Auch im Kreuzabnahme-Relief des Externsteins
und auf dem deutschen Kaisermantel
ist sie als Palmette anzutreffen.
 
 
Dattel / Dattelpalme in der Bibel
 
Der wichtigste Fruchtbaum des Orients ist die Dattelpalme, deren Früchte das Überleben vorderasiatischer Gemeinden sichern konnte. Deshalb wurde dieser Baum schon im 2. Jahrtausend v.0 zum sog. Lebensbaum, auch in den religiösen Vorstellungen der dortigen Menschen. Da der Baum zweihäusig ist, also weibliche und männliche Pflanzen hervorbringt, wurden seine Bestände sorgsam gepflegt, beispielsweise durch kommunal organisierte künstliche Bestäubungen. Der Begriff Lebensbaum ist mithin konkret wörtlich zu nehmen; der Dattelpalmbaum gewährleistete das Überleben vieler nahöstlicher Siedlungen. Hingegen gab es in Alteuropa keine vergleichbare Pflanze, weshalb der Begriff Lebensbaum erst mit der christlichen Missionierung insbesondere in den europäischen Norden gelangte. Der zwar auch mythologisch wichtige europäische Apfelbaum erreichte nie die hohe Bedeutung eines Lebensbaumes im umfänglichen Sinne eines Volksernährungsbaumes. Das germanische Denken kannte allein den Weltenbaum, den es in der Eibe Yggdrasils sah, welche in den hochmittelalterlichen altnordischen Texten Islands zur heiligen Welt-Esche mutierte.
 
siehe: Kompetenz rund um die Bibel - https://www.bibelwerk.de/Materialpool.12795.html/Material+zu+biblischen+Themen.34533.html
 
Weil die Dattelpalme immergrün ist und so vielseitig als Lebensgrundlage dient, wird sie auch Lebensbaum oder heiliger Baum genannt (Gen 2,9). Daher findet sich ihre Darstellung auch im Jerusalemer Tempel und im Zusammenhang mit Göttinnen in der altorientalischen Umwelt, um den Leben spendenden Aspekt darzustellen (1 Kön 6; Ez 40,16-41,26).
 
Die Palme wird vor allem in der Weisheitsliteratur gern als Bild verwendet, um den Gerechten und den Frevler miteinander zu vergleichen: der eine orientiert sein Leben an Gott und seiner Ordnung; sein Leben bringt Frucht und kann gedeihen wie die immergrüne Palme. Jener aber, der Gott ignoriert gleicht einer vertrockneten Palme, deren Wurzeln das Wasser nicht mehr erreichen (Ps 1; Ps 92,13-16; Ri 4,4; Ijob 15,32).
 
Wenn die Richterin Debora gerade unter einer Palme Recht spricht, dann ist das auch ein Hinweis auf ihre Gerechtigkeit und Rechtschaffenheit. Sie ist aufrichtig wie der Stamm einer Palme (Ri 4,4).
In Dtn 8 werden sieben Pflanzen aufgezählt, die das Heilige Land charakterisieren. Die Dattelpalme ist eine davon. Wenn dann im selben Kapitel noch von Honig die Rede ist, und man metaphorisch von dem Land spricht, in dem Milch und Honig fließen (Dtn 26,9), dann ist mit diesem Honig vermutlich der Dattelsirup gemeint.
 
Beim fröhlichen Laubhüttenfest werden Zweige von Palme, Citratzitrone (Etrog), Myrte und Weiden zu einem Strauß gebunden, der bei den Segensgebeten geschüttelt wird. Im zweiten Makkabäerbuch wird der Sieg mit Freudenliedern, Musikinstrumenten und Palmenzweigen gefeiert. Von daher erklärt sich, warum Jesus in Jerusalem mit Palmzweigen begrüßt wird: Er zieht wie ein siegreicher König in die Stadt ein (Lev 23,40; 2 Makk 14,51; Joh 12,13). Weil Jesus aber einen Esel als Reittier wählt, ist sein Einzug zugleich eine Friedenskundgebung (vgl. Sach 9,9f).
 
Die Palme findet sich auch immer wieder auf Ikonen der Ostkirchen. Sie ist auch hier Symbol für den Lebensbaum, das fruchtbringende Leben des Gerechten und Aufrichtigen vor Gott. Davon ausgehend wurde die Palme auch zum Symbol für die Auferstehung. In Bildern der Westkirche wurde die Palme zunehmend von Darstellungen heimischer Bäume verdrängt.
 
Botanisch
 
Die Dattelpalme (phoenix dactylifera) ist im Vorderen Orient als Nutz- und Kulturpflanze mindestens seit dem 3. Jt. v. Chr. nachgewiesen. Sie wächst an Oasen, aber auch in Städten (vgl. Jericho, die Palmenstadt Num 33,9; Dtn 34,3).
 
Dattelpalmen sind besonders für Menschen in Wüstenregionen lebenswichtige Bäume: Sie spenden Schatten in der Hitze, zeigen Wasservorkommen an, da ihren Pfahlwurzeln an tiefe Grundwasservorkommen reichen. Aus den Früchten kann sowohl Brot als auch Sirup hergestellt werden, das Holz dient als Bau- und Brennmaterial, Blätter zum Dachdecken und als Viehfutter und die Blattfasern werden zu Seilen, Körben und Matten verarbeitet. Die Dattelkerne können geröstet als Kaffeeersatz dienen. Die Dattelpalme wird zwischen 10 und 30 m hoch, wächst gerade und ist immergrün. Etwa nach fünf Jahren trägt ein Dattelbaum das erste Mal Früchte. Er kann gute 100 Jahre alt werden. Die Dattelpalme wird im Hebräischen tamar genannt.
 
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26 BIBELSTELLEN
 
in denen die Dattelpalme erwähnt wird. Als Begriffe wurden berücksichtigt: Palmen, Palme, Palmzweige, Dattelpalme. Weitergehende Informationen zur Dattelpalme in der Bibel und in anderen Kulturkreisen sowie Kultur- und Pflegehinweise sind dem Buch Kawollek/Falk: „Bibelpflanzen“, zu entnehmen.
 
Dann kamen sie nach Elim. Dort gab es zwölf Quellen und siebzig Palmen; dort am Wasser schlugen sie ihr Lager auf.
2. Mose (Exodus) 15,27
Von Mara brachen sie auf und kamen nach Elim. In Elim gab es zwölf Quellen und siebzig Palmen; daher schlugen sie dort ihr Lager auf.
4. Mose (Numeri) 33,9
An allen Wänden des Hauses, im inneren wie im äußeren Raum, ließ er ringsum Kerubim, Palmen und Blütenranken einschnitzen.
1. Könige 6,29
An den beiden Türflügeln aus Olivenholz ließ er Kerubim, Palmen und Blütenranken einschnitzen und sie mit Gold überziehen, indem er auf die Kerubim und die Palmen Gold auftragen ließ.
1. Könige 6,32
Er ließ auf ihnen Kerubim, Palmen und Blütenranken einschnitzen und auf das Schnitzwerk dünnes Blattgold legen.
1. Könige 6,35
Auf die Wandflächen, Halter und Querleisten ließ Salomo Bilder von Kerubim, Löwen und Palmen eingravieren . . .
1. Könige 7,36
Den Hauptraum vertäfelte er mit Zypressenholz, überzog dieses mit echtem Gold und brachte Palmen und kettenförmige Bänder darauf an.
2. Chronik 3,5
Wie man sie unterrichtet hatte, ließen sie nun in all ihren Städten und in Jerusalem ausrufen: Geht in die Berge und holt Zweige von veredelten und von wilden Ölbäumen, Zweige von Myrten, Palmen und Laubbäumen zum Bau von Laubhütten, wie es vorgeschrieben ist.
Nehemia 8,15
Die Torkammern ringsum hatten verschließbare Fenster, ebenso innen die Pfeiler und die Vorhalle. Ringsum befanden sich innen Fenster. Die Pfeiler waren mit Palmen verziert.
Ezechiel 40,16
Sieben Stufen führten zu ihm hinauf. Auf der Innenseite lag seine Vorhalle. Die beiden Pfeiler dieses Tors waren hüben und drüben mit je einer Palme verziert.
Ezechiel 40,26
Seine Vorhalle lag auf der Seite zum Vorhof. Seine Pfeiler waren mit Palmen verziert und acht Stufen führten zu ihm hinauf.
Ezechiel 40,31
Seine Vorhalle lag auf der Seite zum Vorhof. Seine beiden Pfeiler waren hüben und drüben mit je einer Palme verziert und acht Stufen führten zu ihm hinauf.
Ezechiel 40,34
Seine Vorhalle lag auf der Seite zum Vorhof, seine beiden Pfeiler waren hüben und drüben mit je einer Palme verziert und acht Stufen führten zu ihm hinauf.
Ezechiel 40,37
Das Innere der Tempelhalle und der Vorhalle, die aus dem Innenhof in den Tempel führt, waren getäfelt. Die Rahmen der verschließbaren Fenster und die drei Gesimse, die von der Schwelle an ringsum liefen, waren aus Holz; ebenso gab es vom Fußboden bis zu den Fenstern - die Fenster waren verdeckbar - und bis über die Türöffnungen hinauf eine Holztäfelung. Auf allen Wänden ringsum, auch auf den Wänden zum Innenraum und nach draußen, war die Täfelung in Felder eingeteilt, auf denen geschnitzte Kerubim und Palmen zu sehen waren, je eine Palme zwischen zwei Kerubim. Jeder Kerub hatte zwei Gesichter: Ein Menschengesicht (blickte) zur einen Palme und ein Löwengesicht zur andern. So war das ganze Haus ringsum ausgestaltet. Vom Fußboden bis über die Türöffnungen hinauf waren an der Tempelwand Kerubim und Palmen angebracht. Die Tür der Tempelhalle hatte einen vierfach gestuften Türrahmen. Vor dem Allerheiligsten war etwas, das aussah wie ein Altar aus Holz, drei Ellen hoch, zwei Ellen lang und zwei Ellen breit. Seine Ecken, sein Sockel und seine Wände waren aus Holz. Der Mann sagte zu mir: Das ist der Tisch, der vor dem Herrn steht. Die Tempelhalle und das Allerheiligste hatten je eine Doppeltür. Die Türen hatten zwei Türflügel, zwei drehbare Türflügel, zwei die eine Tür und zwei die andere Tür. An den Türen der Tempelhalle waren Kerubim und Palmen angebracht wie an den Wänden. Außen, an der Vorderseite der Vorhalle, war ein Vordach aus Holz. An den beiden Seitenwänden der Vorhalle und an den Nebenräumen des Tempels [und an den Vordächern] waren verschließbare Fenster und Palmen.
Ezechiel 41,15-26
Sie hatte ihren Sitz unter der Debora-Palme zwischen Rama und Bet-El im Gebirge Efraim und die Israeliten kamen zu ihr hinauf, um sich Recht sprechen zu lassen.
Richter 4,5
Der Gerechte gedeiht wie die Palme, er wächst wie die Zedern des Libanon.
Psalm 92,13
In den Nussgarten stieg ich hinab, um nach dem Sprossen der Palme zu sehen, um zu sehen, ob der Weinstock treibt, die Granatbäume blühen.
Hohelied 6,11
Wie eine Palme ist dein Wuchs; deine Brüste sind wie Trauben.
Hohelied 7,8
Ich sage: Ersteigen will ich die Palme; ich greife nach den Rispen. Trauben am Weinstock seien mir deine Brüste, Apfelduft sei der Duft deines Atems, dein Mund köstlicher Wein, der glatt in mich eingeht, der Lippen und Zähne mir netzt.
Hohelied 7,9-10
Wie eine Palme in En-Gedi wuchs ich empor, wie Oleandersträucher in Jericho, wie ein prächtiger Ölbaum in der Schefela, wie eine Platane am Wasser wuchs ich empor.
Sirach 24,14
So wird in Ägypten niemand mehr etwas vollbringen, niemand, weder Kopf noch Schwanz, weder Palme noch Binse.
Jesaja 19,15
Am dreiundzwanzigsten Tag des zweiten Monats im Jahr 171 zogen die Israeliten unter der Musik von Harfen, Zimbeln und Zithern mit Hymnen und Gesängen in die Burg ein; sie trugen Palmzweige in den Händen und sangen Freudenlieder. Denn Israel war von einem gefährlichen Feind befreit.
1. Makkabäer 13,51
Sie nahmen Stäbe, die sie mit grünen Blättern umwunden hatten, in die Hand und Laubzweige - auch Palmzweige - und brachten dem Loblieder dar, der den Weg zur Reinigung des Ortes bereitet hatte, der sein Eigentum ist.
2. Makkabäer 10,7
Da nahmen sie Palmzweige, zogen hinaus, um ihn zu empfangen und riefen: Hosanna! Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn, der König Israels!
Johannes 12,13
Danach sah ich: eine große Schar aus allen Nationen und Stämmen, Völkern und Sprachen; niemand konnte sie zählen. Sie standen in weißen Gewändern vor dem Thron und vor dem Lamm und trugen Palmzweige in den Händen.
Offenbarung 7,9
Der Weinstock ist dürr, der Feigenbaum welk. Granatbaum, Dattelpalme und Apfelbaum, alle Bäume auf dem Feld sind verdorrt; ja, verdorrt ist die Freude der Menschen.
Joel 1,12
 
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Münzprägungen des Vespasian zur Niederschlagung des Jüdischen Aufstandes, i.J. 70 n.0 
 
Die Dattelpalme galt den Römern offenbar als ein Symbol für den jüdischen Staat. Die röm. Münzprägungen dokumentieren die verschiedenen jüdischen Aufstände gegen die römische Herrschaft, von denen der „Jüdische Krieg“ und der „Bar-Kochba-Aufstand“, die beiden größten einer ganzen Kette von Unruhen waren. Die Niederschlagung des Aufstandes 70 n.0  durch Titus im Auftrag Kaiser Vespasians (reg. 69-79) ist in verschiedenen römischen Münzen mit dem Motiv  „Iudaea capta” (Judea gefangen / ergriffen) dokumentiert.
 
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Die „Wachtturm Online Bibliothek“ mischt Korrektes mit Unbelegbarem/Falschem; hier der korrigierte, zwar zwangsläufig tendenziös-judäochristliche aber informative Text: Zwar ist die Dattelpalme (Phoenix dactylifera) heute nur in gewissen Gegenden Palästinas zu finden, doch einst kam sie dort sehr häufig vor und war anscheinend für das Land so charakteristisch, wie sie es für das Niltal Ägyptens war und noch ist. Nach der zweiten Zerstörung Jerusalems ließ der römische Kaiser Vespasian zahlreiche Münzen mit der Darstellung einer weinenden, unter einer Palme sitzenden Frau und der Aufschrift „Judaea Capta“ prägen. Palmen werden mit Oasen in Verbindung gebracht und sind für Leute, die durch die Wüste reisen, ein willkommener Anblick. Das muss auch bei den Israeliten der Fall gewesen sein, als sie neben den 12 Wasserquellen in Elim, dem zweiten Ort, an dem sie nach der Überquerung des Roten Meeres haltmachten, 70 Palmen sahen (2Mo 15:27;4Mo 33:9). Mit Hilfe ihrer langen Pfahlwurzel kann die Palme tiefer gelegenes Wasser erreichen, was vielen Pflanzen nicht möglich ist, und daher gedeiht sie auch in wüstenähnlicher Umgebung.
 
In biblischen Zeiten wuchsen Palmen am Ufer des Galiläischen Meeres (Geschichte des Jüdischen Krieges, 3. Buch, Kap. 10, Abs. 8) sowie an den niedriger gelegenen Flussstrecken des heißen Jordantals, und besonders zahlreich waren sie in der Umgebung von En-Gedi (Jüdische Altertümer, 9. Buch, Kap. 1, Abs. 2) und Jericho, das „Palmenstadt“ genannt wurde (5Mo 34:3;Ri 1:16;3:13;2Ch 28:15). Sie wuchsen außerdem im Hochland, wie die „Palme Deboras“ in der Berggegend von Ephraim (Ri 4:5). Auch in der Umgebung Jerusalems wuchsen Palmen, was daraus zu schließen ist, dass beim Laubhüttenfest und beim Einzug Jesu in die Stadt Palmwedel gebraucht wurden (3Mo 23:40;Ne 8:15;Joh 12:12, 13). Tamar, eine der Städte Salomos, wurde nach der Palme benannt (1Kö 9:17, 18).
 
Der hohe, majestätische Baum mit seinem geraden, gleichmäßigen, bis 30 m hohen Stamm und seiner federbuschartigen Krone aus Palmwedeln hat eine Silhouette von einer gewissen Schönheit. Es muss Mädchen gefallen haben, Tamar genannt zu werden, so wie Judas Schwiegertochter (1Mo 38:6), die Schwester Absaloms (2Sa 13:1) und seine Tochter, die als „eine Frau von überaus schönem Aussehen“ beschrieben wird (2Sa 14:27). Der Wuchs der Sulamith wird mit einer Palme verglichen und ihre Brüste mit den Trauben der Palme (Hoh 7:7, 8). Die spiralförmig angeordneten Holzfasern machen den Baum überdies außerordentlich widerstandsfähig und elastisch.
 
Ihren vollen Fruchtertrag liefert die Palme nach 10 bis 15 Jahren; sie trägt fast hundert Jahre lang, lässt dann allmählich nach und stirbt gegen Ende des zweiten Jahrhunderts ab. Die Datteln, die gewöhnlich jedes Jahr im August oder September geerntet werden, wachsen in riesigen herabhängenden Trauben. Die Araber sagen, dass es für die Palme so viele Verwendungsmöglichkeiten gibt, wie das Jahr Tage hat. Nicht nur die Früchte, auch die Blätter werden zu zahlreichen Zwecken gebraucht: zum Decken von Dächern und zum Verkleiden von Hauswänden, zur Herstellung von Zäunen, Matten und Körben und sogar als Essgeschirr. Aus Palmfasern werden Seile und Takelwerk angefertigt. Gemahlene Dattelsamen oder -kerne dienen als Futter für Kamele. Wachs, Zucker, Öl, Gerbstoff und Harz - das alles wird aus der Palme gewonnen, und aus ihrem Saft brennt man ein starkes Getränk, das Arrak genannt wird.
 
Eingravierte Darstellungen hochgewachsener, schöner und fruchtbarer Palmen waren ein passender Schmuck für die inneren Wände und die Türen des salomonischen Tempels (1Kö 6:29,32,35;2Ch 3:5) sowie für die Seitenwände der beim Tempeldienst benutzten Fahrgestelle (1Kö 7:36, 37). Hesekiel sah in seiner Vision vom Tempel, dass die Seitenpfeiler der Tore, die inneren Wände und die Türen des Tempels mit Palmen verziert waren (Hes 40:16-37;41:15-26). Die geradegewachsene, hohe und fruchtbare Palme war auch ein passendes Symbol für den „Gerechten“, der ‘in den Vorhöfen Jehovas gepflanzt ist’ (Ps 92:12, 13).
 
Die Palmwedel, mit denen die Menschenmenge Jesus als dem „König von Israel“ zujubelte (Joh 12:12, 13), symbolisierten offensichtlich den Lobpreis, den die Betreffenden darbrachten, sowie ihre Unterwürfigkeit gegenüber Jesus als König. Die in Offenbarung 7:9, 10 erwähnte „große Volksmenge“, die Gott und dem Lamm ihre Rettung zuschreibt, wird ebenfalls mit Palmzweigen in den Händen dargestellt.
 
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Die Dattelpalme als Christenbaum gelangte seit den Kreuzzügen verstärkt ins mittelalterliche Europa
 
Der Erste Kreuzzug, zu dem im Jahre 1095 Papst Urban II. aufgerufen hatte, begann 1096 zum einen als bewaffnete Pilgerfahrt von Laien, zum anderen als Zug mehrerer Ritterheere aus Frankreich, Deutschland und Sizilien und endete 1099 mit der Einnahme Jerusalems durch ein Kreuzritterheer. Seit dieser Zeit wurde die Dattelpalme, die in jüdischer und moslemischer Kultur einen hohen Stellenwert innehatte, auch zum Symbol-Baum europäischer Wappenträger, vom Kleinadel bis zu den hohen Herrscherhäusern. Der schmucke „Baum des Heiligen Landes“ machte Karriere als Identitäts-Symbol der abendländisch-christlichen Familien in diversen Formen - auch in der dreiblättrigen „Lilien“-Form. Er gelangte sowohl in die französische Königs-Symbolik, wie auch in die normannische und über diese als fast naturalistische Dattelpalmen-Stickerei auf den deutschen Kaisermantel. Weniger demonstrativ ist die Palmette, und die daraus abgeleitete sog. Lilie, aber schon lange vorher in der sakralen Schmuckkunst der Griechen, Römer, Byzantiner sowie in der west-, ostgotischen, langobardischen und karolingischen Kunst vertreten. Insbesondere Langobarden in Italien schätzten das Lebensbaum- und Lebensbaum-Lilien-Sinnbild für die köstliche Fülle des dies- und jenseitigen Lebens.
 
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DER DATTELBAUM
IST KEINE IRMINSUL !
 
Ein Palmbaum in Jerusalem
stand hoch am Galgen-Ort -,
er lebt als heidnisches Emblem
in unseren Zeiten fort !
 
Er beugte sich einst demutsvoll
vor Jesu Kreuzes-Tod,
es beugten ihn auch Leid und Groll
im Anblick solcher Not.
 
Es schmerzte ihn als Lebensbaum
auf Golgatha das Graun’n -,
des „Menschensohnes“ Lebenstraum
musst’ er zu Ende schau’n.
 
Doch geht die Sonne ihren Gang,
den Nächten folgt das Licht,
beugt sich auch Leben unter Zwang,
kein Lebensbaum zerbricht !
 
Was in Judäa einst geschah,
was kümmert uns das heut’ ?!
Wir kommen ohne Jesus klar,
sein Tod uns nicht gereut.
 
Auch dieser Baum der Dattelfrucht,
den man im Orient ehrt,
entstammt er zwar der Gartenzucht,
gilt uns nicht ehrenswert !
 
Der „Lebensbaum“ ist ein Idol,
das war Germanien fremd,
er tut dem Morgenlande wohl,
das seine Datteln schlemmt.
 
Sein Bildnis hat es weit gebracht,
am Tigris nicht allein,
es ward Symbol der Kaisermacht,
bis hin zum Externstein !
 
Dort sah’s ein irrtumsträcht’ger Mann -
er war nicht somnambul -
doch kündete er den Wahn fortan,
es sei die „Irminsul“ !
 
Drum ehren deutsche Heiden jetzt,
des Orients Palmbaum-Bild -;
wer’s besser weiß ist bass entsetzt -,
die Zornesader schwillt !
 
 
 
 
ABBILDUNGEN:
 
1. Dattelpalme (der Lebensbaum des Orients)
 
2. Externstein-Palme (diese ist in symbolischer Ausdrucksweise ohne Wipfelblätter als toter Baum gekennzeichnet, weil er die weltliche Macht des christl.-röm.-dt. Kaisertums vertreten soll, die von der Partei papsttreuer gregorianischer Mönche (Investiturstreit) im Sieg über Heinrich V. in der Schlacht vom Wel­fes­holz 1115 gedemütigt wurde. Von der Papstpartei wurde der Kaiser gehasst, hatte er doch 1111 den Papst Paschalis in Rom gefangen genommen und seine Kaiserkrönung erzwungen. Der Gestus der Verbeugung bzw. Wegbeugung jener Palme im Externsteiner Kreuzigungsbild transportierte eine vielschichtige Symbolsprache für die damaligen Gläubigen. Da der kaiserliche Palmbaum durch das Drauftreten des Nikodemus vom Kreuz weggebeugt ist, kommt auch die mönchisch unterstellte Abkehr vom christlichen Papsttum durch den „Ketzer-König“ Heinrich V. zum Ausdruck.  
 
3. Scheinheidnische Palmbaum-Ehrung, als vermeintliche Irminsul, ausgelöst durch den Laienforscher Wilhelm Teudt, der die Palmbaum-Ikonographie des Orients nicht studiert hatte. - Schauerlich mutet die Metapher deshalb an, weil ein deutsches Paar den gewissermaßen kastrierten orientalischen Palmbaum (ohne Mittelspross) als ihr Leitbild hochhält.
 
4. Palmbaum auf dt. Kaisermantel - Es handelt sich um den Krönungsmantel des Normannenherrschers Roger II. (1134/35), der nach Heirat (1186) seiner Tochter Konstanze mit Barbarossa-Sohn Heinrich VI. (1165-1197), deutscher Kaisermantel wurde.
5. altsemitisches hl. Palmbaumbildchen