... außerhalb und in uns selbst !
 
Malerei von Emil Scheibe nach Fotografie, 1941
 
DER EWIGE KRIEG
 
Nur der Frieden ist von Segen,
Kriege wird es trotzdem geben,
so lange es die Menschheit gibt
und der Mensch das Siegen liebt.
 
Nie wird er diese Liebe lassen,
darum muss er ewig hassen -;
nichts hat stärker ihn entfacht,
als sein „Wille zur Macht“ !
 
Über Selbsterhaltungs-Trieben,
Wollüsten im Geschlechterlieben,
steht's in allen Menschen-Genen,
die Einflussräume auszudehnen.
 
Das geht nur auf Anderer Kosten,
drum werden Waffen niemals rosten.
Allein die Mittel ändern sich -,
die Menschen bleiben kriegerisch.
 
Und Heuchler bleiben sie zudem,
mit Sprüchen schieben sie bequem,
die Kriegsschuld immer andern zu,
so hat’s Gewissen seine Ruh’.
 
Ein Pfiffikus im Lügen drechseln,
wird die Kriegsbegründung wechseln.
Das Menschen-Einheits-Bürgerlein
 fällt auf eigenen Phrasen rein.
 
Doch tief im Sinn versteht es jeder,
das Ur-Gesetz ist zäh wie Leder -;
keiner gibt auf, das wär’ gelacht -,
die Bestie Mensch bleibt an der Macht !
 
Der Wille zur Macht“ ist der Titel einer Textsammlung aus dem Nachlass des Philosophen Friedrich Nietzsche, seit 1901. Die Schrift wurde als sein „Hauptwerk“ angesehen. Nietzsche verherrlicht darin die Gewaltsamkeit der allgemein irdischen Lebenswirklichkeit und die daraus erwachsene menschliche Psyche nicht -, ganz im Gegenteil, er sieht realistisch den Machtwillen als „Dämon des Menschen“, er stellt konsequent das Streben nach „Auszeichnung“ und „Überlegenheit“ in Frage. Der „vornehme Mensch“, meint der Philosoph, braucht das nicht und will das nicht. Doch so lange der Überlebenswille gesund und stark ist, wird er immer wieder dem die Waffen in die Hände führen, der für sich und sein Blut die Zukunft erreichen will.