(Geständnis einer Süchtigen)
 
LUSTDÄMON

Ein Dämon nagt an meiner Brust,
ich bin Getriebene der Lust,
er peitscht mich vorwärts zum Genuss,
er lässt mir keine Wahl -, ich muss !

Glaubt nicht, dass es mir Freude macht,
wenn ich so schwärme Nacht für Nacht -
für alles andere taub und blind -,
und nimmer meine Ruhe find’ !

Es ist wie Wut, es ist wie Wahn,
was fang’ ich mit mir anderes an ?
Ich weiß nichts als nur Sex zu suchen -,
wie möcht’ ich diesen Trieb verfluchen !

Es dreht sich alles um das Eine,
wie komm’ ich nur damit ins Reine;
ich bin vom vielen Speisen matt,
und trotzdem werd’ ich niemals satt !

Mein Dämon treibt mich für und für,
ich bettele dreist an jeder Tür,
wo Wollust ich erhoffen darf,
ich bin so geil, so ratten-scharf !

Ich biet’ mich an, ein jedem Mann,
den ich mir willig machen kann -,
spiel’ meinen Trumpf und „ei der Daus“,
dann saug’ ich uns das Mark heraus !

Mein Lust-Alb ist wie ein Vampir,
raubt mir mein Kräfte-Elixier,
`drum blutet meine Frische hin,
verblüht die Jugend ohne Sinn.

Hätt’ ich den Dämon nie gekannt,
der mir zerriss das Jungfernband,
der mich in diesen Abgrund stieß,
hin in des Wahnsinns Lustverlies.

Jetzt winde ich mich in den Klauen -;
im Gipfelpunkt umschleicht mich Grauen,
in Tälern schüttelt mich die Sucht -;
wie find’ ich nur zu Ziel und Zucht ?

Ich ahne was mir helfen müsste,
verschwommen seh’ ich eine Küste,
vor einem Land, gleich einem Garten,
den freie Geister milde warten.

Dort scheint das gute Maß daheim,
dort macht sich Geist und Lust gemein,
dort feiern Sinn mit Sinnlichkeit,
frei und verschwistert ihre Zeit.