Sigurd-Stein von Torshälla - Foto im August 1984
 
DER SIGURD-STEIN
 
Die Ramsundritzung, als „Sigurdritzung“ bekannt, ist eine Felsritzung in der Gemeinde Eskilstuna bei Torshälla im Södermanland / Schweden. Die Ritzung mit einer Breite von 4,6 m und einer Höhe von 1,9 m befindet sich nördlich der Kirche von Sundby. Bei der Zeichnung handelt es sich um eine Darstellung der Sigurd-Sage, die von einer Frau namens Sigrid in Auftrag gegeben wurde. Die Schlange, die Sigurd mit dem Schwert durchbohrt, ist als Schlangenband dargestellt in dem ein Runentext eingeritzt wurde, welcher lautet: siriþR kiarþi bur þosi muþiR alriks tutiR urms fur salu hulmkirs faþur sukruþar buata sis. Sie sinngemäße Übersetzung heißt: „Sigriþr, Alrikrs Mutter, Ormrs Tochter, machte diese Brücke für die Seele des Holmgeirr, Vater der Sigruþr, ihren Ehemann.“ Zur damaligen Zeit lag das Land etwa 5 m tiefer, so dass der Fluss eine Breite von ca. 60 m hatte. Rot eingefärbte Steine zeigen heute den damaligen Standort der Rampen.
 
Die Bildritzung zeigt eine Schilderung aus der Völsunga-Saga, in der Sigurd-Fafnesbane (Fafnirtöter) im Feuer das Herz des Drachen / Lindwurms röstet, den er gerade auf Anstiftung durch seinen Ziehvater und Schmied Reginn getötet hat. Als er an seinem Finger leckt, den er in das Drachenblut getaucht hatte, versteht er plötzlich die Sprache der Vögel. Sie warnen ihn vor dem heimtückischen Reginn, der an den Goldschatz des Drachen herankommen will. Sigurd schlägt dem tückischen, verräterischen Reginn den Kopf ab und zieht mit seinem Pferd Grane und dem Schatz, zu dem auch der Ring der Nibelungen gehört, davon, neuen Taten entgegen. Diesem Sagenstoff hatte sich der Genius Richard Wagners angenommen, zeitgemäß umgeformt und in seiner Oper „Ring des Nibelungen“ zu einem großartigen Bühnenfest gestaltet.
 
Es gibt weitere sechs nordische Runensteine die die Sigurd-Sage thematisieren: (Sö 327 Göksten, U 1163 Dräflesten, Bo NIYR 3 Norumfunten, U 1175 Stora Ramsjö, Gs 9 Årsunda, Gs 19 Ockelbo).
 
Ausführlich: Reginn (Ratkluger) war der mythische Ziehvater und Schmiedemeister von Sigurd, dem nordischen „Drachentöter-Siegfried“. Kunstfertig wie boshaft erschuf er für seinen Ziehsohn das Drachentöterschwert Gram (Grimm) und stiftet ihn an, den Drachen (Lindwurm) Fafnir zu erschlagen. Dann lässt er sich von Sigurd das Herz der Schlange braten, um es zu verspeisen. Sigurd aber kostet selbst vom Herzen (oder leckt am Drachenblut), wodurch er die Sprache der Vögel versteht. Am Ende tötet Sigurd den Reginn, weil er durch die Vögel erfährt, dass der böse Zwerg ihm nach dem Leben trachtet. Reginn, (altnord. Mächtiger) jener Zwerg in der nordisch-germanischen Mythologie, ist Sohn Hreidmars und Bruder des Drachen Fafnir und des Otters Otur. Seine Geschichte erscheint in den nordischen Texten des Codex Regius bzw. im Reginsmál und Fafáismál und Skáldskarpamál 62 der Prosa-Edda. Sein Name ist in der Aufzählung der Zwerge im Dvergatal der Völuspá vorhanden.
 
Eine Sigurdstein-Nachbildung liegt ungefähr zwischen Lunenburg und dem Ort Mahone Bay / auf der Zweiten Halbinsel (Second Peninsula) in Neuschottland / Kanada (Bild: Ex-Mann meiner Tochter mit Enkelkind Solveigh)
 
 
 
SIGURD

An der Schmiede-Esse der Reginn stand,
ein tückischer Zwerg mit Buckel-Gestalt.
Des Drachens Schatz lag in seinem Sinn,
den erwünschte er sich seit Anbeginn.
 
Den starken Sigurd schickte er aus,
der war sein Geselle im Schmiede-Haus.
Fafnir, den Drachen, schlug er da gut
und taucht den Finger ins Drachenblut.
 
Wundersam hörte er plötzlich hernach,
das Vogelgezwitscher wie Menschensprach’.
Die redete ihm von Reginns Verrat,
der plane an Sigurd die Meuchel-Tat.

Im Drachenblut badete Sigurd sich,
da wurde er fest gegen Hieb und Stich.
In der Schmiede aber fasst’ er den Schlumpf
und schlug des Reginns Kopf vom Rumpf.
 
Da kreiste im Lande die Sage rund,
es wurde der Sigurd der Nachwelt kund.
Man hat ihn in vielen Mären genannt,
sein Bildnis in Stein und in Runen gebannt.
 
Bis heute klingt in den Seelen sein Lied,
vom Helden und dem tückischen Schmied,
vom des Drachenbesiegers Heldenkraft,
und dunkler Macht welche Unheil schafft.

 
Was weithin erglänzt von Sigurds Schild,
gedieh uns zum archetypischen Bild,
vom ewigen Kampf zischen dunkel und hell,
und lichtgeistigen Ethos hohem Appell.
 
 
Dazu passt eine kleine Lehrgeschichte. Ein alter Weiser erzählte seinem Enkelsohn von dem Kampf, der seit ewigen Zeiten in jedem Menschen tobt. Er sagte: „Mein Sohn, der Kampf wird von zwei Wölfen ausgefochten, die in jedem von uns wohnen. Einer ist böse, es ist die Gier nach den Schätzen dieser Welt, es ist der Neid, die Missgunst, die Eifersucht, der Hochmut, die Lüge, der Kleinmut, die Feigheit. Der andere Wolf ist gut, er ist die Großmütigkeit, die Friedfertigkeit und gleichzeitig die Standhaftigkeit gegen das Böse, die Heiterkeit und Aufrichtigkeit, die Treue und der Lebensmut." Der Enkel dachte einige Zeit über die Worte seines Großvaters nach und fragte dann: „Welcher der beiden Wölfe gewinnt ?“ Der alte Weise antwortete: „Der den du fütterst !“