08.10.2023

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Gorslebens Fantasierunen-Schema, Seite 566: „Hag-All = All-Hag“.

Ein Schüler des Runen-Verwirrers Guido List, namens Rudolf John Gorsleben (geb. als Rudolf John) (1883-1930), war ein ebensolcher Runen-Verwirrer wie sein Lehrmeister. Bis zum heutigen Tag gibt es verwirrte Leute die Gorslebens Buch „Die Hochzeit der Menschheit“ (1930), für eine Art „Bibel der Germanen“ ein- bzw. überschätzen. Es sind oft Leute die durchaus guten Willens sind, sich aber niemals ernsthaft mit dem Runen-Thema beschäftigt haben und sich von dem umfänglichen Buch, mit immerhin 689 Seiten, blenden ließen. Oft fallen diese Laien-Leser aus allen Wolken, wenn man ihnen mitteilt, dass die List- und Gorsleben-Runen freie Erfindungen vom Anfang des 20. Jhs. sind. Einem solchen jungen Mann sagte ich erst vor einigen Tagen, dass er ruhig bei seiner irrigen Runen-Schau verbleiben möge, wenn es ihm wohltut, auf einem solches Scheinfundament zu stehen, doch, dass das keinen vernünftigen Menschen interressieren würde, was ein neuzeitlicher Runen-Spintisierer sich zurechtgesponnen hat, denn es bleibt nur eines dauerhaft wichtig, nämlich was unserem Runenvater vor über 2.000 Jahren dazu einfiel; wir wollen die echte Quelle hören und keine Ergüsse neuzeitlicher Runen-Panscher.

Der erwähnte junge Mann pochte mehrfach auf sein Scheinargument: „Aber Sie müssen doch zugeben, dass die Runen in einem hexagonalen Kristall-Verbund stehen !“ Es handelt sich dabei um den Gorsleben-Blödsinn, ausgewalzt in seinem Buch S. 294 ff: „XVIII, Vom Krist-All zum All-Krist“. Dass Krist/Christ (griech. Eingeölter) und Kristall (griech. Eis) nicht das geringste miteinander zu tun haben, hab' ich dem irregeführten Jungmann auseinander gesetzt. Was ich aus menschlicher Rücksichtnahme, denn wir hatten Publikum, nicht sagte war: „Junge, Du hast kein Ahnung von unserem Gesprächsthema, die Runen, die Du in Deiner Einbildung in einem Hexagramm sehen magst, hat es nie gegeben, die hat Dein verehrter Herr Gorsleben erfunden !“ 

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Von li. nach re.: 1. Runenstein von Jelling/Dänemark, Harald Blauzahn - 2. Kleiner Sigtryggstein im Wikingermuseum Haithabu/Schleswig-Holstein - 3. Stentoften-Stein bei Sankt-Nicolai-Kirche, Sölvesborg/Schweden.

Guido List erfand - wie ich immer wieder ausführen muss - eine Runenreihe von 18 Zeichen, die sein Schüler Gosleben nur wenig veränderte, er behielt den Unsinn von 18 Runen stur-heil bei. Was die wenigsten Leute wissen ist, dass die Runen-Zeichen dort wo sie einen z.B. steinernen Schreibgrund gefunden haben, auch nicht so eckig und zackig sein müssen, wie allein ein gemaserter Holzgrund sie erzwingt. Viele Runen haben einen kursiven bzw. runden Charakter; und schon passen sie nicht mehr in Gorsleben hexagonales Visionsbild hinein ! Was man selbst erfindet, passt selbstverständlich in die ebenfalls selbst erfundenen Formgebungen hinein. Anstandshalber machte ich aus meinem Herzen eine Mördergrube, wie man so sagt, denn der Mann hatte über einige Stunden meine wissenschaftlich abgesicherte Runen-Entschlüsselung angehört, in deren Verlauf ich die Ur-Runen als Kalendarium erklärte, so dass jede einzeln Rune - wie ein gotisches Maßwerk - ins große kosmisch-kalendarische Konzept passt. Und dieser alberne Knilch hatte das alles nicht kapiert, sondern fragt nach dem kindischen Hineinzwängen der Runen in ein Sechseck. Angesichts dieser beschämenden Begriffstutzigkeit hätte ich ihm sagen sollen: „Du Närrlein, was verhindert Dein logisches Denkvermögen, wo ist der Knick in Deinem Sinnenschlauch, dass da nichts durchkommt bis zum Großhirn?“

Wann endlich geht das auch in Spatzengehirne hinein, dass die Ur-Runen, nicht wie in der literarischen Fälschung des Freimaurer-Romans „Ura-Linda-Chronik(auch: Oera Linda Boek genannt) aus dem Rade geschnitten sind, sondern ihr Schöpfer auf uralte Sinnzeichen zurückgriff und auch auf neuere Buchstaben anderer Alphabete, als er das ODING-FUÞARK schuf ? Es kam ihm, wie ich hinlänglich beweise, darauf an, dass die Buchstabenform als Bildkürzel (!) verständlich und passend ist, um den Sinn ersichtlich zu machen, den jedes Zeichen im Kalenderrund einzunehmen hat. Da geht es nicht um alberne Radspeichenformen, da geht es um semantische Inhalte, die zu transportieren sind ! Auf den Seiten 269 ff versucht Gorsleben selbst seine 18 runischen Bildkürzel zu sondieren, im Widerspruch zu deren postulierten Scheingeburt aus dem Hexagramm. Die echten Runen passen in kein Speichenrad und in kein Hexagon ! Ist das so schwer zu kapieren ?

Der Runenschöpfer wählte 24 lineare Begriffsbilder-Formen aus, um seine theosphische Jahresfestkreis-Folge zu versinnbildlichen, jedes dieser Bilderchen bzw. Bildkürzel, entspricht dem Runen-Begriff, also dem semantischen Runen-Inhalt, die abstruse Idee, dass alle diese 24 Buchstabenbilder auch noch in eine hexagonale Grundform passen sollten oder könnten, ist völlig abwegig. Wie sollten die Rundungen der B-Rune, die Schlinge der O-Rune, die Rechteckform der E-Ross-Rune und der Sonnenkreis der Ing-Rune in ein kantiges Grundmuster passen? Das geht nicht und warum sollte es auch gehen, dafür gibt es keine Bedürfnisse. Weltfremde Leute die das fordern oder gern gesehen hätten, haben in aller Regel von echen Runen-Funden nicht die geringste Vorstellung, sie kennen nur ihre List-Gorsleben'schen Fantasieergüsse und sonst nichts. Ich hingegen habe zahlreiche Museen besucht, um die Funde, mitunter per Lupe, zu begutachten und ebenso suchte ich nicht weniger zahlreiche Runensteine in Schleswig-Holstein sowie Skandinavien auf. Wie fern der Herr Gorsleben von realer Runenkennerschaft gewesen ist, beweisen u.a. seine unsinnigen Darlegungen zu angeblichen Runen auf Altkreta, wo er die kleinen minoischen und mykenischen Schrifttäfelchen, der Linea-A und B-Texte, kurzerhand als 5.000 und 7.000 Jahre alte Runen erläutert (auf S. 381). Auf Seite 280 schätzt er die gleichen kretischen Silbenzeichen gar auf ein Alter von 8.000 bis 10.000 Jahren. Das alles ist Scharlatanerie und keine Runologie!

Der Runenschöpfer wählte 24 lineare Begriffsbilder-Formen aus, um seine theosophische Jahresfestkreis-Folge zu versinnbildlichen, jedes dieser Bilderchen bzw. Bildkürzel, entspricht dem Runen-Begriff, also dem semantischen Runen-Inhalt, die abstruse Idee, dass alle diese 24 Buchstabenbilder auch noch in eine hexagonale Grundform passen sollten oder könnten, ist völlig abwegig. Wie sollten die Rundungen der B-Rune, die Schlinge der O-Rune und der Sonnenkreis der Ing-Rune in ein kantiges Grundmuster passen? Das geht nicht und warum sollte es auch gehen, dafür gibt es keine Bedürfnisse.

Mit wohlgesetzten Sätzen bietet Gorsleben seine Schwadronage an. Einige seiner diesbezüglichen Gipfelleistungen sind seine Gleichung von „Is/Eis-Rune“ und nicht vorhandener „Ich-Rune“ (z.B. S. 614). Man beachte: „ik“ = got. pron. „ich“; „is“ = got. pron. „er“; „iz-ei“ = got. pron. „welcher; „izwar“ = got pron. „euer“. - Die idiotische Gleichung von „Goten und Joten/Juden“ (z.B. S. 558 ff). - Die Vorstellung „Der Weltenuhr nach Werner v. Bülow“ stellt den hoffnungslosen Versuch dar, das 24-Runen-System mit dem 16er Runensystem zu verquicken bzw. deckungsgleich erscheinen zu lassen. - Seine unsinnige 18er Runen-Systematik stellt er z.B. auf Seite 392 ff vor. - Das kirchenchristliche „Vaterunser-Gebet“ glaubt er aus der Futhark-Runenfolge der „Runen-Reihen-Raunung“ herauslesen zu können (S. 623 ff). Er behauptet das „Futhark“ meine das „Vaterunser“ bzw. das „Vater-Gebet“, doch in Wahrheit bedeutet die Runenfolge „Futha“ nichts als „Hintern“ und „Vulva“. - Die einzelnen Zuordnungen von Runen und Zahlen nimmt er unter „Die Offenbarung Gottes in der Zahl“ vor (S. 237 ff). Eine solche kindhafte Zusammenstellung ist an schaumschlägerischer Haltlosigkeit deshalb kaum zu überbieten, weil er seine selbst erfundene Runenfolge durchnummeriert, welche - wie könnte es anders sein ?! - an keinem seiner Beispiele stimmig ist. Seine Runen passen mit den sehr bekannten antiken und germanischen zahlenmythischen Vorstellungen nie zusammen. - Gorslebens Aussagen zur indogermanischen und ebenso altägyptischen Hochschätzung der mythologischen Drei-Zahl, wie er in „Die Hoch-Heilige-Drei“ (z.B. S.144 ff) ausführt, ist hinlänglich bekannt und keine neue Entdeckung. Geistgott Wodanaz-Wodin-Odin ist eddisch als „Wodan-Wili-Weh“ (Geist-Wille-Weihe) betrachtet worden. Alle 24 Ur-Runen kann man zur Summe 300 aufaddieren, also singt das Loblied auf die Zahl 3 das älteste Runensystem, denn im Kern der 24 Runen, mit Quersumme 6, haust die 3, weil 1+2+3=6 ergibt. Das trifft jedoch auf die 16er und 18er Runenreihen nicht zu.