Tirs-Wald-Stein
 
 
Elke und Gerhard Hess am Tirslundstenen, 28.07.1987
 
DER TIRSLUNDSTENEN
 
Wahrer Gott der Deutschen, Dänen,
ist Tiu-Tyr in Himmels-Höhen,
sie ehrten ihn zu „Tirslundstenen“,
wohl unter herben Frühlings-Böen.
 
Im Lenzmond nach der Frühlingsgleiche,
hielt man Tiu ein Gedenken,
dass man seine Gust erheische,
er des Schicksals Bahnen lenke.
 
Eines Nachts im Vollmond-Scheine,
stand Sven-Gabelbart der Junge,
hier im heiligen Tiu-Haine,
zu reden mit gewandter Zunge.
 
Rund um ihn, die treusten Heiden,
gegen Harald sich empörten,
denn sie wollten es nicht leiden,
dass Christen ihre Heimat störten.
 
Schwurfinger hoben sich zu Häupten,
den Pfaffen-König zu verjagen,
trotzdem sich die Teufel sträubten,
bald im freien Thing zu tagen.
 
Was mit des Tius Gunst auch glückte;
Sven, mit seinen Wiking-Mannen,
vertrautes Heil zur Höhe rückte -,
Nornen gold‘ne Fäden spannen.
 
Sven Gabelbart, der große Krieger,
gewann sich England und Norwegen,
Heiden-Dänen blieben Sieger,
um ihr Nordsee-Reich zu hegen.
 
Auch ich stand einst am Tirstein-Male,
überdachte hundert Dinge.
Und ob es aus dem Jammertale,
einmal wieder aufwärts ginge ?
 
Tirslund Sogn ist eine dänische Kirchspielgemeinde in Nordschleswig. Nahe dabei befindet sich der Tirslundstein, d. h. der „Stein im Wald des Gottes Tyr“. Der Granitstein hat einen Umfang von rund 16 Meter, eine Höhe von gut 3,5 Meter über dem Erdboden und wiegt etwa 338 t. Seine Bezeichnung weist ihn als altreligiöses Heiligtum aus, das bis zur Christianisierung, etwa um das Jahr 1.000, eine religiöse Bedeutung besaß. Betrachtet man den Stein von Südosten, so kann man einen mächtigen Männerkopf mit schmalen Augen, einer wuchtigen Hakennase und einem buschigen Schnurrbart erkennen. Da der Tirslundstein in einer eher von Findlingsblöcken freien Gegend liegt, entstand die Sage, dass er von Menschenhand dorthin geschafft worden sei. Der Sage zufolge wollte König Harald Blauzahn den Stein als Gedenkstein an den Grabhügeln von König Gorm und Königin Thyra in Jelling aufstellen lassen. Der Transport sollte mit Hilfe eines großen Eisenschlittens erfolgen, doch seine Feinde sorgten dafür, dass Harald sein Vorhaben aufgeben und den Stein liegen lassen musste. Wie alle Sagen hat auch diese einen historischen Kern, der sich an der Vita Haralds abbildet. Harald der mit der Einführung des Christentums - verbunden mit der Zerstörung heidnischer Kultplätze - scheiterte, wurde von seinem Sohn Sven Gabelbart, der den Widerstand anführte, aus Dänemark vertrieben. Laut der Sage gibt es den Eisenschlitten immer noch -, er solle sich tief in der Erde zusammen mit einem großen Schatz befinden. Im späten 18. Jahrhundert wurde vom örtlichen Pfarrer der entlarvende Versuch unternommen, den altheiligen Stein zu sprengen, aber er schaffte es nur, ein kleines Stück von der Spitze abzusprengen. Die Christenkirche ruht in ihrem Evangelisierungswahn seit Jahrhunderten nicht, uns Heiden die Denkmäler der Frühzeit Stück für Stück durch Vernichtung wegzunehmen. Keine 40 km südlich von Tirslund liegt Tondern, wo die beiden frühmittelalterlichen Goldhörner, mit ihrer wundervollen germanisch-heidnischen Sakralkunstverzierung, gefunden wurden. Dieser gesamte südwestjütländische Raum muss als ein germanisches Kulturzentrum ersten Ranges angesehen werden. Darauf weisen die diversen Funde. Auch der Tirslundstein bei Ribe gehört dazu. Beiderseits der unnatürlichen Grenzziehung durch das Herzogtum Schleswig wohnten immer die gleichen südjütländischen germanischen Menschen.
 
 
König Sven Gabelbart beim Jul-Eber-Schwur, was er im kommenden Jahr zu leisten sich vornahm,
nämlich die Eroberung des gechristeten England - Lorenz Frölich (1820-1908)
 
Der Tirslundstein ist mit der Geschichte des großen nichtchristlichen Königs Sven I. „Gabelbart“ (965-1014) verbunden. Er scheint die geplante Entwürdigung des Tiu-Opfersteines im Kultzentrum von Tirslunda durch seinen Vater Harald verhindert zu haben. Sven I. wurde ab 986 König von Dänemark und ab 1013 König von England. Als Sohn des den Heimatglauben verratenden Vaters Harald Blauzahn, vertrieb er mittels eines Aufstandes der treuen Heiden im Jahre 986 Harald vom Thron. Dieser floh zur Jomsburg oder Vineta (Wolion, Julin, Jumne) in Pommern oder auf Rügen. Nach einer kurzen schwedischen Invasion 991 unter König Erik Segersäll, gelangte Sven wieder auf den dänischen Thron. Er führte das Heidentum wieder ein und vertrieb den fremdgläubigen christlichen Klerus. Die gesamte Folgezeit muss aus dem sich zuspitzenden heidnisch-christlichen Gegensatz verstanden werden. Die mörderische christliche Gewaltmission der Franken, die bis ins südliche Dänemark hineingriff, hatte das Vorspiel geliefert. 994 war Sven zusammen mit Olav Tryggvason Führer eines Wikingerangriffs auf London. Er verwüstete dabei große Teile Südostenglands und erhielt zur Beendigung seiner Plünderungen im folgenden Jahr ein „Danegeld“ von 16.000 Pfund Silber. Norwegen war nach der Schlacht bei Hjørungavåg 986 wieder eigenständig geworden und Olav Tryggvason wurde dort erster blutiger christlicher Gewaltherrscher. Er nahm an der Schlacht vor der Insel Svold am 9. September 1.000 auf der wendischen Seite gegen Dänemark teil, um den heidnischen Sven I. zu überwinden und auch Dänemark zu „kristen“. Doch er fiel in dieser Schlacht. Sven I. herrschte nunmehr über Norwegen mittels zweier Jarle. Nach der Teilnahme an einigen von Norwegen geleiteten Kriegszügen in den Jahren 994-995 führte Sven einige groß angelegte Invasionen gegen England durch (1003-1005, 1006-1007, 1009-1012 und 1013) in denen er das „Danegeld“ eintrieb. Ein Anlass mit dazu war das allerchristliche „St. Brice’s Day Massaker“, das der englische König Æthelred II. befohlen hatte, in dem am 13. November 1002 alle dänischen heidnischen Bewohner Englands ermordet werden sollten, wobei auch Gabelbarts Schwester Gunhilde ums Leben kam. Zu Hunderten wurden die dänischen Wikinger, die sich im mittelsüdenglischen „Danelag" niedergelassen hatten, aus ihren Häusern auf die Straße gezerrt und dort niedergemetzelt. Was Æthelred zu dieser Gräueltat verleitete, waren der von den Bischöfen angestachelte englische Hass gegen die heidnischen Dänen und die Hoffnung auf Unterstützung aus der normannisch besiedelten Normandie. Als 1009 eine große dänische Flotte unter dem Jomsburg-Wikinger „Thorkell der Großen“ England mit Krieg überzog, ordnete Æthelred umfangreiche christliche Rituale an, um des Christengottes Beistand zu erhalten. Das half ihm aber nicht, der Süden Englands wurde von den Dänen geplündert und verwüstet. Der Nachfolger Svens I. als König seines Nordseereiches wurde sein ältester Sohn Harald II. Nach dessen Tod 1018 herrschte sein zweiter Sohn „Knut der Große“ über Dänemark, England und Norwegen.
 
http://www.visitdenmark.com/denmark/tirslund-plantation-tirslund-rock-gdk609550
 
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Der „Viking Song“ vermittelt ein Gespür für die altechte Seelenlandschaft des Nordens. Und „Herr Mannelig“ ist hier eine wunderschön gesungene schwedische Ballade im mittelalterlichen Stil. Sie handelt in der üblichen kirchenchristlich verfälschten Art und Weise von einer Trollin, die Herrn Mannelig überreden möchte, sie zu heiraten. Sie würde ihn dafür mit Geschenken überschütten, doch er lehnt ab, weil sie keine Christin ist. Darauf bemerkt sie, bei einer Heirat „wäre sie von ihrer Qual befreit gewesen“, was z. B. heißen könnte, dass sie bei einer Heirat mit einem christlichen Mann eine unsterbliche Seele bekommen hätte. In den echten Urfassungen solcher Legenden ging es um das genaue Gegenteil, nämlich um den Seelenverlust durch die Hingabe an das das alte Heil schmähende volksfremde Kirchenchristentum. Der Hörgenuss bleibt davon ungeschmälert. Die wunderbare Lautung der nordischen Sprachen ist eine Seelenlabsal für jeden Heiden und Runenfreund.