Eigene Farbfotografie
 
 
GEISENHEIMER TÜRSTURZ
 
 
Der wahrscheinlich vorkarolingische Türsturz aus Geisenheim am Rhein befindet sich in der Sammlung Nassauischer Altertümer in Wiesbaden. Er ist wohl das beste uns erhalten gebliebene Zeugnis für die frühe christliche Missionskonzeption, den germanischen Chatten den judäochristlichen „Gottessohn“ als typisch germanisch-mythologischen Heilbringer zu offerieren. Neben der rechten Kopfseite der Heilbringer-Figur, mit den großen Segenshänden - wie wir sie bereits in der skandinavischen Bronzezeit-Felsritzkunst kennengelernt haben - ist die Ing-Rune herausgemeißelt. 4 acht-speichige Sonnenräder unterstreichen den solaren Charakter der Gestalt. Sie hängt nicht am Kreuz des römischen Bestrafungsgalgens, vielmehr ist sie von zwei Kreuzen flankiert. In damaliger Zeit wurde das Kreuz in Mittel- und Nordeuropa - hervorgegangen aus dem schon steinzeitlichen Sonnenradkreuz-Zeichen - ausschließlich als Sonnen-Sinnbild gedeutet.
 
Zwei Symbole - rechts und links unten - von Arkosolgräbern bzw. Rundbogen-Nischengräbern finden sich ebenso im Relief. Die Grabform ist am Externstein-Heiligtum aus dem Felsen herausgearbeitet worden, zu welcher Zeit ist unklar. Interessant ist, dass das Externstein-Kreuzabnahme-Relief einwandfrei aus dem 12. Jahrhundert stammt - wie ich nachweisen konnte - und diese Rundbogen-Nischengräber eben auch aus gleicher Zeit bezeugt sind. Ein derartiges Arkosolium bzw. Rundbogen- Nischengrab ist für den Propst Libelinus errichtet worden, der zwischen 1119 und 1135 verstarb. Es ist im Schutt des 1568 abgebrochenen südlichen Seitenschiffs des Klosters Steinbach gefunden worden. Von Steinbach wurde das Denkmal in das Erbacher Schloß verbracht, wo es heute in der Einhardskapelle aufgestellt ist. Diese vorchristliche Grabform ist bereits steinzeitlich bzw. von den westmittelmeerischen Megalithkulturen her beknnt, dann auch aus dem thrakischen Nordbalkan und von hellenistischen ostmittelmeerischen Friedhöfen bezeugt.
 
Die klar und markant gearbeitete Ing-Rune des Geisenheimer Türsturzes ist eines der besten Beweisstücke, einerseits für den Zusammenhang mit der germanischen Fruchtbarkeits-Gottheit Fro-Freyr-Frikko und andererseits für seine Gleichstellung mit dem missions-christlichen „Christus“. Die stark von germanischer Mythologie beeinflussten skandinavischen Lappenvölker nannten den Gott Freyr Veralden-olmai, der Veraldengod; er war ihnen der wichtigste Gott im Panteum. In Nordeuropas verchristlichter Zeit wurde aus dem solaren Fruchtbarkeits-Gott Freyr-Veraldengod der „Heilige Eric“ bzw. der   hl. König Erik, welcher mit der Weizenähre als Attribut - ebenso wie Freyr - dargestellt worden ist. Bekanntlich waren die Schweden hauptsächlich Ingu- also Ingvi-Freyr-Verehrer. Die Farben des Sonnenhimmels - blau und gelb - sind die Farben der schwedischen Fahne bis heute geblieben.
 
Der Heilbringer steht unter einer Art Zeltdach, unter dem wir uns das Himmelszelt vorzustellen haben, wie es mehrfach belegt ist, beispielsweise von dem Türsturz-Relief der frühesten Wiesbadener Kirche zu Wi.-Bierstadt. Dort stützt eine Art spitz zulaufendes Menhir–Kreuz das Himmelszelt. Über dem First des Himmelsdaches (beim Geisenheimer Relief) verläuft eine Kette von Ing-Runen, deren Bedeutung leicht verständlich erscheint, als die immer wiederkehrende Sonnenkraft der Zeitläufe. Auf der rechten Seite sind 13, auf linker Seite 12 Ing-Runen eingraviert --; das germanische luni-solare Jahresschema kannte normalerweise 12-Monats-Jahre und als Schaltjahr das sog. „Drei-Lida-Jahr“ (mit 3 Sommermonaten), das 13-Monats-Jahr.
 
HEILBRINGER FRO
 
Den Nordleuten half gegen Neige und Not
der Veralden-olmai, der Veraldengod.
Vor nicht langer Zeit noch ward er verehrt,
der den Lappenvölkern das Leben beschert‘.
 
Die Lebensrute hielt er in Händen hinan,
sie nannten ihn Weltgott und Weltenmann.
Ein Zaubertrommelschmuck der Nordschamanen
war die Sonnen-Rune der Ahnen, Germanen.
 
Es malte dies Machtmal mit eigener Hand
Kaiser Karl, der Lange, der Große genannt.
Die Sonnenraute, die Rune des Rechtes,
Gemerk des göttlichen Heiland-Geschlechtes.
 
Dem Sonnenring gleicht jede Strahlenkrone,
des Gottessohnes Symbol zweifelsohne.
Ihm wollten Kaiser und Könige gleichen,
in nordischen wie in südlichen Reichen.
 
Kaiser Konstantin, der „Besieger der Heiden“,
mochte es nach seinem Siege noch leiden,
in der Hauptstadt sein Bildnis aufzustellen,
geschaffen nach Sol-Invictus-Modellen.
 
Als sieghafter Sonnengott war er zu sehen,
so konnten die Menschen den Kaiser verstehen.
Gute Herrscher walten der Welt zum Wohl,
wie der lichte Herr Ingvi - Apollo - Sol.
 
All‘ die skandinavischen Königs-Clane
betrachteten Ingvi als ur-ersten Ahne.
Helgi Hundingstöter, der Schurkenvernichter,
der heilige König, ein lauterer, lichter.
 
Gerad‘ so wie Sigurd, der Fafnir-Töter,
der Wunder vollbringende Waffenröter,
sie sind der herrlichen Sonne Genoss
und Nachkommen Ingvis, - des Ingvis Spross.
 
Das Reine und Rüstige eint sich zum Ringe:
Heilige Herrscher sind sämtlich INGLINGE.
Der -ING, der -LING, der Abkömmling,
noch ist er der Jüngling, zart und gering.
 
Doch rasch entfaltet sich seine Kraft,
die das Jahr und des Jahres Segen schafft.
Er ist nicht allein ein Kämpfer, Erwehrer,
er ist auch der Fruchtbarkeitsbringer, Ernährer.