Erklärungen und Darstellungen zum Fund der Helme von Negau und etruskische Schriftzeichen aus „Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich“, Bd. 7, Tafel I., 1851
Text von Seite 208 f: „A. B. Bronzehelm von Negau (Steiermark). - »In den ersten Tagen des J. 1812 fand der Bauer Georg Slatscheg von Negau (einem Dorf südlich von Radkersburg im Marburger Kreise der untern Steiermark, unweit der Römerstrasse von Poetovio - Pettau – über ad vicesimum - Radkersburg - und Arrabona - am Raabfluss - nach Carnuntum) in einem abgestockten und zum Ackerfeld umgebrochenen Waldfleck zwanzig schön patinirte Bronzehelme, von denen durch die rechtzeitige Aufmerksamkeit des damaligen Directors des K. K. Münz- und Antikenkabinets, des bekannten Numismatikers Franz Neumann (+ 1816) siebzehn zur Disposition des Antikenkabinets gestellt wurden. Dasselbe behielt zwölf Exemplare, darunter die beiden mit Inschriften versehenen; die übrigen fünf wurden dem neugegründeten Johanneum zu Gratz übergeben. « So die gefällige aus den Acten des Kabinets geschöpfte Mittheilung des Herrn Joseph Bergmann, durch die es überflüssig geworden ist die übrigen zum Theil ungenauen Angaben über den Fundort zu wiederholen.“
Hormayr Wien, seine Geschicke u. s. w. 1823 I. 2. 143 (nur die Linearinschrift); v. Steinbüchel in der Steiermärkischen Zeitschrift Gratz 1826 Heft 7. S. 48-60, wo vier Helme auf Taf. III getreu abgebildet sind; Muchar Gesch. der Steiermark Gratz 1844 Bd. I. S. 446; Micali mon. ined. Fir. 1844 p. 331 tav. 53; Giovanelli ant. scop. presso Matraj p. 47 tav. II. Ich kann von diesen Schriften augenblicklich nur Hormayr und Giovanelli einsehen. Die von Giovanelli publicirte sorgfältige Zeichnung habe ich wiederholen und meine Tafel von dem erfahrenen und genauen Herrn Albert Schindler durch gütige Vermittlung des Herrn Bergmann sorgfältig mit dem Original collationieren lassen, weshalb es zulässig schzien die ohnehin unbedeutenden Varianten der älteren Publicationen zu übergehen, - Dass die Inschrift eine doppelte und jede in verschiedener Richtung zu lesen ist, fällt in die Augen. – Ausser den bekannten Helmen mit Inschriften, die in Olympia gefunden worden sind (C. I. G. n. 16.29. 30. 31.) wüsste ich kaum andere Inschriften von Helmen anzugeben als etwa A’ N’ L auf Helmen von Brindes (revue arch. 1844, 262) und Q. COSSIO auf einem jetzt in München aufbewahrten (Hefner röm. Baiern. n. 386)."
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Dazu WIKIPEDIA:
„Ein Negauer Helm ist eine eisenzeitliche Helmform, benannt nach dem 1811 entdeckten Helmdepot in Ženjak nahe dem Weiler Obrat, in der damaligen Herrschaft Negau, heute Negova, Slowenien. -- Im Depot fanden sich 26 Helme aus dem 5. bis 2. Jahrhundert v. Chr., sodass die Entstehungszeit dieser Helme über 300 Jahre auseinander liegt. -- Diese Helmform der Eisenzeit entwickelte sich um die Mitte des 6. Jahrhunderts v. Chr. aus den Buckelhelmen mit Kehle, die vorwiegend im Picenum hergestellt und verbreitet waren. Später verlagerte sich die Herstellung der Negauer Helme aber nach Etrurien, in den Alpenraum und nach Slowenien. Ausgrabungen in Idrija bei Bača zeigten, dass die Helme im Südostalpenraum bis ins letzte Jahrhundert v. Chr. in Gebrauch waren. Inzwischen sind ca. 340 Helme bzw. Helmfragmente der verschiedenen Typen der Negauer Helme bekannt."
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„GENIUS - Gesellschaft für freiheitliches Denken“ (Bernd Stracke) schreibt: „Die weltberühmten Helme von Negau -- Im Zuge der Ernennung von Marburg an der Drau zu einer der beiden Kulturhauptstädte Europas 2012 (neben Guimarães in Portugal) rückte heuer auch das 30 Kilometer weit entfernte 320-Seelen-Dorf Negova, das bis 1945 Negau hieß, ins Zentrum historischen und archäologischen Interesses.
Zum einen wegen der 1811 ausgegrabenen legendären Negauer Helme, zum anderen wegen des 1425 errichteten und teilweise frisch restaurierten Schlosses Negau. Der Autor dieses Berichts, durch seine Vorfahren, die über zwei Generationen hindurch Domänendirektoren in Negau waren, mit dieser alt-untersteirischen Region familiengeschichtlich und daher emotional verbunden, begab sich auf Spurensuche. -- Die Helme -- Verschwörerisch zwinkert Pfarrer Josef Horvath mir, seinem frühen Fahrgast, zu, als er vor dem Eingang der Negauer Marienkirche die Tür seines Kleinwagens öffnet. Der Pfarrer, der klarstellt, dass er trotz seines ungarischen Namens Slowene ist, spricht ausgezeichnet Deutsch. Was Horvath mir zeigen wird, ist – noch – exklusiv: Er will mich geradewegs zur Fundstelle der weltberühmten Negauer Helme führen. Lang hat er nicht Zeit, denn er muss um acht Uhr die Frühmesse lesen. Aber es ist Sommer und der Morgen bricht früh an. Zunächst ist die einspurige Straße, die sich kurvenreich die Windischen Bühel entlang windet, noch asphaltiert. Einzelne Bauernhöfe, wogende Felder, kleine Mischwaldabschnitte mit Buchen, Birken und Edelkastanien. Ab und zu ein krähender Hahn. Dann beginnt der rurale, unasphaltierte Bereich. Flurtafeln werden seltener. Der Weiler St. Benedikten, dessen Pfarre Josef Horvath mitbetreut, ist noch beschildert, ebenso Staingrova, das frühere deutsche Stanglberg. Ženjak lautet eine weitere Ortstafel, vielleicht eine Gehstunde von Negova entfernt. Horvath biegt gleich dahinter in einen schmalen abschüssigen Holzbringungsweg ein, zieht die Handbremse an, stellt den Motor ab: Angekommen. -- Der heutige lichte Laubwald war ein zur gräflich Trauttmannsdorffschen Herrschaft Negau gehörender Frischacker, als der Landarbeiter Jurij Schlatschek vor 201 Jahren beim Versuch, einen Apfelgarten anzulegen, auf etwas Hartes gestoßen war. Nein, es war kein Schatz im herkömmlichen Sinn, den der Landarbeiter entdeckt hatte. Es kam „nur“ ein alter Bronzehelm zutage, mit seltsamen Schriftzeichen versehen. Dann noch einer und noch einer und wieder einer. Unweit der ersten Fundstelle kamen auf einem noch steileren Waldstück weitere Kopfpanzer zum Vorschein. Insgesamt umfasste die Ausgrabungsbeute schließlich 26 Helme. Jurij Schlatschek brachte seinen Fund in die Stadt Marburg an der Drau und veräußerte dort 25 Helme an den Kupferschmied Johann Denzl. Bald danach kaufte das Grazer Landesmuseum Joanneum 17 dieser Helme an – oder bekam sie geschenkt. So genau legt sich die Museumschronik nicht fest. Im folgenden Jahr 1812 erreichte die Nachricht von dem Fund die k. und k. Hofkanzlei in Wien, die nach dem damaligen Gesetz Anspruch darauf erhob und sich alle Helme in die Hauptstadt des Kaiserreiches liefern ließ. -- Von Mund zu Mund wurde die geografische Lage der beiden Fundstellen bis zum heutigen Tag weiter überliefert, auch an Pfarrer Horvath, und letztlich auch an slowenische Archäologen, die das Areal vor kurzem mit Hubschraubern überflogen und Bodenformationen ausmachten, die darauf schließen lassen, dass in der Gegend von Negau noch mit weiteren, möglicherweise sensationellen archäologischen Entdeckungen zu rechnen ist. Immerhin schließt die englische Wikipedia-Fassung, die über die Negauer Helme kurioserweise in mancher Hinsicht detailliertere Auskunft gibt als die deutsche, die Lexikoneintragung mit dem kryptischen Satz: „Die Stelle wurde niemals richtig ausgegraben“. Unter anderem wird vermutet, so verrät mir der Pfarrer, dass eine heute als Weide dienende kegelförmige Hügelkuppe wahrscheinlich von Menschenhand stammt. Staatlicherseits seien, versichert Horvath, bereits die Anbringung von Hinweistafeln für interessierte Touristen und Geländeabsperrungen zur Verhinderung allfälliger Plünderungen durch Hobby-Archäologen in Vorbereitung. Ich sei bestimmt einer der letzten, die hier ungehindert Zugang hätten. - Unter diesem Hügel werden Reste keltisch-germanischer Besiedlung vermutet. - Die Negauer Helme sind so charakteristisch gefertigt, dass sie für einen ganzen Rüstungstyp namengebend wurden. Die – eher karge – Fachliteratur beschreibt folgende Details: Krempe, eine steile hohe Kalotte (Kugelkappe) und eine „Kehle“ an der Kalottenbasis. An der Unterseite der Krempe konnte offenbar ein Futterblech befestigt werden, das das Helmfutter halten sollte. Die Helme sind mit gestempelten Kreisaugen, Palmetten, Rechtecken, Kammstempeln, Zickzackmustern und Strichen verziert. Wahrscheinlich waren an letzteren ursprünglich Rosshaarkämme gefestigt. Der Negauer Fund enthält, so ergaben Analysen, zwei Helmvarianten mit unterschiedlicher Datierung: Die ältere Gruppe bilden die Helme der Gruppe Vace, die Prof. Dr. Markus Egg in die zweite Hälfte des 5. und an den Anfang des 4. vorchristlichen Jahrhunderts einordnet. Die Helme der Variante Idrija (deutsch: Idria) sind nach einer Gemeinde bzw. Stadt in der slowenischen Region Goriška benannt und wurden im 4. und dann erst wieder im 1. vorchristlichen Jahrhundert hergestellt. Die gemeinsame Deponierung verschiedener Helmvarianten könnte auf einen Trophäen- oder Kultplatz hinweisen. Professor Egg zu „Genius“: „Ich habe wegen der Verbreitung der Inschriften der späten Negauer Helme vermutet, dass dieser Kultplatz möglicherweise nicht im Umfeld von Negau, sondern irgendwo im italienisch-slowenischen Grenzgebiet gestanden haben könnte.“ -- Wissenschaftlich weitgehend gesichert scheint heute die Tatsache, dass die Helme in der Zeit zwischen 55 und 50 v. Chr. vergraben wurden, also nur etwa 35 Jahre, bevor die Römer plündernd in das Territorium einmarschierten. Vielleicht ein Glück für die Erhaltung der Artefakte: Die Eroberer hätten die Helme möglicherweise eingeschmolzen. Warum aber, fragt sich der amerikanische Sprachforscher Thomas Markey, emeritierter Professor der University of Michigan, wurden die Kopfpanzer noch 350 Jahre nach ihrer Herstellung quasi wie ein Schatz bewahrt ? Denn im Kampf getragen wurden diese, ein halbes Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung hergestellten Helme seit 300 v. Chr. wohl nicht mehr. -- Paul Gleirscher vom Landesmuseum für Kärnten vermutet, dass die Helme rituell-symbolische Bedeutung für die Kelten besaßen. Dafür gebe es mehrere Hinweise: Schon Caesar beschrieb die Praxis der Kelten, Beute in wirren Zeiten an heiligen Orten zu vergraben. Dafür spreche auch, dass manche der Helme neben den germanischen auch jüngere keltische Inschriften aufweisen. -- Ursprung der Schrift auf dem Balkan ? -- Nur langsam bringt die Forschung Licht in die Entstehung eines der größten Mysterien der Menschheitsgeschichte, der Schrift. Im Balkan und nicht, wie lange vermutet, im Zweistromland Mesopotamien, seien die ältesten Zeugnisse menschlicher Sprache zu finden, enthüllte die Neue Zürcher Zeitung. Und zwar auf 7.000 Jahre alten tönernen Spinnwirteln (Schwunggewichten einer Handspindel), die westlich von Belgrad ausgegraben wurden und – nach ihrem dortigen Fundort – als Vinca-Zeichen in die Wissenschaftsgeschichte eingingen. Diese Zeichen gelten als Schrift der so genannten alteuropäischen Kultur, die in der Jungsteinzeit zwischen 6.000 und 4.000 v. Chr. in Südosteuropa existierte, dann aber vermutlich durch die Völkerwanderung ausgelöscht wurde. -- Die „Harigast“-Beschriftung auf einem Negauer Helm. -- Die Inschriften auf zwei Negauer Helmen, die heute das kunsthistorische Museum in Wien aufbewahrt, sind um einige Jahrtausende jünger, aber nicht weniger rätselhaft. Es lassen sich die Worte „Siraku urpi“ und „Harigasti teiva“ entziffern. Laut einer jüngeren slowenischen Publikationkönnte die Übersetzung lauten: „Harigast, Mitglied des germanischen Stammes, gibt oder opfert die Helme für Gott“. ...
Die Schreibung von rechts nach links ist typisch für frühe Runentexte, obwohl ziemlich ungewöhnlich für europäische Alphabete. Der US-Forscher Thomas Markey übersetzt den Negau-Helm-Text hingegen als „Harigast Gottes(priester)“ und meint, dass Harigast wahrscheinlich ein wohlhabender Germane war. Dass die Kelten sowohl in Kontakt mit Etruskern als auch Germanen standen, sei unstrittig. Und dass sie das nordetruskische Alphabet in der betreffenden Gegend benutzten, würden Funde bei Magdalensberg belegen. Warum aber übernahmen dann die Germanen das Alphabet der Etrusker nicht direkt ? Dafür gebe es, so Markey, linguistische Gründe. Es sei viel leichter, das Keltische mit etruskischen Buchstaben wiederzugeben als das Germanische. Doch immerhin: Etwa die Hälfte aller Zeichen des Runenalphabets seien direkt auf das Etrusker-Abc bezogen – viel mehr, als es Äquivalenzen zwischen dem lateinischen Schriftsystem und germanischen gebe. Dass es ein „geliehenes“ Alphabet war, das die Germanen benutzten, könnte auch erklären, weswegen sie sich die Mühe machten, eine Rune für ein „p“ zu schreiben – obwohl es einen solchen Laut ursprünglich so gut wie gar nicht gab. Im Etruskischen entspreche dieser Laut dem Symbol pi. Das sei ungefähr dieselbe Situation, die uns heute nötige, das „v“ mit uns „herumzuschleppen“, obwohl „w“ und „f“ für seine beiden Lautvarianten genügen würden. -- Sei es, wie es sei: Das letzte Kapitel dieser Schriften-Geschichte ist wohl noch nicht geschrieben. Pfarrer Horvath wird auch künftig, wenn er seine Schäflein in St. Benedikten, Staingrova und Ženjak aufsucht, immer wieder an den „heidnischen“ Kultstellen vorbeikommen, an denen – zu welchem Zweck auch immer – Jahrhunderte lang die Negauer Helme ruhten."
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TEIWAZ HARIGAST ?
Unser Heerzug rollte von Rast zu Rast,
wir kamen vom Nordland gezogen.
Du, Teiwaz, sei unser Harigast,
wir bitten dich, bleib’ uns gewogen !
Wir schwuren auf dem ehernen Stier,
der Himmelsherr sollt’ uns geleiten,
war doch unser Sinnen ohne Begier,
nur nach besseren Ackerlands Breiten.
Die Stürme rissen die Inseln hinfort,
der Meeresgott zürnte den Deichen -,
wo fänden wir sicheren, südlichen Ort,
Gott Teiwaz, so geb’ uns ein Zeichen ?!
Er gab seine Gunst in manchem Gefecht,
wir rangen und schlugen, zu siegen
und fanden doch nimmer ein Heimatrecht,
in friedvoller Ruhe zu liegen.
Fruchtlos vertan ward teutonischer Mut
und die kimbrischen Leidenschaften,
versengt von Südsommers Sonnenglut,
wo die Muskeln der Riesen erschlafften.
Verloren ging uns die letzte Schlacht,
zu sorglos wurden die Helden,
nicht unbesiegbar ist Teiwaz Macht,
das sollten den Enkeln wir melden:
Verlasst euch niemals aufs Gottesheil,
auf Gottesurteil und Glauben -,
Nornengeflecht ist ein trügliches Seil,
lasst euch die Vorsicht nie rauben.
Bleibet im Norden, da seid ihr zuhaus’,
nehmt sie hin, den Winter und Regen
und härtender Stürme wildes Gebraus’,
das sind die gesünderen Segen !
Die germanischen Völker der Kimbern und Teutonen zogen wegen vermehrter Sturmfluten und Ackerlandmangel zwischen 113 und 105 v.0 aus Jütland in den Süden auf der Suche nach einer neuen Heimat. Sie brachten den Römern in mehreren Schlachten arge Niederlagen bei, bevor sie schließlich 102 und 101 v.0 der Sommerhitze und römischer Kriegslist erlagen. Die Negau-Helme sind wahrscheinlich ein Sakralgeschenk der im Südostalpenraum siegreichen Kimbern, an geweihtem Ort, für ihren Himmelsgott Teiwaz.