Edda vor dem Horus-Falken vom Edfu-Tempel, 1991
 
Keine Angst, der Falke ist ein Braver
 
Mit dem Tempel-Falken von Edfu
 
Falkengott Horus von Edfu
Karnak-Tempel, Luxor, 1991
 
HORUS-FALKE
 
Gelb ringelt sich Dunst ums Säulengestein,
blutrot stiert die Sonne aus Westen,
Pharaonen-Köpfe, sie starren darein,
träumend von schimmernden Festen.
 
Breit wabert der Nil im goldigen Glanz,
an den Rändern langhalsige Reiher,
sie äugen still, nach des Tages Tanz,
hinüber, zum scheidenden Weiher.
 
Er geht dahin, wie in Blut getaucht,
das West-Meer reckt schon die Arme,
da der Sonnensohn die Kräfte verhaucht,
dass es nunmehr sich seiner erbarme.
 
In nächtige Wogen sinkt er hinab,
die Welt steht am Ufer und trauert,
doch endet kein Leben mit Tod und Grab,
auch wenn es im Sterben erschauert.
 
Die Sonnenbarke ist bergend bereit,
im nur scheinbar trostlosen Grunde,
ihr Raum ist für Sonne und Seelen weit,
davon gibt es sichere Kunde.
 
Ein neuer Morgen erwacht bestimmt,
der Horus-Falke wird fliegen,
unsterblich die Lunte des Lebens glimmt,
des Lebens Flamme wird siegen.
 
Du, Horus, bist uns der treue Garant,
für das kommende Große Beginnen,
mit zahllosen Namen wirst Du benannt,
Deine segnende Kraft zu gewinnen.
 
Horus (Horos / Hor / „Hor-Apollo“) ist einer der Hauptgötter in der frühen Mythologie der Altägypter. Ursprünglich ein Himmelsgott, war er außerdem Königsgott, ein Welten- oder Lichtgott und Beschützer der Kinder. Er wurde in menschlicher Gestalt mit Falken-Kopf oder als Falke dargestellt, die zuweilen eine Doppelkrone tragen (Herr von Ober- und Unter-Ägypten). Es findet sich das schöne Motiv des Horus-Knaben auf dem Schoß der stillenden Mutter Isis. In hellenistischer Zeit wurde er dem griech. Apollon gleichgesetzt. Horus hat in der religionsgeschichtlichen Entwicklung zahlreiche Veränderungen erfahren: Es entstanden unterschiedliche Wesensformen in Falkengestalt, die jeweils in einen eigenen Mythos eingebettet sind und deswegen unterschiedliche Eigenschaften und Kultorte haben. Das älteste Wesen des Gottes Horus war jedoch das eines Himmelsgottes. Die beiden Himmelskörper Sonne und Mond galten als die Augen des Gottes, wobei das rechte Auge das Sonnenauge und das linke das Mondauge ist. Um beide Augen ranken sich etliche Mythen. In seiner Bedeutung als Emblem eines siegreichen Volkes avancierte Horus zum Kriegsgott und zum kriegsbringenden Führer. In römischer Zeit wurde Hous folgerichtig gern als Legionär dargestellt. Die Ägypter sahen in ihrem König die irdische Verkörperung des Horus. Dadurch, dass die Pharaonen auch den Gott Re verehrten, kam es zu einer Gleichstellung des Horus mit der Sonne. Schließlich verschmolz der Sonnen-Horus mit dem Totengott Osiris, als dessen Sohn er geschaut wurde. Auch der nordische Sonnengott Frō-Freyr ist als Sperber versinnbildlicht worden.