17.04.2024

Brüderlein_fein.JPG

Lied, nach obligatorischer Werbung >> https://www.youtube.com/watch?v=8FyTnuCcFFU

Film >> https://www.youtube.com/watch?v=Hvo6CK5pHGo

„Brüderlein fein“ ist ein Volksstück mit Musik in einem Akt (fünf Bildern). Das Werk steht der Operette nahe. Leo Fall schrieb die Musik und Julius Wilhelm das Libretto. Der Titel spielt auf das bekannteste Lied in Ferdinand Raimunds Theaterstück „Der Bauer als Millionär“ an. Die Uraufführung fand am 1. Dezember 1909 in Wien statt. Im Mittelpunkt des Stücks steht der historische Komponist und Kapellmeister Joseph Drechsler. In „Brüderlein fein“ wurde 1942 auch ein Werk Ferdinand Raimunds filmisch verarbeitet. Der Film stellte das Theaterleben in Wien zur Biedermeierzeit dar. Die Hauptrollen spielten Marte Harell und Hermann Thimig. Regie führte dessen Bruder Hans Thimig.

Besetzung:

Hans Holt = Ferdinand Raimund
Paul Hörbiger = Franz Grillparzer
Hermann Thimig = Ignatz Schuster
Marte Harell = Therese Krones
Karl Skraup = Vater Wagner
Winnie Markus = Toni Wagner

Inalt:

Der junge Wiener Schauspieler Ferdinand Raimund genießt seinen Erfolg auf der Schauspielbühne. Eines Tages lernt er Toni Wagner kennen, die junge Tochter eines Kaffeehausbesitzers. Schon bald sorgen Intrigen und Konfusion für Probleme in seinem Leben: So ist Tonis Vater nicht mit der Liebe zwischen den beiden einverstanden und schickt seine Tochter zu einer entfernt wohnenden Tante. Zudem wird Ferdinand zur Ehe mit Luise Gleich gezwungen. Davon zutiefst frustriert, begeht der Schauspieler einen Selbstmordversuch, wird letztlich jedoch von der Tänzerin Therese Krones gerettet. Raimund verliebt sich daraufhin in die Tänzerin und beendet seine Ehe. Therese Krones erwidert diese Liebe jedoch nicht und stirbt an den Folgen einer schweren Krankheit. An ihrem Totenbett trifft Ferdinand Raimund schließlich mit Toni seine große Liebe wieder. Die Geschichte basiert auf dem Leben des österreichischen Schauspielers und Dramatikers Ferdinand Raimund.

Liedtext:

Brüderlein fein, Brüderlein fein
sag mir nur, was fällt dir ein?
Sag, was fällt dir ein?
Geld kann vieles in der Welt
Jugend kauft man nicht ums Geld
Drum: Brüderlein fein, Brüderlein fein
's muss geschieden sein

Brüderlein, halt! Brüderlein, halt!
Geh' nicht fort von mir
Brüderlein, halt! Brüderlein, halt!
Geh' nicht fort von mir
Geh' nicht fort von mir
Geh' nicht fort von mir

Brüderlein fein, Brüderlein fein
wirst mir wohl recht gram jetzt sein
Brüderlein fein, Brüderlein fein
wirst mir gram jetzt sein!
Hast für mich wohl keinen Sinn
wenn ich nicht mehr bei dir bin?
Brüderlein fein, Brüderlein fein
musst nicht gram mir sein

Brüderlein fein, Brüderlein fein
du wirst doch ein Spitzbub sein
Brüderlein fein, Brüderlein fein
doch ein Spitzbub sein!
Willst du nicht mit mir besteh'n
na, so kannst zum Deixl geh'n!
Kannst zum Deixl geh'n!

Nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein!

Brüderlein fein, Brüderlein fein
zärtlich muss geschieden sein
S' muss geschieden sein
Denk' manchmal an mich zurück
schimpf nicht auf der Jugend Glück
Drum: Brüderlein fein, Brüderlein fein
schlag' zum Abschied ein

Brüderlein fein, Brüderlein fein
schlag' zum Abschied ein
Brüderlein fein, Brüderlein fein
schlag' zum Abschied ein
Schlag' zum Abschied ein
Schlag' zum Abschied ein

Die Dreharbeiten zu Brüderlein fein begannen am 28.07.1941 mit den Atelieraufnahmen in Wiens Rosenhügel- und in den Sievering-Ateliers, der Beginn der Außendrehs fielen auf Mitte September 1941. Der Film wurde am 29.01.1942 im Wiener Scala-Kino uraufgeführt, die Berliner Premiere fiel auf den 13. Februar desselben Jahres als Brüderlein fein im Gloria-Palast und im Titania-Palast anlief. Ernst Garden übernahm die Produktionsleitung. Die umfangreichen Filmbauten, die das Wien der Biedermeierzeit wiederbeleben sollten, entwarfen Julius von Borsody und Carl Haacker. Sepp Ketterer assistierte Chefkameramann Hans Schneeberger. Die erst 20-jährige Henny Brünsch besorgte an der Seite ihres Lehrers Arnfried Heyne den ersten Filmschnitt ihrer Karriere. Herbert Janeczka sorgte für den Ton. Der überdurchschnittlich teure Film kostete rund 1.745.000 Reichsmark und erhielt das Filmprädikat „volkstümlich wertvoll“. 

Ein junger Schauspieler hat in Wien auf den Volksbühnen Erfolg, aber mit Intrigen, Liebeswirren und einem schweren Schicksal zu kämpfen. Kino Anno 1942: zu Gemüte gehende, schauspielerisch ansprechende Unterhaltung, die recht frei mit der Biografie des Wiener Volksschauspielers Ferdinand Raimund umzugehen verstand. 

Warum waren die Filme in der NS-Zeit während des Krieges so die Seelen erheiternd und beschwingend? Ärger gab es zu allen Zeiten genug, in Notphasen eines Krieges sowieso! Doch man geht deswegen in Filme, um sich zu entspannen und zu erholen vom grauen Alltag. Dafür sorgten sinnvolle Richtlinien, die 1941 an die Filmschaffenden ergingen. In einem vorbildlichen Rundschreiben an diese, wie der Wien-Film, hieß es: Unerwünscht seien: rauchende Personen, Karikierung eines Lehrers, Habsburger, k.u.k. Uniformen, kinderlose Ehen, Berlin von negativer Seite, Berliner Dialekt sprechende Personen, Film im Film, uneheliche Kinder, Katastrophen, Häufung von Zufällen, Spionage durch Wehrmachtsmitglieder. Erwünscht war hingegen: positive Darstellung eines Lehrers, kinderreiche Familien, gut klingende, schöne Namen. Die schlimmen Filme begannen erst nach dem Krieg in den 60er Jahren, als die massive gelenkte Desorientierung und Primitivisierung begann, mit Belehrungen, Entwürdigungen, Vergangenheitsbewältigungen und Schulmädchenreporte.