FRAU SAGA

Frau Saga saß am Urda-See,
im säumigen Besinnen.
Rastlosen Ringens arges Weh,
sah sie vorüber rinnen:

„Ich weiß der Saga-Sänge viel,
wo liegt des allen Sinn,
ob Prosa- oder Verse-Stil,
vermiss’ ich den Gewinn.

Menschen treiben Saga-Schau,
doch lernen tun sie nie,
sie ehren mich als schöne Frau,
die Unterhaltung lieh.

Sie hören Sang und Saga an,
belauschen meinen Mund,
dass Weltgeschichte lehren kann,
nur wenigen wird’s kund.

Endlos währet Menschen-Streit,
und immer noch auf’s Neu,
niemals belehrt Vergangenheit,
der Mensch bleibt ohne Reu’ !“

Frau Saga saß am Urda-See,
im säumigen Besinnen,
sie weinte ob der Welten Weh,
ließ ihre Tränen rinnen.

Bild: „Mermaid“ von Boris Olshanskiy