Göttin Frija-Freya von unbekanntem Künstler
 
HEILIGE FRIJA
 
Heilige Frija, deutsche Mutter-Gottes,
nimm Deine treuen Kinder in die Huth,
hilf ihnen sich in Zukunft zu bewahren,
schütze das Volk aus Deinem Blut.
 
Heilige Frija, deutsche Mutter-Gottes,
verzeihe Deinem Volk das Narrentum,
dass es erlag der List und der Gewalt
und Lieder singt, zu einer Mirjam Ruhm.
 
Heilige Frija, deutsche Mutter Gottes,
nur ungehörig ist das dummerhafte Lob,
für jene Mutter jenes Zimmermanns,
die Küchenmagd, die man zur Göttin hob.
 
Heilige Frija, deutsche Mutter-Gottes,
Du bist die wahre Herrin der Natur,
Du schenkst das Leben, ebenso den Tod,
Dein Wesen waltet nur in Wald und Flur.
 
Heilige Frija, deutsche Mutter-Gottes,
Du bist des Liebes-Glückes Spenderin,
weihe die Wonne und aus ihr die Frucht,
mehre den Wohlstand, segne den Gewinn.
 
Heilige Frija, deutsche Mutter-Gottes,
nur Eines gibt es was Du nicht verzeihst,
die Sünden wider Dein Naturgesetz,
das alles Starke, Geist-Gesunde preist.
 
Heilige Frija, deutsche Mutter-Gottes,
Dein trauter Gatte ist der Sinn, der Od.
O bitte ihn, dass er uns nie verlässt,
im Leben nie und auch nicht nach dem Tod.
 
 
Urgerm. Muttergöttin Frija gilt in altdeutscher Religionsmythologie als Frau vom Geistgott Od. Als Ur-Gebärerin ist sie die Mutter alles Guten mit dem man Gott gleichsetzte. Frija, Freia, Freya, Freyja (altnord. „Herrin“), „Birke im Goldschmuck“ (die 7. ODING-Rune ist ihr Birken-Zeichen) sind die Namensformen der eddischen Wanen-Göttin, zuständig für Liebe und Ehe. Die eddische Lehre von der Dichtersprache, das Skáldskaparmál, will ein Lehrbuch für die nordisch-mythologische Skladendichtung sein. In Skáldskaparmál 31 (Thule Bd. XX, S. 177) steht: „Daher wird die Frau umschreibenderweise durch alle weiblichen Baumnamen bezeichnet, und in Skálds. 184, S. 207, wird ein Umschreibungsbeispiel gegeben, nämlich, dass „Goldrings Birke“ die Frau meint welche einen Goldring trägt. Den Namen „Birkenmonat“ benutzt man für den Frühlingsmonat März in Tschechien und der Ukraine. In Ostpreußen bzw. Preußisch-Litauen war der April neben „sultekis“ (Birkenmonat) auch „geguzinis“ (Kuckucksmonat). Bei den Slaven gilt als „Birkenmonat“ bald der März, bald der April. Die Birke ist in Mythologie und Esoterik der Inbegriff des Weiblichen, was zu ihrem deutschen Namen „Frauenbirke“ geführt hat. Die Vorstellungen von Frühling, Frohsinn, Gesang und Birken gehören zum Monat Mai, dem „Birkenmonat“, denn der Maibaum ist der Regel eine Birke, was zu den deutschen Begriffen Maibirke und Maye geführt hat. Birkengrün empfing die Brautpaare an den Kirchenpforten und an der Haustüre. Heiratsanträge vollzog man brauchtumsgemäß, indem der Brautwerber der Angebeteten eine Birke vors Haus stelle. Festumzüge werden vom holden Birkengrün gesäumt. Ganz nahe verwandt ist die Frija mit der keltischen Brigid/Brigid/Bride oder Brigantia (von „bright“ = hell, leuchtend), sie ist die dreigestaltige große Göttin, die Tochter des Himmelsgottes Dagda. In der keltischen Tradition wird meistens Sonnenuntergang des 1. Februar bis zum Sonnenuntergang des 2. Februar das Fest der Göttin Brigid („Am fheill Bride“) gefeiert. An „Imbolc“ reitet sie auf einem Hirsch über das Land, weckt die schlafenden Samen und rüttelt an den Bäumen, so dass noch augenfälliger die Säfte zu fließen beginnen. Sie ist auch die Göttin der Poesie und der Inspiration, der Barden, Musiker, Kunsthandwerker und der Schmiedekunst, Patronin der Hebammen und Gebärenden sowie Hüterin der Heilquellen. Nach ihr wurden Flüsse (Braint) oder Städte (Braganca u. Bregenz) benannt. Ihre Attribute sind der Schwan und die Birke.
 
Der Göttin Kultnamen waren: Vanadis, Mardöll, Menglada, Hörn, Gefn, Syr. Freya gilt als die „berühmteste der Göttinnen“ (Gylfaginning 23). Sie gehört mit ihrem Bruder Frey (gemeingerm. Frō bzw. Ingo-Frō) zu einer älteren Verständnisschicht als die eddischen Ausformungen des Mittelalters. Frija und Frō bedeuten also Herrin und Herr. Gatte der Frija-Freia-Freya ist in der eddisch-altnord. Mythologie der Urgeistgott Oðr bzw. gemeingerm. Oð/Od, so dass diese stehengebliebene Form als ein Urstück der germanischen Mythologie anzusehen ist. Frija-Freya gilt als die Göttin der Fruchtbarkeit und des Frühlings, des Glücks und der Liebe, sowie als Lehrerin des Zaubers (altnord. seiðr). In der Gylfaginning tritt sie auch als Trauernde auf, die goldene Tränen weint, als ihr Gatte Oðr fortfährt. Als spätere, dem Gott Od nachgeordnete Schichtung, ist anzusehen der Wôðanaz, Wodinaz, Uuoden, Wuotan, Wōdan, Godan, Guodan, Óðinn, Odin. Auch Odin gilt als Wanderer (Gangari / Ganglari, der Wanderer / Wandermüde), wie jeder Geist- und Beseelungsgott als Wanderer-Wind zu verstehen ist. Dass der Geist-Seelen-Gott zum Inspirator von Dichtung, Runen (Schriftgeheimnis), Magie und Ekstase werden muss, versteht sich von selbst. Frija-Freya unterscheidet sich von der eddischen Asen-Göttin Frigg/Frigga, als deren Gatte Odin gilt. Der Umstand, dass die alte germ. Muttergöttin, in den sprachlichen Formen Frija und später Freya, zu Od-Oðr gehört, nährt die Vermutung, hierin eine tradierte, womöglich die ursprüngliche religionsgeschichtliche Schichtung zu erblicken, welcher ein Audinaz / Ōdinaz angehörte, aus dem Wōđinaz/ Wōđanaz erst erwuchs, und nach dem germ. Anlaut-Schwund des „w“ im ca. 4. Jahrhundert, ein Odin erstand. Ganz natürlich blieben viele Parallelen bestehen bei den Frauen vom älteren Od und jüngerem Odin, also zwischen Frija-Freya und ihrer späteren Form Frigg. Odins Name leitet sich von dem urgermanischen Wōđinaz, Wōđanaz ab und ist mit óðr verwandt, was Seelenerregung, Wut (mhd. minnewut) oder Dichtung bedeutet.