28. Oktober 2013
Ihr müßt dem Mann, der stark durchs Leben geht, Den rauhen Ton und harten Schritt schon gönnen: Wer wach und klar im hellen Morgen steht, Begreift nicht, wie noch andre schlafen können.“ - Julius Lohmeyer (1835-1903), Gründer der die Zeitschrift „Deutsche Jugend“
Im Hintergrund falsches Palmbaum-Lebensbaum-Idol,
davor korrektes Spiral-Sonnenbahn-Irminsul-Idol
Es gibt Torheiten, über die man schmunzeln möchte - einige, über die man sich ausschütten könnte vor Lachen, und es gibt solche, da steigt der bittere, würgende Ekel in die Kehle, dass man glaubt, ausspeien zu müssen. Eine solche erschütternde Torheit ist der Glaube mancher patriotischer Deutscher, das umgebogene Baumgebilde im „Christusbild des Externsteines“ sei die HEILIGE IRMINSUL des altdeutschen Artglaubens, von der die Fränkischen Annalen der Karolingerzeit berichten.
Der Lehrer Wilhelm Teudt (1860-1942) brachte jenen unsinnigen Gedanken im Jahre 1929 auf, den er in seinem Werk „Germanische Heiligtümer“ publizierte. Seitdem geistert er durchs völkische Deutschland wie ein epidemischer Wahn, gleich dem Miauen französischer Nonnen und dem deutschen Geißlerunwesen des Hochmittelalters. Es mag viele Gründe für europäische Nachbarn geben, hinter vorgehaltener Hand „deutsche Borniertheiten“ zu verlachen, doch dass die Deutschen dafür immer wieder selbst solche Vorlagen liefern, ist höchst bedauerlich. Jeder Kenner der Kunstgeschichte weiß, dass das umstrittene Gebilde im Externsteinrelief nichts anderes darstellt als die stilisierte Dattelpalme des Orients - nur gewisse Landsleute scheinen es nicht wahrhaben zu wollen: Eine germanische Dattelpalme - lächerlich !
Nun ist es zunächst völlig gleichgültig, was die Benediktinermönche, die dieses Externsteinbild zu Beginn des 12. Jh. herstellen ließen, sich dabei gedacht haben. Sicherlich sollte der Palmbaum etwas verkörpern, was den papsthörigen Klerikern der damaligen Zeit feindlich erschien (Kaisertum, Judentum ?), sonst hätten sie ihn nicht in der verbogenen Form verewigt. Doch gleichgültig, wen oder was man damit meinte - unmöglich ist, dass man damit das altdeutsche Heidentum kennzeichnete ! Die vorderasiatische Dattelpalme vertrat nie und nimmer den sächsisch-germanischen Altglauben !
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Abb.1
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Abb.2 (oben) Abb. 3 (unten)
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Abb. 4
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Jedes einzelne Detail der Externstein-Palme entspricht den semitischen Vorbildern. Auf einem Elfenbeinkästchen aus Nimrud, ca. 800 v.0, wird der ikonographische Dattelpalm-Lebensbaum von Böcken flankiert (Abb. 1). Man muss sich die Dimension der Narretei so recht vergegenwärtigen: Deutsche, die sich voll Schaudern abwenden von der ihnen aufgezwungenen judäochristlichen Schmachreligion, finden bei ihrem Kampf gegen das christliche Todeskreuz nichts besseres als den orientalisch-semitischen Lebensbaum ! Ein Beispiel für diese „antichristliche Palme“ einer neudeutsch-heidnischen Vereinigung zeigt Abb. 4.
Wenn die jüdische Bibel von Palmen spricht, ist die Dattelpalme (Phönix dactylifera) gemeint. Sie kann bis zu 50 m hoch werden. Die Wipfel krönen 40-60 dunkelgrüne bis zu 3 m lange Blattzweige. Um die Fruchtbarkeit zu vergrößern, wendeten die vorderasiatischen Völker die künstliche Bestäubung an. Assyrische Abbildungen zeigen den Vorgang, auch in der rabbinischen Literatur wird diese Methode erwähnt. Jericho („die Palmenstadt“, 5 Moses 34,3; Ri.1,16) war von einem Palmenwald umgeben. Dieser Baum war der hervorragendste Wirtschaftsfaktor Judäas. Außer den Früchten, die er in großer Menge hervorbringt, lieferte der Stamm Bauholz, mit den Blättern deckte man die Dächer und flocht daraus Matten, Körbe, Zäune. Das Bild der Dattelpalme lieferte die vielfältigen künstlerischen Motive für den Schmuck assyrischer, babylonischer, jüdischer Tempelwände (1. Kön. 6, 29-32. 35; 7, 36; 2. Chr. 3,5). Pfeilerkapitelle aus Jerusalem (Abb. 2) beweisen ihr Herkommen aus dem phönizischen Lebens-Palmbaum-Motiv. Als Siegeszeichen dienten Palmzweige auch beim Einzug Jeschua-Jesu in Jerusalem (Joh. 12,13). Die Palme war so typisch für den Orient und namentlich für Israel, dass sie auf römischen Münzen als Symbol für Judäa galt. Sie prangt auf der Münze des Prokurators Coponius (6-9 n.0) ebenso wie auf der Siegesmünze Vespasians mit der Inschrift „Judaea capta“, d.h. „Judäa ist erobert“, 70 n.0 (Abb. 3).
Auf welchen Wegen die Idee und die Abbildung der altorientalischen, nahrhaften Dattelpalme in das Externstein-Kreuzabnahmerelief des 12. Jh. hineingelangte, bleibt eine zwar spannende, aber letztlich doch zweitrangige Frage. Aufgrund des vorhandenen Vergleichsbildamterials dürfen wir sicher sein, dass wir den heiligen Baum des Gottes Assur, den semitischen Lebensbaum, in Gestalt einer seiner bekannten Kunstformen, im Externstein-Relief vor uns haben. In idealisierter Gestaltung wurde er von diversen Organisationen, wie "Ahnenerbe", "Goden", "Armanen", "Artgemeinschaft", als Logo übernommen (Abb. 4).
Die als germanische Irminsul verkannte orientalisch-semitische Dattelpalme (in ihrer im Orient üblichen schematisierten bzw. ikonographierten Form) errang einen Platz im Bewusstsein des jungdeutschen Heidentums --, irreführender könnte ein Verbandszeichen nicht sein !