SARAH UND THEO

Meine Frau war Mayers Klara,
doch dann sah die zarte Sarah,
als welch' feiner, strammer Mann
ich mit Schürze wirken kann.

Seit damals ist sie mir so gut,
gern gab ich mich in ihre Hut;
fühl’ wohlig mich in ihrem Schoß;
die Sarah lässt mich nie mehr los !

Ist’s mein Fleiß, der sie entzückt,
dass mir vieles schon geglückt,
oder ist es meine Größe,
die ihr gerade reicht zur Blöße ?

Ganz egal -, ich tu' ihr Gutes,
bin auch allzeit frohen Mutes,
bin den ganzen Tag am Wirken,
in Außen- und in Drin-Bezirken.

Vom Frührot bis zum Kerzenschein,
spring’ ich frisch für Sarah ein,
und sie dankt mir meine Taten,
krieg’ die Knochen ihrer Braten.

Selten doch nur kommt es vor,
dass ich Mann, als armer Tor,
schieße einen dummen Bock,
und was kriege mit dem Stock.

Sarah liebt die gelben Fernen,
d'rum sollte ich Chinesisch lernen;
das ging über den Verstand,
schmerzhaft war der Herrin Hand.

Die Sarah liebt uns alle Drei,
sich, den Mops und mich dabei.
Zwischen meiner Hausarbeit,
hab’ ich noch genügend Zeit

die Journale zu studieren,
Nachrichten zu resümieren -;
seit die Schulbank ich verließ,
konnt’ ich lernen das und dies.

Nicht aus allem werd’ ich schlau,
doch ich frag’ halt meine Frau;
gerne wüsste ich genauer,
was bedeutet „Frauenpower“ ?

Ohne mich zu sehr verfranzen,
was sind eigentlich „Emanzen“ ?
Und dies’ da -, ist das eine Zote,
was meinen die mit „Frauenquote“ ?

Wenn ich dann zu lange denke,
mir mein Männerhirn verrenke,
wird die Sarah manchmal grass,
„Theo“, ruft sie, „lasse das !“

So ist nun mal die Hierarchie -,
erst die Frau, dann Mann und Vieh;
der Mann war immerzu ein Knecht,
nie kannt’ die Welt ein Männerrecht !