APOLLON UND DIONYSOS
 
Ihr wahren Götter, ich neige mein Haupt,
man hat euch schnöde geschändet, beraubt.
Euer Raubgut hat man vergeudet, verschenkt,
einem jüdischen Zimmermann übergehängt.
 
Oh -, Dionysos -, was hat man dir angetan,
auch dir Apollon, auf schimmernder Bahn -;
ihr wart, ihr seid und ihr bleibet doch Gott,
hoheitsvoll tragt ihr den christlichen Spott.
 
Du Apollo warst allzeit der „Gute Sinn“,
eines inneren Lichtes Sonnengewinn,
wie erhebend bist du mit Leier und Bogen
über die Himmel und Herzen gezogen !
 
Du Sinnbild der Ordnung klärender Helle,
bestrafest das Niedere-Dunkle in Schnelle.
Des nordischen Himmels heilester Sohn,
schlägt du die Mächte des Chaos in Fron.
 
Und du, Dionysos, ur-irdische Kraft,
nie endet das Reich deiner Vaterschaft;
wo immer Leben im Rausche sich mehrt.
hat sich dein blutvolles Kredo bewährt !
 
Dein Sein, jener frommen Legende Kern,
als Gott-Sohn des Zeus, des höchsten Herrn,
warst irdischer Mutter ihr Kindlein fein,
wie späterer Christos mit Heiligenschein.
 
Du wurdest verfolgt, gejagt und getötet,
dein göttliches Blut hat den Boden gerötet;
zu unserem Heile hast du's vergossen,
daraus ist irdischer Segen gesprossen !
 
An Kreuzes Marterholz hing dein Leib,
du gingst in des Todes düstren Verbleib,
wirst doch dich zur Auferstehung erheben -,
du bist der wahre Weinstock, das Leben !
 
So wie der Efeu unbändig sich schlingt,
aus lichtfernen Tiefen zum Wipfel ringt,
so erzeigt sich dionysische Lebensgier,
die ergänzend erklettert des Lichtes Panier.
 
So paaren sich festlich zwei göttliche Pole,
des Apolls und Dionysos schönste Idole
für Urkraft und Ordnung - was ist religiöser -
als zweieinige, heilige Menschheitserlöser ?
 
PS: Das Bild zeigt ein antikes röm. Bodenmosaik zu Paphos/Zypern - Anbetung des heiligen Dionysos-Knäbleins. Ein anderes antikes Reliefplättchen zeigt den am Kreuz hängenden, sterbenden Dionysos. Die Jesus-Christus-Legende ist aus mehreren antiken Vorbildern von den sogenannten „Kirchenvätern“ dreist zusammengestrickt worden.