Eine der wesentlichsten Aussage des ODING ist die Erkenntnis von der Weltpolarität, die in ihrer Gesamtheit das Gottesganze ausmacht. Denn Gott - oder das Gute Ganze - ist Frieden und Krieg, ist Geben und Nehmen, ist Oben und Unten, ist Aufstieg und Abstieg, ist Gewinn und Verlust, ist Geburt und Tod. Anders ist die Welt nicht zu denken, anders könnte sie nicht funktionieren.
 
Der griechische Denker Heraklit von Ephesos (um 520 - 460 v.0) war ein vorsokratischer Philosoph aus den ionischen Schulen. Er setzte sich intensiv mit dem Verhältnis von Gegensätzen auseinander, wie etwa von Tag und Nacht, Wachsein und Schlafen, Eintracht und Zwietracht. Diese Gegensätze sah er in einer spannungsgeladenen Einheit stehend. Die Aussagen Heraklits zu den Gegensätzen gehen dahin, ihre unerkannte Harmonie aufzuzeigen. So sagt er: „Die verborgene Harmonie ist mächtiger als die offensichtliche. Die Menschen sehen nicht, dass alles, was sich widerspricht, dadurch mit sich in Einklang kommt.“ Oder: „Aus Zwietracht entsteht Eintracht, aus Missklang entsteht die höchste Harmonie. Erst durch dauernden Wechsel kommen die Dinge zur Ruhe. Die Menschen sehen nicht, dass alles, was sich widerspricht, dadurch mit sich in Einklang kommt. Es liegt Harmonie im Widerstreit, das zeigen Bogen und Leier. Der Name des Bogens ist Leben, aber sein Werk ist tot.“ - „Armonia aphanes phaneres kreisson.“ - Im Griechischen haben die beiden Begriffe „Aphanes“ und „Phaneres“ die gleiche Wurzel: phanos, die Fackel, die Leuchte. Heraklit ist also der Meinung, dass die verborgene Harmonie mächtiger als die offensichtliche ist: Harmonie kann leuchtend sein, offensichtlich. Heraklit sieht diese Harmonie dann aber lediglich als eine offensichtliche Erscheinung, die nur ein Traumbild, ein Gespenst und dementsprechend täuschend sein kann. Die mächtigere Harmonie sieht Heraklit in der verborgenen Harmonie; jene, die nicht sofort zu sehen ist, weil sie verhüllt ist. Diese sei laut Heraklit nützlicher als die „öffentliche Harmonie“. Beispiel für verborgene Harmonie: Ein Fluss erreicht das Meer. Ganz egal, welchen Weg er geht, das Meer bleibt stets sein Ziel. Manchmal muss er die Richtung ändern; wenn das Gefälle im Süden oder im Norden liegt, aber stets bewegt er sich auf das Meer zu und erreicht es schließlich auch, obwohl es manchmal nicht danach aussieht, als ob er sich in die richtige Richtung bewegen würde. - Die Formulierung von Heraklits diesbezüglichen Sätzen haben tiefsinnige Bedeutung, denn die Dinge kommen gerade dadurch erst in Einklang, weil sie sich zu widersprechen scheinen. Indem Gegensätze sich vermischen, werden sie eins. Sie sind nicht wahrhaftig in Harmonie, wenn ihr Einklang offensichtlich ist, meint Heraklit, denn das Leben äußert sich in Paradoxien.
Heraklit: „Gott ist Tag und Nacht, Winter und Sommer, Krieg und Frieden, Überfluss und Mangel. […] Tag und Nacht sind ihrem Wesen nach eins. Der Weg nach oben und der Weg nach unten ist ein und derselbe.“ Aus diesen Zitaten von Heraklit wird klar, dass Gott überall ist. Gott ist keine Person. Gott ist alles, was ist. Alles ist göttlich, alles ist heilig. Wer den Geist des Runen-ODING erforscht, kommt bald dahin, in dem Runen-Schöpfer einen Heraklitianer zu sehen. 
 
Der ODING’sche Jahresbaum zeigt die Harmonie der Gegensätze auf. Aufgang und Abgang, Lichtzunahme und Lichtabnahme im Jahresverlauf ergeben addiert - auf gleichen Mondstandsstufen - immer die Gotteszahl 26 bzw. deren QS 8. Warum 26 ? Die Tag-Rune bzw. 2. Rune, die des Doppelaxt-Urgottes Tuisto, wird beim Weiterzählen über den 24er Runen-Kreis hinaus, zur 26. Rune. Aber der 26-er muss der Ur-Tag-Gott auch deswegen sein, weil das Gottesjahr - wie wir gesehen haben - etwa 26.000 Jahre dauert, da eine Umrundung des Frühlingspunktes der Ekliptik von 360° diesen Zeitraum benötigt. Aus dem genannten Grund benannten auch die kabbalistischen Juden ihren Gott den „26er“.
 
Beginnen wir von unten nach oben: die erste Vollmond-Addition der 2. und der 24. Rune ergibt 26. Die zweite Stufe der Schwarzmond-Addition wäre 3. Rune und 23. Rune, Ergebnis 26. Und so fort bis oben zur Amplitude des Jahres bzw. der Sommersonnenwende. Immer ergeben Lichtzunahme-Mondstandsorte und Lichtabnahme- Mondstandsorte die Summe 26 bzw. 8 des Himmelsgottes Tiu-Tyr, der durch die 8. Rune, die „t“-Rune gekennzeichnet ist. Dass die liegende germanisch-runische Gottes-8 die Unendlichkeit bedeutet wissen noch wir Heutigen. Allein bei Addition des Gegensatzes von Wintersonnenwende und Sommersonnenwende versagt das System. 1 und 13 ergäbe 14 mit QS 5, also der Kosmoszahl die die Gegensätze ohnehin beinhaltet. Aber der runenberechnende Schriftschöpfer wir sich getröstet haben, denn auch die Aufsummierung von 15 ergibt 105 bzw. 6 und somit die alle Polaritäten beinhaltende und aufhebende Hexagramma-6.