LEBENSBAUM und WELTSÄULE
Hallo, liebe Neuheiden -, beendet den beschämenden, ehrlosen Irminsul-Irrtum !
 
 
(Eine annähernd wahre Irminsul-Darstellung (Sonnen-Spiral-Säule) findet sich NICHT am Externstein, sondern z.B. am ostsächsischen Grebena-Kirchlein bei Leipzig !)
 
Es ist höchst bedauerlich, dass auf einigen Heidenseiten im Weltnetz die Abbildung einer angeblich germanischen Weltsäule vom Externstein zu finden ist -, als vermeintlich „urdeutsches Heilssymbol“. In Wahrheit handelt es sich um den Heiligen Baum des vorderasiatisch-orientalischen Semitentums, für welches es der Frucht- und Lebensbaum gewesen ist. Mit Germanien und der gallo-germanischen bzw. deutsch-sächsischen Urreligion hat dieses Gebilde rein NICHTS zu schaffen !
 
Oft ist eine Reform so schmerzlich wie ein chirurgischer Eingriff, oder wie die hilfreiche, aber sprichwörtlich bittere Medizin. Auch die  angeregte Reform (d.h. Wiederherstellung des Urzustandes) des im deutschen Neuheidentum seit den 30er Jahren üblich gewordenen „Irminsul“-Symbols macht da wohl keine Ausnahme.
 
Mit dem Erscheinen von Wilhelm Teudts Buch „Germanische Heiligtümer“, 1929, begann die schwärmerische Idee aufzuleben, das gebogene Baumgebilde im Kreuzabnahmerelief des Externsteines bei Horn/Teutoburger Wald würde die altsächsische Kultsäule/Allsäule, die sog. „Irminsul“, darstellen. Teudt gab an, seine Freunde Eugen Weiß und Oberregierungsrat Körner hätten diesen Gedanken erstmalig geäußert. Allerdings hatte der „Dilettant“ (wie er sich selbst bezeichnete) G.A.B. Schierenberg, 1879, diese Möglichkeit auch schon einmal angedacht. Unbeeindruckt davon vertrat die offizielle Externsteinforschung bis heute die Meinung, es handele sich nur um eine „Palmette“, also ein Palmbäumchen, welches im Arrangement der in Fels gehauenen Jerusalemer Hinrichtungsszene des Essener-Revoluzzers Jeshua/Jesus gewiss nichts Außergewöhnliches wäre.
 
Unabhängig vom eigenen Standpunkt ist objektiv festzustellen, dass dieser Streit auf der einen Seite mit viel ideologischer Inbrunst und auf der anderen Seite mit etwas mehr Kompetenz geführt wurde. Zweifellos wollte der Externstein-Bildhauer ein Palmbäumchen nachbilden, gibt es doch weltweit keinen anderen Baum mit diesen gerippten, langen, zuweilen an der Spitze leicht einrollenden Blattwedeln sowie diesen symmetrischen Anordnungen der Altblattstrünke am Stamm hinauf, wie er es in schematisierter Form herausmeißelte. Für jeden Kenner der vielen natürlichen oder stilisierten Palmbaumbilder des antiken und mittelalterlichen Kunstschaffens ist das ein undiskutabler Fakt! Die völkischen Vertreter der Irminsul-Theorie waren unbeschwert von Kenntnissen über kunstgeschichtliche Traditionen. Sie argumentierten, dass ein Palmbaum einen runden und keinen quadratischen Stamm haben dürfe, wie ihn das Gebilde im Externstein-Christusbild aufweist. Gegen diesen Vorbehalt fiel auch den Vertretern der Palmbaum-Theorie kein plausibles Argument mehr ein. Die Diskussion verlief letztlich scheinbar unentschieden.
 
Beiden deutschen Parteiungen blieb bis heute unbekannt, dass die vorderasiatische Kultikonographie, insbesondere die spätbabylonische und assyrische, den ihr heiligen Lebensbaum (die Dattelpalme) in Art und Weise genau so ausbildete, wie wir ihn detailgetreu im Externsteinbild wiederfinden. Ein Ausweichenwollen vor der endgültigen Erkenntnis, dass es sich im Externstein-Christusrelief um den vorderasiatischen Kultbaum handelt, darf nach Inaugenscheinnahme des Vergleichsbildmaterials als irrealistisch-illusionär bezeichnet werden.
 
Die Erklärung einer möglichen Motivation scheint simpel: Das Christentum nahm seinen Anfang im Vorderorient, wo es sich mit den altheidnisch-semitischen-persischen Kultgruppen herumbalgte, denen die Abbildungen des Dattelpalmen-Lebensbaums Inbegriffe ihrer althergebrachten Religiosität waren. Erst christliche Mönche und der wahrscheinlich ostmittelmeerisch-vorderasiatische Steinmetzkünstler des Externsteinbildes haben diesen Verständnishorizont in den Teutoburger Wald getragen. Denn so gut bekannt die stilisierte Dattelpalme im sumerisch-semitischen Kulturkreis des Nahen Ostens ist, so unauffindbar ist sie verständlicherweise im alteuropäisch-nordischen. Das Christentum lehnte zwar die vorchristlichen, als heidnisch gebrandmarkten, orientalischen Lebensbaumkulte und -darstellungen entschieden ab, doch da es aus eben diesen Kulttraditionen selbst hervorgegangen war, gebrauchten die judäochristlichen Schriften selbst das so griffige Gleichnisbild des Lebensbaumes und trugen es ins römisch-keltisch-germanische Europa (siehe:1. Mose 2,9; 3,24; Offenbarung d. Johannes 2,7; 22,1f).
 
Es gibt natürlicherweise nicht nur keine urnordische Darstellung eines Palmbaumes (oder dessen Abkömmling, der heraldischen „Lilie“), es ist nichtmal das Bild eines Lebensbaumes im sehr umfänglichen Fundmaterial vorhanden. Die bronzezeitlichen skandinavischen Felsbilder kennen keinen Lebensbaum dieser Art ! Es finden sich lediglich einige Fichten und ein Eibenbäumchen im nordischen Bildfundus. Zwar war es die griechische Kunst, die schon früh aus dem Orient das Palmbaumrankenmotiv als Tempelschmuck annahm, doch erst die Bibel-Mission brachte den Begriff des „Lebensbaumes“ ins Abendland. Unser nordischer Kulturkreis erwuchs aus der Trichterbecherzivilisation, deren agile adlige Oberschicht sich aus den Nord- und Ostseeanrainern, den Ertebölle-Hochseejägern, entwickelt hatte. Diesen Nordmenschen wurde der nordskandinavische Natureindruck eines sich über der unsichtbaren Stützsäule drehenden Himmelsdache, zum bestimmenden Erlebnis. Aus ihm erwuchs der zirkumpolar anzutreffende Weltsäulenkult, der in den Mythen all der späteren indogermanischen Völker fassbar blieb. Ausdrücklich heißt es von der altheidnisch-sächsischen Irminsul, es handele sich bei ihr um die All-Stütze, die sinnbildliche Weltstütze (s. Annales regni Francorum, 772) und nicht um den „Lebensbaum“. Manche Unverdrossenen argumentieren nun aber, es könne sich beim Externstein-Baum vielleicht um den auch in germanischer Mythologie nicht unbekannten Weltenbaum (Yggdrasil) handeln. Er wird in den isländischen Edda-Schriften als Esche, im Kanon der Runenbegriffe und der Religionsforschung als Eibe beschrieben. Keinem nüchternen Beobachter kann es entgangen sein, dass das umstrittene Pflanzengebilde im Externstein-Christusbild zwar exakt den semitischen Dattelpalm-Darstellungen aber weder einer Esche, einer Eiche oder Eibe, auch nur im Entferntesten, ähnelt. Wie es nun dazu kommt, dass angesichts dieser Faktenlage manche Diskutanten trotzdem diesen eindeutig überholten Standpunkt beibehalten möchten, bleibt unverständlich.
 
Es wuchs in der Realität Nordeuropas zu keiner Zeit eine Pflanze, die die Bezeichnung „Lebensbaum“ verdient hätte, und ebenso wenig kann es solch einen Baum in nordischer Mythologie gegeben haben. Anders verhielt es sich bei den Stadtstaaten Vorderasiens. Sie lebten in hohem Maße von den kalorienreichen, schmackhaften, haltbaren Früchten der Dattelpalme und verehrten deshalb diesen auch optisch dominanten „Lebensbaum/­Königs­baum/Gottesbaum“.
 
Zwischen der gebogenen Externstein-Dattelpalme und der altsächsischen Irminsul/Allsäule steht eine Welt unterschiedlichster Begrifflichkeiten. Das eine ist ein biegsamer Baum, das andere eine Säule, die zwar zu brechen, aber nicht zu biegen wäre! Nun verhält es sich keineswegs so, dass uns, nachdem sich das Externsteinrelief als irreführender Wegweiser erwiesen hat, das Aussehen der wahren altdeutschen Irminsul unbekannt bleiben müsste. Eine Fülle von Darstellungen, sowohl germanisch-heidnischer Originalzeugnisse wie auch von bewusst ungenau gehaltenen und verfälschten Sekundärabbildungen aus christlichem Kunstschaffen klären uns zur Genüge über das Urbild der Irminsul auf. Die Entstehungs­geschichte mancher dieser Zeugnisse ist unklar und geheimnisvoll, manche scheinen aus der Zeit vor dem radikalen romkirchlichen Umorganisator Bonifatius herzurühren, als die iro-schottische Mission noch ein Christentum anstrebte, welches keinen Bruch, sondern ein Zusammenwachsen von Altheidentum und neuzeitlich-christoidem Gedankengut anstrebte. Das von einem zwar verständlichen, aber doch unwissenschaftlichen Wunschdenken ausgelöste, einseitig sture Starren auf das vermeintliche Irminsulabbild vom Externstein, hindert das deutsche Heidentum seit ca. siebzig Jahren, sich um die Erforschung der authen­tischen Irminsulgestalt zu bemühen.
 
Es ist mir bereits auf der Forschungsreise von 1983 möglich geworden, im südwestschwe­dischen Bohuslän das ca. 3.500 Jahre alte bronzezeitliche Felsbild von Kasen aufzuspüren, welches die nordische Kultsäule mit einem davor vollzogenen Stieropfer zeigt (s. DGG 4/86). Es lassen sich zwei grundsätzliche Strukturmerkmale der germanischen Weltsäulen (oder Sonnenspiralsäulen) unterscheiden: 1. Die senkrechte Stütze als symbolischer Himmelsträger. 2. Entweder die Firstgabelung, als Halteelement in unterschiedlichen Ausführungen, ohne oder mit darüber befindlicher Doppelspirale, dem Sinnbild des jährlichen Sonnenlaufes. Die Doppelspirale, nach oben oder unten gewendelt, kann eine unterschiedliche Anzahl von Windungen besitzen. Zuweilen schwingen sich die Wurmlagen aus den beiden Haltestreben hervor, oder die gegenläufigen Spiralen liegen wie ein Dach der Allstütze auf. Eine der vielen originalen, in Sachsen entwendeten Irminsulen aus karlingischer Zeit, wurde von den triumphierenden Mönchen dazu verdammt, unter der Erde als Krypta-Tragesäule die Michaelskapelle in Fulda zu stützen; eine zweite befindet sich im dortigen Dommuseum.
 
Eine der schönsten Irminsul-Abbildungen befindet sich im Eingangs-Bogenfeld der unscheinbaren sächsischen Landkirche von Grebena, nordwestlich von Leipzig (s. Abb.). Hier erscheint sie, die Sonnen-Spiralsäule, wie sie sich aus einer Reihe nachweisbarer Vorläufer in der schon bronzezeitlichen nordischen Sakralkunst entwickelt haben könnte. Während es kaum denkbar ist, dass eine wirkliche Nachbildung der altgläubigen Allsäule/Irminsul im sächsisch-christlichen Macht- und Missionsbereich des Klosters Corvey - am Externstein - der Nachwelt erhalten worden wäre, könnte im damals abseits liegenden Raum von Leipzig tatsächlich eine echte heidnische Darstellung auf uns gekommen sein. Die Dorfkirche zu Grebehna wurde 1180 im Zuge einer regen Bautätigkeit, auch in der gesamten Region Halle und Merseburg, errichtet. Man geht davon aus, dass die Ritter von Grebehna und Zwochau einen großen Einfluss auf die Erbauung des ursprünglich turmlosen Gebäudes gehabt haben. Die Architekten, Maurer und Zimmerleute, die sich an den dortigen Bautätigkeiten beteiligten, waren in der Regel Privatpersonen, nur in den seltensten Fällen Mönche. Dieser Umstand ist befähigt zu erklären, warum jenes einzigartig genaue Irminsulbildnis hier entstehen konnte. Es deutet exakt nach Norden, der Himmelsgegend die im damaligen Verständnis als „Heiden-Richtung“. Aber auch die Allsäule-Irminsul selbst wurde vom altgläubigen Mythos im hohen Norden unter dem Nordstern beschrieben.