21.10.2023

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Odil-Odala - die Heimat-Rune

Nach den organischen Naturgesetzen pflegen auch Staaten und Imperien zu wachsen, um Sicherheit und Macht zu gewinnen, wonach sie, weil die einzelnen Heimatregionen zu wenig Berücksichtigungen ihrer Bedürfnisse empfinden, wieder auseinander driften, zerfallen und vergehen; ein Schicksal dem auch die „EU“ nicht entgehen kann.

Im vierten Jahrhundert unserer Zeitrechnung hatte sich auch das Römerreich überspannt, es zog sich von der Insel Großbritannien zurück, weil seine Militärkräfte im persisch bedrohten Osten benötigt wurden. In den zunächst politisch ungekärten Raum flossen die norddeutschen Siedler der Angeln und Jüten, um ihre neuen Heimaten in Besitz zu nehmen. Ihre Runenreligion und Runenschrift brachten sie mit, wofür viele Nachweise vorliegen. Es entwickelte sich eine keltisch-lateinisch-germanische Mischbevölkerung. Weil das Verlorengehen der einstmals römischen Provinz in Italien verständliche Sorgen wegen Eitelkeitsverletzungen und Verminderungen von Einkünften der romstädtischen Patrizier hervorriefen, wandte man sich verstärkt der Bewahrung einer geistigen Bevormundung Britanniens zu, in Form von christenkirchlich-mönchischer bzw. päpstlicher Missionstätigkeiten. Das verchristlichte England war von Anfang an ein päpstliches Projekt. Im Jahr 596 hatte Gregor I. der Große die Christianisierung der Insel quasi zur Chefsache erklärt, als er den Benediktiner Augustinus mit rund 40 Mönchen aus seinem Kloster auf dem Celio-Hügel in Rom in das scheinbar verwilderte England schickte.

Ostern 597 landeten die päpstlichen Missionare 14 Kilometer neben Canterbury. Am 2. Juni 597 tauften sie Germanen Ethelbert, den König von Kent, bevor sie schon Weihnachten 597 in Canterbury 10.000 seiner Untertanen tauften. Mit dem Tod Gregors I. im Jahr 604 war das Fundament der Eingliederung Englands in die abendländisch-christliche Kultur vollbracht. Wie auf dem Festland, bei den Franken links und rechts des Rheins oder bei den Spaniern und Polen, wurde auch die Geschichte Englands dadurch im Mittelalter in ihrem Kern zur Kirchengeschichte, deren Kathedralen noch heute die Insel wie steinerne Trutzburgen „schmücken“.

Deshalb war England auch besonders papistisch, also papsttreu, als auf dem Kontinent mit der Reformation die Neuzeit losbrach. Kaum einer hatte in diesen Auseinandersetzungen den Papst feuriger gegen den deutschen Dr. Martin Luther verteidigt als Heinrich VIII. von England, der wohl scheingebildetste Renaissancefürst damaliger Zeit. „Was ist das für ein höllischer Wolf, der die Herde Christi zu zerstreuen und die Glieder Christi von ihrem Haupte abzureißen sucht!“, lesen wir in einer seiner Schriften aus dem Jahr 1521. „Wie verdorben ist nicht das Herz, wie verflucht die Pläne dessen, der die begrabenen Trennungen wieder hervorkramt, die alten mit neuen vermehrt und die Ketzereien, die in der ewigen Finsternis hätten bleiben sollen, wieder ans Licht bringt?“ Und so weiter und so fort. Die verlogene englische Doppelzüngigkeit hat Tradition! Es war der gleiche lautstarke Mann, der die Trennung von Rom wegen einer seiner Bettgenossinnen durchsetzte, indem er den Theologen Europas die Fragen vorlegen ließ, „ob der Papst die Befugnis hatte, göttliche Gesetze außer Kraft zu setzen?“ Desillusioniert von den Verzögerungstaktiken Roms erklärte Heinrich am 30. November 1529 wütend in Katharinas Anwesenheit, sollte der Papst nicht „ihre Ehe für null und nichtig erklären, würde er den Papst als Ketzer anprangern und heiraten, wen er wollte“. Tatsächlich entschieden die einflussreichen Universitäten von Padua, Pavia, Ferrara und Bologna zu Heinrichs Gunsten. Das Kolleg von Sorbonne folgte am 2. Juli 1530, sobald die Söhne Franz I. aus ihrer Geiselhaft bei Karl V. entlassen worden waren.

Die Odil-Rune trägt jenes Wort das uns im Althochdeutschen als „heim-odil“ und im Gotischen als „heim-othli“ erhalten blieb, und als Stammwort „od“ auch im Althochdeutschen auch als „heim-oti“, „heim-uoti“, im Mittelhochdeutschen „heim-ot“, „heim-out(e)“, im Mittelniederdeutschen „hem-ode“ und im Neuhochdeutschen „Heim-at“ bekannt ist. Odil, altnordisch „odhal“ (aðal), schwedisch „odal“, angelsächsisch „othel“, „êthel, altsächsisch „ôthil“, althochdeutsch „uodal“ bedeutet Heimat, Erbgut, Sippenbesitz, ebenso auch im Sinne des geistigen Besitzes von „oding“ (Geist-Seelen-Kind), wie es als Titel der rechtsbeginnenden mindestens 2.000 Jahre alten 24er Ur-Runen-Reihe erscheint, was erstmalig Gerhard Hess im Jahre 1981 erkannte und in seinem Buch „ODING-Wizzod - Gottesgesetz und Botschaft der Runen“ (1993) darlegen konnte.

Wie Herman Wirth, der Lehrer von Hess, zurecht hervorhob, weisen die Quellen zwei Formen der Odil-Rune aus, zum einen die kursive oder kantige Schlingenform, was als sehr natürlich und naheliegend zu verstehen ist, da die Schlinge bzw. Schlaufenziehung der erste Arbeitsgang ist der zum Weltgewebe führt und weil zum anderen, das Schlingenzeichen im altägyptischen und altpersischen Symbolfundus bereits „Leben“ und „Seelenleben“ bedeutet, wie auch zum weiblich-mütterlichen sowie dem gebärenden Aspekt enge Beziehungen aufzeigt. Dass die Runen-Welt ihren Beginn mit einer Schlinge annimmt, ist also nur logisch und, dass die Vorstellungen von „Heimat“, dem „Mutterland“, aus dem die Sippen auferstehen, wachsen und wieder zuerde gehen, in die Matrix der Erdmutter, muss nicht umständlich erklärt werden, es entspricht der Anschauung aller „Erdensöhne“. Die zweite nachgewiesene Form der Odal-Odil-Rune besteht aus zwei vertikalen Kreisen die mittels eines Striches verbunden sind (Odil-Rune.JPG). Belegt ist das Zeichen in den „Annales Brunnwilarenses“, eines aus dem Kloster Brunnweiler bei Köln stammenden Handschrift, die sich im Vatikan befindet. Auf der letzten Seite hat ein deutscher Mönch um 900 n. 0 zwei nordische Runen-Reihen aufgezeichnet. In lateinischer Erläuterung fügte er hinzu, dass mit den folgenden Buchstaben, den Runen, die Skandinavier ihre alten Gesänge aufzuzeichnen pflegten. Die Rune aus den zwei mit einem Strich verbundenen Kreisen besitzt die Hinzufügung des Laut- und Buchstabenwertes „o“ und des Namens „odil“, das im Vorausgegangenen erklärt wurde. Herman Wirth hat diese Zusammenhänge auch z.B. unter dem Titel „Die ältesten Odal-Urkunden ds germanischen Bauern“ (882 ff) in „Odal - Monatsschrift für Blut und Boden“, Heft 11, Mai 1936. Siehe dazu: https://oding.org/poesie-2/raetsel/die-vergessene-rune