KONSTANTIN WASSILJEV
 
Konstantin Wassiljev gilt es zu ehren,
einen jungen russischen Maler gut,
der könnte die Völker besser belehren,
als all’ die hinter uns liegende Wut.
 
Diese Künstlerseele wurde geboren
in Maykop, nahe dem Schwarzen Meer.
Es standen dort damals vor den Toren,
deutsche Soldaten im Weltkriegsheer.
 
Und vor hunderten Jahren alter Zeit,
ritten hier Goten und schwedische Rus.
Das nordische Blut der Vergangenheit,
steht bis zur Jetztzeit auf seinem Fuß.
 
Den blonden Jungen lockte die Kunst,
der Konstantin lernte die Malerei.
Die Musen schenkten ihm ihre Gunst,
machten sein Herz für das Wagnis frei.
 
In ihm war russisch-germanischer Geist,
er verband einen uralten Gegensatz,
der die Völker in irrige Bahnen weist,
der vergessen ließ ihren Mythen-Schatz.
 
Denn in der Vorzeit waren sie eins,
erst der Christianismus hat sie entzweit.
Ob Völker der Wolga, ob jene des Rheins,
sie waren verbunden in heidnischer Zeit.
 
Der Westen wurde von Rom bekehrt,
der Osten aber doch von Byzanz,
so hat man heillose Trennung beschert,
da riss des Verstehens heiliger Kranz.
 
Konstantin Vasiliev wir danken dir,
du hast das Gemeinsame neu gedacht,
du maltest ein slawo-germanisches Wir,
hast ein Fanal der Einheit entfacht.
 
Konstantin Alexejewitsch Vasiliev/ Wassiljew (1942-1976) wurde in Maykop, nahe dem Schwarzen Meer, geboren. Seine Werke beziehen sich insbesondere auf die germanische Mythologie. Wassiljews Vater Alexej Alexejewitsch arbeitete während des Weltkrieg II. als Chefingenieur in Maykop. Er soll sich dort kurzzeitig einer Partisanen-Bewegung angeschlossen haben; die Region wurde über einige Zeit von der Deutschen Wehrmacht übernommen, da ihre Ölvorkommen interessant erschienen. Die Mutter Klawdija Parmenowna, geborene Schischkina, war eine entfernte Verwandte des nicht unbedeutenden Malers Iwan Schischkins, der sich einen Namen als Natur- und Landschaftsmaler gemacht hatte. Im Jahre 1949 verfügte der sowjetische Staat Konstantin Wassiljew zusammen mit seiner Familie in die Tatarische ASSR, um in einer Fabrik nahe der Hauptstadt Kasan zu arbeiten. So kam es, dass der Maler seine Kindheit in dem Dorf Wassiljewo, das am Ufer der Wolga liegt, verbrachte.
 
Seine Leidenschaft für die Malerei entwickelte sich früh. Nach seinem Schulabschluss meldete er sich bei der Moskauer Kunstschule an, einem Internat des Staatlichen Institutes von W. I. Surikow zu Moskau. Sein Interesse an den Werken von W. M. Wasnezow erwachte. Jener hatte sich mit Motiven aus der russischen Geschichte beschäftigt. Seine Bilder „Die drei Recken“ („Bogatyr“ = legendäre Heldengestalten) und „Kampf der Skythen und Slawen“, „Ein Krieger“ sind packende gelungene Darstellungen. Im Jahre 1957 meldete sich Wassbei der Kasaner Kunstschule an, die der traditionellen, nicht der Modernen Malerei verpflichtet war. Konstantin Wassiljew wurde zu einem der Schüler von Nikolai Iwanowitsch Feschin, welcher aus der Schule von Ilja Jefimowitsch Repin hervorging. Letzterer ist mit grandiosen geschichtlichen Werken hervorgetreten wie „Die Saporoger Kosaken schreiben dem türkischen Sultan einen Brief“. Nach dem Studium arbeitete Vasiliev als Lehrer für Malerei, war aber auch als Dekorateur tätig. Vasilievs Werke umfassen Gemälde, Zeichnungen, Skizzen und sogar Wandmalereien, so in Kirchen in Omsk. Insgesamt hinterließ er mehr als 400 Gemälde und Zeichnungen. Seine Werke fanden über den Raum der Sowjetunion hinaus Beachtung und Anerkennung. Es kam zu Ausstellungen in Bulgarien, Jugoslawien und Spanien.
 
Auffallend und im absoluten Gegensatz stehend zu seinen Schulen und Lehrern, widmete sich der Künstler der nordischen also germanischen Mythologie und entwickelte darin eine romantische Sprache, welche einen tiefen Einfühlungswillen aufzeigt. Auch aus den Formen seiner Selbstdarstellungen spricht seine Neigung zur nordischen und weniger markant zur sogenannten slawischen Kultur, wobei nicht übersehen werden sollte, dass die beiden Volkstumsgeschichten streckenweise kaum säuberlich voneinander zu scheiden sind. Schließlich waren die Gründer der altrussischen Gemeinwesen und Staaten, die Russen, die Rus, die Waräger nichts anderes als skandinavische Kauffahrer. Aus Vasilievs Werken spricht möglicherweise die Sprache seines nordischen Blutes. Über den zu frühen tragischen Tod des Künstlers ist nichts Genaues in Erfahrung zu bringen. Er soll am 29. Oktober 1976 von einem Eisenbahnzug an einer Station namens „Atlaschkino“, in der Nähe von Kazan, tödlich erfasst worden sein. Vorher wurde er von einer nicht identifizierten Rotte von Gesindel zusammengeschlagen. Höchstwahrscheinlich ist K. Vasiliev ermordet worden, vielleicht sogar aus einem nicht bekannt gewordenen Grund durch staatlich gedungene sowjetische Täter. Auch seine Familie zweifelte an der Glaubwürdigkeit der offiziellen Darstellung um seinen Tod.
 
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Es kommt nicht auf die sprachliche oder politisch-räumliche Herkunft eines Menschen an, vielmehr auf seine innere Haltung, und die war bei Konstantin Vasiliev vorbildlich, weil er nicht den unheilvollen Gegensatz zwischen Deutschtum und Slawentum in seinem Kunstschaffen hervorhob, sondern aufhob, indem er beide Seiten gleichermaßen bediente. Wie es dazu kam, blieb unbekannt, denn von seinen diesbezüglichen Anregungen und Vorbildern weiß man nichts. Es mag sein, dass ihn sein eigenes Erscheinungsbild bewog, Motive der nordisch-deutschen Art zu schätzen, vielleicht gelangte er auch dahin durch Informationen aus der russisch-germanischen Frühgeschichte. Schließlich ist es ja so, dass Rjurik / Rurik (altnord. Hrœrikr), der Gründer des altrussischen Staates von Kiew, ein skandinavischer Warägerfürst war und auch seine unmittelbaren Nachfolger tragen germanische Namen (Oleg= Helgi). Fast alle Fürsten der „Kiewer Rus“ führten ihre Abstammungen auf Rjurik oder seine beiden Brüder zurück. Die Rus  (roðr = „Rudern / Rudermannschaft“) waren normannischer Herkunft, sie schufen ihr Reich „Garðariki / Gardarike“ (germ. Garð / Grad = eingezäunter Besitz / Gehöft / Burg), von dem auch nordische Hügelgräberfelder zeugen, bis an die Grenzen des byzantinischen Reiches. Somit war ein sehr einheitlicher Kulturgroßraum vom Rhein bis zum Baltikum und Schwarzem Meer entstanden. Diese Einheit ist nachhaltig zerstört worden durch die zuerst erfolgende brutale christlich-romkirchlich-karolingische Missionierung der Westgermanen mit einer willkürlichen Grenzziehung an der Elbe. Die noch nicht „gekristeten“ rechtselbischen Ostgermanen und deren Nachbarvölker wurden erst später durch Byzanz missioniert und erhielten dementsprechend völlig andere sprachliche und kulturell-religiöse Impulse aufgenötigt. So entstand der unnatürliche Gegensatz zwischen links- und rechtselbisch lebendem Volk. Aus dem hochmütig-abwertenden kirchlichen Begriff „Sclaveni“ (Sklaven / Knechte ) für rechtselbische sog. „Götzenanbeter“ entstand der Volksbegriff „Slawen“. Ohne die menschenverachtende Missionierungswut der Christen hätte es nie eine deutsch-slawischen Konfrontation, mit ihren grauenvollen Auswirkungen für ganz Europa, gegeben.
 
Bild: Selbstdarstellung von Konstantin Alexejewitsch Vasiliev