MORD-ORT MIRBACHSTRASSE
(Sowjetgefängnis Leistikowstraße 1)

Blutspritzer sind von Wänden gewaschen,
die Schreie Gequälter schon lange verhallt,
die Umgebrachten verbrannten zu Aschen,
jetzt lässt das Gescheh’n die Gemüter kalt.

Doch jede „Erlösung liegt im Erinnern“ -,
auch die Morde der Russen vom „KGB“,
die schemenhaft aus Nächten schimmern,
gehören zum wachgerufenen Weh.

Erinnerung hört nicht auf zu schreien,
sind die Erschossenen heute verstummt,
woll'n wir den Toten die Stimme leihen,
formt sich zum Todes-Schrei unser Mund.

Willkürlich ergriffen russische Häscher
unschuldige Menschen, sperrten sie ein,
entfalteten hemmungslos blutige Fächer,
der körperlich-seelischen Folter-Pein.

Redliche Männer deutscher Verwaltung,
blutjunge Mädchen bei bloßem Verdacht,
und Knaben wegen tapferer Haltung,
warfen die Monster zur Gulag-Nacht.

Wer es erlebte, das Menschen-Ausmerzen,
das Niedertreten menschlichen Lebens,
denen gefrieren noch heute die Herzen,
die bitten um das Vergessen vergebens.

Gestalten stampfen durch ihre Gedanken,
in bräunlich-grüner „KGB“-Uniform,
die „Roten Sterne“ und Blutlachen ranken
sich um den Terror sowjetischer Norm.

Lasst einen Moment der Stille geschehen,
ein Gedenken der Opfer aus grausiger Zeit.
Wenn wir das Leid der Gemordeten sehen,
sind wir zum besseren Morgen bereit.




 
EIN MORD-HAUS IN POTSDAM
 
Im alten Pfarrhaus Mirbachstraße 1 in Potsdam - später in Leistikowstraße umbenannt - richtete nach 1945 der sowjetische „KGB“ sein zentrales Untersuchungs- und Durchgangsgefängnis der Spionageabwehr ein. Im Erdgeschoss und im Ostflügel entstanden 36 Haftzellen. Hier wurden einige tausend Menschen ohne rechtsstaatliches Verfahren und unter unmenschlichen Bedingungen eingekerkert. Ungezählte Opfer der unmenschlichen Haftbedingungen kamen ums Leben, wurden geschlagen, gefoltert, ja nach Laune im Garten erschossen oder nach Sibirien in die Todeslager verfrachtet. Authentisch erhalten sind die Kellerzellen mit den Holzpritschen für einen Gefangenen, ohne WC, nur mit einem schmalen Gang zwischen Wand und Pritsche, ohne Decke oder Matratze, ohne Heizung, ohne Waschmöglichkeit. Die Menschen verschwanden in der Regel völlig spurlos. Wer einmal in die Fänge sowjetischer Geheimdienste geraten war, galt für seine Angehörigen und die Öffentlichkeit meist als tabu, keiner wagte es, um Schicksale nachzufragen. Ihre Spuren fand man erst bei Renovierungsarbeiten, es handelt sich um 1.500 Inschriften, eingekratzt im glatten Deckenputz. In die derben Rauputzwände war das nicht möglich. Manche Inhaftierten schabten Botschaften, Hilfeschreie mit Scherben, Besteckteilen oder was auch immer sie in der kargen Zelle ihres Kerkers fanden in die Flächen. Die ganze Region war sowjetisches Sperrgebiet, aus dem die Bewohner verjagt worden sind, erst 1994 erhielt der Alteigentümer das Gebäude in einen unbeschreiblichen Zustand zurück.

 
1945 wurden die ersten Häftlinge eingebracht, es waren zumeist blutjunge Burschen, ehemalige Wehrmachtsangehörige, Funktionsträger des deutschen Staates und Menschen denen Spionage für den Westen vorgeworfen wurde, ob zurecht oder zu unrecht war gleichgültig, sie verschwanden. Die Verhandlungen wurden auf Russisch geführt, ganz ohne oder mangelhafter Übersetzung. Leute die sich weigerten für den Osten zu spionieren, verschleppten die Russen gleichwohl nach Sibirien. Freisprüche gab es nicht, die sowjetischen Militärtribunale verhängten wahllos jahrzehntelange Haftstrafen. Der Vorwurf Spionage war oft nur ein Vorwand; selbst geringfügige Anzeichen von politischer Unangepasstheit wurden mit dem Tod oder langjähriger Haft in Arbeitslagern wie dem nordrussischen Gulag Workuta bestraft. Seit April 2012 informiert die Dauerausstellung „Sowjetisches Untersuchungsgefängnis Leistikowstraße Potsdam“ über die Geschichte des Haftortes und das Schicksal einiger Häftlinge. Die heutige Gedenkstättenleitung kooperiert mit den wenigen Überlebenden - die nach einem unschuldig zerstörten Leben aus der Sowjetunion heimkehren durften - nicht, und verfolgt aus politischer Rücksichtnahme die Linie einer Verharmlosung der sowjetischen Verbrechen.
 
Meine Antwort auf einige zustimmenden Kommentare:
 
Liebe Kommentatorinnen, ich bedanke mich für Eure Stimmen. Wir alle beschwören den Geist, dass es nie mehr zu all dem kommen möge was geschah, aber die allerwenigsten wissen oder bedenken, dass sich NIE etwas wahrhaftig geändert hat ! Natürlich zu viel besseren Haftbedingungen sitzen auch heute in bundesdeutschen Gefängnissen tausende von Menschen, denen nichts anderes vorgeworfen wurde und wird, als dass sie - wie die Staatsanwälte meinen und unterstellen – „falsch denken“, es sind „Gesinnungstäter“, die etwas schrieben oder sagten was dem heutigen Staat missfällt. Ein „falscher“ Satz oder sogar ein fehlender Satz (!), kann tausende Euro Strafe kosten und oder monatelange und jahrelange Haftstrafen. Das ist die weniger schöne bundesdeutsche Wirklichkeit ! Und als Denunziantinnen betätigten sich sowohl in der Vergangenheit wie auch gegenwärtig mehrheitlich böswillige (wohl frustrierte unzufriedene) Frauen. Überall wo in den diversen Gemeinschaften und Netzwerken diese rührigen Frauen tätig sind, in der Verfolgung, Brandmarkung und Denunziation von Mitmenschen, die ihrer Ansicht nach „falsch“ denken, bereiten sie den Boden vor auf dem das immer aufs Neue geschieht, was sie angeblich alle NICHT wollen, nämlich die entwürdigende Menschenverfolgung „Andersdenkender“ ! LG Guntram