22.03.2022
 
 
Zeichnung von Magda Scholz, „Hexensabbat“, 1928
 
HEXENSABBAT
 
Hexensabbat - Maienrausch,
wenn die Wachtumskräfte tanzen,
die sich heben, hochzustreben,
auf ihr Glühen, hin zum Ganzen.
 
Hexenschenkel - Hexenbesen,
wie sie sich im Fluge recken,
auf, zum großen Fest der Sinne,
Sommerzeiten zu erwecken.
 
Hexensabbat auf den Bergen,
weiter mit des Himmels Fergen,
auf den heiß erhofften Booten,
die nach Sternenlichtern loten.
 
Durch die Wirbel, durch die Böen,
in das große Licht der Höhen,
geht auch alles Hexenstreben,
aus der Weiber Wahn und Weben.
 
Die erwuchsen aus dem Sehnen,
altem, weisen Glaubens-Wähnen,
aus dem Geist der Runen-Oden,
ihres Herrn und Meisters Woden.
 
Zum Teufelsspuke ist verkommen,
das Zerrbild aller Kirchenfrommen,
die ihren Trug mit Pferdefüßen
als beliebtes Schrecknis grüßen.
 
Drum lasst Hexensabbats-Treiben,
in diesem Sinne ehrhaft bleiben,
begeistern seine Weibs-Geschöpfe,
bis heute doch die Männerköpfe.
 
 
HEXENTREIBEN IM HARZ
 
Wenn im Harz Hexen auf ihren Besen fliegen und Teufel ihren Dreizack schwingen, ist klar: Die Walpurgnisnacht steht vor der Tür. Urlauber und Neugierige, die Ende April in den Harz verreisen, bekommen hier an vielen Orten Hexen-Puppen zu Gesicht, die an Laternen baumeln oder an Hauswänden und Bäumen hängen. Beim Fest der Hexen in der letzten Aprilnacht des Jahres dreht sich alles um dunkle Mächte und geheimnisvolle Mythen. Zahlreiche Ortschaften rund um den Brocken veranstalten traditionell Walpurgisfeiern ganz im Zeichen des mystischen Hexenkults.
 
Vielerorts begeistert der Teufelskult als Mischung aus Magie und Brauchtum Besucher und Gäste jeder Altersgruppe, egal ob klein oder groß. Die Walpurgisnacht ist für Familien mit Kindern ebenso wie Paare oder Einzelne ideal geeignet, denn die über 30 Orte der Harzregion bieten ganz unterschiedlichen Angebote, darunter Festumzüge, Mittelaltermärkte und in einigen Orten die Wahl der Maikönigin. Während der Kurpark in Hahnenklee-Bockswiese nachts im Lichterglanz erstrahlt, wird vor dem Kranicher Teich ein wunderschönes Feuerwerk dargeboten. Musikliebhaber können sich zu Walpurgis im Harzgebirge besonders freuen, denn in der Herberge auf dem Brocken wird Goethes Faust in Form einer einzigartigen Rockoper aufgeführt.
 
Viele Besucher nutzen allerdings auch die Harzer Schmalspurbahn, um zum bekannten Hexentanzplatz zu gelangen, wo sie ein spannendes Bühnenstück- und Unterhaltungsprogramm erwartet. Es wird deutlich: Die Walpurgisnacht im Harz hat für jeden etwas zu bieten. Das Walpurgisfest im Harz ist traditionell bereits seit mehreren hundert Jahren fest verankert und soll den Winter endgültig vertreiben und gleichzeitig den Frühling mit Frohsinn begrüßen. Die Historie des altdeutschen Festes reicht zurück bis in die vorchristliche Zeit, wobei angenommen wird, dass die damaligen Einwohner des Harzes bereits vor mehr als 1.000 Jahren ein solches Frühlingsfest feierten, zu dessen Anlass Opfergaben an den Germanengott Wodan erbracht wurden. Neben der feierlichen Begrüßung des Frühlings diente das Fest durch Verkleidungen und Masken ebenso der Vertreibung böser Geister. Schenkt man der Sage glauben, so versammeln sich jedes Jahr Hexen oberhalb des Bodetals am Hexentanzplatz bei Thale, um von dort aus gemeinsam zum Brocken zu fliegen und sich dort mit dem Teufel (dem verteufelten Germanengott) zu vermählen. Beim eigentlichen Treffpunkt des Hexenfestes angelangt, tanzten alle Hexen um das Feuer und das teuflische Treiben nahm seinen Lauf. Durch die Vermählung mit dem verleumdeten Teufel sollten die Hexen die magischen Fähigkeiten der Zauberei erlangen. Ganz gleich, welchen Wahrheitsgehalt man der Sage zuschreibt, das Frühlingsfest heidnischen Ursprungs ist bis heute über die Grenzen des Harzgebirges hinaus bekannt. Es wurde von den damaligen Vertretern der neuen Religion im Zuge der Christianisierung versucht, das Brauchtumsfest an die neuen Umstände anzupassen, was jedoch nicht gelang.
 
Den damaligen Missionaren war es besonders wichtig, alles Heidnische zu verdammen. Dennoch erfuhr das Fest, welches seine Bekanntheit vor allem durch Goethes „Faust“ erlangte, im Laufe der Jahrhunderte einige Wandlungen. Wie genau es die alten Germanen feierten, lässt sich heute hingegen nur vermuten. Erstmal offiziell organisiert wurde eine Walpurgisfeier im Jahr 1896, woraufhin es Feiernden ab dem Jahr 1899 sogar möglich war, den Brockengipfel mit der Brockenbahn zu erklimmen, bis schließlich ab dem Jahr 1901 Fürst von Stolberg-Wernigerode die mystischen Feierlichkeiten verbot. Dies führte schließlich dazu, dass in der Folgezeit immer mehr Harzer Orte und Städte jährlich stattfindende Feiern am Vorabend des 1. Mai veranstalteten.
 
Zu Zeiten der Teilung Deutschlands fanden in der damaligen DDR keinerlei Walpurgisfeiern statt. Erst nach dessen Ende wurden im östlichen Teil des Harzgebirges wieder Feiern und Treffen im Stil von Hexen und Teufeln veranstaltet. Das Walpurgisfest entwickelte sich schließlich im Laufe der Zeit zu einer Tradition mit Volksfestcharakter, die bis heute jährlich circa 100.000 Besucher im Harz begeistert. Der Hexentanzplatz zählt sicherlich zu einem der bekanntesten Ausflugsziele im gesamten Harz. Das geschichtsträchtige Plateau bei Thale im Harz ist schließlich genau jener Ort, an dem sich der Sage nach am 30. April die Hexen treffen, um von dort aus nach ihrem rituellen Tanz weiter zum Brocken zu ziehen und dort die Hand des Teufels anzuhalten. Wenig verwunderlich ist es also, dass der Hexentanzplatz gerade zur Walpurgisnacht ein Magnet für zahlreiche Besucher ist, die das Frühlingsfest in den Bann zieht. Ein echtes Erlebnis erwartet Dich hier in einer Nacht voller Aktionen, Feuerwerke und Laser-Erlebnisse umgeben von tausenden zum Teil als schaurige Teufel, Hexen oder Fantasiewesen verkleideten frohen Menschen.