Copyright © Gerhard Hess - 04.12.2014
Die alternativlose, um 2.000 Jahre währende heilige Ur-Runenreihe des ODING-FUÞARK - Ausnahmslos alle anderen Runen-Systeme sind jüngere Schwund-Formen (wikingerzeitliche 16er) oder frei erfundene (List’sche 18er) oder in christlicher Zeit aus sprachlichen Gründen erweiterte (englische 33er) Buchstabenreihen.
Abb. 1- Titelholzschnitt zum astrologischen Werk von Georg von Peuerbach / Purbach, 1515
DIE ODING-RUNEN IM ASTROLOGISCHEN ASPEKT
Im 15. Jahrhundert wurde die Planetenbewegung nach Ptolemäus im Kreise der Astrologen lebhaft diskutiert. Dies war verständlich und ratsam, nachdem das reale Sonnenjahr sich immer weiter vom Julianischen Kalender entfernt hatte. Damals lebte die beobachtende Astronomie wieder auf, und diese wurde von Peuerbach verkörpert. Georg von Peuerbach (1423-1461) war Professor der Astronomie an der Wiener Universität und ein wichtiger Wegbereiter des heliozentrischen bzw. kopernikanischen Weltbildes. Damit wurde das von Claudius Ptolemäus (100-160) gelehrte geozentrische Weltbild abgelöst. Ptolemäus war der griechische Mathematiker, Astronom und Astrologe, der durch sein gigantisches Grundlagenwerk (des „Almagest“ mit Sternenkatalog) das astrologische Denken bis in die Neuzeit mitgeprägt hat. Weil sein falsches geozentrisches Weltbild dem der fundamentalistischen kirchenchristlichen Bibel-Anbeter entsprach, wurde er bis zum Ende des Mittelalters widerspruchslos geehrt und gelehrt. Doch bis heute ist sein „Tetrabiblos“ das Standartwerk der Astrologie. Er beschreibt darin die Auswirkungen der Himmelskörper auf die Menschen und deren Schicksale. In dem hier gezeigten astrologischen Jahresschema des G. Peuerbach sind im äußersten Ring die sog. „Häuser“ zu sehen, im zweiten Ring, von außen gesehen, die Sternzeichen der Ekliptik, also der Tierkreis (Zodiakus) oder, wie wir gerne sagen, der „Tyr-Kreis“, der Himmelsgott-Kreis. Die ganz außen dazu gestellten ODING-Runen sind so positioniert, dass sie dem runenschöpferischen Ideal-Jahrestand entsprechen, wie ich ihn im Folgenden beschreibe. Während Ptolemäus das „Häuser“-System ablehnte, beschrieb es schon Marcus Manilius (1. Jh.) - der die „Häuser“ „Templa“ nannte - in seinem astrologischen Lehrgedicht „Astronomica“, etwa in der Zeit der Kaiser Augustus und Tiberius. Er erwähnt darin Niederlage des Varus in der Armin-Schlacht gegen die Germanen im Jahre 9 n.0.
Wer die möglicherweise vorhandenen Bezüge der Astronomie und Astrologie zum Kalenderkreis gerundeten ODING-FUÞARK-Runenreihe überprüfen möchte, muss zuerst in Rechnung stellen, dass der Runenschöpfer einen mondstandsgebundenen Sonnenjahres-Festkalender im Sinne hatte, und dass dadurch in seinem Werkschema die runischen Mondstände - bei Einschiebung jeweils eines notwendigen „13. Mondmonats-Schaltjahres“ (jedes 2./3. Jahr) in einem Spielraum von ca. 4 Wochen bewegen können. Die ODING-Kalender-Runen sind also nicht nach den Sternbildern oder den astrologischen Zeichen konzipiert, sondern in erster Linie nach dem Mond-Sonnenjahr -, mit einer Grund- oder Idealjahres-Positionierung, wenn die 1. Rune auf dem tiefsten Lichtstand eines Schwarzmondes zur Wintersonnenwende zu stehen kommt. Ich habe diese ODING-Struktur in meinen Vorträgen und hier auf den GOD-Seiten erschöpfend erklärt und dürfte verstanden worden sein. Nur dann passt das rechts-beginnende Maßwerk der ODING-FUÞARK-Buchstabenreihe, zum Kreis geschlagen, in den germanischen Festkreis - wie er uns in einigen Dokumenten überliefert ist - hinein bzw. entspricht ihm. Berücksichtigen wir die allgemeine Dominanz der astrologischen Denkweise zur Zeit der Runenentstehung, ist es aber nicht von der Hand zu weisen, dass auch bereits der Runen-Vater derartige Überlegungen anstellte und sicherlich wohl auch geprüft haben mag, unter welchen astrologisch-astronomischen Aspekten sein Runen-Kalenderkreis eingestellt ist. Ich werde darauf später zurückkommen.
Wie bewusst, oder als sekundär betrachtet, die astrologischen Wissenschaften bei der Runenentstehung Pate standen, befinden sich die astronomischen und astrologischen Phasen, also der jährliche Sternbilderkreis der Ekliptik, in einem mittelbaren Bezug zum Runenkreis, weil die Sternbilderfolge - nicht anders das spätere „Häuser-System“ - zwar unseres Kenntnisrahmens entsprechend - im mesopotamischen Raum ihren Ausgang nahm, doch nach Adoption durch die mittel- und nordeuropäisch bestimmten Griechen Sternbildersagen zugestellt bekam, die den keltisch-germanischen Jahresverhältnissen hinsichtlich der jahreszeitlich schwankenden Meteorologie und des Klimas in etwa entsprechen. Sie sind die Prägestempel für den Brauchtums- und Festkreis, der sich im ODING-Jahr spiegelt, wodurch es zwar keinen unmittelbaren aber einen indirekten Bezug zum Ekliptikkreis besitzt. Man darf davon ausgehen, dass eine Person wie es der Runenschöpfer gewesen ist, auch Himmelsbeobachtung betrieben hat, dass er die Sternen-Sagen kannte, die bei den gallo-germanischen Völkern erzählt worden sind. Dass es altnordische Sternsagen gegeben hat, hören wir aus der Erzählung um den Aurvandill heraus. Er (altnord.: Aurvandill, altengl.: Ēarendel, Langobardisch: Auriwandalo, ahd.: Orentil, Erentil) ist in der nordischen Mythologie ein Held, der auch in der Edda Erwähnung fand. Danach wurde er von Gott Donar-Thor aus den eisigen Flüssen des Elivagar gerettet und in einem Korb auf dem Rücken getragen. Dabei lugte eine Zehe von Aurvandill aus dem Behältnis heraus und ist demzufolge abgefroren. Thor brach die Zehe ab und warf sie in den Himmel, wo sie seither als Stern „Aurvandils tá“ am Nachthimmel zu sehen ist. Diese Sage erzählte, der Edda zufolge, Thor selbst einer Zauberin namens Gróa, die hier Aurvandills Frau genannt wird. Vor lauter Freude über diesen göttlichen Bescheid vergaß sie jedoch die heilenden Zaubersprüche, die Thor von ihr wegen einer Verletzung erhofft hatte. Im deutschen Mittelalter wurde die germanische Orendel-Sage christlich verhunzt, indem der Held in einen Kreuzritterroman eingeflochten wurde und in einem anderen Loblied wird „Éarendel“ der „glänzendste Engel“ genannt. Bei Saxo Grammaticus ist „Horwendillus“ der Vater von Amlethus. Dem „Heldenbuch“ gilt er als „erster der Helden“. Im Angelsächsischen wurde der Begriff „earendel“ mit Glanz und Morgenstern übersetzt, wodurch er etymologisch aus dem germ. „auza-wandilaz“ abgeleitet werden darf, was „leuchten“ bedeutet. Auch im Lettischen ist „Ausekis“ der Morgenstern. In der Mythologie der Völker besitzt er allgemein eine hohe Bedeutung als Ankündiger oder der Rufer des Tages. In der Regel erscheint die Venus als Morgenstern.
Nordisch-germanische Himmelsbeobachtung und Sternensagen hat es folglich gegeben. Der fleißige und gut informierte Otto Hauser hat es unternommen, die nordischen Mythen-Erzählungen der Edda im astronomischen Verständnis zu erklären. In seiner „Die Edda“, 1926, S. 27 schreibt er: „Nur in ganz wenigen Fällen vermutete die Forschung bisher Bezüge der eddischen Gedichte zum Sternenhimmel und nur hinsichtlich der Milchstraße und etlicher in und an ihr liegender Sterngruppen. In dieser Ausgabe wird zum ersten mal dargetan, in wie großem Ausmaße die Eddagedichte sich mit Vorgängen am Sternhimmel beschäftigen.“ Doch seine Deutungen und Gleichsetzungen sind zu gewagt, zu unbelegt, zu phantastisch: Pegasus = Sleipnir, Löwe = Fenriswolf, Jungfrau = Wala, Argo = Nagelfar, Capella = Ziege Heidrun, Widder = Widar, Adler = Hahn Goldkamm, Schütze = Loki usw.. Er überträgt die bekannten Sternbildnamen einfach ohne Nachweis dafür antreten zu können, auf ähnliche Begriffe und Erscheinungen aus der Edda. Das kann nicht überzeugen ! Der nicht weniger fleißige Otto Sigfrid Reuter hat mit seinem grandiosen Fundamentalwerk „Germanische Himmelskunde“, 1934, das diesbezügliche - bis zu seiner Zeit- bekannte Wissen sorgfältig zusammen getragen. Freilich hat O.S. Reuter von den Kalenderrunen des ODING noch nichts gewusst, weshalb sein Werk aus neuzeitlicher Sicht sehr ergänzungs- und korrekturbedürftig geworden ist
Nach allgemeiner Auffassung verdanke die Menschheit der sumerisch-babylonischen Kultur die Einteilung des Himmelskreises in 360° und dessen Unterteilung in 12 Felder astrologischer Zeichen von ja 30°. Daraus auch abgeleitet, den Tag von 12 Stunden, die Stunde von 60 Minuten und die Minute von 60 Sekunden. Ebenso gut wie die Babylonier vermochten aber auch andere Völker Additionen vorzunehmen, um festzustellen, dass der vermeintliche Kreisgang der Sonne die Rundzahl von 360 Tagen benötigt, dass ca. 12 Mondgänge einem Sonnenjahr entsprechen, und dass 12x30 Tage wieder 360 ergibt. Dass bereits die bronzezeitlichen Urgermanen das Mondjahr von 354 Tagen erkannten und das Sonnenrundjahr mit 360 Tagen berechneten, konnte ich aus der „erzählenden“ (!) Ornamentik des dänischen „Sonnenwagens von Trundholm“ herauslesen (siehe Link). Das Rundjahr von 360 Tagen, wie ich es für die Urgermanen nachwies, kannten außer den Sumerern und Chaldäern, die Inder, Perser, Ägypter, Mayas und Azteken, also die Kulturvölker dreier Erdteile. Die leidige Differenz zwischen Rundjahr und wirklichem Sonnenjahr glich man auf unterschiedliche Weise aus. In Sumer und Indien durch Schaltung, in Ägypten, Persien, Altmexiko und Yukatan durch 5 Übertage, also als eine außerhalb des Rundjahres liegenden Null-Zeit.
DER ZODIAKUS - TYRKREIS
Abb. 2 - Die Bewegung der Erde um die Sonne, das scheinbare Wandern der Sonne durch die Ekliptik hat den Wechsel der Jahreszeiten, deren Mythologien und Festzeiten zur Folge.
Zur Frage, woher der 12er-Himmelsbilderkreis kommt, antwort der Fachgelehrte Franz Boll (1867-1924) in seinen „Kleine Schriften zur Sternkunde des Altertums“, 1950, S.109: „ …und ich glaube gezeigt zu haben, dass in der Tat das höchst künstliche Gebilde zuerst in dem astrologisch-mystischen Buch des Nechepso-Petosiris im 2. Jh. v. aufgestellt war und von ihm die Welt erobert hat.“ Etwa ab dem Jahre 150 v.0 ist das System erkennbar, also wird es in hellenistischer Epoche erdacht worden sein. Der vom irdischen Beschauer zu beobachtende Rundlauf der Sonne durch die 12 Sternbilder entspricht bekanntlich dem Zeitraum der als Jahr („Gang“) bezeichnet wird. Dieser Lichtgang des Lichtgottes durch Raum und Zeit hat die Mythologien der Völker stark beeinflusst. Ganz unverkennbar sind die sog. Tierkreiszeichen in ihrer Reihenfolge ein Spiegelbild des kosmischen Jahresgeschehens vom natürlichem Erwachen, Reifen, Fruchttragen, Niedergehen und Sterben. Diese Gestaltung muss durch europäisch denkende Griechen in hellenistischer Zeit geschehen sein. Der gleiche Sinn ist auch in die Folge des ODING-Jahreskreises gelegt. Deshalb harmonieren beider Jahreskreislauf-Symbolismen auffällig perfekt.
Der Tierkreis-Lebewesenkreis-Tyrkreis, mit seinen 12 Abschnitten, soll in geheimnisvoller Beziehungen zum Weltgeschehen stehen, eine große lehrreiche Tafel des All-Lebens. Eine altindische Sage erzählt, dass sich der Ahnherr der Aryas, der nordischen Edelherren, im hohen Alter in die Berge zurückzog, um seinem Volk einen Zeitweiser zu ersinnen. Das Ergebnis seines Forschens und Trachtens war der Sternenkalender des Dyaus-Kreises, also der Tiu- oder Tyrkreises bzw. Tierkreises. In zwingender Gesetzmäßigkeit zeigt er den natürlichen Lebenslauf irdischer Wesen von Geburt bis zum Tod. Auf den ersten Blick erscheinen Art und Reihenfolge der ausgewählten Symbole verwirrend und unzusammenhängend, wie auch jene des ODING-Runenkreises, doch die Auswahl der Altvorderen muss einen überzeugenden Sinn haben, es bedarf lediglich des Verständnisschlüssels zum Einstieg in den Tempel der Erkenntnis.
Zur Entstehungszeit des ODING-FUÞARK, vor ca. 2.000 Jahren, herrschten noch die Himmelsverhältnisse des Widderzeitalters. Das bedeutet, die Sonne „überquerte“ ca. am 21. März den Frühlingspunkt bzw. Himmelsäquator auf dem Weg von Süden nach Norden. Der Frühlingspunkt lag auf der Spitze, also dem Beginn des Tierkreiszeichens „Widder“. Der Runenkreis zeigt, dass ihr Schöpfer mit den damaligen astrologischen Wissenschaften vertraut war und sie in seinem Symbol-System berücksichtigte. Er schuf ein Kalenderzeichensystem des Mond-Sonnenjahres, doch er wählte wahrscheinlich die Zeichen für seine 24 Mondstände im Hinblick auf den astrologisch-astronomischen Sternbilderkreis, weil dieser ebenso als Spiegel des jährlichen mythischen Alterns und Neuentstehens gedacht war, wie das was der Runenschöpfer mit seinem Zeichenkreis auszusagen beabsichtigte. Diese Erkenntnis macht alle Ableitungsthesen für die Runen obsolet. Der Ur-Runen-Verband ist von keinem älteren Schriftsystem „abgeleitet“ bzw. „entlehnt“. Das wäre denkbar, wenn es sich dabei um ein nüchternes Schreibmedium zur Niederlegung von Gedanken handeln würde, die Runen aber sind eine kreisförmig geplante kalendarische Sinnzeichenfolge. Der Runenschöpfer griff sich allein die ihm bekannt gewordenen Zeichen, welche seine Vorstellungen vom mythischen germanischen Jahrgangs-Ring am besten zu transportieren und zu verdeutlichen fähig schienen.
URALTE STERNBILDER-SAGEN
Abb. 3 - Irischer Kodex, aus 8./9. Jahrhundert, mit alamannischen Übersetzungen
Abb. 3 zeigt eine Seite aus dem zum Kirchengebrauch bestimmten irischen Codex des 8./9. Jhs. (A. VII. 3.), mit lateinischen Texteinschüben und Übersetzungen in alemannischer Sprache, aus der Stadtbibliothek Basel, welchen Hoffmann v. Fallersleben im Jahre 1838 zu Basel bekannt gemacht hat. Die Zeichnungen des Weltwesen-Kreises und des Mondes gibt eine Vorstellung vom Charakter irischer Handschriftbilder aus der Hand der Profanscribenten. Der frühe Codex und sein „Tierkreisbild“ stammen aus allemannisch-spätheidnischen Zeiten. Soweit es mir gelang, gebe ich die beigefügten Begriffe der seltsamen und auch fehlerhaften Schreibweisen ohne Gewähr an. Heidnisches und Christliches geht hier durcheinander. Die Monatsnamen sind dazugegeben, die Namen der meisten Apostel, auch Götternamen, wie z.B Neoptunus, Saturnus, Cronus, Oreus, Pluti. Zu jedem Sternzeichen gehören zwei Namen von den zumeist bekannten neutestamentarischen „Jüngern“. Links beginnt der Kreis mit dem Widder (Occianus / Nestolim), dann folgt nach unten gehend, der Stier (Jacobi / Merkurius) und weiter rechtsläufig, Zwillinge (Thomas / Nabulos), Krebs (Bartholomeus / Jsachar), Löwe (Philippus / Judas), Jungfrau mit der großen Ähre (Jacobus / Leui), die Waage in Gestalt eines geflügelten Wesens (Anas / Simeon), der Skorpion (Petrus / Rabai), Schütze in Mischgestalt (Paulus / Benjamin), Steinbock (Matheus / Josaih), Wassermann (Matheus / Ares) und Fisch (Tadtheus / Zadad). Anhand dieses Beispieles ist der Beginn der kirchenchristlichen Methode erkennbar, ersatzweise für die alt-echten Götter, die neuerdachten Ersatzgötter, zumeist judäo-christliche bzw. jüdische Glaubensagenten, in den Kalenderkreis zu stellen.
Zu den diversen Sternbildern - nicht den 12 Sternzeichen - hat schon der Grieche Arat von Soloi (310-245 v.0) das Lehrgedicht „Phainomena“ verfasst, wobei er der astronomischen Lehre des Eudoxos von Knidos (397-345) folgte. Ob dem Runenvater diese griechischen Sternsagen bekannt waren, wissen wir nicht, doch er hätte sie sehr wohl kennenlernen können, sind sie doch oft nachgeahmt und in späterer Zeit besprochen worden. So vom großen Redetalent, dem Konsul Marcus Tullius Cicero (106-43 v.0) und sogar, wie man annimmt, vom Germanenschlächter Nero Claudius Germanicus (15 v.- 19 n.0). Noch unsere modernen Sternbilderklärungen lassen sich auf Arats gereimte Versionen zurückführen. Alle 12 Sternzeichen kommen in Arats „Phainomena“ in Form von Sternbildbesprechungen vor. Nun ist von findigen Köpfen eine interessante Überlegung angestellt worden, die das Thema in eine ganz weite nordische Perspektive stellt. In dem Werk von Prof. Werner Papke („Die Sterne von Babylon“, 1985, S.14 ff) erfährt der Leser, dass der griechische Astronom Hipparch (190-120 v.0) versicherte, dass die „Phainomena“ auf ein verlorenes Werk des schon erwähnten Eudoxos zurückgehe, das dieser unter dem gleichen Titel bereits hundert Jahre früher geschrieben habe. Zu dessen Zeit im 4. Jh. v.0 stand die Sonne während der Frühlings-Tagundnachtgleiche am Anfang Widder. Hipparch erklärte weiter, dass besagter Eudoxos in seiner „Ur-Phainomena“ den Frühlingspunkt in die Mitte des Widders gesetzt habe. Das hieße, da wegen der Präzession der Frühlingspunkt in 72 Jahren um 1° gegenüber den Sternen zurückbleibt, müsste Eudoxos einen Sternglobus benutzt haben, der 15x72 oder 1.080 Jahre vor 370 v.0, also 1.450 v.0 angefertigt worden ist. Das wäre eine Zeit in der die Griechen aus ihren ursprünglichen Wohnsitzen im Donauraum und nördlicher, in die Balkanhalbinsel eingewandert sind. Im Zuge von drei großen Einwanderungswellen sind die Griechen in ihre neue Südheimat gekommen, eine zur ersten Blütenzeit der mykenischen Kultur, zum Beginn des zweiten Jahrtausends, eine jüngere begann mit den Seevölkerzügen, um 1200 v. 0 und die dritte fand mit der Urnenfelderbewegung, um 800 v.0 statt. Es wäre zu folgern, dass die griechischen Sternsagen von den verloren gegangenen nordisch-germanischen, nicht allzu verschieden gewesen sein dürften. Allerdings haben die großen frühen griech. Dichter wie Homer (um 800 v.0) und Hesiod (ca.700 v.0) keinerlei Beweise ihrer Kenntnis über die Zodiak-Sternbilder hinterlassen, was uns wiederum vorsichtig sein lässt.
Infolge der erwähnten Präzession (Erdachsen-Kreiseln) liegt der rückläufig wandernde Frühlingspunkt schon seit ca. zweitausend Jahren nicht mehr im ursprünglichen Sternbild und damit ebensowenig alle weiteren 11 Sternzeichen mit den ihnen einstmals zugeordneten Sternbildern und deren angeblich spezifischen Kraftfeldern. In den letzten 2.000 Jahren war mithin ein „Widder-Geborener“ tatsächlich ein in den „Fischen“ Geborener. Um diesen Widerspruch der „klassischen-“ oder „tropischen Astrologie“ zu beheben, entwickelte man alternativ die sog. „siderische Astrologie“, die sich an den tatsächlichen Sternen-Örtern ebenso orientiert, wie es zur Zeit des Beginns der Sternzeichendeuterei auch geschah. Ich werde die einzelnen Zodiak-Zeichen in ihren eindeutigen Beziehungen und Entsprechung im Folgenden noch aufzeigen. Doch vorher noch der Hinweis auf die horoskopistische „Häuser-Lehre“, die in gleicher Weise verstanden werden darf.
DIE HÄUSER-LEHRE
Die astrologische 12-Häuser-Lehre ist, wie die anderen astrologischen Schulen, in hellenistischer Zeit, wohl im griechischen Alexandria entstanden, sie soll von dem Gott Hermes-Trismegistus („Dreimalgrößter-Hermes“) erfunden worden sein. Es ist uns unter seinem Namen eine ausführliche Abhandlung erhalten, welche die Namen, die Bedeutungen und die Gutachten eines jeden der 12 Orte darlegt, worauf sich die meisten der späteren Autoren stützen. Der hellenistische Hermes-Mercurius, der Gelehrtengott, der Schrifterfinder, ist bekanntlich dem germanischen Wodan gleichgesetzt worden. Die „Häuser“, „Orte“ oder „Felder“ sind 12 feststehende Ekliptikbezirke von 30° die zu Beginn nicht anders angedacht waren wie die Sternbild-Bezirke auch. Während der makrokosmische Sternbilderkreis sich rings um den Himmel zieht, scheinbar wie ein Hohlwelt-Karussell um die Erde kreist, steht für den einzelnen Menschen der mikrokosmische „Orte-Kreis“ still, wie ein erstarrtes Riesenrad offener Gondeln, in die die waagerecht darum sausenden Himmelsmächte ihre guten oder unguten Gaben hineinstrahlen. Nach Auffassung der Astrologen ist der Tyr-Kreis der spendende Kosmos, der „Orte-Kreis“ ist der empfangende Mensch. Man dachte sich einen weiteren Himmel hinter dem sichtbaren, aus dem die Kraftmächte ihre Wirkungen ausüben würden. Dazu schreibt Wilhelm Gundel in „Sternglaube, Sternreligion, Sternorakel“, 1958, S.126: „Im Gegensatz zu dem Tierkreis, der sich nach der antiken und mittelalterlichen Anschauung in unaufhaltsamer Rotation um die im Mittelpunkt des Weltalls ruhende Erde befindet, steht diese rein imaginäre Abgrenzung der Orte oder, wie sie auch fälschlich benannt werden, Häuser, im System ewig fest. Das schließt nicht aus, dass nach differenzierterer astrologischer Lehre auch dieser bei der Geburt des einzelnen Menschen jeweils festgelegte Kreis der Orte als im Leben in den Aszendenten einpendelnd angesehen wird; damit macht er die latente Eigenschaft der Orte, bei einem bestimmten Lebensumstand als Horoskop zu dienen, wirksam und für eine echte Katarchenhoroskopie deutlich.“ Der bei Geburt eines Menschen am Osthorizont sichtbare Himmelsbezirk von 30° gilt als „Häuserspitze“ und 1. „Ort“ und zeigt den Aszendenten im Horoskop des Betreffenden auf. Dass der Anfangs-Ort verschieden definiert wird, ist bei unserer Betrachtung nebensächlich. Der 2. „Ort“ liegt bereits unter der Horizontlinie, die weitern „Örter“ schlingen sich bis - wie erklärt - zum vollen Kreisschlag wiederum bis zum 1. „Ort“. Warum bespreche ich überhaupt diese „Häuser-Lehre“ ? Weil die 12 „Häuser-Orte“ nach dem gleichen Gedankengang angelegt sind, wie auch die Ekliptikbilderfolge des Zodiakus. Mit dem Zeichen „Widder“ beginnend, bis zum Zeichen „Fische“, haben sich die alten Weisen eine Art Metamorphose, einen in sich geschlossenen makrokosmischen Entwicklungszyklus vorgestellt. Den gleichen Zyklus, nur diesmal auf den mikrokosmischen Menschen gemünzt, müssen wir in der „Häuser-Folge“ sehen. Deshalb stehen die Häuser unter den Sternzeichen-Aspekten, d.h. sie korrespondierenden mit ihnen derart, dass der 1. „Ort“ dem 1. Tierkreiszeichen entspricht, dem „Widder“ und so fort, über die weiteren 11 „Häuser-Orte“. Die antike Beschreibungen der 12 „Häuser“ des „Gottes Trismegistus“ sind detailliert, Edgar Dacqué („Die Urgestalt - Der Schöpfungsmythus neu erzählt“, 1943, S.124 f) geht darauf ein. Die echt-alten Beschreibungen wirken zum Teil unbefriedigend, sie zeigen aus heutiger Sicht Lücken, Mängel und Widersprüchliches, doch es sind die Quellen: Der 1. „Ort“, am Aufgangspunkt im Osten gelegen, hat den Namen „Steuerruder“, „Leben“ oder „Basis“ und kündet den Anfang des Menschenlebens und bereits seine sämtlichen zukünftigen Ereignisse. Der Planet Merkur (germ. Wodin) gilt als Herr dieses Ortes denn er ist der Spender des Lebens und des Lebensgeistes. Der 2. „Ort“ (bereits unterhalb des Horizonts) heißt „Bios“, gemeint sind Lebensunterhalt, Beruf, Vermögen. Auch wird er „Pforte des Hades“ oder „untätiger bzw. träger Ort“ ist sein Name. Hier haben Hoffnung und Niedergang ihre Stätte. Der 3. „Ort“ ist der der Mondgöttin. Der Mond galt als erste Zwischenstation beim Aufschweben der Seelen. Die spätere hellenistische Astrologie drängte die Fragen nach dem Jenseitsleben zurück und räumte dem 3. „Ort“ die Beurteilung über Fremde, Träume, Gottesdienste, Wechselgeschäfte, Nahrung, Brüder, und Freunde ein. Der 4. „Ort“ heißt „das „unterirdische Kenton“, das Greisenalter oder Haus und Herd; hier gewinnt man Entscheidungen über Eltern Verwandte, heimliche Unternehmungen Schätze und Schicksale nach dem Tod. Der 5. „Ort“ heißt „günstiges Geschick“ und gehört der Venus (germ. Freija) an, die hier froh gesinnt ist und über Reisen entscheidet. Der 6. „Ort“ heißt „schlimmes Schicksal“, Voruntergang und ist ebenfalls ein zwischenweltlicher Ort. Es ist der erste Ort, wo das Leben nach dem Tode beginnt. Hier gewinnt man Urteile über Krankheit, Untergebene. Der 7. „Ort“ heißt „Kentron des Unterganges“, er informiert über das Alter, die Ehe, Erbschaften, Krankheiten, auch über die Füße. Hier gestaltet sich das Leben in der Fremde. Im 8. „Ort“ wird die Entscheidung über den Tod gegeben, er heißt „Blendung“, auch „Argos“, also „untätiger Ort“, wie auch der 2. genannt ist. Der 9. „Ort“ gehört dem Sonnengott (germ. Frô), er heißt „Theos“, also Gott und offenbart die Dinge die mit Gottheiten und Gottesdiensten und Königen zu tun haben. Auch heißt er „zwischenweltlicher Ort“, weil der Sonnengott die Seelen nach ihrer mondlichen Zwischenstation empfängt. Der 10. „Ort“ heißt „Himmelsmitte“, Er kündet z.B. von Jugend, Beruf, Ehe, Kindern. Der 11. „Ort“ hat den Namen „guter Dämon“ oder „Nachaufgang der Himmelsmitte“; er gibt Kunde über das dritte Alter, den Beruf, Macht und Gewalt eines Vorstehers und die Blüte der Jugend. Der 12. „Ort“ heißt „schlimmer Dämon“; hier fände man alle Ereignisse die sich vor der Geburt vollziehen, also Mutter und Kind betreffen. Hier dominiert Saturn (germ. Thurse). Dieses altertümliche Schema haben die Astrologen Protagoras in der Mitte des 3. Jhs. v.0 revidiert, ebenso nahm Nechepso Änderungen vor, ebenso Serapion, Manilius, Dorotheos und die folgenden namhaften Astrologen. Aber als Grundstock bleibt die Kenntnis darüber wichtig.
Die heutigen Bedeutungen, gehen auf die antiken Schulen zurück; sie sind - wie allgemein nachzulesen ist - folgende: 1. Wesensart, „Natur“, 2. Wirtschaft, Geld, 3. Literatur, 4. Heimat und Ahnen, 5. Unternehmungen, Kinder, 6. Körper, Gesundheit, 7. Erstrebte Verhältnisse, „Kultur“, 8. Tod, Metaphysik, 9. Religion, 10. Führertum, öffentliches Leben, 11. Soziale Arbeit, 12. Einkehr, Not. Im modernen Sinne wird die Kurzcharakteristik auch folgendermaßen ausführlicher erklärt. 1. Widder: Ich Selbsterhaltungstrieb, Physis, Energie, Tatkraft, Krafteinsatz, Mut. - 2. Stier: Festhalten Sicherheitsbedürfnis, Anlagen, Besitz, Talente, Genussfreude und Sinnlichkeit. - 3. Zwillinge: Kommunikation, Informationsbedürfnis, „Schulwissen“, Medien, Gedankenaustausch, Geschwister, Nachbarn, Neugier und Klatsch. - 4. Krebs: Privatbereich, Kreativität, seelische Anlagen, Eltern, Familie, Familienerbe. - 5. Löwe: Individualität, Egozentrik, Lebenskraft, „Herzzentrum“, Wille und Geist, Freude und Lust, Kinder. - 6. Jungfrau: Struktur, Alltag, Hygiene, Ernährung und Gesundheit, Ordnung und Detail, Dienst am Nächsten. - 7. Waage: Du, Geselligkeit, Begegnung, Erotik, Harmonie, Ehe und Partnerschaft, Ästhetik und Kunst, Anpassung. - 8. Skorpion: Loslassen, Manipulationsfähigkeit, Bindung an das Du, Transformation, „Stirb und Werde“, Regeneraton, Fixierungen, Macht, Magie und Sexualität, Erbschaften. - 9. Schütze: Erkenntnis, Expansion, Religion, Moral, Ethik, Glaube, höhere Werte, Ausland. - 10. Steinbock: äußere Anerkennung, Beruf und Berufung, Gesetz und Regeln. - 11. Wassermann: Gruppe, Wissenschaft, Intuition, Geistesblitz, Änderung der Dimension, Revolution, „Freiheit-Gleichheit-Brüderlichkeit“, Humanismus, Vereine, Soziales. - 12. Fische: Auflösung, All-Bewusstsein, Transzendenz, Mystik, Rückzug, Heilung, Illusion, „Nebelwelt“, Berauschung.
Der Titelholzschnitt (Abb. 1) zum astrologischen Werk von Georg von Peuerbach von 1515, stellt im äußeren Ring die „Häuser-Orte“ dar, darüber sind die Runen der unverfälschten ODING-FUÞARK-Runenreihe aufgetragen. Der geneigte Leser möge nun vergleichen und seine Schlüsse ziehen, über die Passgerechtigkeit der Kalender-Runen-Charaktere mit den Charakteren der „Häuser“, denen sie von ihrem Schöpfer zugeordnet worden sind. Die astrologischen Schemata sind in sich so widersprüchlich wie untereinander -, aber man könnte es damit entschuldigen, weil das gesamte Weltleben dem Tiefersehenwollenden voller Widersprüche und Ungereimtheiten erscheint. Trotzdem gibt es ein grundlegendes Verständnisprinzip, welches den astrologischen Lehrern immer vorschwebte, nämlich die Identität der makrokosmischen Abläufe mit den mikrokosmischen Geschehnissen des Sonnenjahres und des Menschenlebens. Auch das „Häuersystem“ des „Trismegistus“ und das Buchstaben-System des Runen-Vaters sind derart zu begreifen. Ich gebe einen gerafften Überblick der Häuser, Sternzeichen und Runenmächte: 1. Haus - beeinflusst von Widder + Stier = Himmelsvater und Sonnensohn () - 2. Haus - beeinflusst von Stier + Zwilling = männliche und weibliche Fruchtbarkeitsmächte () - 3. Haus - beeinflusst von Zwilling + Krebs = Jahresteilung, Jahresabstiegsbeginn () - 4. Haus - beeinflusst von Krebs + Löwe = Tageslichtrücklauf, Sommerkraft () - 5. Haus - beeinflusst von Löwe + Jungfrau (Spica - Ähre) = Hagelgefahr, Erdmuttersegen, Erntezeit () - 6. Haus - beeinflusst von Jungfrau + Waage = Disen-/Frauen-Fest, Herbstgleiche, Tag und Nacht halten sich die Waage () - 7. Haus - beeinflusst von Waage + Skorpion = göttlich ausgewogene Gerechtigkeit und herbes Verhängnis () 8. Haus - beeinflusst von Skorpion + Schütze = der „Böse“ triumphiert, äußerlicher Tod der Lebenskraft () - 9. Haus - Schütze + Steinbock/Ziegenfisch = Dunkelheitsnot und Hoffnung auf Lichtzunahme () - 10. Haus - beeinflusst von Steinbock/Ziegenfisch + Wassermann = Sonnenklettern, Wirkungen der Fruchtbarkeitsfeuchte () 11. Haus - beeinflusst von Wassermann + beider Fische = Steigen der Säfte in Natur und Menschenleben, Fasel-Nächte () 12. Haus - beeinflusst von Fische + Widder = Sonnenpferd steigt, tritt himmlische Quellen auf, Erdmutter erwacht (). Wer die mythischen Naturelle der Runen im ergründeten ODING-Sinne verstanden hat, erfasst ohne weiteres ihre Passgenauigkeit im Rahmen der Häuser-Lehre. Überzeugend allein schon das 8. Haus, in dem nach Manilius der Tod steht, der Runen-Reigen den runischen Unhold, den Winter-Thursen führt.
ODING-RUNEN IM ASTROLOGISCHEN SCHEMA
Abb. 4
Hätte der ODING-Runen-Erfinder seine Kalenderreihe nicht nach den Mondständen des Jahres geordnet, sondern ins damals bekannte astrologische Schema eingefügt, würde die Runenverteilung wie in Abb. 4 gezeigt aussehen. Bei grober Übersicht ist sofort eine unzweideutige Richtigkeit zu konstatieren, die Runencharaktere stimmen mit den Jahreszeiten völlig überein. Dass die erste Rune auf die Wintersonnenwende gelegt werden muss, der Runenreigen dort seinen Anfang nimmt, ergibt sich schon aus der simplen Feststellung, dass der Lichtgang des Jahres nur aus der tiefsten Dunkelheit hervortreten kann. Die Sonne, als Hauptgestalterin der Zeit, wird hier ersichtlich für den Menschen geboren, was seit uralten Menschheitstagen durch Gestirnsbeobachtung bekannt war. Die steinzeitlich-megalithischen Bauwerke, auch des Nordens, beweisen das, wie z.B. das Grabmonument Newgrange in Irland, welches um 3150 v.0 auf den Wintersonnwend-Azimut hin errichtet wurde. Was die Völker des Nordens seit Jahrtausenden feierten, ordnete ein Römerkaiser schließlich als Feiertag an. Der römische Kaiser Lucius Aurelian (214-275 n.0) verfügte im Jahre 275 den Staatsfeiertag „dies natalis solis invicti“ als Sonnen-Geburtstag des „Sol Invictus“ (unbesiegbare Sonne) auf die Wintersonnenwende des julianischen Kalenders am 25. Dezember. Auch die Geburt des solaren Gottes Mithras wurde zu diesem Zeitpunkt gefeiert. Die Christen schlossen sich zögernd und notgedrungen, doch durch die Gewöhnung der Masse der Gläubigen getrieben, diesem Datum in Form eines frei erfundenen Jesus-Geburtstages an, denn ein Geburtstermin hatte im Christentum eigentlich keinerlei Stellenwert. Zudem ist es keinem der Evangelisten eingefallen, den Geburtstag des vergötzten galiläischen oder höchstwahrscheinlich samaritanischen Zimmermanns Jeschua-Jesus zu notieren.
Abb. 5
Abb. 5 - Diese zu besprechende Tierkreisgraphik, von der Hand eines astrologisch interessierten aber inkonsequenten Zeichners, mit den Element-Dreiecken und der von mir zugefügten schematischen Runen-Anordnung, ist ein wichtiges Beispiel dafür, welche Verständnisirrtümer passieren, sobald die Tierkreisfelder als Niederschlag eines biologischen, aber vom Sonnenjahr losgelösten Lebensablaufes verstanden werden. Mit dem 1. Sternzeichen beginnt keineswegs der Lebensrhythmus im Jahreskreis ! Die Sonne d.h. ihre Jahresstände sind unbedingt als zwingende Grundlage jeglicher Biologie zu berücksichtigen. Unter den hier dargstellten falschen Voraussetzungen wird der Geburtstermin von der Wintersonnenwende auf den Frühlingspunkt verschoben und zieht alle daraus resultierenden Falschbetrachtungen mit sich. Korrekt liegt die Zeugung im Bereich des Frühlingspunktes und die Geburt im Bezirk der Wintersonnenwende-„Mütternacht“. Dann stehen die vier Jahres-Quadranten für Kindheit, Jugend, menschliche Vollkraft und Alter bzw. Greisenhaftigkeit und Tod, denen die Runen-Charaktere dann auch entsprechen.
DER NORDISCHE HIMMELSRUNEN-RUNDGANG
Abb. 5 - Die nördlichen Sternbilder mit den Zodiakkreis-Zeichen im Holzschnitt von Albrecht Dürer aufgrund Beratung durch Johannes Stabius und Conrad Heinfogel, 1515
Abb. 7 - „Hemisphäre Boreale“ (im Vergleich mit Abb. 5 nur gekontert), Friedrich Creuzer „Symbolik und Mythologie der alten Völker“, 1819
Sollte der Runenschöpfer nicht das astrologische Standart-Modell seinen Überlegungen zugrunde gelegt, oder sagen wir, erwogen haben, sondern den real geschauten Ekliptikausschnitt des Nordens („Hemisphäre Boreale“), dann hätte ihm ein Vorstellungsbild zur Verfügung gestanden, wie es die Abbildungen 6 + 7 aufzeigen. Abb. 5: Die nördlichen Sternbilder mit den Lebewesenkreiszeichen im Holzschnitt von Albrecht Dürer aufgrund Beratung durch Johannes Stabius und Conrad Heinfogel,1515. Abb. 6: Aus Friedrich Creuzers „Symbolik und Mythologie der alten Völker“, 1819. Spontan auffällig ist der Adler (lat. Aquila) im jährlichen Runenreigenbeginn , auf den ich später eingehe. Nach germ. Mythologie konnte sich der Geistgott in einen Adler verwandeln, ein Odin-Name lautet „Arnhöfdi“ (Adlerhaupt); der Adler war eines seiner Symbole. Das folgende Sternbild „Schwan“ (lat. Cygnus) verkörpert nach der griechischen Mythologie den Gottvater Zeus der in dieser Ganter-Gestalt jungen Frauen nachstellte. Ob der germanische Betrachter ebenso darin den alten solaren Heilbringer-Schwan der Urnenfelder-Epoche ersah, muss dahingestellt bleiben, doch in seinem Bereich liegt die Doppelaxt-Rune, die nichts anderes symbolisieren kann als den alten solaren Hammer- und Himmelsgott, wie er dem Forscher schon in der bronzezeitlichen Felsbilderkunst Schwedens entgegen tritt. Auch der „Pegasus“-Kopf auf Höhe der Sonnen-Rune des Ingo-Fro , ist ohne weiteres einleuchtend. Falls das geflügelte Pferd (lat. Equus) noch im runenzeitlichen Norden als das mythische Götter-Pferd verstanden worden ist, das seit Bronzezeittagen die Sonne über den Himmel zu ziehen hat, dann wäre diese Sonnen-Runen-Pferdekopf-Kombination höchst sinnvoll. Wir wissen nicht, wie die alten Nordleute die einzelnen Sternbilder interpretierten, was Otto Hauser, H.W. Hammerbacher und Otto Sigfrid Reuter in ihren Schriften dazu detailliert mitgeteilt haben, ist freie Spekulation. Bleiben wir im Bereich der ersichtlichen Wirklichkeiten des Sternenhimmels. Es folgt das Wasser- und Pflanzen-Sinnbild, die lauka-lagu-Rune, im Bereich der Vorderfüße des Himmelspferdes Pegasus. Wir kennen die Sagen vom Frühlings-Ross, das mit seinen Hufen die Quellen - auch die des Himmels - aufschlägt, damit die nährende Feuchtigkeit der frühjährlichen Regengüsse ihren segnenden Lauf nehmen. Die Runenposition wäre mithin sehr verständlich. Dann erscheint die schöne Andromeda, die Perseus für sich erkämpft und zur Frau nimmt -; das wäre ein schönes Symbol für die Menschheits- und Ehe-Rune Mannus. Dann folgt die Ross-Rune im Bereich des nicht sichtbaren Hinterteils vom Sternenpferd Equus. Der folgende Himmelsbereich der „Fische“ und des „Widders“ stünden der germ. weißhäutigen Urmutter Birke mit ihrer Birken-Rune zu. Den „Widder“, als Beginn und Kopf des astrologischen Systems, der Göttin zuzuordnen, wäre eine Hommage an das Matriarchat. Fische hatten immer mutterkultische Bezüge und dem „Widder“ war auch bei den Griechen die Athene, bei den Römern die Göttin Minerva zugeordnet. „Widder“-Bezüge hat aber auch die folgende Himmelsgott-Rune des Tiu-Tyr, denken wir nur an den altägyptischen Gott Amun-Ammon, den Widderköpfigen. Dass der energische Himmelsgott ebenso noch im „Widder“ steht, entspricht altem Denken. Der folgende „Stier“ gehörte dann zur erstarkten Sonnenkraft-Rune, was Sinn macht, denken wir an die vielen Sonnen-Stier-Abbildungen der bronzezeitlichen Felsritzungen Skandinaviens. Die folgende Agiz-Rune, die erschließbar ist als die positiven Dioskuren-Zeichen des Baldur, läge im Bereich des „Fuhrmanns“ (lat. Auriga) mit dem Hauptstern Capella. Nach älteren Deutungen des Sternbildes handelt es sich um einen Hirten, der eine Ziege über der Schulter trägt. Es ist die Ziege „Amaltheia“, deren Horn das Glückssinnbild schlechthin ist, es steht für Fruchtbarkeit, Reichtum, Überfluss. Wie eng diese Assoziation mit der- Rune verknüpft ist, muss ich hier nicht weiter ausführen. Später gehörte dieses „Füllhorn“ der Glücksgöttin Fortuna. Ganz dicht dabei steht das germanische Füllhorn-Göttin Peratha mit ihren Schalensymbol der Perdo-Rune. In Einfluss der „Zwillinge“ (la. gemini) liegt die Weltbaum-Eiben-Rune, die schon in ihrer Form das Duale der Welt ausdrückt, denn zwischen „Adler und Drache“ des Weltbaumes - wie die Edda belehrt - herrscht immer Streit. Der große Weltgegensatz könnte sich für die Nordleute in der eiwaz-Rune ausgedrückt haben. Was aber bedeutsamer ist, die Weltbaum-Rune steht exakt im Fuß der nach oben gegabelten Milchstraße, die nach Überlieferungen der Sachsen, Angelsachsen und Thüringer als Iringsweg (Iringsstraße) genannt wurde. Möglicherweise sahen unsere Vorfahren aber darin auch das Abbild der Irminsul, jener Verbindung zwischen Himmel und Erde, man im christlichen Mittelalter als sog. „Jakobsleiter“ betrachtete. Die folgenden Runen der Jahresteilung und des Eis-Pfeils, des Harm-Pfeils, der den Lichtniedergang markiert, stehen im „Krebs“-Einfluss, der ein passendes Kalendersinnbild wegen seines Rückwärtsganges ist. Die folgenden Runen der Notwende und des Heil-und-Hagel“-Stabes stehen im „Löwe“-Einfluss. Das Sternbild stellte bei den Griechen den „Nemeischen Löwen“ dar, der das Land verwüstete und den erst der Sonnenheld Herakles besiegen konnte. Es handelt sich um eine Hochsommerphase in der mitunter die Sonne durch große Dürre dem Landmann zu schaffen macht. Die Hagel-und-Heil-Rune ist das alte Zeichen für die Dioskuren, schon bei den in die Peloponnes-Halbinsel eingewanderten nordischen Spartanern. Es ist das zweite Alkes-Dioskuren-Zeichen im Runensystem. Ich denke dabei an die angeprangerte heidnische Symbolik der Doppellöwen-Reliefs auf nordischen Taufsteinen, wie z.B. auf der Taufe der nordschleswigschen Kirche von Düppel/Dybbøl. Die Wonne-Rune, klar im Bereich der Kornernte, wird von der „Jungfrau“ bestrahlt. Ihr hellster ist die „Ähre“ (lat. spica). In der „Jungfrau“ sahen die Altorientalen ihre großen Göttinnen Istar; Isis, Kybele und die Griechen die Hera, Athen, Persephone, Kallisto, Dike und die Erigone, Tochter des Ikarus. Das Sternbild „Haar der Berenike“ (lat. Coma Berenices), zwischen „Löwe“ und „Bärenhüter“, spielte in der Antike keine große Rolle, es ist gewagt, aber man könnte dabei an der Haar der altnordischen Göttin Sif denken. Sie ist die Gattin des Gottes Thor. Als der Schelmengott Loki ihr hinterlistig das schöne, goldglänzende Haar abschor, zwang ihn Thor, ihr einen neuen Haarschmuck aus Gold von kunstreichen Zwergen anfertigen zu lassen, der wie Haar wachsen konnte. Man hat die goldenen Haare als Symbol des reifen Ährenfeldes gedeutet, welches in dieser Jahresphase tatsächlich geschnitten ist und die Erntedankfeste stattfanden. Ein sakrales Erntedankfest in alter Zeit war gewissermaßen eine Vertragserinnerung zwischen Gott und Mensch im Sinne von „Geben-und-Nehmen“ oder „Eine-Hand- wäscht-die-andere“. Die Menschen bestellen ihre Felder in frommer Gesinnung, die Götter segnen ihr Tun und lassen reiche Frucht wachsen, worauf der Mensch mit den Erntedankgaben den Vertragsschluss besiegelt. Diesen gottesdienstlichen Prozess drückt die gibor-Rune im Bildkürzel der gekreuzten Hände aus, wie es schon die gleichbedeutende sumerische Hieroglyphe zeigt. Der Göttinnen-Einfluss der ausgedehnten - vielleicht mehr gewussten als im Norden gesehenen - „Jungfrau“ wirkt noch in die Kienspan-, Kahn- und Karbunkel-Rune hinein, die den Lichtverlust der Herbstgleiche markiert und wahrscheinlich auch für ein Disen-Opfer steht. Der Bärenhüter (lat. Bootes) ist ein helles Sternbild dessen „der mit Stieren pflügt“, der auch als Philomelos, einem Demeter-Sohn - gedeutet wurde. Er soll den mit Ochsen gezogenen Wagen erfunden haben. Es ist schon auffällig, dass ausgerechnet in seinem Einstrahlgebiet die Wagen-Rune postiert ist. Die folgende „Nördliche Krone“ bestrahlt die dann kommende Asen-Rune des Runenmeister-Gottes Wodan-Wodin. Bestätigend hören wir, dass nach Ptolemäus die nördliche Krone die Wirkungen von Venus und Merkur innehat. Merkur entspricht bekanntlich nach der Interpretatio Romana („römische Übersetzung“) dem Runengott. Der hier ansässige „Skorpion“ ist im Norden kaum wahrnehmbar. Wenn er bewusst war, wundert es uns nicht, dass dem Gotte Wodan eine deutlich skorpionische Wesensart zugeschrieben wurde, er war ja nie einfach der „Gute Gott“, vielmehr war er der listenreiche Helfer in den Nöten des Krieges, der auch einen treuen Gläubigen enttäuschen konnte. Die sich anschließende Thursen-Rune liegt voll im Einflussbereich des „Skorpion“-Stachels, welcher, wenn auch nicht gesehen, doch von Kennern gewiss gewusst wurde. Das hier dominante Sternbild ist „Der Kniende“ (lat. Engonasin). Es ist nach späteren Ausdeutungen der Keulenträger Herkules, doch der mythologische Ursprung des Sternbildes ist unklar. Es wäre gut denkbar, dass der alte Norden in ihm den titanischen Gegenspieler der Götter sah, den Thursen, konkret, den Winter- und Frostriesen Thiazi. Sein Zeichen ist die Thursen-Rune. Im alten nordischen Text „Hrafnagaldr Ódins“ (Odins Rabenzauber, 22) heißt es: „Da hebt sich von Osten aus den Eliwagar des reifkalten Riesen dornige Rute, mit der er in den Schlaf die Völker schlägt.“ Die Keule im Sternbild könnte mit der Rute des Riesen identisch sein. Seine Augen soll Odin in Gestalt zweier Sterne an den Himmel geworfen haben (Skaldskaparmal, 56). Die Position dieser in der Nordländermythologie „Auguthjaza“ genannten Sterne vermute ich in den Augen des unmittelbar über dem „Knienden“ liegenden Drachens. Wie eng „der Böse“ mit der Drachen-Metapher belegt wurde, muss ich nicht weiter ausführen, es sei nur an die Siegfried-Sage erinnert. Der Drache stiert mit zwei verschiedenfarbigen Augen, den Sternen Alwaid, gelbgrün und Etamin rot. Die Duplizitäten zwischen dem „Drachen“ und Thiazi sind auffällig, sie dürften kaum nur zufällig sein. In der Argonautensage um Jason bewachte der Drache das „Goldene Vlies“. Im Sagenkreis um Herakles geht es um den hundertköpfigen Drachen Ladon, der die goldenen Äpfel der Hesperiden bewacht, deren Genuss Unsterblichkeit und ewige Jugend verhieß. In der nordischen Sage ist es Idun („Erneuernde / Verjüngende“), die Göttin der Jugend und Unsterblichkeit, welche die gleichen goldenen Äpfel hütet, deren Genuss den Göttern ewige Jugend schenkt. Und es ist der Riese Thiazi der von den Asengöttern die Auslieferung Iduns, zusammen mit ihren goldenen Äpfeln, zunächst erfolgreich erzwang. Thiazi wurde von den Asen durch das Verbrennen seiner Flügel getötet. Vielleicht begriff man ihn im Norden als kauernden, augenlosen Unhold. Wir sehen, wie die Mythen um Thiazi und „Draco“ zusammengehen. Die folgende Rune des novemberlichen Stier-Todes, die mit den Hörnerspitzen nach unten, das Sterben des solaren Fruchtbarkeitsstieres aufzeigt, steht noch unter dem hypothetischen Thiazi-Einfluss. Dann folgen die Vieh- bzw. Geld-/Vermögens-Rune sowie die Odal-Grundbesitz- und Seelen-Rune. Beide befinden sich im Bereich der „Leier“, die vom Griechengott Hermes erfunden wurde, den man dem Wodan gleichsetzte. In beiden sah man den Seelengeleiter (griech. Psychopompos). Die „Leier“ gelangte über Apollon an den Sänger Orpheus, welcher den Gott der Unterwelt damit betörte, ihm seine verstobene Braut Eurydike herauszugeben. Hier werden Gedanken über den Verbleib der Seelen und der Wiederkehr der Toten angesprochen, die durchaus den von mir erkannten Bedeutungskern der Odal-Rune als Seelen-Metapher anklingen lassen. Das hier einwirkende markante Sternbild „Adler“ (lat. Aquila) soll nach einer Deutung die Blitze des Zeus getragen und den geliebten Jüngling Ganymed („Glanzfroher“) in den Olymp entführt haben. Auf römischen Sarkophagen findet man ihn als Symbol für die Erhebung der menschlichen Seele über das Irdische. Besser könnte der Charakter der Odal-Rune, meinem Erachten nach, kaum Bestätigung erfahren.
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