23.09.2013
            
 
 
DAS ODING
 
UND DIE OCHSEN
 
Als einst mit gottbegnadetem Verstand
Pythagoras den großen Lehrsatz fand,
da brachte er, nach altem Griechenbrauch,
Gottvater Zeus ein Dankesopfer auch.
 
Wer weiß es recht, man hat uns so berichtet,
er hätt’ für hundert Ochsen den Altar geschichtet.
Wie dem gewesen sei - gewiss ist nur:
Von damals bis zum Heute führt die Spur.
 
Wird eine neue Weisheit irgendwo entdeckt,
ist jedes Rindvieh fürchterlich erschreckt.
Die Ochsenherzen muss es tief verbittern,
Altäre junger Wahrheiten zu wittern.
 
So mancher Starrkopf, der von Ochsenart,
sich selbst und seine Welt genarrt -,
geziert mit stolzen Hörnern, hoch gebogen -,
unter das Opfermesser wird er doch gezogen.
 
Und heute, wie schon oft im Zeitenlauf,
steht wieder eine neue Wahrheit auf.
Der Runen Rätselriegel ist gefallen,
durch zwei Jahrtausend’ hören wir sie hallen -,
 
aus heil’ger Urschrift der Germanen,
die reine Gottesbotschaft deutscher Ahnen.
Sogleich muss das Gesetz sich auch erfüllen,
schon ist die Ochsenherde wutentbrannt am Brüllen:
 
„Das darf nicht wahr sein“, röhren sie empört,
„man hat vom Runen-ODING vorher nie gehört !“
Zu stampfen und zu stoßen, das ist der Ochsen Sinn,
die Wahrheit schreitet leise, leichtfüßig drüber hin.
 
PS: Das Bild zeigt eine karnevalistische Ochsenmaske.