02.08.2023

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Mein Vater Karl Hess (1902-1996)

WER BIN ICH ?

Ich lese die Edda und kein Brevier,
was ist mit mir, wer bin ich nur,
ich suche zu mir selbst die Spur,
aus dunklem Einst zum Jetzt und Hier.

Mein kluger Vater wusste viel,
dagegen war ich stur und dumm,
das minderte mir nicht Mut und Mumm;
ganz nebelhaft sah ich mein Ziel.

Mein Alter bestand auf Algebra,
doch ich begriff nicht einen Satz,
das blieb mir ein verborgener Schatz.
Mir wurd‘ zum Trost ein Traum gewahr.

Ich taug‘ nicht viel, bin unbegabt,
wie ich mir bitter eingestand,
fehlt mir der logische Verstand;
nur eins‘ hat meine Seel‘ gelabt.

Der Vater rief: „Wach auf, Du döst,
verschlaf‘ nicht Deine Lebensfrist,
indem Du nur am Träumen bist,
mit Dir endet’s noch allerböst !“

„Nein“, rief ich aus kindlichem Trotz:
„Ich kläre mal ein Rätsel auf,
krön‘ damit meinen Lebenslauf,
ich bleib‘ nicht eh ein fauler Klotz !“

Mein Vater schüttelt' nur den Kopf,
er nahm mich nie so ganz für voll
und meinte stets: „Der Kerl ist toll,
hat Flausen nur da unterm Schopf !“

Hab‘ längst der Rätsel viel‘ geknackt,
Gold-Diskus, Runen, Irminsul,
lieg‘ froh in meinem Schaukelstuhl,
hab‘ auch manch‘ Ehrung eingesackt.

Was wohl mein strenger Vater meint,
der oben aus den Himmeln schaut,
zu schimpfen sich nicht mehr getraut,
auch sicher nicht mehr um mich weint ?

 

„Es wird dem Menschen ein Bedürfnis, seine eigene Situation im Dasein zu verstehen. Der Mensch stellt an sich Fragen, die seine Existenz angehen. Wir besitzen einen zoroastrischen Kateschismus in Pahlavi, in welchem man verschiedene solche Fragen findet:

Wer bin ich?
Wem gehöre ich?
Woher bin ich gekommen?
Wohin kehre ich zurück?

Diese Fragen werden auf folgende Weise beantwortet:

Aus der himmlischen Welt bin ich gekommen
und durch die materille Welt bin ich nicht entstanden.
Ich gehöre Ohrmizd, nicht Ahriman, den Engeln, nicht den Teufeln,
den Guten, nicht den Bösen.“

(WZKM XX, S. 238; Pandnämak 3 u. WTKM XX, S. 241 f; Pandnämak 5 - Geo Widengren, S. 418 f, in „Der iranische Hintergrund der Gnosis“, 1952, aus „Gnosis und Gnostizismus“, 1975)

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Titel einiger meiner Abhandlungen:

DIE ZAHLENSPRACHE DES SONNENWAGENS VON TRUNDHOLM

Endgültige Lösung der Runenfrage

RUNENRÄTSEL von ROSENGAARD

 LÖSUNG DES IRMINSUL-RÄTSELS