Fibel von Oberweimar
(ähnlich auch der Fund von Weimar, Meyer-Friesstraße)
 
Thüringische Fibel (Gewandspange) in Bügelform mit halbrunder Kopfplatte und fünf halbplastischen Knöpfen. Ornament in Kerbschnitt. Solche Fibeln gehörten schon zur bronzezeitlichen bis zur mittelalterlichen Frauentracht und dienten zum Verschluss der Kleidung. Für gewöhnlich wurden sie paarweise getragen.
 
GERMANISCHE FIBELN
 
Germanische Fibeln sind Kleinodien,
schildern die ganz großen Odien,
sie bebildern frommes Denken,
können uns viel Einsicht schenken.
 
Die Spangen waren Amulette,
gehörten einst zur Etikette,
hatten gleichgut zwei Funktionen,
die in einem Schmuckstück wohnen.
 
Einmal hielten sie Gewänder,
fest zusammen, Mantelränder,
zum anderen aber Huld und Heile
über eine Lebens-Weile.
 
So waren es Bekenntnis-Broschen,
bis die Sitte ward erloschen,
zeigte man auf seiner Fibel,
die eigene kleine Heiden-Bibel.
 
Zahllos sind die Fibel-Funde,
reichhaltig deren Ahnen-Kunde,
wenn wir sie zu deuten lernen,
stoßen wir zu Glaubens-Kernen.
 
Die Sprache der Fibeln
 
Die germanischen Fibeln, mit denen das Gewand etwa im Schlüsselbeinbereich gehalten wurde, waren zwar zunächst nüchterne Gebrauchsgegenstände, doch schon wegen ihrer auffälligen Sichtbarkeit auch immer ein Schmuckstück. Die Schmuckformen entsprachen den gängigen Vorstellungsmustern der damaligen Menschen und das waren im Kern eigentlich immer religiöse. Das heißt, man nahm auch im Schmuck Bezug auf Bekenntnis- und  Heilserwartungs-Gedanken. In Zeiten ohne Krankenkassen und Wellness-Sanatorien war man bedacht, sich gegen die vielfältigen diffusen Gefährdungen möglichst zu feien. Dieses Unterfangen verstand man auch durch versteckten oder zur Schau getragenen Heilssymbolismus im Sinn von persönlichen Amuletten. Auch die Fibeln hatten Amulett- also Schutzfunktionscharakter, man darf ruhig sagen, dass ihnen die Eigenart von Schutzzauber-Trägern zugemessen wurden. Man muss die Fibel-Symbole genau bewerten, um ihre Bedeutungen herauszufinden; sie sind wahre Fundgruben des altreligiösen Denkens unserer Vorfahren.
 
Die Fibeln wurden so getragen, dass der Fibelkopf mit den 5 Knubbeln nach oben deutete. Er stellt das  plankonvexe Anschauungsbild des Himmelsgewölbes dar. Auch die 5-Zahl nimmt bekanntlich Bezug auf himmlisch-kosmische Ideenbilder, wie es von der pythagoreeischen Zahlensprache überliefert ist (Pentagramm). Aber die 6-Zahl stand für viele Schulen die kosmische Gesamtheit, und so zeigt auch unsere Fibel - zusammen mit dem Wolfskopf-Fuß - grobvisuell den Sechszack bzw. das Hexagramm. Über die antike ODING-Runen-Zeit hinaus, bis ins Mittelalter, blieb die 6 im germanischen Mythos bedeutsam. Die 24 germanischen Runen - als Kosmos-Bausteine - ergeben in der Quersumme (QS) 6. Im Himmelsfeld ist die Doppelspirale zu sehen, die von mir als Sonnen- und Jahrens- bzw. Zeitsymbolik erkannt und beschrieben wurde. Im Fibelsteg sind drei Sonnen-Zeichen (Sowilo-Runen) untereinander eingearbeitet. Die Sowilo-Rune, in rechtsbeginnender ODING-Reihenfolge, trägt die Zahl 9, welche als Synonym für die Sonne (das Licht) gebraucht wurde, wie z.B. in dem Wort vom Neunmalklugen, dem besonders sonnenhellen Kopf. 3X9 ergibt 27 mit QS 9.
 
Die 27 trägt aber eine Bedeutung welche das Himmelskuppel-Sinnbild des Fibelkopfes unterstreicht. In der ario-indischen Astrologie Jyotiha wird die Ekliptik in 27 lunare Sterngruppen (Nakshatras) eingeteilt. Nach Pythagoras und Platon repräsentieren die hl. Zahl 3 in der dritten Potenz (d. h. 27) den Kosmos. Nach der chinesischen Harmonielehre des Feng-Shui soll man, um Geld zu sammeln, im Haus 27 identische Münzen halten. Gemäß der alten Inka-Kultur gab es 27 Straßen nach dem mythischen Ort Eldorado. In der hebräischen Kabbala, die auf altreligiöse iranische und hellenistische Gnosis-Strömungen zurückgeht, soll es 27 Buchstaben geben, entsprechend 27 Kanäle der Zwiesprache mit Gott, sowie 27 Kombinationen der Namen Gottes -13 offene und 14 verdeckte. Wie das erklärt wird, wo das hebräische Buchstaben-System nur 22 Konsonanten-Zeichen besitzt, ist mir allerdings schleierhaft. Jedenfalls hat die Zahl 27 offensichtlich auch in der germanischen Geisteswelt eine gewisse Rolle gespielt.
 
Nach unten weist bei vielen Fibeln der sog. Wolfskopf, der wohl auf das Abgründige, nämlich den Lichtgefährder, den Sonnenwolf hinweisen soll, im Sinne von: Vergesst nie, dass alles Gute, alles Germanisch-Lichte vom ewigen Widersacher bedroht ist ! Wer nicht kämpfen will, in dieser Welt des Ringens, verdient das Leben nicht ! Und: Wenn die Guten nicht kämpfen, siegen die Schlechten ! Der Wolfskopf ist als die polare Macht - die dem Sonnenkosmos (Fibel-Kopf) entgegengesetzte Enerie - kenntlich gemacht. Ein ganzes symbolträchtiges kleines Weltbild offenbart sich aus der Betrachtung der Thüringischen Gewandspange -, gleich einer heidnischen Bibel (Buch) für den Alltagsgebrauch.