegische Flotte wurde auf dem Rückweg von einem Überfall auf heidnisches Wendland von einer etwa 70 Boote starken antichristlichen Flotte aus Dänen, Schweden und Norwegern von Lade überfallen und zerstört.

Um das Jahr 1000 focht das aufstrebende Dänemark unter König Sven Gabelbart einen zähen Kampf um die Vorherrschaft im Ostseeraum, insbesondere gegen Norwegen und seinen christlichen König Olav Tryggvason. Es ging um Hegemonie, und es ging um den Glauben: Während sich das Christentum in Norwegen immer weiter ausbreitete, hingen die Dänen noch weitgehend ihrem alten heidnischen Volksglauben an. Dazu kamen persönliche Konflikte, etwa um den vom norwegischen Königshaus abgefallenen Erik Håkonsson, der sich mit den Dänen verbündete. Und während Dänemark den Schulterschluss mit Schweden suchte, versuchte Olav, ein norwegisch-slavisches Bündnis zu errichten. Im September des Jahres 1000 wurde er auf der Rückfahrt von Polen in der südlichen Ostsee von einer dänisch-schwedischen Flotte angegriffen, der sich auch der abtrünnige Erik Håkonsson angeschlossen hatte. Wo genau diese Schlacht von Svolder (benannt nach der Svolderbucht) stattfand, ist heute unbekannt. Und obwohl sie durch die nordischen Dichter besungen wurde, lässt sich ihr Verlauf kaum rekonstruieren. Einzig über ihren Ausgang und ihre Bedeutung ist man sich einig: Sie gilt als eine der wichtigsten Wikinger-Seeschlachten mit großer politischer Tragweite. Norwegen nämlich war der Übermacht der Dänen und deren Verbündeten nicht gewachsen und erlitt eine schwere Niederlage. Olav Tryggvason verlor in der Schlacht vermutlich sein Leben, Norwegen büßte jedenfalls im südlichen Ostseeraum seinen politischen Einfluss ein.

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Felix Mescoli schrieb aus kirchenchristlicher Sichtweise die Arbeit: „Von geplünderten Heiligtümern und geheiligten Plünderern - Die Christianisierung Skandinaviens im Mittelalter 814 bis 1104“, 2008. Den Abschnitt über die blutige und schmähliche Christung Norwegens übernehme ich ab S. 18:

Ab dem Jahr 800, zur Zeit Karls des Großen und seines Sohnes Ludwig dem Frommen. Durch die Eroberung und Bekehrung Sachsens durch Karl waren die Nordländer damals zu Nachbarn des Fränkischen Reiches geworden. Karl hatte Missionierung jenseits der Reichsgrenzen zunächst verboten, doch mit der Unterstützung Ludwigs für den dänischen Thronprätendenten Harald Klak wurde diese Haltung aufgegeben. Karl d. Gr. hatte heidnische Stämme unterworfen und sie dann zur Annahme des Christentums genötigt. Jetzt sollte die Bekehrung eines Volkes ohne Eroberung versucht werden, und doch sollte sie ein Unternehmen des Reiches sein. Dieser Wendepunkt markiert den Beginn unserer Untersuchung. Während des 9. Jahrhunderts wurde das ehemalige Riesenreich Karls des Gro§en nach und nach immer schwächer. Die Teilungskriege unter den Söhnen Ludwigs des Frommen banden die Kräfte im Innern, von außen bedrängten die Normanneneinfälle das Reich. Die mit der Eroberung Sachsens erstmals in den Blick genommene und von seinem Nachfolger betriebene Nordlandmission kam nach einigen Erfolgen in Dänemark und einem viel versprechenden Anfang in Schweden zum Ende des Säkulums nahezu zum Erliegen. Erst in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts, als die Dynastie der Karolinger längst erloschen war und die Salierkaiser herrschten, schritt die kirchliche Institutionalisierung in Skandinavien erkennbar weiter voran. Etwa 1060 war die Einteilung Dänemarks in Diözesen abgeschlossen und der erste schwedische Bischofssitz in Skara eingerichtet. Ungefähr eine Dekade später entstanden die ersten Bistümer in Norwegen, und um 1080 soll die Götzenverehrung im berühmt-berüchtigten Göttertempel von Uppsala beendet worden sein. Das Mönchtum, einer der maßgeblichen Träger früherer Missionsunternehmungen, etablierte sich in Skandinavien erst nachdem die Missionierung bereits abgeschlossen war. Im Vergleich zum 6., 7. und 8. Jahrhundert war der missionarische Eifer, von der Cluniazensischen Reform einmal abgesehen, in den folgenden drei Jahrhunderten schwach. Erst mit dem Aufkommen der Zisterzienser, Dominikaner und Franziskaner erwachte der mönchische Missionseifer erneut, unterstützt von der zunehmenden Macht des Papsttums, das vor dem Erscheinen der Bettelorden, mit Ausnahme von Gregors I. Missionierung von England, nie die Initiative zur Mission ergriffen hatte. Unsere Betrachtung endet mit der Emanzipation der Skandinavischen Kirche vom Reich, die mit der Errichtung des Lunder Erzbistums 1104 ihren Abschluss fand.

S. 37 Norwegen: Die berühmteste Quelle zur Geschichte des norwegischen Königtums ist Heimskringla, ein Werk des isländischen Politikers und Historikers Snorri Sturluson, entstanden zwischen 1220 und 1230. Laut Snorri war es König Harald Schönhaar, der Norwegen durch einen Sieg in der Schlacht von Hafrsfjord einte. Neben Snorri berichten uns die Historia Norwegiae (1150-1200), Theodoricus Monachus« Historia de antiquitate regum Norwagiensium (um 1180) auf Latein, Agrip (um 1190) und Fagrskinna (1220) in Altnordisch sowie einige wenig detaillierte zeitgenössische Skaldengedichte vom Leben und Wirken Hakons. Er hatte geschworen sein Haar weder zu schneiden noch zu kämmen, bis er die Einigung Norwegens unter seiner Herrschaft erreicht hätte. Harald soll das Königreich im Alter von zehn Jahren übernommen und von 868-928 geherrscht haben. Die Einheit, so weit sie tatsächlich bestanden haben mag, überlebte Harald, der um 931 starb, nicht. Seine Söhne, namentlich der Ältere Erik Blutaxt und Hakon Athalstanfostri der Gute, den Harald noch mit fast 70 mit einer Magd gezeugt haben soll, sowie deren Nachfahren verschlissen sich über Jahre in Nachfolgekämpfen. Die zeitgenössischen Skalden preisen ihn der Konvention entsprechend als siegreichen, mutigen und großzügigen Herrscher, während spätere christliche Autoren ihn zum Teil als Apostaten verurteilen, an seiner sprichwörtlichen Beliebtheit kommen aber auch sie nicht vorbei. Hakon war eine der tragischsten Gestalten der nordischen Bekehrungsgeschichte. Seine Geschichte steht nahezu exemplarisch für die Probleme der Übergangszeit zum Christentum. Hakon war Christ, musste aber Kompromisse mit seinem heidnischen Umfeld eingehen. Der nachgeborene Sohn des norwegischen Kleinkönigs Halvdan, genannt der Schwarze, war im Ausland am christlichen Hof des englischen Königs Athelstan aufgewachsen und könnte im Gefolge seines Adoptivvaters 927 am Feldzug nach Northumbria teilgenommen haben und 934 nach Schottland gekommen sein. Dort besuchte sein Adoptivvater sowohl die Gräber der Heiligen in Beverly, Ripon und Chester-le-Street, als auch die aus Lindisfarne evakuierten Reliquien von Cuthbert. Bei dieser Gelegenheit und am Hof in Wessex hätte der junge Hakon die Bedeutung der Reliquienverehrung kennen lernen können. In seiner Heimat sah er sich mit einem ganz anders gearteten Umfeld konfrontiert:

König Hakon war ein guter Christ, als er nach Norwegen kam. Und weil das Land noch ganz heidnisch war, großes Opferwesen herrschte, viele Große dort lebten und er viel Hilfe und Freundschaft des ganzen Volkes benötigte, hielt er es für das Beste, das Christentum im Stillen auszuüben. Doch hielt er die Sonntage und das Freitagsfasten ein. Durch Gesetz bestimmte er, dass das Julfest künftighin zur selben Zeit abgehalten werden solle wie das der Christen. Hakon war beim Volk sehr beliebt: Er wurde König, indem er den Bauern versprach, ihnen ihre Höfe als Eigentum wiederzugeben, die Harald ihnen genommen habe, und ließ ihren Glauben unangetastet. Hakon versuchte das Christentum auch aktiv zu fördern, ließ Priester aus England kommen und weihte einige Kirchen ein. Dennoch konnte er dem Christentum wegen innerer Schwierigkeiten wohl keine entscheidenden Impulse geben. Politisch scheint Hakon weitgehend abhängig von norwegischen Großen und einflussreichen Häuptlingen wie dem Trondheimer Sigurd Ladejarl gewesen zu sein, der ein Heide war; sogar die Königin scheint heidnisch gewesen zu sein. Für Hakon persönlich mag das frustrierend gewesen sein, doch trug insbesondere der Umstand, dass er den alten Glauben respektierte, dazu bei, dass die Bauern sein gutes Andenken bewahrten. Hakon konnte es sich schlicht nicht leisten die heidnische Mehrheit unter den Leuten von Trondelag zu provozieren, denn auch von außen drohte seiner Herrschaft Gefahr: Des Königs Bruder, Erik Blutaxt, war nach dessen Machtergreifung plündernd nach England ausgewichen, wo er von Athelstan als Preis für Frieden Northumberland gewann. Im Gegenzug musste Erik sich allerdings taufen lassen und das Land gegen Wikinger verteidigen. Nach Athelstans Tod flammten die Kämpfe allerdings wieder auf, als dessen Bruder Edmund Eisenseite die Herrschaft übernahm. Erik fiel und seine Söhne setzten sich darauf als Raubwikinger auf den Orkneys fest. Von dort führten sie wiederholte Attacken gegen Hakon, wobei dieser schließlich ums Leben kam. Er wurde heidnisch bestattet, ein christliches Begräbnis scheint nur in England möglich gewesen zu sein. Hakon bat Gott um Vergebung und lehnte das Angebot seiner Gefolgsleute, seinen Körper nach England zu bringen, vielleicht aus Rücksicht auf seine heidnische Frau ab.

Nach Hakon herrschte Harald Graufell, Blutaxts Šltester Sohn, bis ungefähr 975. Die Eriksöhne versuchten nun das Christentum gewaltsam einzuführen. Zwei Jahre nach Hakons Fall überfielen und verbrannten sie Jarl Sigurd in seinem Haus, worauf die Trondheimer seinen Sohn Hakon zum Jarl wählten. Der musste seinerseits bald nach Dänemark fliehen, konnte aber mit Hilfe von König Harald Blauzahn (um 910; + 1. November 987) zurückkehren, die überlebenden Eriksöhne mitsamt deren Mutter Gunnhild vertreiben und als dessen Lehnsmann große Teile des Landes gewinnen. Blauzahn war Hakons des Guten Erzfeind gewesen und hatte zunächst Graufell unterstützt. Als dieser aber bei den fälligen Tributen eine zunehmend laxe Zahlungsmoral an den Tag legte, ließ er ihn anscheinend während eines Hinterhalts ermorden. Nun blühte das Heidentum nach den schlechten Jahren unter den christlichen Eriksöhnen noch einmal auf. Doch Hakon Ladejarl (um 975-95) sollte der letzte Heide sein, der über Norwegen herrschte. Zunächst büßte er die Sympathien seines dänischen Oberherrn ein: Als dieser nach einer Niederlage gegen Kaiser Otto II. die Taufe nahm und den Jarl von Lade bat, es ihm gleich zu tun, sagte sich jener bald wieder vom Christentum los und setzte die ihm beigegebenen Priester kurzerhand bei erster Gelegenheit an Land. Schließlich begann er sogar die dänische Küste zu plündern und ging, zurück im norwegischen Viken, gewaltsam gegen das Christentum vor. Das besiegelte sein Schicksal und sein Nachfolger sollte Entscheidendes für die Ausbreitung des Christentums leisten. Olaf Tryggvason, Sohn eines von den Eriksöhnen oder aufrührerischen Bauern erschlagen Kleinkönigs, wurde um 964 geboren. Er war ein typischer Wikingerführer seiner Zeit und verbrachte seine Jugend auf Raubfahrt, die Küsten Schottlands, Irlands und Englands plündernd. Snorri schreibt, er sei auf einer dieser Reisen auf Sizilien von einem Einsiedler getauft worden und der Anglo-Saxon Chronicle berichtet von seiner Firmung durch einen Bischof in England 994.

Dies geschah anscheinend anlässlich eines Friedensschlusses, nachdem er London angegriffen hatte, unter der Patenschaft von König Aethelred. 995 brach Olaf nach Norwegen auf - wo noch der heidnische Hakon Ladejarl herrschte - um den Thron seiner Väter zurück zu gewinnen. Er wurde als Befreier empfangen und von einem Thing in Trondheim als König akzeptiert, der durch einen Volksaufstand vertriebene Hakon Jarl von einem seiner Diener ermordet. Olaf hatte Priester aus England mitgebracht und begann alsbald das Christentum vom ehemaligen Sitz seines Vaters im südnorwegischen Viken zu verbreiten. Wohl als Gegenreaktion auf die dänische Vorherrschaft betrieb er eine entschiedene, ja rücksichtslos zu nennende Bekehrung von oben. Zunächst versicherte er sich der Unterstützung der Mächtigen im Lande, deren Beispiel viele folgten. Bei Unwilligen verlieh er seiner Verkündigung durch höchst unchristliche Methoden, wie Tötung, Verstümmelung oder Vertreibung, Nachdruck. Olafs Auffassung scheint der Karls des Großen, das Christentum sei im Verhältnis zwischen Herrscher und Untertanen konstituierend, geähnelt zu haben. Snorri nennt zahlreiche Beispiele seiner rigiden Politik: Als die Bauern Olaf auf dem Frosathing zum Opfer drängten, drohte er damit, dass nach seinem Übertritt zum Christentum ein außergewöhnliches Opfer vonnöten sei, um ihn mit den alten Göttern zu versöhnen. Er werde ihnen deshalb nicht wie sonst Sklaven und Verbrecher, sondern die anwesenden Häuptlinge darbringen. Einem Taufunwilligen ließ er ein glühendes Kohlebecken auf den Bauch setzen, so dass dieser zerplatzte. Einem anderen trieb man mit glühenden Eisen eine Kreuzotter in den Rachen, sodass sie in den Hals kroch, durch die Kehle glitt und Raud von innen zerfraß.

Auch zur Christianisierung Islands unternahm Olaf erste Schritte. Wohl zunächst um einen herrischen missliebigen Missionar, Tangbrand, loszuwerden, schickte er diesen dorthin. Allerdings erwiesen sich dessen brutale Methoden im Nachhinein als wenig erfolgreich, da diese auf der Insel eine heidnische Gegenreaktion provozierten. Olaf selbst kam im Jahr 1000 in einer Seeschlacht gegen den dänischen König Svein bei Rügen um. Ihm folgten die christlichen Söhne des Ladejarls, die Norwegen unter dänischer Vorherrschaft regierten (1000-1015). Nun erkämpfte sich Olaf Olafsson, genannt der Dicke, den Thron. Er war der Sohn des Kleinkönigs von Westfold und Grönland, Harald Gränzki, und führte in seiner Jugend ebenfalls ein wildes Wikingerleben. Nach einigen rastlosen Jahren mit Räubereifahrten in Nord- und Ostsee sowie entlang der Atlantikküste bis nach Spanien nahm er vielleicht anlässlich eines Seitenwechsels bei den Kämpfen zwischen den teils noch heidnischen Dänen und den christlichen Angelsachsen die Taufe. Um 1015 schien die Gelegenheit günstig, das väterliche Erbe zurück zu gewinnen. Der mächtige Jarl Eirik von Norwegen war gerade im Gefolge des Dänenkönigs Knut, der sein Heer sammelte, um gegen England zu ziehen, gestorben. Olaf nahm nun Eiriks Sohn, Jarl Hakon, durch einen Hinterhalt gefangen. Hakon wandte sich darauf ebenfalls nach England. Seinen letzten verbleibenden Gegner, Svein Jarl, stellte Olaf auf dem Rückweg von einer Plünderfahrt in Russland. Darauf ebbte der Widerstand gegen Olaf ab. Er wurde mit 21 Jahren König von Norwegen und baute sich einen Palast in Nidaros. Bald begann Olaf der Dicke das Christentum ähnlich energisch zu verbreiten wie sein Vorgänger Olaf Tryggvason. Während seiner Kampagne trug er den Glauben nun auch ins Hochland, wohin dieser bisher nicht vorgedrungen war und ließ die alten Kultplätze zerstören. Aus England hatte der König Priester mitgebracht - darunter Grimkell, den späteren Bischof von Nidaros. Auch bemühte sich Olaf das Christentum in der Gesetzgebung zu verankern. Damit war er zunächst besonders in den Küstenregionen erfolgreich: Das Christengesetz hatte König Olav in ganz Vik genauso wie im Nordland eingeführt, und das brachte ihm großen Erfolg, denn den Vik-Leuten waren christliche Bräuche besser bekannt als den Nordleuten, weil sich dort winters wie sommers eine Menge Handelsfahrer zusammendrängten, Dänen wie Sachsen. Auch waren die Vik-Bewohner sehr tüchtig in allen Handelsfahrten nach England, Sachsenland oder Flandern und Dänemark. Manche bezogen auf ihren Wikingerfahrten auch Winterquartier in christlichen Ländern.

Doch je weiter er [Olav] ns Inland vordrang, um so weniger hielt man vom Christenglauben. Lange hielten vor allem die Inner-Trondheimer am alten Glauben fest: Alter Brauch ist«, im Herbst zu opfern, um den Winter zu begrüßen, ein zweites Mal zu Mitwinter und ein drittes Mal zum Sommerbeginn, um diesen zu begrüßen. Der König ließ nicht nach und führte, begleitet von einer Gruppe Bewaffneter und Kleriker, systematisch Visitationen durch. Überall wo er hinkam, wurde ein Thing einberufen und Einigkeit über bestimmte christliche Gesetze hergestellt, ein Priester ernannt und gegebenenfalls eine Kirche geweiht. 1021, nachdem Olaf fast sieben Jahre regiert hatte, gab es kaum eine Region, die vom Reformeifer des Königs unberührt geblieben wäre. Nominell war nun ganz Norwegen christlich. Während Hakon der Gute auf das Einvernehmen mit den einheimischen Großen angewiesen gewesen war, verfügten die erfolgreichen Bekehrerkönige Olaf Tryggvason und Olaf der Dicke über Reichtümer und Gefolgsleute aus Übersee. Sie waren gefürchtete Wikinger- und Söldnerführer, die auf ihren Fahrten Reichtum, Anhänger und militärische Erfahrung gesammelt hatten. Außerdem hatten sie anders als Hakon ihre Machtbasis im Südosten und errangen die Macht gerade in Kämpfen gegen die Jarle von Lade und nicht als deren Verbündete, vielmehr diente ihnen die Christianisierung als Vorwand, um Trondelag zu erobern. Doch nach zehn Jahren Herrschaft wendete sich Olafs Geschick. Er hatte sich zu Beginn seiner Herrschaft viele Feinde gemacht, als er die Position der Bauern gestärkt und die Macht des Adels beschnitten hatte. König Knut der Große von England, Schottland, Wales und Dänemark zog jene an sich, die mit Olafs rigider Politik nicht einverstanden waren. Als Knut nun Anspruch auf den norwegischen Thron erhob, unterstützte ihn ein großer Teil des Adels. In den nächsten zwei Jahren brachte Knut Norwegen unter seine Kontrolle und trieb Olaf 1028 nach Kiev an den Hof von Jaroslav ins Exil. Beim Versuch zurückzukehren fiel Olaf am 29. Juli 1030 in der Schlacht von Stiklestad. In der Folge geriet Norwegen völlig unter dänische Herrschaft, doch Knut machte keinerlei Anstalten die Macht des Adels wieder zu stärken und setzte seinen Sohn auf den norwegischen Thron. Sven blieb die nächsten fünf Jahre (1030-1035) König. Schließlich holten die Großen Olav des Dicken Sohn Magnus aus Russland herüber. Seinen Vater nannten sie nun den ãewigen König Norwegens. Sven wich nach Dänemark aus. Sigurd, der Bischof von Nidaros und ein Parteigänger Knuts, wurde von Olavs Leuten vertrieben, durch erwähnten Grimkell ersetzt und 1031 Olafs Leichnam feierlich überführt. Der neue Bischof verlor keine Zeit und verkündigte seinen Kult als Märtyrer. Damit nahm Olafs Verehrung als Heiliger ihren Anfang. Der Kult scheint sich zunächst vor allem in England etabliert zu haben und wurde offenbar bewusst nach dem Kult der heiligen Könige Englands gestaltet. Bereits in den 1050er Jahren finden sich dort anhand liturgischer Texte Spuren eines Olafkultes, mehrere Kirchen scheinen dem ehemaligen Wikinger geweiht gewesen zu sein. Auch die Wundertätigkeit des Heiligen ließ nicht lange auf sich warten. In der Mirakelsammlung, die Bischof Eysten während eines Exils in England 1180-1183 verfasste, fanden einige der Wundererzählungen, die von 1030 bis 1152 in Nidaros aufgeschrieben worden waren, Verwendung. Offensichtlich haben es Grimkel und seine Nachfolger aber unterlassen den Papst um Approbation zu bitten. Die päpstliche Kanonisation Olavs wurde erst 1888 durch Leo XIII. nachgeholt. Im Jahr 1032 starb Knut in England. Magnus herrschte bis 1047, zeitweise auch über Dänemark. Magnus Nachfolger wurde sein Onkel und Mitkönig Harald der Harte (geb. 1015, Kšnig 1047-66). Harald war ein Wikingerfürst par excellence und in Byzanz zu Reichtum gekommen. Dort hatte er von 1034-1043 das Warägerregiment von Konstantinopel befehligt. Im Jahre 1034 soll er die heiligen Stätten Palästinas besucht haben. Harald habe in der Grabeskirche, am heiligen Kreuz und an anderen heiligen Stätten Opfer dargebracht, sei daraufhin zum Jordan gegangen und habe, der Sitte der Pilger entsprechend, darin gebadet. Er kämpfte jahrelang mit König Svend um Dänemark und fiel schließlich 1066 bei Stamfordbridge beim Versuch England zu erobern. Sein Sohn Magnus starb schon nach drei Jahren Herrschaft, sein Bruder Olaf (Kyrre) der Stille war Alleinherrscher bis 1093. Ihm folgte Magnus Barfuß 1093 bis 1103. Unter diesem kam laut Snorri am Königshof eine verfeinerte Lebensart auf, sichtbar auch in der prächtigen neuen Kleidermode. Weil der König die westliche Mode mit kurzem Wams und Mantel bevorzugte, erhielt er den Namen Barfuß oder Barbein. Der erste Kreuzfahrer auf Norwegens Thron war König Sigurd Jorsalfar (Jerusalemfahrer). Er verließ Norwegen um 1108 mit angeblich sechzig Wikingerschiffen und einer Besatzung von 6000-8000 Mann. Anschließend überwinterte er in Galizien und soll dort an den Reconquistakämpfen teilgenommen haben. In Palästina kämpfte er an der Seite König Balduins im Dezember 1110 vor Sidon. Nach einem Besuch beim Kaiser in Konstantinopel kehrte Sigurd über Russland wieder nach Norwegen zurück. Ohne Zweifel ein Mann, der dem christlich-abendländischen Ideal eines Herrschers entsprach.