MEIN STUDIUM

Ich will mal heut’, Ihr lieben Frauen,
Euch mein Geheimnis anvertrauen,
warum durch meines Hirnes Zucken,
so viele tausend Bücher spuken.

Zum Lesen folgte ich dem Drange -
die Minimode war im Schwange -
der mich in Bibliotheken trieb,
zu dem hin was mir allzeit lieb.

Zwar hab’ in Schriften ich geblättert,
bin auch auf Leitern hochgeklettert,
zum Studium in den Folianten,
den ganz nach oben hin verbannten.

Doch meistens saß ich unter Leitern,
um mich mit Büchern zu verbreitern
und schaute in Geduld, verschwiegen,
auf Mädchen die nach oben stiegen.

Zu seh’n ein weißes Höschenstück,
das schien mir als das größte Glück;
zwar hat mich dieser Trieb geniert,
doch trieb er mich, ich war fixiert.

Jedoch nicht nur die Leiter-Steiger,
war’n liebenswerte Höschen-Zeiger -,
auch Mädchen die sich nieder bückten,
mit tiefen Einblicken beglückten.

Ich schwöre Euch, bei meiner Ehr’,
ich kam allein zum Buch-Verzehr,
über mein Höschen-Studium,
beim kurzberockten Publikum.

Da Mädchen sich nicht ständig beugen,
konnt’ ich nicht dauernd sie beäugen -;
war so verdammt, in diesen Pausen,
stets ein paar Seiten aufzuschmausen.

Drum kam’s dazu, mit Widerwillen,
um meine Höschen-Sucht zu stillen,
mir Bücher in den Kopf zu ziehen,
deshalb ist Weisheit mir gediehen.

Sie ist nichts als ein Bei-Effekt,
von Wissen gänzlich unbeleckt,
wär’ ich mit Sicherheit geblieben,
nichts hätt’ zum Lesen mich getrieben.

Zum Büchersaal bin ich gegangen,
durch unbefriedigtes Verlangen -;
ich sank nur in die Bücherwogen,
weil mich die Höschen angezogen !
 
PS: In der Wiesbadener Zeit der 70er Jahre verbrachte ich viele Stunden täglich  im Lesesaal der Hessischen Landesbibliothek in der Rheinstraße