WIE LANGE MACHEN SICH DEUTSCHE HEIDEN NOCH ZUM NARREN UND BEZEICHNEN DAS DATTELPALMENBILD VOM EXTERNSTEIN ALS „IRMINSUL“ ?
Der hohe Nährwert der Dattelfrüchte war es, der die Großsiedlungen im Orient erst ermöglichte. Der Baum wurde schon in sumerischer Zeit gehegt und gepflegt, Kulturen wurden angelegt, und weil die Pflanze zweihäusig ist, hat man sie von staatlichen Angestellten künstlich bestäuben lassen.
Der Herrschaftsstab orientalischer Könige glich noch einem detailliert nachgearbeiteten, schematisierten Palmbäumchen, wie es beispielsweise das Relief des aramäischen Herrschers Barrekub (ca. 850 v.0) vorführt. In den sog. „Lilienzeptern“ der deutschen Könige des „Heiligen römischen Reiches“ - wahrscheinlich durch Vermittlung des vorbildgebenden byzantinischen Kulturkreises - spiegelt sich das uralte Herkommen. Auch Kaiser Heinrich V. hielt sein „Weltenbaum-Palmen-Zepter“ (flankiert von Sonne und Mond), wie es auf seinen Silbermünzen zu sehen ist. Dass dieser sog. „Dreispross“ oder die „heraldische Lilie“, wie man sie ohne Verständnis für ihre Herkunft nannte, mit der namengebenden Blume in keinem ursprünglichen Zusammenhang steht, erweist ein überzeugendes Denkmälermaterial - besonders aus der langobardischen Kunst. Die „Lilie“ bzw. der „Dreispross“ gibt sich spätestens dann als Bildkürzel der hl. Palme zu erkennen, wenn das Gebilde auf hohem Stamm von Tieren flankiert oder umstanden wird. Keine noch so phantasievoll variierte europäische Baumform könnte dieser Gestalt entsprechen.
Weil das orientalische Lebensbaum-Palmbaum-Zepter bzw. das „Lilienzepter“ auch von europäischen Potentaten nachgeahmt und als Symbol ihrer Herrscherwürde gebraucht wurde, gedieh es zum allgemeinen Herrschaftszeichen weltlicher Macht. Als die Christenkirche im Zuge der gregorianischen Idee verstärkt begann, sich gegen die profanen Herrschaften aufzulehnen, begann auch ihr Bilderkampf wider die „Lilie“. Kaum anders erklärt sich die Menge der schmähenden päpstlich-römisch gesteuerten Kirchenkunst. Diese Politik der Diskriminierung wird anhand einer Fülle von Belegen erkennbar: Da huldigen abscheuliche Tiere dem „Lebensbaum“ (z.B. Tympanon-Bruchstück, Stadtkirche Freyburg; Dax/Landes/Frankr.; Fritwell/Engl.), da endet ein Wolfspenis in solcher Gestalt (z.B. Rada-Kirche/Lidköping/Schwed.), es ragen „Lebensbäumchen“ zungengleich aus Mäulern dämonischer Bestien (z.B. Taufstein Altenstadt in Freudenstadt; Schloss Tirol), oder die Schwanzspitzen von Drachen laufen in diesen Formen aus (z.B. Schottenportal, Regensburg; St. Laurentius, Erwitte).
Die himmelhohe Palme wird in altorientalischen Reliefs mehrfach dargestellt (Abb. 6). Sie ist schon früh mit solaren Gottheiten in Beziehung gesetzt worden. So galt sie auch als Baum des sonnengeistigen Griechen-Gottes Apollon. Auf einem Krater von Jüz Oba reichen sich Apollon und Dionysos vor einem Palmbaum die Hände (Abb. 7). Das vorderasiatische Kunstschaffen griff das Dattelpalm-Motiv auf und gestaltete es phantasievoll aus. Ins Religiöse überhöht wurden die Formen eines „Lebensbaumes“ entwickelt, welche sich zwar an die Naturgestalt der Dattelpalme anlehnten, doch mehr und mehr ins sinnbildhafte Idol übergingen. Aus den Palmblättern wurden sich reckende und ringelnde Voluten, und die Blütenkolben bzw. Dattelfruchtstände deutete man durch nach unten weisende kleine Spiralen an. Ein phönizisches Dekorationsplättchen (Abb. 8) zeigt den hl. Baum ebenso wie das assyrische Elfenbeinkästchen aus Ninive (Abb. 9) und das Relief einer Elfenbein-Pyxis aus Kalchu/Nimrud des 9. Jh. v.0 (Abb. 10). Die Palmbaum-Darstellung auf dem deutschen Kaisermantel wurde von islamischen Frauen in Palermo für Roger II. von Sizilien erarbeitet (Abb. 11). Charakteristisch für den phönizischen Volutenkopf sind das mittlere Dreieck oder die nach oben weisenden Winkel, wie es die Externstein-Palme (Abb. 12) in einer ungenauen Zeichnung aufweist. Insbesondere finden sich diese Formen auf kretisch-mykenischen Kapitellen von Kypros/Zypern (z.B. die Kalksteinstele aus Athienu; Verzierungen im Grab von Tamassos). Abb. 13 zeigt das Palmbaum-Logo einer rechtsgerichteten Organisation.
Das Palmbaum-Idol des Externstein-Kreuzabnahmereliefs entspricht in jedem Detail den bekannten alten Vorbildern des hl. Palmbaumes aus Mesopotamien und dem östlichen Mittelmeerraum !