Die Sonne ist sichtlich ein Schimmerschild,
ein eräugbarer Abglanz vom Gottesgebild'.
Lichtgeist, der hinter dem Sichtbaren thront,
in wohltätig-feurigen Fasern wohnt,
erweist seine Liebe im leuchtenden Leibe
der kreisenden Kugel erscheinender Scheibe.
Durch sie wird doch weltlichen Wesen jedwede
Wuchswirkung, Wärme, Wohl und Wähede.
Wär‘ es nicht witzlos, den Weisen zu wehren,
die Sonne als göttliches Gleichnis zu ehren ?!
Wenn nach durchraunter, durchnusterter Nacht
am Ostsaum das Ostergestirne erwacht,
die ersten Strahlen der Sieg-Sonne blitzen,
flätige Flammpfeile flerren und flitzen,
dann fassen die Burschen die Brennebänder,
Glanzstreifen treffen die Zündelständer,
der Näber neigt sich aufs bastige Brett,
der Eichtribel senkt sich in Birkmutters Bett.
So wie es der Bat und das Brauchtum gebeut,
erblüht nun der Siegbrand neunmächtig erneut.
Im Feuertwirl tanzt schon ein fadiger Dunst,
dann barzt sie hervor, die bliezende Brunst.
Was des Birkenbarmes Baumschoß entspross,
ist Eichvaters Sohn, der Licht-Siegegenoss,
ist Ingu, ist Agni, der eifernde Eine -,
er wurde erbracht, dieser flammende Feine,
seine Stärke zu Nutz und zu Frum zu bestallen,
auf sämtlichen Herden in Hütten und Hallen.
Das jährliche Siegmal lacht in den Lohen,
der sonnige Segen des hilfreichen Hohen.
Wohl ist er zu weih’n und zu wigen gewillt,
im heilhaften Holmgang, in Hader und Hilt.
hinauf ins Frührot - sie singt und springt -;
gleißend und glücklich will sie sich zeigen -
und die Redlichen ringen den Sonnenreigen !
Bild: „Lichtgebet“ von Fidus, dessen bürgerlicher Name Hugo Reinhold Karl Johann Höppener (08.10.1868 - 23.02.1848) war.